Heiß ist es heute!
Zu heiß für Schach? – NEE!
Zu heiß für Laufsport? – NEE!
In den „klimatisierten“ Hallen des Freizeitheim Linden werden wir heute ab 19:30 Uhr beides vornehmen!
„Turniersimultan“ ist eine multisportliche Betätigung für Geist UND Körper.
Man spielt gleichzeitig alle(!) Partien eines Rundenturniers, mit Zeitlimit und immer um einen laaaaaangen Tisch herum.
5 Teilnehmer heisst 10 Bretter, also einen ca. 8m langen Tisch und damit 18m je Runde. 60 Züge bedeuten in einer Stunde einen Kilometer im winzigen Kreis rennen.
Der Deutsche Meister im Fußball weiß genau, wie das geht:
http://www.scv-jugend.de/uploads/2011-FCB-TurnierSimultan-Beschreibung.pdf
Ich freue mich auf mindestens 2 Kilometer laufen – cu!
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SO war es denn tatsächlich: Wir waren zu sechst, so dass doch einige Aufbauarbeit für 15 Bretter geleistet werden musste, beginnend mit dem Tische rücken und Stühle entfernen (sind sonst im Weg!). Das Stellen der Digitaluhren hat super geklappt, Modus 3 mit 1:15 für jeden Spieler. Interessant wäre hier mal ein Sanduhrmodus: Beiden Spielern steht ein Startguthaben zur Verfügung. Läuft die Zeit des einen, gewinnt der andere hinzu! Jedem Spieler wurde zur Kennzeichnung eine Farbe zugelost, die Brettpaarungen dann ausgewogen verteilt, um etwa gleich weite Abstände zu haben.
Den Raum kreuzte also eine gekrümmte Tischdiagonale, ein skurriler Anblick für die Zuschauer. Auf die Plätze, fertig, los ging es um 20 Uhr. Freddy startete schnell und gefährlich mit 3x 1.f2-f4 und fuhr nach einer halben Stunde schon den ganzen Punkt gegen mich ein. Mit Ausnahme kleiner Bodychecks (besonders an den Randbrettern) und eines Zugrücknahmeeklats ging alles reibungslos, ohne hektische Zeitnot. Ich selbst hatte zweimal ein unglückliches Händchen: Das Qualitätsopfer gegen Serdar hatte diesmal ein RIESENGROSSES Loch, na und über das eigentliche Remisendspiel gegen Torsten lege ich den einzügigen Mantel des Schweigens. Einem Läufer können die Züge nicht ausgehen! Nach einer Runde mit geschätzten 1,5 km Laufarbeit war kurz nach 22 Uhr dann Schluss. Bei mehr Teilnehmern kann man an einem Abend auch 2 Runden spielen…
Anbei die Tabelle als Foto. Dietmar gewinnt vor Serdar, beide haben 4 Punkte aus 5 Partien geholt.
Unabhängig von der Platzierung wollen aber ALLE Teilnehmer schon bald mehr davon. Das freut den Turnierleiter 😀
Kann man machen, muss man aber nicht
Am Freitagabend habe ich keine Mühen gescheut, mir die ersten 5 Minuten des Spektakels anzuschauen. TUSI ist nichts für Zartbesaitete. Wer sich körperlich nicht durchsetzen kann, bleibt auf der Strecke. Überholmanöver beim Umrunden des Tisches gehören zur Spielart. Dabei gehören taktische Fouls, z.B. Sperren ohne König, zum Repertoire eines ausgebufften Simultanspielers.
Über eventuelle Verletzungen, Rote Karten, Laufstrecke, Kalorienverbrauch, Sauerstoffduschen usw. wird euch Uwe noch berichten. Nach 5 Minuten hatte ich genug gesehen. Auf dem Lindener Marktplatz habe ich mir anschließend das gegönnt, was derzeit Geist UND Körper am besten tut: ein frisch gezapftes, kühles Blondes.
Ein bisschen Geschichtsunterricht
Das hätte ich nicht gedacht. TUSI ist nicht etwa eine Modesportart, sondern eine multisportliche Betätigung, die in unserem Verein bereits seit genau 20 Jahren praktiziert wird. Im Juli 1994 gab es die erste Austragung. Damals war es auch heiß. Wir hatten den ersten Jahrhundertsommer seit es Wetteraufzeichnungen gibt. In Peschen (Brandenburg) wurde mit 39,9° ein Hitzerekord aufgestellt. Dafür lief es bei unseren Fußballern nicht so gut. Am 10. Juli verlor die deutsche Nationalmannschaft im Viertelfinale der WM in New York mit 1:2 gegen Bulgarien. – Unser 1. TUSI gewann Arthur Kölle mit 5 Punkten überlegen vor Olaf Bergmeier (3,5), Daniel Butscher (2,5), Mischa Kölle (2), Torsten Knippert (2) und Christian Jabs (0). Über eventuelle Blessuren gibt es keine Überlieferungen. Ein Blick in unsere Geschichtsbücher (Sonnenkönige) lohnt sich immer wieder.
Auf ein wichtiges Detail muss ich euch noch hinweisen. Uwe hat während der Veranstaltung ein T-Shirt mit der Aufschrift „Col du Tourmalet“ getragen. Das ist ein Fingerzeig auf den kommenden Event*. Das nächste TUSI soll nämlich auf der Außentreppe des Freizeitheims ausgetragen werden. Ein waagerechter Parkour* ist langweilig. Wenn wir dem BMI beweisen, dass wir jede Menge Höhenmeter bewältigen können, klappt’s auch mit der Förderung für chronische Stubenhocker.
Col du Tourmalet ist für mich das Stichwort, ein paar Sätze über die Tour de France zu verlieren. Als Rentner hatte ich zum ersten Mal die Gelegenheit, alle Etappen live im Fernsehen zu verfolgen. Es war großartig! Rund zwölf Millionen begeisterte Menschen standen am Straßenrand. Allein die Kulisse, die es an den ersten drei Tagen in England gab, war phänomenal. Solche Menschenmassen entlang einer Strecke hatte ich vorher noch nie gesehen. Reflexartig werden jetzt einige die Nase rümpfen, weil sie Radsport nach wie vor mit Doping assoziieren. Denen sei gesagt, dass für den internationalen Radsport trotz der anhaltenden Negativberichterstattung in den deutschen Medien eine neue Ära begonnen hat.
So ist zu hoffen, dass die öffentlich-rechtlichen Anstalten bald wieder live von der bedeutendsten Open-Air-Veranstaltung der Welt berichten. EUROSPORT sei zwar für die 100 Stunden gedankt, mit denen es mein Leben bereichert hat, aber der wiederholte Einschub von Werbung hinterlässt seine Spuren. Ich habe überschlägig ermittelt, dass ich während der drei Wochen rund 500 Mal einen Satz gehört habe, den ich jetzt nicht mehr aus meinem Kopf bekomme: „Möbel kauft man nicht mehr am Arsch der Welt!“
P.S. *Der oder das Event und der oder das Parkour sind zulässig (siehe http://www.schachfreunde-hannover.de/der-blog-oder-das-blog/)