In einer Zeit, in der regelmäßige Vereinsabende der Vergangenheit angehören, macht sich in 2017 ein Trend breit, der sozusagen „back to the roots“ ist: Ich spreche von Privatturnieren. Der Faktor Spaß tritt in den Vordergrund – und das ist gut so! Dank guter lokaler Vernetzung war dies für mich die vierte solche Veranstaltung des Jahres – Nachmachen empfohlen!
Die Bata Illic Nacht lud in die Stadt Eldagsen ins Haus Aleric. Die Eldagser hatten an diesem Abend mehr Spieler mobilisiert als bei den meisten ihrer Mannschaftskämpfe. Mit einem stärkenden Mahl aus gebackenen Bohnen, Debreciner Würstchen, Paprika und selbstgebackenem Weißbrot wurde am Spätnachmittag die Grundlage für einen langen Abend bereitet. Der Titelgeber war nicht persönlich anwesend, drang aber zu jeder vollen Stunde mit seinem größten Hit „Michaela“ aus den Boxen. Dazwischen gaben Bata´s Wegbegleiter aus diversen Hit- und Schlagerparaden ihr Stelldichein. Grausam, dass mein Langzeitgedächtnis für jeden beliebigen der (gefühlt „einer von 80 Millionen“) Songs nicht nur den Refrain sondern sogar ganze Texte rauskramte. Ich sehe mich schon im Altenheim der Demenz zum Trotz 70er Jahre Schlager mitträllern – das will keiner haben 😉
Schach wurde auch gespielt, sogar exzessiv. Nach Tandem kam Tridem (drei gegen drei) mit Rutschsystem. Als Spieler in der Mitte muss man das Material seiner beiden Mitspieler schnell ein- und umsetzen – und dann noch geschickt rückverteilen. Unschlagbar bleibt da keiner. Quasi jedes Match bietet Tragödien oder Glücksmomente. Erschwerend lebte auch die Rivalität der Eldagser mit dem westlichen Nachbarort auf. So verweigerten einige Mitspieler standhaft die Annahme eines von mir zugeschobenen Springers… Lustig war es also allemal!
Das mitternächtliche Blitzturnier um den (virtuellen) Bata Illic Cup wurde dank guter Konzentration meine 100%ige Beute. Das abschließende Tandem „um die Weltherrschaft“ (im Süden des Deisters ein zum Abschied wohlbekannter Brauch) konnte ich zusammen mit Frank gewinnen. Den Gewinner der Sonderwertung „spät in der Nacht“ kann ich Euch nicht nennen – Frank wollte partout mein Chauffeur in Richtung Heimat sein. Den Vorräten nach könnte das Turnier jetzt noch laufen 😉
…und die Moral von der Geschicht´: Bewegt Euch, macht selbst was draus!
Einer der Gewinner der Sonderwertung „spät in der Nacht“ ist auf jeden Fall Peckus.
06:15 Uhr ist schon mehr als die halbe Distanz eines 24h-Marathons – Respekt!!!
Peckus?! Heißt der nicht: Pikus, der Waldspecht?
Wer Peckus nicht kennt,
hat die Welt verpennt 😉
Jaja, die Eldagser sind schon ein lustiges Völkchen. Seit einigen Jahren wird man als Ortsfremder, der die Stadt Eldagsen betritt, schon darauf hingewiesen, dass die Eldagser nicht unbedingt freiwillig zu Springe gehören. Das durchaus ungewöhnliche Ortsschild habe ich dem Artikel angehängt.
Das zweite Bild ist ein legendärer Fehldruck eines Partieformulares (wer findet den Fehler?). Gerüchten zufolge spielten die Eldagser jahrelang mit diesem Formular, ehe einem Bewohner der westlichen NachbarSTADT der Fehler auffiel.
Das dritte Bild zeigt zwei Akteure mit denen Uwe bestimmt den Abend neulich verbracht hat (Für Insider: Dirk und Frank). Es stammt aus dem Jahre 1983 und wurde während der Jugendmeisterschaft der Stadt Springe aufgenommen. Wenn man sich die Stellung genauer anschaut, könnte sie allerdings auch aus einer Tandempartie stammen.
Eldagsen ist das Drehkreuz für Radsportler südlich von Hannover. In 6 (!) Himmelsrichtungen kann rangiert werden. Zum Verweilen lädt Eldagsen normalerweise nicht ein. Das macht die originelle Einleitung der freudigen Schachfreunde auf deren Webseite deutlich:
„In der Hoffnung, dass sich ab und an auch mal ein Gast auf diese Seite verirrt, finden sich hier einige Information zu unseren Schachfreunden.“
Die letzte Aktualisierung fand am 12.10.2016 statt. Die nächste ist dem Vernehmen nach für den 24.09.2047 parallel zur Abdankung von Angela Merkel geplant.
Bezüglich des Fehlers habe ich eine hübsche Analogie. Zu Beginn meines Berufslebens war ich bei einem großen deutschen Baukonzern angestellt. Es handelte sich um eine Aktiengesellschaft mit Niederlassungen in allen deutschen Großstädten. Im Briefbogen stand unter dem Firmennamen nicht „Zweigniederlassung Hannover“, sondern „Zeigniederlassung Hannover“. Hunderte Briefe wurden verschickt, ohne dass jemand den Fehler bemerkt hätte. Etwa ein halbes Jahr später fiel einem Kalkulator der Fehler auf. Man nahm es mit Humor. Zeigen statt Zweigen war sozusagen ein Fingerzeig für die Präsenz in der deutschen Bauwirtschaft. Zum Zeigen bestand wenige Jahre später kein Grund mehr. Eine Fusionswelle machte die Zeigniederlassung überflüssig.
Dirk war von mir angesprochen worden, aber verhindert auf Reisen.
Eldagsen steht heute schon wieder in den Schlagzeilen. Am 27. Oktober schließt dort die Filiale der Sparkasse, berichtet meine Tageszeitung (HAZ). Die Filiale wird anschließend in ein Selbstbedienungscenter umgebaut. Selbstbedienung klingt seltsam, wenn’s ums Geld geht. Hoffentlich verstehen das die bösen Buben nicht falsch. Grund für die Schließung dort und anderswo seien die Gewohnheiten der Kunden. Die suchen immer seltener die Filialen auf. Stattdessen nutzen sie für ihre Bankgeschäfte das Internet. Offenbar gilt dieser Trend für Geldinstitute und für Schachclubs.