Heute geht es in der Frauenbundesliga um die Wurst. Die Wurst ist bekanntlich weiblich, wodurch ich mir gendergerechte Verrenkungen sparen kann. Verrenkt hat sich auch nicht Walter Siemon von der OSG Baden-Baden in seinem Pressebericht: http://www.zugzwang.de/?p=12410#more-12410
Wobei ich mich schon frage, ob so viel Schönheit zur Sprache gekommen wäre, wenn es um schnödes Männerschach gegangen wäre. Kein Wort darüber, dass im malerischen Schwäbisch Hall dermaßen „dicke Luft herrscht(e)“ (O-Ton Schachticker), dass Spielverbote erwogen worden waren. Anscheinend ist die Luft jetzt rein. In der letzten Runde der Frauenbundesliga kommt es zum entscheidenden Kampf um die deutsche Meisterschaft zwischen dem SK Schwäbisch Hall und der OSG Baden-Baden. Wir dürfen gespannt sein. Zugleich wünschen wir unseren Nachbarinnen aus Lehrte in ihrer letzten Begegnung dieser Saison gegen die Rodewischer Schachmiezen viel Erfolg. Den Klassenerhalt haben sich die Damen vom SK Lehrte vorzeitig gesichert.
Guerrilla Girls
Unser Glückwunsch geht nach Baden-Baden. Mit 4,5 : 1,5 Punkten gewannen die Damen um Ex-Weltmeisterin Yifan Hou gegen die vom SK Schwäbisch Hall. Damit zogen die Frauen aus der bildschönen Stadt an den Frauen aus der malerischen Stadt in der Tabelle vorbei. Für Yifan Hou war es der einzige Einsatz in dieser Saison. Aber das Flugticket hat sich mit ihrem Sieg am 1. Brett gelohnt. – Für Lehrte gab es mit 1 : 5 Punkten gegen die Rodewischer Schachmiezen eine deftige Niederlage, die angesichts des guten 7. Platzes (von 12 Mannschaften) in der Endabrechnung zu verkraften ist.
Als ich heute Mittag in unserer Landeshauptstadt am Haus der Kestner Gesellschaft vorbeikam, fiel mir ein Plakat (siehe Bild oben) auf, das Assoziationen zum Frauenschach weckt. Aus Unterrepräsentanz von Frauen in der Kunst formierten sich 1985 die Guerrilla Girls. „Mit Plakaten im öffentlichen Raum, Videos, Aktionen, Performances und Publikationen enthüllen die Guerrilla Girls weit verbreitete Ausgrenzungsmechanismen in der Kunstwelt, die weltweit bis heute zu einer von weißen Männern dominierten Kunst- und Kulturlandschaft beitragen“ (O-Ton Kestner Gesellschaft).
Ich hoffe, dass ich mit meinem Beitrag etwas gegen die Unterrepräsentanz von Frauenschach in Deutschland getan habe.
Frauen gehören nicht zu Deutschland!
Heimatministerium bekundet kulturelle Identität Deutschlands; guckt ihr Klaus Stuttmann:
https://www.stuttmann-karikaturen.de/karikatur/6693
Schachministerium bekundet kulturelle Solidarität Deutschlands; guckt ihr Gerhard:
http://www.schachfreunde-hannover.de/gute-vorsaetze-fuer-2018/#comment-19774
Wisst ihr übrigens, welcher mitgliederstärkste Schachverein Deutschlands kein einziges weibliches Mitglied gemeldet hat? Es handelt sich um den SC Pforzheim von 1906. Laut aktueller DSB-Mitgliederstatistik hat der in der Rangliste an 145. Stelle liegende Verein 86 Mitglieder, davon 0 Frauen. Zum Vergleich: Auf Platz 142 liegt die Bremer SG (Otto Boriks alte Herren) mit 87 Mitgliedern (davon eine Frau!).
Dabei wurde 1998 mit Sonja Wild zum ersten Mal eine Frau an die Spitze des SC Pforzheim gewählt. Das habe ich der ausgezeichneten Vereinschronik entnommen. Wilds Regentschaft kann nur von kurzer Dauer gewesen sein. Ob sie auch Schach gespielt hat? Wir erfahren es nicht. Allerdings ist dokumentiert, dass 1922 eine Frau Stegemann aus Pforzheim den geteilten 4. Platz in einem Nebenturnier belegt hat. Selbstredend waren es ausschließlich Herren (ca. 25), die am 10. Dezember 1906 bei der Gründungsversammlung in der Klostermühle den Vorstand gewählt haben. Wobei Baden in Sachen Frauenrechte eine Vorreiterrolle gespielt hat. Baden war im Jahr 1901 das erste Land, in dem Mädchen höhere Jungenschulen besuchen und sich an Hochschulen unter den gleichen Bedingungen wie Männer immatrikulieren konnten. Im Jahr 1908 wurde ein neues Reichsvereinsgesetz erlassen, dass die Mitgliedschaft von Frauen in politischen Parteien gestattete. Das ist nun 110 Jahre her. In Bayern und in Schachvereinen ist die Zeit indes stehengeblieben.
Die Webseite der Pforzheimer ist trotz oder wegen keiner Frau vorbildlich aufgemacht; guckt ihr hier: http://sc-pforzheim.badischer-schachverband.de/
Versteckte Botschaft
Jeder kennt „Das Abendmahl“ von Leonardo da Vinci. Dem Gemälde wird nachgesagt, dass es versteckte Botschaften enthält. Stimmt! Heute wurde das Gemälde vor Hannovers Marktkirche nachgestellt (guckt ihr oben). Fällt euch etwas auf? Zehn der zwölf Apostel sind Frauen! Geht doch!
Frohe Ostern!
P.S. Die Szene könnt ihr heute Abend auf Hallo Niedersachsen im NDR-Fernsehen unter dem Titel „Straßentheater spielt Abendmahl“ sehen. Reporter ist Henning Orth.