Die Erste erfolgreich in der Oberliga

Wenn der Hahn den Affen ablöst, kann es laut werden. Ich spreche vom diesjährigen Têt-Fest, das im Saal nebenan von Vietnamesen gefeiert wurde. Aber ihr kennt den uralten Witz: besser jemand bläst in ein Saxophon als in einen Sack Zement. Die vorübergehende Störung brachte niemand ernsthaft aus der Fassung. Dazu waren die Partien zu spannend. Jedenfalls die meisten.

Meine subjektive Sichtweise der einzelnen Partien sieht so aus:

Brett 1 GM Tseitlin, Michael (Bremer SG) ½ – ½ Schirm, Friedmar (SFH)
Ein verdientes Remis ohne große Höhepunkte.

Brett 2 Ackermann, Dennie (SFH) ½ – ½ IM Borik, Otto (Bremer SG)
Eine sensationelle Partie! Ihr müsst euch die Endstellung in meiner Bildergalerie ansehen: Dennies Dame gegen zwei Leichtfiguren und zwei Bauern von Otto Borik. Die Punkteteilung kam nach 5½ Stunden zustande, als es 4:3 für uns stand. Mehr als ein Remis war wohl am Ende nicht drin, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass Dennie mehrmals den Gewinn ausgelassen hat.

Otto Borik am 15.01.2017
Otto Borik am 15.01.2017

Vor dem Match hat mich Otto Borik kurz auf den Beitrag angesprochen, den ich vor drei Jahren über ihn geschrieben habe. Er hat ihm gut gefallen. Guckt ihr hier: https://www.schachfreunde-hannover.de/otto-borik/

 

 

Das Foto vom Länderkampf 1979 in Ibbenbüren ist ein Beleg dafür, dass wir beide nicht jünger geworden sind. Im September wird Otto Borik 70 Jahre alt.

Brett 3 Hundack, Rolf (Bremer SG) ½ – ½ Böhm, Jürgen (SFH)
Es war der Einstand von Jürgen Böhm in unserem Team. Der ist gelungen. Die Partie war weder langweilig noch spektakulär.

Brett 4 Kaimer, Thomas (SFH) 1-0 Issing, Peter (Bremer SG)
Tom war in seinem Element. Seinen Gegner hat er förmlich zertrümmert. Schuld für dessen Desaster war vermutlich die lange Rochade. Oder ein schlechter Tag. Kann passieren.

Brett 5 Peters, Frank (Bremer SG) ½ – ½ Liebau, Andreas (SFH)
Total verschachtelte Stellung. Remis mit Ansage.

Brett 6 Fritze, Bernd (SFH) 1-0 Rust-Lux, Klaus (Bremer SG)
Total verschachtelte Stellung mit einem Büchsenöffner à la Bernd Fritze. Oder anders ausgedrückt: Positionsspiel mit Auge und viel Geduld.

Brett 7 Krajina, Davor (Bremer SG) 1-0 Herrmann, Andreas (SFH)
Andreas‘ Stellung gefiel mir nach der Eröffnung gut. Unser A-Open-Gewinner sah das im Nachhinein kritischer. Jedenfalls musste er plötzlich einen Angriff abwehren, der ihm erst einen, dann zwei Bauern kostete. Das war’s.

Brett 8 Streich, Gerhard (SFH) ½-½ Stieglitz, Dirk (Bremer SG)
Im 20. Zug machte ich einen Anfängerfehler, der mich, hätte ich die Partie verloren, dazu veranlasst hätte, das Schachbrett für immer an den berühmten Nagel zu hängen. Zum Glück war die Stellung kompliziert genug. Mein Gegner fand nicht die stärkste Fortsetzung, und so einigten wir uns im 29. Zug nach dreifacher Zugwiederholung auf Remis.

Summe:  4,5 (SFH)-3,5 (Bremer SG)   4. Runde Oberliga Nord-West

Womöglich war der knappe Sieg über die sympathischen Bremer die halbe Miete für den Klassenerhalt. Die nächste Runde spielen wir am 5. Februar beim Tabellenführer in Oldenburg. Abgesehen vom Debakel in Göttingen können wir uns in dieser Saison nicht über mangelndes Glück beklagen. Die 5 Mannschaftspunkte, die wir bislang geholt haben, hingen jeweils am seidenen Faden. – Wie war das noch mit dem Glück? „Glück in der Liebe“, nannte Uwe seinen Beitrag nach unserer Niederlage in Göttingen. Nun hat Gerhard Glück den Göttinger Elch gewonnen. Was holen wir in Oldenburg? Die Goldene Palme wurde gerade an den Grünkohlweltmeister vergeben. Da für die Goldene Ananas die Zeit noch nicht reif ist, heißt es: Glückskekse backen. Womit wir wieder beim Jahr des Hahns sind.

Mehr oder weniger glückliche Gesichter seht ihr in meiner Bildergalerie sortiert nach Brett und Zeit.

Ein Gedanke zu „Die Erste erfolgreich in der Oberliga“

  1. Ein Blick nach oben

    Unsere nächste Aufgabe haben wir bekanntlich beim Spitzenreiter SK Union Oldenburg zu bewältigen. Das Orakel gibt den Oldenburgern nach dem 4. Spieltag eine Chance von 82,9 % für den Aufstieg in die 2. Bundesliga Nord. Wir sind mit 0,0 % angeblich chancenlos. Was ist denn, wenn wir die Oldenburger schlagen? Zumindest wäre der Aufstieg theoretisch möglich, denn wir spielen darüber hinaus gegen die nächsten drei Vereine der aktuellen Tabelle. Insofern ist ein verstohlener Blick in die 2. Bundesliga erlaubt. Dafür habe ich mir die dort vertretenen Schachvereine näher angesehen und deren Aufstellungen nach Staatsangehörigkeit (sofern keine Deutsche) und Titelträger analysiert:

    2. Bundesliga Nord – Tabellenstand nach dem 4. Spieltag

    1. Platz, 8 MP, 19,0 Pkt. Turm Kiel, 4 GM, 2 IM, 3 FM, 6 Dänen, 2 Polen
    2. Platz, 7 MP, 19,5 Pkt. Glückauf Rüdersdorf, 2 GM, 7 FM, 13 Polen
    3. Platz, 6 MP, 18,5 Pkt. SK Norderstedt, 1 GM, 4 IM, 6 FM, 2 Ukrainer, 1 Pole, 1 Engländer, 1 Däne, 1 Armenier
    4. Platz, 5 MP, 17,0 Pkt. Hamburger SK, 5 IM, 2 WIM, 3 FM, 1 Grieche, 1 Niederländer, 1 Österreicher, 1 Moldawierin
    5. Platz, 5 MP, 17,0 Pkt. SV Werder Bremen II, 2 GM, 4 IM, 6 FM, 1 WGM, 1 CM, 2 Niederländer, 2 Franzosen
    6. Platz, 4 MP, 17,0 Pkt. SK Zehlendorf, 1 GM, 6 IM, 4 FM, 4 Polen, 1 Bosnien-Herzegowina, 1 Franzose
    7. Platz, 3 MP, 15,5 Pkt. HSK Lister Turm, 1 IM, 5 FM, 1 Ungar (Brett 12)
    8. Platz, 1 MP, 14,0 Pkt. Preetzer TSV, 4 IM, 8 Dänen
    9. Platz, 1 MP, 12,0 Pkt. SF Berlin II, 1 GM, 3 IM, 7 FM, 1 WFM, 1 Finne, 1 Ire, 1 Grieche, 1 Franzose
    10. Platz, 0 MP, 10,5 Pkt. Rotation Pankow, 6 FM, 2 WIM, 16 Deutsche!

    Die Wechselbeziehung zwischen Tabellenstand und den von mir genannten Kriterien ist offensichtlich. Darüber hinaus gibt es einige Kuriositäten:

    • Bei Glückauf Rüdersdorf kamen ausschließlich die Polen zum Einsatz.
    • Beim Spitzenreiter Turm Kiel durften in 32 Partien indes neunmal Deutsche ran.
    • Der Preetzer TSV hat bereits 15 seiner 16 gemeldeten Spieler eingesetzt.
    • Ausgerechnet die beiden Spieler, die beim Preetzer TSV jedes Mal spielten, holten nur 1:7 Pkt.
    • Schlusslicht Rotation Pankow hat achtmal mit denselben Spielern (Nr. 1-8) gespielt.
    • Der 8. Pankower holte 100 %, während die beiden ersten Bretter mit 0 % leer ausgingen.

    Was lehrt uns das? Für die 2. Schachbundesliga interessiert sich in der Öffentlichkeit zwar kein Schwein, aber ein Schmelztiegel ist sie allemal. Das begrüße ich, wenngleich mir einiges nicht einleuchtet. Ob unser Schachverein damit standhalten kann, ist in der Tat fraglich.

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