Matt ist eine Erfindung der Russen, und die Sonne scheint, wenn sie will. So oder so ähnlich hieß es gestern im Rosengarten. Ich war dort:
Wie es der Zufall wollte, sprach mich ein Schachfreund an, der einen Gegner suchte. Ich konnte nicht Nein sagen. Daraus wurde eine unterhaltsame Begegnung. Stubenhocker müssen jetzt weggucken. Eingebettet in Flower Power zeige ich euch ein paar Impressionen, die ich bei echtem Trump-Wetter eingefangen habe. Groß denken, heißt die Devise. Mickrige Schachbretter sind dafür ungeeignet. Für den mobilen Einsatz sind Autodächer empfehlenswert:
Morgen findet unsere Jahreshauptversammlung statt. „Wat mutt, datt mutt!“, sagen wir Nordlichter dazu. Wie hält es der Schweizer? Unser in vielen Belangen vorbildliches Nachbarland hat die gleichen Probleme wie wir: Die Vereinstreue lässt nach. Nach dem Zufallsprinzip habe ich mir im Internet einen Schweizer Schachverein herausgesucht, der etwa die gleiche Größe und etwa die gleichen Sorgen hat wie wir Schachfreunde Hannover. Es handelt sich um den Schachklub Zug. http://www.schachklubzug.ch/
„Der Schachklub Zug wurde 1942 gegründet und ist mit 68 Mitgliedern (Stand 17. Mai 2010) der grösste Schachverein des Kantons Zug.“ Mit diesen Worten präsentiert sich der Schachklub auf seiner Webseite. Am 28. März fand die Generalversammlung 2017 statt. Das Resümee des Präsidenten ist ernüchternd:
„An der GV 2017 durfte ich (nur noch) 19 Mitglieder begrüssen – seit ich das Präsidium vor 17 Jahren übernommen habe das erste Mal weniger als 20! Nach Erklärungen muss man nicht lange suchen, denn auch die Mitgliederzahl des Klubs geht langsam weiter nach unten – zur Zeit sind es wieder weniger als 50 Mitglieder.“
Kommt uns das irgendwie bekannt vor?
Die Vorstandsposten des Schachklubs Zug sind derzeit wie folgt besetzt:
Präsident: Willi Dürig
Spielleiter: Willi Dürig
Kassier: Bruno Kälin (seit 1977!!)
Jugendschach: Paul Tschudi
Aktuar: vakant
Presse: Zlatko Musil
Materialchef: vakant
Willi Dürig belegt konsequenterweise zwei Vorstandsposten, zwei weitere sind vakant. Ein Mann, zwei Posten. Kann er im Zweifel gegen sich selbst stimmen? – Unser Präsident ist nicht multiple, obwohl er sich um fast alles kümmert. Das funktioniert, solange die Lebensfreude gegenwärtig ist; und zwar bei den ehrenamtlichen Funktionären wie bei den Zeitgenossen, die einfach nur Schachspielen wollen.
Wir haben einen Kapitän, auf den wir uns verlassen können, für die gute Stimmung können alle beitragen, die sich an Bord befinden, sprich: alle Vereinsmitglieder. Dafür muss man kein Amt innehaben. Wohin die Reise geht, haben wir selbst in der Hand. Langeweile hat niemand gebucht.
„We want you!“, lautet der Aufruf unseres Präsidenten. Wer es unkonventionell mag, ist bei uns gut aufgehoben. An der Jahreshauptversammlung muss deshalb niemand teilnehmen, wenngleich unser Vorstand happy wäre, wenn sich das eine oder andere Mitglied blicken ließe. Es müssen nicht gleich 19 sein.
In zwei Wochen ist es so weit: Am 11. Juni 2017 findet das 23. Leine-Open statt. Erstmals wurde das Turnier am 1./2. Juli 1995 im Faust-Zentrum ausgetragen. Inzwischen wurde der Spielmodus geändert. Es geht nicht mehr über zwei Tage, es werden 9 statt 11 Runden gespielt und die Bedenkzeit beträgt 2×20 statt 2×30 Minuten. Von den Aktivisten der ersten Stunde sind die meisten noch immer aktiv. Einer hat uns vor zwei Jahren für immer verlassen: Jürgen Schulz, der Mann mit der Cordhose, wie ihn Uwe in seinem Nachruf nannte: https://www.schachfreunde-hannover.de/der-mann-mit-der-cordhose-in-memoriam-juergen-schulz/
Schnellschachturniere dieser Art waren damals selten. Deshalb war die Anziehungskraft groß. Über die Teilnahme von 169 Schachspielern konnten wir uns freuen. Erster Sieger war Sven Joachim (Braunschweiger SF) vor Rainer Polzin (SF Neukölln) und Carsten Lingnau (SK Solingen). Heutzutage können wir und andere Vereine von solchen Teilnehmerzahlen nur träumen. Nichtdestotrotz hat sich das Leine-Open etabliert. Die vielen Stammgäste können sich nicht irren. In diesem Jahr wollen wir wieder „Gas geben“ und hoffen, dass wir bis zu 90 Schachfreunden ein attraktives Turnier bieten werden.
Bis heute haben sich 31 Schachfreunde angemeldet. Wenn man bedenkt, dass es in den letzten Jahren im Mittel 60 Teilnehmer gab, von denen sich nur wenige vorher angemeldet hatten, können wir das Ziel von 90 erreichen. Deshalb bitten wir alle interessierten Schachfreundinnen und Schachfreunde, sich vorher per E-Mail anzumelden. Ungern wollen wir jemand am Spieltag zurückweisen.
Im Anschluss findet ihr den Link zur Teilnehmerliste, die wir im Zuge des Countdowns aktualisieren werden. Drei Großmeister und fünf Internationale Meister haben sich bislang angemeldet. Die Titelträger werden vermutlich die ersten Plätze unter sich ausmachen. Die Anderen werden nicht leer ausgehen. Bei insgesamt 7 Ratingpreisen hat jeder seine Chance. Und die Aussicht auf einen spannenden Sonntag habt ihr allemal.
Unser Schachverein befindet sich im Trend. Im Abwärtstrend, wohlgemerkt. Die Zahl der Schachvereine in Deutschland ist in den letzten 25 Jahren von rund 3.000 auf 2.400 geschrumpft. Im Jahr 2006 hatte der DSB rund 97.000 Mitglieder, jetzt sind es 89.000. Was tun?
Es hilft nicht, diejenigen herabzuwürdigen, die nach Lösungen suchen. Leider ist die Haltung unter Schachfunktionären weit verbreitet, jeden Reformvorschlag als Angriff auf ihre Person zu deuten. Sie nehmen lieber in Kauf, dass sich Schachfreunde mehr und mehr zurückziehen, statt sich selbst den veränderten Rahmenbedingungen anzupassen. In Berlin habe ich das Gegenteil erlebt. Erstaunlich offen wurde auf der erstmals ausgetragenen Bundesvereinskonferenz über die Problematik gesprochen. Den typisch verbohrten und beratungsresistenten Funktionär habe ich dort nicht erlebt. Das macht Mut.
Nun war die Zahl der Teilnehmer an der Konferenz überschaubar. Rund 50 waren es, die sich die Vorträge anhörten und in Workshops einbrachten. Aus Niedersachsen waren außer mir noch Heike Heinze (Schachzentrum Bemerode) und Patrick Wiebe (SK Nordhorn Blanke) dabei. Mit beiden konnte ich am Rande aufschlussreiche Gespräche führen. Die aktuelle Zahl der Schachvereine in Niedersachsen beläuft sich auf knapp 200. Da ich als Privatmann und nicht als Amtsträger teilgenommen habe, waren es somit nur 2 Vereine (1 %) aus Niedersachsen, die sich offiziell beteiligt haben. Den anderen – sowohl in Niedersachsen als auch anderswo – möchte ich hiermit etwas von der Aufbruchsstimmung vermitteln, die ich in Berlin verspürt habe.
Die Veranstaltung begann mit einem Vortrag von Dirk Schröter (DS Sportmarketing). „Vor welchen Herausforderungen steht der Verein der Zukunft – und wie begegnet er ihnen“, war sein Thema. Vermutlich werden demnächst seine und die von den anderen Referenten erstellten Powerpoint-Präsentationen im Netz verfügbar sein. Dann werde ich noch einmal darauf eingehen. Kurz gesagt, Dirk Schröter empfiehlt, dass sich die Vereine Leitbilder schaffen (nicht zu verwechseln mit der unsäglichen Leitkultur, die unser Innenminister gerade aus der Mottenkiste geholt hat). Das heißt, die Bedürfnisse der Mitglieder sollen an erster Stelle stehen. Dafür müssen Strategien entwickelt werden, die sich an zeitgemäßen Methoden orientieren. Der Landessportbund in NRW hat ein Internetportal eingerichtet, das für das Vereinsmanagement wertvolle Tipps gibt, von denen die meisten bundesweit anwendbar sind; guckt ihr hier: http://www.vibss.de/
In den anschließenden Workshops stellten 6 Schachvereine ihre unterschiedlichen Erfolgskonzepte vor. Die vom Veranstalter erstellten Porträts dieser Vereine habe ich eingescannt und am Ende meines Beitrags angefügt. So unterschiedlich die Voraussetzungen dieser Clubs auch sein mögen, etwas haben sie alle gemeinsam. Dahinter steht jeweils ein „Macher“, dem es gelungen ist, um sich herum ein Team zu bilden, das mit Empathie bei der Sache ist. Begeisterung muss entfacht und am Leben gehalten werden, dann lässt sich sogar in der Provinz Großes bewerkstelligen.
Karlheinz Eisenbeiser vom Schachclub Buchen ist so ein Macher. Als Lehrer hat er schon früh erkannt, dass das Schulschach der Schlüssel zum Erfolg ist. Ein Selbstläufer ist das indes nicht; das Drumherum ist mindestens genauso wichtig, z.B. Ausflüge, Kombinationen mit anderen Sportarten, Musik vorm Mannschaftskampf. Auf diese Weise hat er sogar Entwicklungshilfe in Myanmar geleistet; guckt ihr hier: http://www.schachclub-buchen.de/
Schulschach zieht sich wie ein roter Faden durch die Erfolgsgeschichten. Ullrich Krause, 2. Vorsitzender des Lübecker SV und Konkurrent von Herbert Bastian auf den Präsidentenposten, ist davon überzeugt, dass Vereine, die keine Jugendarbeit betreiben, irgendwann aussterben. Soweit würde ich nicht gehen. Natürlich ist Jugendarbeit in Schachvereinen erstrebenswert, gleichwohl kann man diese nicht erzwingen. Wer krampfhaft etwas versucht, was nicht funktioniert, frustriert sich selbst und andere. Manchmal ist Geduld gefragt. Wenn die Zeit reif ist, lassen sich Ziele verwirklichen, die gestern noch undenkbar waren.
An der Podiumsdiskussion, die am Sonntag stattfand, nahm auch Niedersachsens Schachpräsident Michael S. Langer teil. „Was erwarten die Vereine von ihren Verbänden?“, war das Thema. Mehrere Diskussionsteilnehmer plädierten dafür, den Ehrenamtlern die Scheu vor bezahlten Trainern zu nehmen; allen voran das Urgestein Christian Zickelbein, seit 1986 Vorsitzender des Hamburger SK von 1830. Das sehe ich auch so. Ein Schachlehrer, der für seine Tätigkeit Geld erhält, macht sich bezahlt. Tennislehrer arbeiten auch nicht umsonst. Allerdings muss das Geld dafür vorhanden sein. Von nichts kommt nichts.
Michael S. Langer äußerte sich zu den Strukturreformen, die er in Niedersachsen vorhat. Da er das öffentlich tat, verrate ich kein Geheimnis: Michael hat die Absicht, sämtliche Bezirke und Unterbezirke abzuschaffen. Die Arbeit, die sich bislang auf unzählige Ehrenamtler verteilt, reduziert sich schlagartig auf das wirklich Notwendige, und das wird stattdessen von einem hauptamtlichen Mitarbeiter erledigt, der dafür bezahlt wird. Damit geht Michael noch weiter, als ich in diesem Beitrag aus dem Oktober 2015 https://www.schachfreunde-hannover.de/ist-das-schach-oder-kann-das-weg/ angeregt hatte. Meine Unterstützung hat er. Ich bin davon überzeugt, dass der Niedersächsische Schachverband anschließend besser aufgestellt ist. Einwände, der damit verbundene Zentralismus würde die regionalen Belange vernachlässigen, teile ich nicht. Im Gegenteil, jeder, der ein Anliegen hat, kann dieses unmittelbar an eine kompetente Stelle richten, ohne dass dieses auf unterer Ebene versandet.
Überdies könnten Ideen leichter umgesetzt werden. Der Spielbetrieb muss attraktiver werden, war der Tenor unter den Diskutanten. Patrick Wiebe nannte als Beispiel die Mannschaftskämpfe in Holland, an denen er hin und wieder teilnimmt. Dort geht es flexibler und lockerer zu. Der Berliner Schachverband lebe von den freigelassenen Brettern bei Mannschaftskämpfen, sagte jemand scherzhaft. Das muss doch nicht sein. Es gibt mehrere Stellschrauben, auf die aktuellen Bedürfnisse der Schachspieler einzugehen. Wir müssen nur zulassen, dass jemand zeitnah daran drehen darf.
Der 1. Mai stand im Zeichen des Impulsreferats „Ehrenamt – der Spagat zwischen Pflicht und Spaß“, das Malte Ibs (1. Vorsitzender der Deutschen Schachjugend) hielt. Malte ist 36 Jahre alt. Seit 20 Jahren ist er fürs Schach ehrenamtlich tätig. Alles, was er dazu gesagt hat, kann ich unterschreiben. Ich kenne die Szene seit 53 Jahren. An den Empfindlichkeiten der Menschen hat sich in der Zeit nichts geändert. Unsere Lebensbedingungen haben sich jedoch gewandelt. Dem müssen wir Rechnung tragen.
Übrigens habe ich den Eindruck, dass Malte Ibs eine ausgezeichnete Arbeit macht. Die Deutsche Schachjugend ist eine treibende Kraft. Überzeugt hat mich auch Prof. Dr. Uwe Pfenning, Vizepräsident und zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit im DSB. Er ist drahtig, eloquent und aus vollem Herzen Soziologe. Keineswegs enttäuscht bin ich von unserem Präsidenten Herbert Bastian, der bekanntlich nicht unumstritten ist. Inwieweit er für Reformen tatsächlich zugänglich ist, kann ich nicht beurteilen.
P.S. Thomas hatte in meiner Ankündigung (Schaut auf diese Stadt!) bereits ein Foto beigefügt, auf dem ich zum Auftakt der Veranstaltung zu sehen bin. Ein Abschlussfoto findet ihr auf Steffans – auch ansonsten empfehlenswerten – Webseite:
Das zentrale Bundesliga-Finale in Berlin war ein Erfolg. Weder vor Ort noch in Internet-Kommentaren habe ich gegenteilige Stimmen vernommen. Ich habe nur einen Kritikpunkt, den ich vorweg nennen möchte: Die Kennzeichnung der Mannschaften und Spieler war unzureichend. Normalerweise stehen auf den Spieltischen weithin sichtbare Namensschilder. Offenbar aus Platzmangel hingen sie diesmal an den Tischrändern, wo sie weder gut sichtbar noch eindeutig zuzuordnen waren. Erschwerend kam hinzu, dass viele Spielerinnen und Spieler ihre Partienotationen darauf ablegten. Wer die Bundesligaspieler nicht persönlich oder aus der Presse kannte, wusste somit nicht, wer dort spielte.
Das Maritim-Hotel am Tiergarten ist ein gigantischer „Kasten“, der vorzüglich für solche Veranstaltungen geeignet ist. Mehrere Säle und Seminarräume stehen zur Verfügung. Bei 505 Hotelzimmern gehören weite Wege indes dazu. Mein Zimmer befand sich im 3. OG rund 150 Schritte vom Aufzug entfernt. Unterwegs musste ich dreimal links und dreimal rechts abbiegen. Die spektakuläre Aussicht entschädigte mich für den langen Fußmarsch. Im Hintergrund ist das Sony-Center am Potsdamer Platz zu sehen.
Was die sportlichen Ergebnisse angeht, verweise ich auf die einschlägigen Fachorgane. Empfehlen möchte ich vor allem die Interviews, die ChessBase geführt hat. Beim Besuch auf deren Webseite solltet ihr euch Zeit nehmen. – Bei den Männern ist der überlegene Sieg der OSG Baden-Baden beeindruckend. Ich hatte das Vergnügen, dem 1. Vorsitzenden Patrick Bittner als einer der Ersten zu gratulieren. Die Mannschaftsmeisterschaft war bekanntlich nach dem Sieg der Baden-Badener gegen das Team von Speyer-Schwegenheim am Samstag perfekt. Patrick Bittner hatte ich beim 1. Reefschläger-Gedächtnisturnier im November vergangenen Jahres kennen und schätzen gelernt. Als er am Sonntag an der Rezeption eincheckte, begegneten wir uns zufällig. Er sagte mir stolz, dass im Prestigekampf gegen den Vorjahresmeister Solingen auch noch Fabiano Caruana und Maxime Vachier-Lagrave eingesetzt würden. Levon Aronian und Vihsy Anand rutschten gegen Solingen somit an die Bretter drei und vier. Welch ein Luxus!
Mit 1,5 : 6,5 bezogen die Solinger eine Klatsche. Die entscheidenden Phasen der Partien an Brett 1 Rapport (SG Solingen) gegen Caruana (OSG Baden-Baden) und an Brett 3 Predojevic (SG Solingen) gegen Aronian (OSG Baden-Baden) verfolgte ich im Analyseraum. GM Klaus Bischoff war als Kommentator wieder in seinem Element. Ich kenne keinen, der das unterhaltsamer macht. Dabei bezieht er immer wieder seine Zuschauer in das Geschehen ein. Als einer von denen vorschlug, Rapport möge gegen Caruana einen Turm opfern, entgegnete Klaus Bischoff trocken: „Warum nicht? Es ist ja nicht unser Turm.“ Wer die beiden Partien noch nicht gesehen hat, sollte sie unbedingt nachspielen. Es ist Kampfschach pur.
Bei den Damen wurde die OSG Baden-Baden vom SK Schwäbisch-Hall auf den zweiten Platz verwiesen. Lobenswert ist der 8. Platz der Bundesligadamen aus Lehrte. Mit drei Siegen in den letzten drei Begegnungen sicherten sie sich den Klassenerhalt. – Wieso zieht es die Damen eigentlich in die unscheinbare Kleinstadt namens Lehrte und nicht in die einen Katzensprung (17 km) entfernte Landeshauptstadt namens Hannover? Diese Frage lasse ich für heute im Raum stehen…
Im Anschluss gibt’s wie gewohnt ein paar Schnappschüsse von den Akteurinnen und Akteuren. Die meisten davon werdet ihr kennen.
Toller Schachsport. Tolle Gespräche unter Schachfunktionären. Tolle Eindrücke von Berlin. All die tollen Eindrücke lassen sich nicht auf einen einzigen Bericht reduzieren. Deshalb beschränke mich kurz nach meiner Rückkehr auf die Hingucker, die Berlin in seiner Mitte zu bieten hat. Eine kleine Auswahl findet ihr im Anschluss. Über die Schachbundesligen berichte ich morgen, und dem Thema „Bundesvereinskonferenz“ widme ich mich ausführlich im Laufe der kommenden Woche. Mit einem Blick in den Turniersaal lasse ich es für den heutigen Feiertag gut sein.
Ganz Schach-Deutschland schaut an diesem Wochenende auf Berlin. Das hat es hierzulande noch nicht gegeben: Die zentrale Endrunde der Schachbundesligen findet vom 29. April bis 1. Mai im Maritim-Hotel statt. Weltklasse auf engstem Raum verspricht der Veranstalter. Das ist längst nicht alles. Zum ersten Mal findet eine Bundesvereinskonferenz statt. Die Spitzenfunktionäre des Deutschen Schachbunds möchten mit den Vereinen ins Gespräch kommen. Das macht Sinn. Der Abwärtstrend auf Vereinsebene ist offensichtlich.
Meine Haltung zu den Problemen habe ich in unserem Blog mehrmals dargelegt. Es gibt kein Patentrezept. Die Vereine müssen Lösungen suchen, die sich an ihren individuellen Möglichkeiten orientieren. Gleichwohl ist es hilfreich, wenn von außen entsprechende Anregungen kommen. Insofern hoffe ich, dass etwas Positives herauskommt. Auch für unseren Verein.
Ich schaue nicht nur, nein, ich werde mittendrin sein. Ich habe mich für das volle Programm inkl. Workshops angemeldet! Morgen geht’s mit dem ICE nach Berlin. Über meine Erlebnisse werde ich euch anschließend wie gewohnt berichten: unabhängig, überparteilich, authentisch und gnadenlos fröhlich.
P.S. Noch etwas Historisches: Meine Überschrift ist der legendäre Satz aus der Rede von Ernst Reuter, dem Vater der Luftbrücke, die er am 9. September 1948 vor dem Reichstag hielt.
Ein Blick auf das Upgrade unserer Ausschreibung fürs 23. Leine-Open lohnt sich. Wir haben das Preisgeld verdoppelt! Für den Sieger gibt es z.B. 300,00 € statt 150,00 € zu gewinnen. Wir rechnen diesmal mit einem Teilnehmerrekord. Ohne diese Ankündigung haben sich bereits 2 Großmeister und 4 Internationale Meister angemeldet. Aus unserem Verein werden mehrere Oberliga-Spieler teilnehmen. Wir empfehlen deshalb allen interessierten Schachfreunden, sich vorher anzumelden. Das Startgeld wird erst vor Ort fällig. Großmeister und Internationale Meister sind davon – wie immer – befreit. Mitte Mai werden wir eine Teilnehmerliste veröffentlichen. Sollte dann das Limit von 90 Anmeldungen erreicht sein, wird es auch für Titelträger schwierig, noch einen Startplatz zu ergattern.
Wir freuen uns auf ein hochklassiges Leine-Open 2017. Das Ambiente im Freizeitheim Linden wissen viele Schachfreunde seit jeher zu schätzen. Die kurzen Pausen lassen genügend Raum für die innere Einkehr (siehe Bild rechts).
Der NDR ist happy. Hannovers Oberbürgermeister auch. Das 4. Klassik Open Air kann am 22. Juli wie gewohnt hinterm Rathaus stattfinden. Das Fassadengerüst wird als Kulisse genutzt. Derzeit wird die Natursteinbekleidung saniert. Das dauert länger als geplant. Es gab Überlegungen, das Gerüst abzubauen und nach der Veranstaltung wieder aufzubauen. Die Kosten wurden auf 500.000 EUR geschätzt. Mal abgesehen von den Kosten hätte ich mich als Gerüstbauer geweigert, diese destruktive Knochenarbeit auszuführen.
Nun gibt es eine Lösung, die „lediglich“ 100.000 EUR kosten soll. Eine aufwändige Lichtinstallation soll das Fassadengerüst aufhübschen. – Ich habe eine bessere Idee: Wir bekleiden das Gerüst mit einem Banner, das für unseren Schachverein im Besonderen und fürs Schachspiel im Allgemeinen wirbt. Während die Bildungsbürger mehr oder weniger gelangweilt im Maschpark campieren und auf Rigolettos Auftritt warten, dürfen sie mit ihrem Nachbarn die eine oder andere Schachpartie spielen. Für diesen Zweck werden an die Besucher Magnetschachspiele kostenlos verteilt. Schätzungsweise 500 Stück fänden reißenden Absatz. Die Gesamtkosten beliefen sich auf ca. 25.000 EUR; also ein Viertel des jetzt vorgesehenen Budgets.
Der Clou: Weniger Kosten, weniger Langeweile, mehr soziale Kontakte. Und jede Menge neue Mitglieder bei den Schachfreunden Hannover.
Rigoletto ist ein Hofnarr. Als solcher habe ich mich betätigt und das Gerüst schon mal mit unserem Werbebanner bekleidet. Ob ich Marlis Fertmann (Fernsehchefin des NDR in Niedersachsen) für meine Idee begeistern kann? „O wie so trügerisch sind Weiberherzen“ (La donna è mobile). Singen kann ich leider nicht.
Vor dem Start habe ich Bernd gefragt, welche Zeit er sich beim Halbmarathon vorgenommen hat. „Anderthalb Stunden“, lautete seine Antwort. Heraus kam eine Netto-Zeit von 1:30:41 Stunden. Meine Hochachtung! Nicht nur für das Timing, sondern vor allem für das ausgezeichnete Ergebnis. Bernd ist auch nicht mehr der Jüngste (M60), und als laufender Schachspieler unter lauter Spezialisten in seiner Altersklasse den 12. Platz zu belegen ist aller Ehren wert.
Vor dem Start gab’s ein Küsschen. Das beflügelte offensichtlich. Das phantastische Wetter tat ein Übriges. An solchen Tagen fragt man sich, warum man als Schachspieler so viele Sonnenstunden in geschlossenen Räumen verbringt. Der Trost: auch dafür gibt es gute Gründe. Wer es wie Bernd schafft, Körper und Geist mit Draußen und Drinnen ins richtige Verhältnis zu setzen ist auf jeden Fall auf Seiten der Gewinner.
Den Nachmittag habe ich am Bildschirm verbracht. Die Live-Übertragung aus der Hölle des Nordens (Paris-Roubaix) war faszinierend. Schachspielen kann auch die Hölle sein, aber daran möchte ich heute keinen Gedanken verlieren. Stattdessen gibt’s wieder ein paar Bilder, die ausschließlich Lebensfreude vermitteln sollen.