Wusstet ihr, dass Cheating schon vor 16 Jahren ein Thema war? Im Archiv des Schachvereins Weidenau/Geiswald habe ich einen verblüffenden Hinweis gefunden. Der Verein gehört zum Schachbezirk Siegerland und ist die Heimat von Heinz-Roland Send, dem Vorreiter des 1970-Olympiade-Rückblicks in Siegen. Im Jahr 2006 hat der Verein auf seiner Website die Kategorie Comics ins Leben gerufen und nach drei Beiträgen wieder eingestellt. Der erste Comic stammt vom Schachfreund Simon Mohr. Folgendes Diagramm sorgt für Aufregung:
Ist die Stellung legal? Der Bauer e7 ruft empört: „Cheater!“ Hat er recht? Nein! Mr. Inkognito klärt auf. „Ich finde den schwarzen Bauern echt fies, dem Weißen ist kein Vorwurf zu machen… (d3-sf6-d4-sg8-d5)“, lautet sein Kommentar. Seht ihr: Voreilige Anschuldigungen können echt fies sein. Wobei Mr. Inkognito nur die halbe Wahrheit ans Licht bringt. Es sind noch viel mehr Varianten möglich. Bis zu 200! Mehr Züge scheitern an der FIDE-Regel 9.3.2. Die Probe aufs Exempel: 50. d3 …, 100. d4 …, 150. d5 … und mit seinem 200. Zug muss Schwarz einen beliebigen Bauern ziehen, und die Partie kann weitergehen. Dazwischen können die Springer beiderlei Lager hin- und herspringen und lediglich darauf achten, dass sie nicht dreimal gemeinsam das Gleiche machen. – Hat eigentlich schon jemand ausgerechnet, wie viele Züge bei einer Schachpartie theoretisch möglich sind, bevor die FIDE-Regel 9.3.2 greift?
Die folgende Stellung ist auch legal. Nach spätestens 50 Zügen ist allerdings Schluss mit dem Springer-Hopping. „Wegen Regel“, würde Vlastimil Hort sagen.
Holt die Springer in den eigenen Stall zurück. Draußen ist es lausig kalt. Schönes Wochenende!
Echt fies ist auch der zweite Comic. Die Entleerung einer blaublütigen Blase einem gewöhnlichen Bauern zuzuschreiben, bringt uns Hannoveraner auf die Palme. Wir sind König! Zugegeben erst auf Rang 450 der britischen Thronfolge, aber bekanntlich stirbt die Hoffnung zuletzt.
Die Siegerländer müssen sich daran gewöhnen, dass ihnen künftig die Welt von Hannover aus erklärt wird. Neuerdings gibt es einen Kooperationsvertrag zwischen dem Madsack-Verlag und der Siegener Zeitung. Im Gegenzug erfahren wir Hannoveraner allerhand Neues aus der Provinz; z.B. von der Werbung auf’m Siegener Weihnachtsbaum.
Vom Blauen Blut zur Blauäugigkeit ist es nur ein Schritt. Der Veranstalter des Siegener Weihnachtsmarkts hat selbige eingeräumt und den Werbewürfel auf der Spitze des Baumes verhüllen lassen. Abbauen ging nicht wegen der Statik. Die ist mindestens so wichtig wie die FIDE-Regel 9.3.2.