In 12 Tagen soll in Magdeburg der außerordentliche Bundeskongress des Deutschen Schachbundes stattfinden. Ganz sicher ist das nicht. Das Corona-Virus könnte etwas dagegen haben. Unter anderem ist nicht sicher, ob ein Tagungssaal in ausreichender Größe für alle Delegierten zur Verfügung steht.
Seit Ullrich Krause DSB-Präsident ist, jagt ein Zoff den nächsten. Selbstkritik: Fehlanzeige. Raj Tischbierek hat ihm in einem ausführlichen Interview, das in der August-Ausgabe der Deutschen Schachzeitung (Schach) veröffentlich wird, die Frage gestellt: „Gipfel, solide Finanzen, DSAM – drei Erfolgsgeschichten. Wie erklären Sie sich den Fakt, dass trotzdem nur negativ über den Schachbund diskutiert wird? Warum ist sein Image so schlecht?“ Ullrich Krause: „Diese Frage habe ich mir von Beginn an gestellt – seit ich vor drei Jahren zum Präsidenten gewählt wurde. Egal, was passierte, ich wurde erstmal kritisiert.“ […]
Lieber Ullrich, es ist eben nicht egal, was passiert. Dir fehlt das diplomatische Geschick. Dadurch hast du „Kriegsschauplätze“ ins Leben gerufen, die den Deutschen Schachbund schlecht aussehen lassen und einen Bruch mit der Deutschen Schachjugend provozieren. Du hast Rechtsstreitigkeiten vom Zaun gebrochen und verdiente Schachfreunde vor den Kopf gestoßen. Dein Verhalten gegenüber Franz Jittenmeier gehört dazu. Dein Bericht in der 271-seitigen Kongressbroschüre beginnt mit den Worten: „Für mich persönlich waren es wieder sehr arbeitsreiche neun Monate seit dem letzten Hauptausschuss.“ Demut sieht anders aus.
Wichtige Wahlen stehen nicht auf der Tagesordnung. Eigentlich. Niedersachsen und Baden haben gleichlautende Anträge für die Abwahl des Vizepräsidenten Boris Bruhn gestellt. Die bergen Zündstoff und das schon im Vorfeld. Die Anträge waren in der Kongressbroschüre zwei Einzelpersonen zugeschrieben, obwohl sie von den Landesverbänden gestellt wurden. War das ein redaktioneller Fehler oder bewusste Manipulation? Niedersachsens Vizepräsident, Jörg Tenninger, hat vehement protestiert; siehe Perlen vom Bodensee.
Professionalisierung sei das Zauberwort, lautet Ullrich Krauses Credo in dem Schach-Interview. Wir denken unwillkürlich an Goethes Zauberlehrling:
„Der Zauberlehrling ist überheblich und leidet an Selbstüberschätzung. Seiner Unerfahrenheit zum Trotz strebt er die Herrschaft über dämonische Kräfte an. Er scheitert – und das Chaos breitet sich aus. Erst das Eingreifen des erfahrenen und kompetenten Meisters kann die alte Ordnung wiederherstellen.“ (Quelle: der Zauberlehrling)
Möge ein erfahrener und kompetenter Meister das Chaos im Deutschen Schachbund beenden!