Das Nordderby begann sehr munter. Beide Teams spielten sofort frech nach vorne und kamen so auch früh zu guten Einschussgelegenheiten. Danach verlor die Partie etwas an Tempo im Vergleich zur turbulenten Anfangsphase. Zwar wirkten die Niedersachsen etwas aktiver, konnten sich aber gegen die tief stehende Deckung der Hansestädter zunächst nicht entscheidend durchsetzen.
Sorry, ich bin versehentlich in den Spielbericht des Kickers anno 2002 gerutscht. Damals gab es ein 4:4 zwischen Hannover 96 und Werder Bremen. Fredi Bobic machte mit zwei Toren in der 81. und 83. Minute den 2:4 Rückstand wett. Unsere Helden waren diesmal Thomas Kaimer, der eine verdächtige Stellung ins Remis rettete, und Bernd Fritze, der nach 6 Stunden und 5 Minuten in Magnus-Carlsen-Manier den Sack zumachte.
Die Begegnung der Oberliga Nord-West fand nicht im Niedersachsen-Stadion, sondern im Freizeitheim Linden statt. Die Zahl der Besucher hielt sich in Grenzen. Zu Beginn war auf der Tribüne trotz freien Eintritts jede Menge Platz.
Beim Fußball ist die Spannung nach knapp 2 Stunden verflogen, bei Schachwettkämpfen findet der Höhepunkt manchmal erst nach 6 Stunden statt. Die Abklingphase kann Tage dauern, vor allem bei denen, die kein Unentschieden erzielt haben. Hannover 96 hätte sich einen hochverdienten Punkt erkämpft, konstatierte der Kicker damals. Gleiches gilt für die Schachfreunde Hannover gegen Werder Bremen. Mein Fazit lautet: Das Unentschieden ist gerecht. Deshalb verzichte ich auf jede Einzelkritik, wohlwissend, dass es keinen Aktiven gibt, der nicht mit dem einen oder anderen Zug hadert.
In meiner Bildergalerie findet ihr einen Schnappschuss von jedem Brett. Ganz ohne Gegner seht ihr vorab unsere ersten beiden Bretter:
Am 1. Brett der Werderaner spielte Olaf Steffens. Ich kannte ihn bislang nicht persönlich. Seine – ich nenne sie mal Kolumne – schätze ich indes bereits seit mehreren Jahren. Wem sie bislang verborgen geblieben ist, sollte seine Favoriten um diese Adresse erweitern:
Olaf schreibt humorvoll, geistreich, hintergründig, unverkrampft, kurzum: unterhaltsam. Da er in der Nähe von Witzwort aufgewachsen ist, ist sein Wortwitz sozusagen angeboren. Diesen Kalauer musste ich loswerden. – Ich hatte das Vergnügen, mit Olaf ein bisschen zu plaudern. Er ist so nett, wie er schreibt.
Baden-Baden. Oft gehört, nie besucht. Nun war ich dort und habe es nicht bereut. Helmut Reefschlägers Anziehungskraft wirkt über seinen Tod hinaus. „Faites votre jeux!“ 86 Schachfreunde waren dem Aufruf der OSG Baden-Baden zum Schnellschachturnier am 5. November 2016 gefolgt. Darunter waren vier Nordlichter; drei aus Hamburg (Christoph Engelbert, Dr. Torsten Szobries und Michael Dombrowsky) und ein Nordlicht aus Hannover. Michael war Helmuts bester Freund, auch wenn Michael – bescheiden wie er ist – das Adjektiv nicht bestätigen möchte. Gleichwohl ist er sozusagen sein Nachlassverwalter. Von Helmuts Wehrpass bis zu seiner legendären Doktorarbeit, alles befindet sich in Michaels Händen.
Die Gastfreundschaft der Badener ist unglaublich. Der neue Vorsitzende der OSG Baden-Baden, Patrick Bittner, hat sich sofort nach meiner Anmeldung mit freundlichen Worten gemeldet und mein Hotel gebucht. Am Vorabend des Turniers waren wir Vier im Kreise des alten und neuen Vorstands zum Abendessen eingeladen. Es war ein fröhlicher Abend.
Bevor ich auf das Turnier zu sprechen komme, möchte ich auf Helmuts Doktorarbeit zurückkommen. Ich hatte anlässlich seines 70. Geburtstags darüber berichtet. Helmut hatte anschließend Wert darauf gelegt, dass sie weniger als 50 Seiten umfasst. Hier ist sie:
Berechnung der Anzahl der 1-Spitzen der paramodularen Gruppen 2-ten Grades
Es sind 20 Seiten im DIN A5 Format. Helmut soll gesagt haben, Mathematiker sollen nicht schwafeln, sondern auf den Punkt kommen. Ob irgendjemand den Inhalt verstanden hat, ist nicht überliefert. Michael hat indes erfahren, dass sich drei Koreaner im Jahr 2012 des Themas angenommen haben. Unbestätigten Meldungen zufolge irren sie seitdem rastlos durch Seoul…
Das Turnier war perfekt organisiert. Alles stimmte: Turniersaal, Programm, Erinnerungstafeln, kostenlose Getränke und Snacks. Schiedsrichter Daniel Fuchs hat das Turnier souverän geleitet. Der Ablauf stimmte auf die Minute. Es gab keine Proteste. Badener sind halt ein umgängliches Volk, und wir vier Nordlichter sind es auch. Besonders beeindruckt haben mich die musikalischen Einlagen zweier Musikstudenten mit ihrem Lehrer, die zugleich Mitglied der OSG sind. Helmut hätte seine Freude gehabt.
Pinnwand mit Auszug aus unserem Blog
Das Turnier wurde von IM Igor Solomunovic (SK 1879 HD-Handschuhsheim) gewonnen. Die Vorentscheidung fiel mit seinem Sieg gegen den Lokalmatadoren GM Roland Schmaltz (OSG Baden-Baden), rechts mit Schwarz. Das komplette Ergebnis findet ihr auf der Seite von Chess-Results: http://chess-results.com/Tnr246270.aspx?lan=0
Für mich lief das Turnier suboptimal (4:5 Punkte). Aber das war wirklich nebensächlich. Ein paar junge Leute waren unter meinen Gegnern. Ich zeige euch meinen aus der 1. Runde (rechts):
Vor der 8. Runde gab’s noch einmal Musik und Rotwein in trauter Runde:
links: Michael Dombrowsky, Mitte: Patrick Bittner (1. Vorsitzender OSG Baden-Baden), rechts: Christoph Engelbert
Übrigens geht für einen Schachfreund heute die Feier in Köln weiter. Robert Hübner wird 68 Jahre alt!
In der anschließenden Galerie möchte ich euch ein paar Eindrücke vermitteln, die ich in der kurzen Zeit meines Aufenthalts von Baden-Baden gewonnen habe. Baden-Baden nennt sich Kunst-, Kultur- und Urlaubsstadt. Die Attribute kann ich bestätigen. Auffällig ist Baden-Badens Faible für „malträtierte“ Damen.
Vor 30 Jahren fand die Schacholympiade in Dubai statt. Das Jubiläum möchte ich zum Anlass nehmen, denjenigen fünf Quizfragen zu stellen, die davor geboren wurden (Ü30). Denn die Antworten könnt ihr nicht ergoogeln. Ihr müsst entweder selbst dabei gewesen sein oder über ein exzellentes Archiv – wie das von Hans-Joachim Markus – verfügen.
Bevor ich zu den Fragen komme, möchte ich einige Fakten nennen: Die 27. Schacholympiade fand vom 14.11.-02.12.1986 in Dubai statt. Die Vergabe in die Vereinigten Arabischen Emirate war umstritten. Israel wurde ausgeschlossen, darum fehlten u.a. Dänemark, Schweden, Norwegen und die Niederlande. Auch die DDR war nicht dabei, aber aus anderen Gründen. Dennoch nahmen unterm Strich 107 Länder teil. Die Reisekosten wurden mit 1 Mio. US-Dollar vom Veranstalter gesponsert. Nur 100 km Luftlinie entfernt tobte der 1. Golfkrieg. Die Zeiten sind nicht besser geworden.
Bei den Herren trat Deutschland mit einer B-Mannschaft an. Hübner und Hort hatten abgesagt. Dennoch schlug sich die Mannschaft wacker. In der Aufstellung: S. Kindermann, R. Lau, K. Bischoff, J. Hickl, D. Heinbuch und H.-J. Hecht wurde mit 32,5 Brettpunkten der 12. Platz erreicht. Es gewann die UdSSR mit 40 Brettpunkten knapp vor England 39,5 Pkt. und den USA 38,5 Pkt. Den Olympiasieg holten sich folgende Männer: G. Kasparov, A. Karpov, A. Sokolov, A. Yusupov, R. Vaganian und V. Czeskovsky.
Bei den Damen gewann ebenfalls die UdSSR vor Ungarn und Rumänien. Die bundesdeutschen Damen erreichten in der Besetzung: B. Hund, P. Feustel, B. Trabert und R. Grünberg einen ausgezeichneten 6. Platz.
Nun zu meinen Quizfragen. Wer sämtliche Fragen binnen einer Woche zuerst richtig beantwortet, erhält von mir ein Herrengedeck (Pizza-Orgasmus 28 cm mit Kiez-Bier 0,5 l) im Debakel. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Der Linksweg auch.
1. Frage
Weiß hat seinen Gegner soeben mit 8. Sc3-d5 mattgesetzt. Wer spielte gegen wen in welcher Runde?
2. Frage
Schwarz ist am Zug. Was zog er und wie antwortete Weiß?
3. Frage
Schwarz zog 36…Txe2+ und Weiß gab auf. Wer konnte sich über diesen Sieg freuen?
4. Frage
Für welches Land spielte der Schachfreund mit folgendem Namen? Fufuengmongolkit
5. Frage 5:47 Brettpunkte waren die geringste Ausbeute eines Landes bei den Männern. Um welches Land handelt es sich? Bei den Frauen bildete welches Land mit 2,5:36,5 Brettpunkten das Schlusslicht?
Vor zwei Jahren war Hannover Schauplatz der Einheitsfeier. Über den Wahnsinn habe ich euch exklusiv berichtet. Zur Erinnerung guckt ihr hier: https://www.schachfreunde-hannover.de/wahnsinn/
Diesmal hat der Tross seine Zelte in Dresden aufgeschlagen. Dresden liegt in Sachsen. Wie geht sächsisch? So geht (ging) sächsisch:
„Revolution ohne Gewalt.“ Das Foto habe ich am 3. Oktober 2014 aufgenommen. Seitdem gehört politisch motivierte Gewalt in Sachsen zur Tagesordnung. Wurden binnen zwei Jahren die Werte auf den Kopf gestellt? Wie schnell das gehen kann, zeigen folgende Beispiele:
Volkswagen: vom Branchenprimus zum Trickbetrüger
Deutsche Bank: vom Krösus zum Bettelmönch
Zinsen: vom Haben zum Soll
Hartmut Mehdorn: vom BER-Chef zum Bruchpiloten
Franz Beckenbauer: von der Lichtgestalt zum Lichtscheuen
Angela Merkel: vom 1. Platz des Politbarometers zum Abstiegskandidaten
„Vom Erhabenen zum Lächerlichen ist es nur ein Schritt.“ (Napoleon Bonaparte). Wisst ihr noch, wer im Oktober 2014 Trainer beim Hamburger SV war? Josef Zinnbauer. Aus der Presse, aus dem Sinn. Apropos Presse. Prawda (Wahrheit) oder Lüge? Es kommt auf den Standpunkt an.
An einem Feiertag, an dem Sonntagsreden en vogue sind, seien mir diese Gedanken in unserem Schach-Blog erlaubt. Wir Schachspieler sind ein Teil des Ganzen. In unserer Nische möchten wir ungestört bleiben. Nur wenn man uns die „sportspezifischen eigenmotorischen Bewegungen“ abspricht, werden wir unwirsch. Ein bisschen zumindest, weil es um unsere Kohle geht. Wir sind nicht systemrelevant. Die einen bewundern uns, die anderen belächeln uns. Richtig ernst nehmen wir uns nur selbst. Gleichwohl liefern wir einen Beitrag für ein gepflegtes Zusammenleben in einer Welt, die sich in rasantem Tempo verändert. Mögen wir uns dessen bewusst sein. Unseren Kindern zuliebe.
„Howgh!“ (Schlusswort wider den pastoralen Duktus meines Beitrags)
*******************************************************************************Ergänzung am 8. Oktober 2016
„Stell dir vor, dein Schachverein soll aufgelöst werden, und keiner geht hin.“ „Etwas Besseres als den Tod findest du allemal“, sagten sich ein paar Patrioten und plädierten fürs Überleben. Der geflügelten Worte sind genug gewechselt. Sie galten dem gestrigen Abend. Jörg ist unser neuer Präsident. Spielleiter: Fehlanzeige, aber die Finanzen sind in guten Händen. Auf der Tagesordnung stand noch „Verschiedenes“. „Wow!“ Es sprudelte nur so von Ideen. „Geht doch!“, durfte ich konstatieren. Das Fenster ist ein Spalt weit offen. Der Muff kann abziehen. Kreativität darf hinein. Schau’n mer mal.
Ein Bild sagt bekanntlich mehr als tausend Worte. Und weil ich in diesem Jahr an dieser Stelle noch keins veröffentlich habe, möchte ich euch symbolisch mein Lieblingsfoto der letzten Wochen zeigen. Ein Paar hat sich getraut. Just an dem Tag, als sich Ana und Schweini das Ja-Wort gaben. Das Paar befand sich bereits auf der höchsten Stelle im Umkreis von 40 km. Das war den beiden nicht genug. Sie stellten sich auf eine Bank. Für einen Moment waren sie dem siebten Himmel ein bisschen näher gerückt.
Vom siebten Himmel sind wir Schachfreunde derzeit weit entfernt. Aber eine Stufe nach oben haben wir gestern erklommen. – Als ich meinen Platz verließ, habe ich dem Paar viel Glück gewünscht und mit dem Hinweis versehen, dass mein Glück bereits seit mehr als 35 Jahren anhält. Ein herzliches Dankeschön und strahlende Gesichter bekam ich zurück.
Bekanntlich soll man aufhören, wenn es am schönsten ist. Ich spreche von meinen Beiträgen in diesem Blog. Kürzlich hat mir ein renommierter Schachspieler, der weit entfernt von Hannover wohnt, dieses Kompliment gemacht:
„Hallo Gerd, Deine Beiträge im Blog sind nicht nur gut, sie sind vorzüglich und von einer ganz besonderen Aura. Emphatisch, lebensklug, mit Witz und stilistisch immer sehr gelungen.“
Das geht runter wie Öl. Zustimmung habe ich im Laufe der Zeit von vielen Schachfreunden bekommen. Das hat mich ermuntert, diese Aura zu pflegen. Der Erfolg kann sich sehen lassen. Aus allen Himmelsrichtungen haben sich ehemalige Vereinskameraden und wildfremde Schachfreunde gemeldet. Am Wochenende haben wir nach zwei Jahren die 300.000-Besucher-Marke geknackt; wobei jeder Besucher nur einmal am Tag gezählt wird. Mittlerweile sind es über 500 Neugierige, die hier täglich reinschauen; Tendenz steigend. Mein Beitrag über Helmut Reefschläger wurde anlässlich seines Todes sogar auf ChessBase und der Webseite des DSB verlinkt.
Nun ist dies nicht mein Blog, sondern das der Schachfreunde Hannover. Ohne die Beiträge meiner Vereinskameraden und die Kommentare der Besucher hätte es diesen Erfolg nicht gegeben. Es gibt in Niedersachsens Schachszene vorbildliche Webseiten, stellvertretend sei der Hamelner SV genannt, aber anderswo gibt es auch Langeweile oder einfach nichts. Für mich soll ein Blog etwas Lebendiges sein, wo über nackte Ergebnisse hinaus über Gott und die Welt auf möglichst geistreiche Weise geplaudert werden darf. Diskussionen über Strukturen unseres Zusammenlebens gehören dazu. Schach allein macht unglücklich. Schach im Kontext mit dem realen Leben gibt uns den Halt, den wir benötigen, um dauerhaft auf Seiten der zufriedenen Menschen zu stehen.
Im Internet zu schreiben ist wie der Auftritt auf einer Bühne, nur dass man das Publikum nicht sieht. Schwellenängste und Lampenfieber gehören dazu. Ob ein Blog 5 Besucher oder 500 hat, wird keinem „Künstler“ gleichgültig sein. Die Zahl der Klicks ist wie der Applaus im Theater, und die Kommentare und Emails sind wie wohlmeinende Rezensionen im Feuilleton einer überregionalen Tageszeitung. – Mir hat das Schreiben großen Spaß bereitet. Vor zweieinhalb Jahren war an dieser Stelle gähnende Leere. Jetzt herrscht hier Betriebsamkeit. Ich sehe das als Beleg dafür, dass etwas geht, wenn man die Zeichen der Zeit erkennt und entsprechend handelt.
Stichwort Spaß. Ihr ahnt es schon. Wo Spaß herrscht, ist eine Spaßbremse nicht weit. Die zeigt Wirkung: Ab sofort werde ich mich aus diesem Blog zurückziehen. Das heißt, ich werde künftig keine Beiträge schreiben. Vielleicht ist hin und wieder ein Kommentar drin. Mehr nicht. Comeback nicht ausgeschlossen.
Ich verspreche euch: morgen geht die Sonne wieder auf. Und übermorgen auch.
Das 80er Gelb unserer ewigen Liste haut auf Dauer den stärksten Eskimo vom Schlitten. Deshalb habe ich schnell diesen Beitrag geschrieben, um die Farbe zu wechseln, bevor ich euch für den Rest des Novembers mit dem Blog allein lasse:
Think Grey and be happy!
Aktuelle Schachnachrichten habe ich nicht für euch. Veraltete auch nicht. Entspannt euch vor dem letzten Mannschaftskampf dieses Jahres am 13. Dezember. Weihnachtsmarkt-Hopping ist eine Möglichkeit. Aber denkt bitte daran: Jedes Glas Glühwein kostet am Schachbrett 100 DWZ-Punkte. Deshalb gilt für Mitglieder der Schachfreunde Hannover vor dem nächsten Spieltag ein absolutes Glühweinverbot (beginnend 24 Stunden vor der ersten Zeitkontrolle). Das Verbot gilt auch für Knickebeineier, die von Ostern übrig geblieben sind. Hildesheimer dürfen ihren Messwein hingegen in vollen Zügen genießen!
Einen Veranstaltungstipp habe ich noch für euch. An diesem Samstag spielen die Damen vom Münchner RFC in der 1. Rugby-Bundesliga bei Germania List; das ist ein Steinwurf von Uwes Wohnhaus entfernt. Ihr wisst, die „Erfolgsbilanz“ der Münchnerinnen hat es mir angetan. Nach der letzten Heimpleite steht die Zwischenbilanz nach 5 Spielen bei zwei Minuspunkten (!) und 0:448 Spielpunkten. Die zwei Minuspunkte gab’s, weil ein Heimspiel kampflos gewertet wurde. Dafür wurden 0:50 Spielpunkte angerechnet. Das war das bislang beste Ergebnis der Münchnerinnen!
Dieser Tipp erfolgt ohne jede Häme. So viel Idealismus hat meine Anerkennung verdient. Da fahren die Münchnerinnen von München nach Hannover und zurück und wissen genau, dass sie sich wieder eine Packung abholen werden. Vermutlich, ohne einen einzigen Spielpunkt zu ergattern. Oder geht da was? Die Damen vom SC Germania List stehen auf dem vorletzten Platz… Das unermüdliche Ankämpfen gegen Klassenunterschiede muss für uns Schachspieler keine Vorbildfunktion haben, es sei denn, die Frauen zeigen uns, dass sich Lebensfreude und Niederlagen a priori nicht ausschließen.
Etwas verwirrt bin ich dennoch. Auf einer Rugby-Webseite wird für Kompressions-kleidung mit den Worten geworben: „Jeder weiß, dass Rugby ein echter Männersport ist.“ Wissen das auch die Münchner Frauen!? Anstoß ist Samstag um 14:30 Uhr. Ilja Schneider, Torben Schulze und Wilfried Bode können leider nicht kommen. Die Drei spielen zeitgleich in Mannheim um die Deutsche Blitzeinzelmeisterschaft. Das ist schlechthin echter Männersport. Obendrein mit Killerinstinkt!
Es ist eine Ewigkeit her, dass unsere ewige Liste veröffentlicht wurde. Es war eine der letzten Amtshandlungen unseres damaligen Präsidenten Heinz-Jürgen Gieseke im Jahr 1980. Seitdem ist viel Wasser die Ihme hinuntergeflossen. – Heute sei der Sonntag für die Ewigkeit, lehrt uns HAZ-Redakteur Simon Benne in der Lüttjen Lage. Das war für mich der Anstoß, in die Katakomben meines Schacharchivs zu steigen, um die ewige Liste so gut es geht zu vervollständigen. Das kam dabei heraus:
Think Yellow! (Originalfarbe von 1980)
1980 Gerhard Streich 1980 Horst-Peter Anhalt
1981 Horst-Peter Anhalt
1982 Harald Behrens
1986 Harald Behrens 1986 Michael Geveke
1987 Horst-Peter Anhalt
1988 Arthur Kölle 1988 Gerhard Streich
1989 Horst-Peter Anhalt
1995 Daniel Butscher 1995 Olaf Bergmeier
1996 Olaf Bergmeier 1996 Olaf Bergmeier
1997 Olaf Bergmeier 1997 Olaf Bergmeier
1998 Günter Garthof 1998 Olaf Bergmeier
1999 Günter Garthof 1999 Torsten Knippert
2000 Marcus Delacor 2000 Olaf Bergmeier
2001 Andreas Berndt 2001 Olaf Bergmeier
Die ewige Liste endet mit unserer Fusion im Jahr 2001. Zwischen den Jahren 1981 und 1995 gibt es Lücken. Die sind einerseits meiner unvollständigen Dokumente und andererseits diverser Turbulenzen geschuldet. Soll heißen: Die eine oder andere Meisterschaft fiel aus. Lücken tun weh. Das ist wie beim Zahnarzt. Deshalb würde ich mich freuen, wenn wir einige davon füllen könnten. Wer kann dazu beitragen?
Jede Dekade hatte ihre eigenen Gesetze. Als Heinz Johann, der Friseur, der meinen Vater beim Haareschneiden überredete, mich in den Schachverein zu locken, zum ersten Mal Blitzmeister wurde, war nicht nur das Blitzschach Neuland. Das Leben nahm lawinenartig seinen Lauf. Vieles wurde darunter begraben. Vieles wurde an die Oberfläche gezerrt. Das war gut so. Was wäre ein Leben ohne spannende Erlebnisse?
Jede Vereinsmeisterschaft war so ein Erlebnis. Von 1966 bis 1981 habe ich alle mitgemacht. Meinen ersten Vereinstitel konnte ich 1969 im Blitzschach erringen, als ich unseren „Oberzocker“ Wolfgang Rosin ablöste. Aus dieser Zeit stammt der Ehrenteller, der 1972 in meinen Besitz überging. Wer genau hinschaut, wird die eingravierten Namen von Wolfgang und mir entdecken. Ansonsten war Peter Brunotte damals eine Bank. Anfang der Siebzigerjahre kam Horst-Peter vom SV Linden zu uns herüber. Fürderhin holte er sich mehrere Meisterschaften, musste allerdings bis 1980 auf seinen ersten Blitztitel warten. Für mich war 1988 endgültig Schluss mit Vereinsmeisterschaften. Meine Zäsur begann im Jahr 1979: Ehe, Familie, Beruf und eine neue Sportkarriere als Radrennfahrer hatten Vorrang.
Gegen Ende des Jahrtausends kam die große Zeit von Olaf Bergmeier. Er spielte nicht nur bärenstark, sondern war auch regelmäßig dabei. Das zahlte sich vor allem bei den Blitzmeisterschaften aus, die in den Neunzigerjahren nicht mehr gesondert ausgetragen wurden. Es zählte die Jahreswertung der Monatsblitzturniere. Ich war nur noch sporadisch dabei (siehe: Ausgezockt?). Das langte nicht mehr zu einer Blitzmeisterschaft.
Die stärkste Vereinsmeisterschaft aller Zeiten war wohl die, die wir 1980/81 ausgetragen haben. Es siegte Horst-Peter Anhalt souverän mit 8 Punkten aus 10 Partien, vor Peter Panzer (dem späteren IM und Landesmeister 1986) mit 6,5 Punkten, Manfred Küver (dem späteren CEO) mit 6,5 Punkten, Achim Cablitz (dem Deutschen Hochschulmeister 1982) mit 6,0 Punkten, Harald Behrens (dem Karpow-Bezwinger sowie Landesmeister 1980 und 1988) mit 5,5 Punkten, Klaus Franke (dem Dauerbrenner) mit 5,0 Punkten, Gerhard Streich (dem Dauerpatzer) mit 4,5 Punkten, Andreas Wetjen (der Oldenburger Leihgabe) mit 4,0 Punkten, Jürgen Siegmann (dem späteren Finanzamtsleiter) mit 3,5 Punkten, Michael Geveke (dem Deutschen Jugendmeister 1982) mit 3,5 Punkten und Karl-Heinz Klemens (dem Meister der Herzen) mit 2,0 Punkten.
Der Preisfond betrug 700,00 DM. Das war viel Geld für damalige Verhältnisse. Nach jeder Runde gab es ein Bulletin mit allen Partien und allerlei Wissenswertem. Ob sich so etwas wiederholen lässt? Ja und Nein. Die Zeiten haben sich geändert. Nach unserer Fusion mit der Schachvereinigung war zehn Jahre später Schluss mit Vereinsmeisterschaften.
Die ewige Liste ist eine Meistergalerie der jüngeren Hälfte unseres Vereins, die aus den Schachfreunden Badenstedt hervorging. Zur älteren Hälfte, die der Schachvereinigung entsprang und über eine ruhmreiche Vergangenheit verfügt, kann ich leider keine Angaben machen. Ich würde mich freuen, wenn jemand zur Vervollkommnung beitragen könnte. Es ist ja nur für die Ewigkeit gedacht.
Angesichts der Ereignisse in Paris fällt es mir schwer, einen fröhlichen Bericht über unseren 5:3 Sieg gegen den Hamelner SV in der Landesliga Süd zu verfassen. Das kleine Wortspiel in der Überschrift sei mir erlaubt. Insider wissen, was damit gemeint ist. Im Anschluss zeige ich euch jeweils einen Schnappschuss der Kontrahenten am Brett mit einem Diagramm der Schlussstellung. Ausgenommen ist die Endstellung am 1. Brett. Ob Wilfried Bode und Andreas Liebau noch lange gekämpft haben, weiß ich nicht. Es war die letzte Partie, als es bereits 4,5:2,5 für uns stand. Bis auf die Damen und je eine Leichtfigur war das Brett noch voll belegt, allerdings derart verschachtelt, dass echte Fortschritte auf beiden Seiten nicht zu sehen waren.
Die 6 Remispartien waren unspektakulär. Keiner der 12 Schachfreunde hatte einen nennenswerten Vorteil. Anders sah es an den Brettern zwei und sieben aus. Unserem Dennie bekommt die Höhenluft an den ersten Brettern ausgezeichnet. Diesmal überspielte er seinen Gegner mit einer bemerkenswerten Leichtigkeit. Allerdings half Kai Renner durch ungenaue Eröffnungszüge ordentlich mit. Bereits nach 8 Zügen hatte er seine Stellung verhunzt.
Martin Ploog erreichte mit Schwarz nicht nur mühelos Ausgleich, sondern setzte seinen Gegner im Mittelspiel mehr und mehr unter Druck, sodass der Gewinn im Doppelturmendspiel nur eine Sache der Technik war. Und die beherrscht Martin perfekt.
Die entscheidenden Phasen unserer beiden Gewinnpartien werde ich euch in einem Kommentar zu einem späteren Zeitpunkt nachreichen.
Remis oder was? Die Maschinen wollen diese Partie für Weiß gewinnen. Was sagt der gesunde Menschenverstand dazu? (siehe auch meinen Kommentar)
Hans, der Nervenarzt, lebt nicht mehr. Lange Haare sind rar geworden. Geflickte Jeans auch. Die Blöd-Zeitung ist indes noch immer blöd. Und was ist aus unseren Blitzturnieren geworden? Wehmut kommt auf. Nicht, dass ich die guten alten Zeiten beschwören möchte, aber ein Blick zurück dient nicht nur der Erheiterung. „Geht doch!“, war der Tenor dieser Geschichte. Dabei konnten wir uns nicht beklagen. Unsere Monats-blitzturniere waren meist gut besucht. Weniger als 10 Teilnehmer gab es selten. Obgleich wir verglichen mit der heutigen Ära nur der halbe Verein waren. Die Fusion mit der Schachvereinigung hatte noch nicht stattgefunden. Nach unserer Vereinigung mit der Vereinigung mussten meist Vorrunden mit A-, B- und C-Finals ausgetragen werden, weil die Teilnehmerzahl so hoch war (siehe Januar 2001). – Im Anschluss möchte ich euch aus der Zeit von 1995 bis 2001 einige Ergebnisse von Vereins-Blitzturnieren zeigen, an denen ich teilgenommen habe. Dabei geht es nicht um meine Person, sondern um die vielen anderen, die heute aus unterschiedlichen Gründen fernbleiben.
Die Moral dieses Rückblicks könnt ihr euch denken. Schaut auf meine Überschrift! Wir waren mal der „Zockerverein“ schlechthin in Niedersachsen. Im positiven Sinne, versteht sich. Mag sein, dass wir hierzulande sogar diejenigen waren, die Monatsblitzturniere erfunden haben; jedenfalls haben wir sie gefördert, spätestens als wir in den Achtzigerjahren dem HSK den Rang abgelaufen und viermal die niedersächsische Blitzmannschaftsmeisterschaft gewonnen hatten. Und nun? Sieben Teilnehmer beim Monatsblitzen im September, zwölf im Oktober und sechs im November 2015. Das ist frustrierend. Zocker wo seid ihr?
Es gibt sie noch. Nicht nur die unentwegten, die regelmäßig den kleinen Haufen angehören. Nein, diejenigen, die sich abgewandt haben und diejenigen, die das „Zocken“ lernen wollen, müssen motiviert werden. Nicht mit Schuldgefühlen, sondern mit neuen Ideen. Oder mit alten: „Solche Turniere sollte es wirklich öfter geben“, hieß es vor siebzehn Jahren. Der Anlass muss kein Geburtstag sein…
Wer hat’s erfunden? Ich spreche nicht von einem Schweizer Kräuterbonbon, sondern von Monatsblitzturnieren. Als Beleg mag dieser Artikel aus dem Jahr 1978 dienen. Er stammt aus der SFH-Zentrale:
Graphologen unter euch werden sofort die handschriftliche Überschrift im Fokus haben. Richtig, die kann nur von einem umtriebigen Schachfunktionär und Ehrenmitglied des DSB stammen. Gestern wurde er wieder ein Jahr älter. Herzlichen Glückwunsch! Guckt ihr hier: https://www.schachfreunde-hannover.de/nochn-70-geburtstag/
Die Attraktion zahlte sich aus: Im Verein sowie auf Bezirks- und Landesebene. Fast noch wertvoller: Wir hatten den großen HSK gestürzt. 1978 wurden wir durch das Triple belohnt:
Damals berichtete die HAZ regelmäßig über lokale Ereignisse im Schach. Unser Blitzerfolg wurde wie folgt gewürdigt:
Auch das gehört zur Geschichtsbewältigung: Ein paar Jahre später wechselte Heinz-Jürgen zu dem Verein, dessen Macht wir übernommen hatten. So etwas nennt man wohl eine Laune des Schicksals.