Gestern habe ich ein Büchlein zur Hand genommen, das den Titel trägt: „Klapas buntes Hannover“. Es ist 1989 bei Leuenhagen & Paris (Lister Meile) erschienen. Klapa steht für Klaus Partzsch (*1930 †1995). Die älteren Hannoveraner werden sich an seine Glossen erinnern, die er jahrzehntelang in der HAZ veröffentlicht hat. Seine Nachfahren führen die Tradition in der Kolumne „Lüttje Lage“ fort. 125 heitere Betrachtungen spiegeln Klapas buntes Hannover wider. Wobei „bunt“ heute eine andere Bedeutung hat als vor dreißig Jahren. Gleichwohl menschelt es nach wie vor. Es gibt Aufreger, die in Vergessenheit geraten sind, z.B. die Spielbankaffäre, andere sind aktuell wie eh und je, z.B. unser Verhältnis zu Bürgern, die im Freistaat Bayern beheimatet sind. Das wird in Klapas Glosse „Blitzschach“ deutlich.
Klapa hatte ein Vollwertkostmenü, das in einer Zeitschrift für gesundes Leben abgebildet war, mit einem Tarnnetz für Bundeswehrpanzer verglichen. Der Mann hinter dem Menü war ein Bayer vom Wörthsee, der erbost reagierte und Klapa riet, die Bewertung seiner Vollwertkost einer Gulaschkanone zu überlassen. Die hätte größere Kapazitäten. – Warum auch immer kam es zwischen den beiden zu einem Duell auf dem Schachbrett. Klapa musste klein beigeben: „Aber daß mich der Mann aus Bayern so furchtbar geschlagen hat, möchte ich den Hannoveranern doch nicht vorenthalten – es macht ja immer Vergnügen, eine fette Figur umkippen zu sehen, selbst wenn es nur die eines Kleinmeisters sein sollte.“
Kleinmeister ist das Stichwort für Gerhards buntes Hannover. Bei meiner Vorbereitung auf die neue Saison in der Oberliga Nord habe ich das Terrain eines Gegners erkundet: Aufsteiger Hannover 96. Dabei fiel mit ein merkwürdiges Schild auf:
Frauen kennen wir Schachspieler meist nur vom Hörensagen. „Warum“, fragen wir uns deshalb, „hat diese Spezies einen eigenen Eingang?“ Wobei es noch einen zweiten Eingang geben muss, wenn ich das Wort „zusätzlich“ richtig deute. Den konnte ich allerdings nicht finden. Getrennte Eingänge für Männer und Frauen kannte ich bislang nur von Moscheen. Welchen Sinn macht es, wenn ein Ehepaar, das ein Fußballstadion besuchen will, am Eingang getrennt wird? Ist es die Wiedersehensfreude in den Menschenmassen hinter den Eingangstoren? Oder werden an diesen Stellen sensible Ordnerinnen statt grobschlächtiger Ordner eingesetzt? Ich weiß es nicht. Als ich das letzte Mal im Stadion war, gab es das Schild noch nicht. Es war an einem bitterkalten Tag im Januar 2016. Thomas Schaaf war gerade als Fußballlehrer verpflichtet worden. Das erste Training war öffentlich. Er teilte die Profis in zwei Mannschaften und ließ sie auf einem Kleinfeld spielen. Ständig griff er ein und erklärte den Spielern etwas. Ich hatte den Eindruck, dass die Profis nur Bahnhof verstanden haben. Das Ergebnis ist bekannt: Es wurden 91 grausame Tage für die Kicker von Hannover 96.
Zurück zur Schachabteilung von Hannover 96. Am 25. November sind wir in der 3. Runde bei denen zu Gast. Die 2. Runde der Oberliga Nord ist für den 11.11. um 11:00 Uhr angesetzt. Das ist wieder typisch für die Humorlosigkeit von Schachfunktionären. Warum nicht um 11:11 Uhr? So viel Zeit muss sein. Wir haben dann ein Heimspiel gegen Werder Bremen. Thomas Schaaf ist wieder in deren Reihen. Als Sportdirektor möchte er an frühere Erfolge anknüpfen. Das sei ihm vergönnt. Misserfolge auf hannoverschem Gelände inbegriffen.
Sonnenuntergang am 2. August 2018 (siehe Kommentar)
Siehe Kommentar vom 17.10.2018
Derzeit lässt es die Sonne richtig krachen. Wie gut, dass wir eine fürsorgliche Ministerin für Ernährung und Landwirtschaft haben: Julia Klöckner will die Viehhalter nicht im Regen stehen lassen! Auf diese Metapher musst du erstmal kommen. Derweil habe ich überprüft, ob die Sonne vor ihrer Nachtruhe verhaltensauffällig geworden ist. Ich kann euch beruhigen. Sie errötet wie eh und je, wie das Foto von meiner Dienstreise belegt (siehe oben).
Heute vor 20 Jahren
An Gerhards buntem Hannover nagte der Rost. Das war einer der Gründe, warum am 17. Oktober 1998 Hannovers hübsch-hässliches Wahrzeichen abgebrochen wurde: die Stahlhochstraße über dem Aegi. Sie stand 30 Jahre lang als Provisorium. Heute erinnert nichts mehr daran. Für Nostalgiker und Spätgeborene zeige ich deshalb einen Ausschnitt des ehemaligen Stahlkolosses (siehe oben). – Im Vordergrund könnt ihr unschwer mehrere Sportler bei Ausübung ihrer Disziplin erkennen. Es handelte sich um das Radrennen „Rund ums Rathaus“. Die Aufnahme stammt vom 08. April 1990. Das war also vor gut 28 Jahren = zweimal lebenslänglich. Ein Radrennfahrer wird euch möglicherweise bekannt vorkommen. Er machte Werbung für ein Pharmaunternehmen. Dank seines Schweißes hat sich das Unternehmen erfolgreich auf dem Markt behauptet.
Shuttle Service
Hinweis für Schlachtenbummler, die am 25. November unseren Auswärtskampf in der Oberliga bei Hannover 96 live verfolgen wollen. Der Wettkampf findet nicht in der HDI-Arena statt, sondern im Vereinsheim Clausewitzstraße. Die gute Nachricht: es gibt einen Shuttle Service. Davon konnte ich mich gestern Abend überzeugen (siehe oben).
Interview to go
… und: „Wir machen das mit den Fähnchen“ (Sparkassen-Werbung). Niedersachsens Landesvater beherrscht Multitasking trotz sengender Hitze. Sakko und Krawatte sind dabei Pflicht. Der Erich-Honecker-Gedenkhut schützt vor Nebenwirkungen (siehe oben).
Schach hinter Gittern
Hannover 96 eröffnet die Saison 2019/20 (siehe oben).
Rebus für Fortgeschrittene
Schachfreundinnen und Schachfreunde, die angesichts des Regenwetters einen Zeitvertreib suchen und nicht zufällig an den Bezirksmeisterschaften teilnehmen, mögen an folgender Quizfrage ihr Allgemeinwissen prüfen. Wie heißt im Volksmund ein Tag wie heute, der sich für Werktätige zur Entspannung anbietet?
a) Lückentag
b) Rückentag
c) Krückentag
d) Brückentag
Zur Hilfestellung habe ich oben ein Foto angefügt. Für Fortgeschrittene, die die richtige Antwort kennen, stelle ich folgende Zusatzfrage:
Welchen Namen trägt das Ding, das im Mai des vergangenen Jahres neu eröffnet wurde?
Charly
Wer hätte das gedacht? Die Brücke heißt tatsächlich Charly. Den Namen hat sie zu Ehren von Friedhard Grote erhalten. Der SPD-Politiker hatte sich für die Radwegeverbindung zwischen Davenstedt und Limmer stark gemacht. Unter Genossen wird Friedhard (Jahrgang 1933) Charly genannt, und so heißt die Brücke halt Charly statt Friedhard. Sie überbrückt die Güterumgehungsbahn, die Linden mit dem Rest der Welt verbindet. Die Erstausfertigung (1987) der Brücke bestand aus Holz. 30 Jahre später war sie morsch.
P.S. Wer meine erste Frage mit a) oder b) oder c) beantwortet hat, erhält zum Trost eine Maxi-DVD von Günther Jauch mit dem Titel: „Wer wird kein Millionär?“
Welttoilettentag
Zur Abwechslung etwas wirklich Wichtiges. Guckt ihr oben.
Die schlechte Nachricht vom Wochenende: Am Sonntagmorgen ist die Holzbalustrade vom Biergarten „Lindener Turm“ abgebrannt. Der Sachschaden ist erheblich, weil die darunterliegenden Räume in Mitleidenschaft gezogen wurden. Darüber hinaus ist der historische Turm total verrußt.
Die gute Nachricht: Mein Kaltgetränk konnte ich rechtzeitig dem vorgesehenen Zweck zuführen. Guckt ihr oben.
Verkehr verkehrt
Zur Abwechslung etwas Lustiges: Das berühmt-berüchtigte Ihme-Zentrum wird derzeit zurückgebaut. Natürlich nur ein bisschen. Dafür wurde die Verkehrsführung in der Blumenauer Straße geändert. Man nehme nach StVO das Zusatzzeichen Nr. 1008-31. Oder bastelt sich das selbst… Guckt ihr oben!
Black Lives Matter
„Der Landessportbund Niedersachsen bekennt sich zur freiheitlich demokratischen Grundordnung und tritt allen rassistischen, antisemitischen und extremistischen Bestrebungen und Aktivitäten entschieden entgegen.“ (§ 7 der Satzung) – Der Schachverband Niedersachsen gehört dem LSB an.
Heute gab es weltweit und in Hannover die Gelegenheit, rassistischen Aktivitäten entschieden entgegenzutreten. Das taten rund 10.000 überwiegend junge Menschen. Ich war dabei. Am 10.05.2020 habe ich euch dieses Foto des menschenleeren Opernplatzes gezeigt. Heute konnte der Platz die Menschenmassen nicht aufnehmen. Eine Viertelstunde vor Beginn der Protestveranstaltung habe ich das Foto aufgenommen, das ich oben angefügt habe. Eine halbe Stunde später strömten die Menschen noch immer aus allen Himmelsrichtungen.
Solidarität ist keine bevorzugte Eigenschaft von Schachspielern. Und Mut auch nicht. Dennoch hoffe ich, dass einige – zumindest mit dem Herzen – die Protestaktionen unterstützen.
P.S. Eine Nahaufnahme aus der Georgstraße gefällt mir besonders gut. Deshalb habe ich ein weiteres Foto oben angefügt.
Demonstrieren war nie verboten. Guckst du z.B. oben 1. Mai-Demo der Gewerkschaft an der Goseriede. Du solltest denen dankbar sein, die dafür demonstrieren, dass unsere Gesellschaft so beschaffen ist, dass du in Ruhe Schachspielen kannst. Da ich mich an die Abstandsregeln gehalten und einen Mundschutz getragen habe, war die Ansteckungsgefahr für mich gering. Dass sich weltweit hunderttausende Menschen von einer Bewegung haben anstecken lassen, die gegen das Virus Rassismus gerichtet ist, ist ein erfreuliches Zeichen und ein Beleg dafür, dass es nicht nur Menschen gibt, die in erster Linie an sich selbst denken und/oder Sympathien für die Ewiggestrigen haben.
• Demonstrationsverbote hat es gegeben, wenn die Rahmenbedingungen und die Zahl der Demonstranten aufgrund der Erlasse unzulässig waren. Ein generelles Demonstrationsverbot gab es nicht. Du hättest also am ersten Tag nach dem Lockdown mit einer Person deines Vertrauens auf die Straße gehen können und ein Pappschild mit der Aufschrift: FCK XYZ hochhalten können.
• Wenn du dich selber schützen willst, ist das in Ordnung, zumal du dadurch andere schützt.
• Gewerkschafter sind nicht per se Egoisten. Die meisten sind sozial eingestellt. Dass sie die Interessen ihrer Berufsgruppe vertreten, ist nicht zu beanstanden.
• Der Ewiggestrige ist jemand, der in seinen Ansichten rückständig ist und bleibt; z.B. der von dir zitierte Reichsbürger. Dein Vergleich mit „modern“ hinkt, weil ein Beharren auf überkommenen Regeln eben nicht gut für die Gesellschaft ist.
• Dass du Rassismus für schlecht hältst, freut mich. Dein Nebensatz lässt indes aufhorchen: „…, aber wenn in Zukunft weiße Menschen kontrolliert werden müssen nur um den Proporz zu wahren oder die Polizei in Berlin unter Generalverdacht gestellt wird, dann geht mir dass doch zu weit.“ Es geht nicht um Proporz, sondern um Rassismus. Es geht auch nicht um die Kontrolle weißer Menschen, sondern um Regeln in unserer Gesellschaft, die gleichermaßen für alle gelten unabhängig von ihrer Hautfarbe und Abstammung. Ein Generalverdacht gegenüber der Polizei ist unbegründet.
• Die Demo in Berlin lief anders als die Demo in Hannover. Die Veranstalter in Hannover hatten mit rund 1.000 Teilnehmern gerechnet. Dass zehnmal so viele Demonstranten kamen, lag nicht in deren Hand. Nichtsdestotrotz haben sich die Ordner gemeinsam mit der Polizei um Disziplin bemüht, die nach meiner Einschätzung in Hannover gut funktioniert hat. – Für die Corona-Prävention hat die Demo sicher keinen Beitrag geleistet, für die Rassismus-Prävention war sie hingegen ein wichtiges Zeichen. Allein die Tatsache, dass wir an dieser Stelle die ansonsten einseitig orientierten Schachspieler zum Mitlesen animieren, ist ein Beleg dafür.
Die große Leere am See
Heute sollte in Hannover das Maschseefest beginnen. In meiner Tageszeitung hat Redakteurin Juliane Kaune die Absage ausführlich thematisiert. Unserer Blog-Gemeinde möchte ich derweil Trost spenden. Dafür habe ich die große Leere virtuell mit Tischen und Bänken gefüllt (guckt ihr oben). Gucken ja, hinsetzen nein! – Große Leere herrscht derweil auch in Wacken. Das Heavy-Metal-Festival wurde ebenfalls gecancelt. Hardcore-Fans dürfen dennoch abrocken. Von heute bis Samstag gibt es unter https://wacken-world-wide.com/ ein kostenloses Streaming-Angebot mit Livemusik.
Wie gehen Schachspieler mit der großen Leere um? Die Ungeduldigen tanzen mit der Maus, die Unschlüssigen vertagen sich von einem Termin auf den nächsten, die Unklugen treffen sich in Magdeburg, und die Neunmalklugen wissen, dass man das Kind nicht mit dem Bade ausschütten sollte.