Als Edgar Braun Mitte der Achtzigerjahre unserem Schachverein beitreten wollte, fragte er nach unserer Satzung. Wir guckten uns verdutzt an. „Satzung!? Sowas haben wir nicht!“ Über drei Jahrzehnte gehörten wir zu den stärksten niedersächsischen Schachvereinen, wurden mehrmals Landesmeister im Turnier- und Blitzschach. Schachspielen ohne Satzung – heutzutage undenkbar!
Zur damaligen Zeit galt das etwa für die Hälfte der niedersächsischen Schachvereine. Die hatten nämlich kein e.V. hinter ihrem Vereinsnamen. Damit war Schluss, als der NSV dem Landessportbund Niedersachsen beitrat. Die Folge: entweder wandeln sich die Schachklubs vom „nicht eingetragenen Verein“ in einen „eingetragenen Verein“ oder sie werden vom Spielbetrieb ausgeschlossen.
Diese Metamorphose fiel ausgerechnet in meine Amtszeit als 1. Vorsitzender. Es war eine zähe Angelegenheit. Die Rechtspflegerin der Landeshauptstadt Hannover schrieb unserem Notar einen langen Brief und verlangte hier und da formelle Änderungen. Kleinkram bis auf diesen Absatz:
Hä? Schachfreunde in Hannover? Unser Vereinsname war nicht neu, sondern etabliert, nachdem wir uns von der Peripherie Hannovers (Stadtteil Badenstedt) verabschiedet hatten. Überzeugungsarbeit war notwendig. Die Rechtspflegerin lenkte ein, und wir durften fürderhin mit Stolz als Hannoveraner antreten. Damit ist in diesen Tagen Schluss.
Die Fusion mit dem SK Ricklingen hat eine Namensänderung zufolge, die natürlich eine Satzungsänderung bedingt. Das dauert. Die Umsetzung ist nichts für Feingeister. Ein bisschen Schadenfreude kann ich mir nicht verkneifen. Die Geister, die die Bürokraten riefen, haben Deutschland und den Deutschen Schachbund fest im Griff.
Wie der neue Name im Detail lauten soll, ist mir nicht bekannt. Vorsichtshalber haben die Ricklinger ihren alten Vereinsnamen für die Oberliga Nord-West bei Jürgen Kohlstädt gemeldet. Von einer „Verzwergung“ (Stadtteil statt Großstadt) ist auszugehen.
Nachdem Edgar Braun Mitglied geworden war, hat er nie wieder nach der Satzung gefragt. Seiner Leidenschaft fürs Schachspiel tat das keinen Abbruch.