Männersache

Okay, der Deutsche Schachbund hat erstmals in seiner Geschichte eine Frau an der Spitze. Die Gründe sind bekannt. Mann hatte versagt. Man(n) kommt angesichts grauer Novembertage ins Grübeln. Ich zumindest. Wieso heißt es eigentlich noch Mannschaft? Warum nicht Frauschaft? Oder Diversschaft? Gewohnheiten lassen sich nicht ausradieren. Auch nicht mit Hilfe des Gendern. Ein Doppelpunkt hinter dem Mannschaftsführer ist gut gemeint, allein, das „Führen“ von Mannschaften bleibt Männersache: Von den 60 Mannschaften in den zwei Niedersächsischen Landesligen und den vier Verbandsligen werden nicht einer einzigen Frau Führungsqualitäten zugetraut. Im Schachbezirk Hannover haben von 48 Mannschaften immerhin zwei Frauen das Zeug und/oder den Mut dazu.

Warum erzähle ich das? Weil ich es merkwürdig fand zu lesen:

Verbandsliga Ost / SC BS Gliesmarode 2
Mannschaftsführer:in
Michael S. Langer

Unser Präsident ist zweifellos männlich. Und Führungsqualitäten hat er auch. Deshalb habe ich einen Verbesserungsvorschlag: Ändert die Textschablone! Wenn tatsächlich eine Mannschaftsführerin – was in Niedersachsen derzeit nicht der Fall ist – gemeldet ist, nennt sie so ohne Doppelpunkt. Echte Männer mit Doppelpunkt wirken drollig. Bitte nicht falsch verstehen: Grundsätzlich habe ich nichts gegen das Gendern, aber wenn dafür mangels Frau die Geschäftsgrundlage fehlt, sollte man(n) nicht so tun, als wäre der Gleichberechtigung damit Genüge getan.

Ein Gedanke zu „Männersache“

  1. Absprachen, um eine Auseinandersetzung am Brett zu vermeiden 150,- €

    Auf meiner Suche nach Mannschaftsführerinnen im Deutschen Schachbund habe ich mir die Turnierordnungen der Landesverbände genauer angesehen. Mein Fazit: typisch Mann, typisch Deutsch, typisch Schachfunktionär. Nichts wird dem Zufall überlassen; außer du lebst und spielst in Baden. Die neueste TO der Oberliga Ost (Hessen/Sachsen) kennt keine Gnade, wenn Mannschaftsführer mauscheln:

    16. Wertung von abgesprochenen Mannschaftsergebnissen
    Es ist grundsätzlich verboten, Mannschaftsergebnisse vor dem Wettkampf bzw. während des Wettkampfes abzusprechen. Bei Nachweis einer Absprache hat der Turnierleiter folgende Maßnahmen zu ergreifen:
    – Der Wettkampf wird mit 0:0 Mannschafts- und 0:0 Brettpunkten gewertet
    – Beide Mannschaften müssen eine Strafe in Höhe von EUR 400,- bezahlen
    – Beide Mannschaftsführer werden saisonübergreifend für 3 Spieltage gesperrt

    Fällt etwas auf? Ja! Hinter Mannschaftsführer fehlt ein Doppelpunkt oder Sternchen!

    In der OSW-TO (Rheinland-Pfalz/Saarland) kommt man(n) mit einer Buße von 150 € davon (siehe Überschrift). Mannschaftsführer:innen bleiben straffrei.

    Zurück ins gelobte Land: Baden. Die Präambel ist Balsam für die Seele:

    Die Regeln des Badischen Schachverbandes e.V. können weder alle Situationen erfassen noch können Sie alle administrativen Fragen regeln. In Fällen, die nicht durch einen Artikel der Regeln genau geklärt sind, sollte es möglich sein, durch das Studium analoger Situationen, die von den Regeln erfasst werden, zu einer korrekten Entscheidung zu gelangen. Die Regeln setzen voraus, dass Entscheidungsträger das notwendige Sachverständnis, gesundes Urteilsvermögen und absolute Objektivität besitzen. Eine allzu detaillierte Regelung könnte den Entscheidungsträgern ihre Entscheidungsfreiheit nehmen und sie somit daran hindern, eine sportliche, logische und den speziellen Gegebenheiten angemessene Lösung zu finden.

    Wunderschön! Ich wette, dass diese Sätze von Uwe Pfenning stammen. Sportliche, logische und angemessene Lösungen statt Knüppel aus dem Sack!

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