„Stell dir vor, dein Schachverein soll aufgelöst werden, und keiner geht hin.“ „Etwas Besseres als den Tod findest du allemal“, sagten sich ein paar Patrioten und plädierten fürs Überleben. Der geflügelten Worte sind genug gewechselt. Sie galten dem gestrigen Abend. Jörg ist unser neuer Präsident. Spielleiter: Fehlanzeige, aber die Finanzen sind in guten Händen. Auf der Tagesordnung stand noch „Verschiedenes“. „Wow!“ Es sprudelte nur so von Ideen. „Geht doch!“, durfte ich konstatieren. Das Fenster ist ein Spalt weit offen. Der Muff kann abziehen. Kreativität darf hinein. Schau’n mer mal.
Ein Bild sagt bekanntlich mehr als tausend Worte. Und weil ich in diesem Jahr an dieser Stelle noch keins veröffentlich habe, möchte ich euch symbolisch mein Lieblingsfoto der letzten Wochen zeigen. Ein Paar hat sich getraut. Just an dem Tag, als sich Ana und Schweini das Ja-Wort gaben. Das Paar befand sich bereits auf der höchsten Stelle im Umkreis von 40 km. Das war den beiden nicht genug. Sie stellten sich auf eine Bank. Für einen Moment waren sie dem siebten Himmel ein bisschen näher gerückt.
Vom siebten Himmel sind wir Schachfreunde derzeit weit entfernt. Aber eine Stufe nach oben haben wir gestern erklommen. – Als ich meinen Platz verließ, habe ich dem Paar viel Glück gewünscht und mit dem Hinweis versehen, dass mein Glück bereits seit mehr als 35 Jahren anhält. Ein herzliches Dankeschön und strahlende Gesichter bekam ich zurück.
Wenn ich es recht verstanden habe, haben sich 13 unserer 53 Mitglieder (und ein Gast!!!) mit dem Auflösungsantrag beschäftigt – 75% unserer Mitglieder hat es ergo nicht ganz so brennend interessiert…
Immerhin 6 unserer 53 Mitglieder wurden in Ämter gewählt. Ich bin mir sicher, die brauchen weitere Mitstreiter (siehe „Wo sind die Aktiven?“, hier im Blog von Torsten publiziert), um echte Aufbruchstimmung verbreiten zu können!!!
Vielleicht verbreitet der Vorstand an dieser Stelle demnächst entsprechende job offers?!
Hallo Uwe,
immerhin 7-8 Mitglieder haben sich im Vorfeld abgemeldet, da sie verhindert waren. Wenn man diese dazuaddiert kommt man auf fast 50%.
Nichtsdestotrotz ist Mitarbeit im Verein, man muss ja kein Amt bekleiden, gerne gesehen und erwünscht.
Die Mitarbeit im Verein ist nicht das Problem. Dazu sind die meisten Schachfreunde bereit. Gleichwohl überwiegen die Ängste vor der Vereinsmeierei. In einem Kommentar zu meinem Beitrag „Ist das Schach – oder kann das weg?“
http://www.schachfreunde-hannover.de/ist-das-schach-oder-kann-das-weg/
habe ich eine junge Frau im Zusammenhang mit dem Bund Deutscher Radfahrer (BDR) zitiert: Die meisten Vereine seien einfach zu altbacken. Der BDR sei ein verstaubter Haufen.
Wir müssen uns selbstkritisch die Frage stellen: „Trifft das auch auf den NSV im Allgemeinen und auf unseren Schachverein im Besonderen zu?“ Nur wenn es uns gelingt, den Nerv der heutigen Generation zu treffen, haben Schachvereine hierzulande eine Zukunft.
Es liegt an dir, Torsten, aber tröste dich, du bist nicht allein. Ich habe schon so viele konkrete Vorschläge in meinem Schachleben gemacht, von denen die meisten – allerdings mit Verzögerung – realisiert wurden. Du weißt, wie du kürzlich auf meinen konkreten Vorschlag reagiert hast, unseren Vorstand von 6 auf 3 Mitglieder zu verkleinern. Faktisch haben wir jetzt 4. Dein konkreter Vorschlag war indessen, den Verein ganz aufzulösen.
Ich möchte dir eine Geschichte aus der Zeit vor rund 30 Jahren erzählen. Damals war ich Vorsitzender. Im Auftrag unseres Vorstands hatte ich den konkreten Antrag beim NSV gestellt, die Sportversicherung abzuschaffen. Die war völlig sinnlos, fraß aber etwa die Hälfte des NSV-Haushalts auf!! Stell dir vor, die Hälfte deines Gehalts ginge für eine Unfallversicherung drauf. Würdest du das stillschweigend hinnehmen? Natürlich wurde unser Antrag abgelehnt. Der damalige Präsident des Deutschen Schachbunds, Heinz Hohlfeld, schrieb mir in einem persönlichen Brief dazu wörtlich:
„Eine teure Versicherung. Versicherungen sind immer ein Problem. Seit ich 1947 einen eigenen Hausstand gründete, habe ich tausende von Mark an die Brandversicherung bezahlt. Davon hätte ich um die ganze Welt reisen können. Aber wenn es wirklich mal gebrannt hätte…?“
Noch Fragen? Ein paar Jahre später wurde die Sportversicherung abgeschafft.
Was unterscheidet Vereinsmeierei von Parteiklüngel? Nichts. Beides ist gut gemeint, kommt aber bei den meisten nicht an. Nun werben wir damit, dass wir „der etwas andere Verein“ sind. Was heißt das? Anders als irgendwo in Deutschland ist jedenfalls der Stadtteil, in dem wir beheimatet sind. Bei den Kommunalwahlen am Sonntag trauten sich lediglich 1 ½ konservative Parteien anzutreten. Zusammen holten sie 10 % der abgegebenen Stimmen. Der Rest hat anders gewählt. Wie vor 5 Jahren. Und wir leben noch. Jetzt schon 901 Jahre:
http://www.schachfreunde-hannover.de/900-jahre-linden/
Nun frage ich mich, ob wir derzeit zu den 10 % oder zu den 90 % gehören. Für unsere Zukunft ist das existenziell.
Für diejenigen, die hier (mal wieder? 😀 ? ) nichts verstanden haben. In und um Hannover wurde letztes Wochenende gewählt. Es galt, auf drei jeweils 80cm breiten und 30cm hohen Wahlbögen jeweils bis zu drei Kreuzchen zu setzen. Da dies mit rund 50 Kandidatennamen pro Zettel verknüpft war, fehlten sechs Stunden nach Beginn der Auszählung noch immer 16 Teilergebnisse. Ein HOCH also den Auszählern!
Excel und vielleicht sogar Bot-Autoren oder doch mehrere Nachtschichten haben geholfen, jede Stimme in ein 22 MB schweres Buch zu verarbeiten. Ein HOCH auch auf diese Enthusiasten! Guckst Du hier:
http://www.hannover.de/Leben-in-der-Region-Hannover/Politik/Wahlen-Statistik/Wahlen-Wahlrecht/Informationen-zu-Wahlen-und-zum-Wahlrecht2/Wahlberichte-von-Stadt-und-Region-Hannover
Wenn ich nicht irre, bezieht sich Gerd auf den recht lebhaften Wahlkreis 33.
So, jetzt genug Erklärbär gemacht.
Auf geht es, weiter im Überlebenskampf – diesmal Onlineblitz 🙂
Der frühe Vogel setzt die (richtigen) Kreuzchen
Da ich der erste Wähler in meinem Wahllokal war, konnte ich meine Kreuzchen im Stehen machen. Ansonsten hätte ich nicht gewusst, wie ich die ganze Bandbreite meiner Wahlzettel hinter einer schmalen Papp-Schamwand verifizieren sollte. Leidtragender war u.a. Jörg Schimke (Blog-Parade Linden 900). Vor 5 Jahren war er noch Protagonist der Grünen, diesmal war er als Einzelbewerber für den Bezirk Linden-Limmer ganz rechts auf dem 80 cm breiten Wahlzettel platziert. Dort wurde er mangels Ausbreitmaß offenbar von den meisten übersehen…
In einer Woche findet in Sottrum der Ordentliche Kongress 2016 des NSV statt. Die aufwendig gestaltete Kongressbroschüre findet ihr hier:
http://nsv-online.de/downloads/2016_Kongressbroschuere.pdf
Es lohnt sich, bis ans Ende zu blättern. Auf den Seiten 40 bis 43 geht es um die geplanten Strukturreformen. So weit, so gut. Halbherzig finde ich indes die Überschrift „Was brauchen wir nur bedingt“ zu folgenden Punkten:
• „Überzählige“ Verwaltungsebenen
• Spielmöglichkeiten eingrenzende Starrheit
• „Verschwendung“ von Ressourcen
Niedersachsens neuer Slogan lautet: Klar. Klar heißt: Nein, wir brauchen keine überzähligen Verwaltungsebenen, wir brauchen keine Starrheit, und wir brauchen keine Verschwendung von Ressourcen. Entweder wir zeigen klare Kante, oder wir umschmeicheln lediglich unser Siechtum.