Ist das Schach – oder kann das weg?

Mit Strukturveränderungen soll dem Mitgliederschwund im Niedersächsischen Schachverband begegnet werden. Arbeitsgruppen unter Leitung des NSV-Präsidenten Michael S. Langer sollen dem schleichenden Siechtum entgegenwirken. Die Schachbezirke sollen dabei eingebunden werden. Was ist davon zu halten?

Auf der NSV-Webseite finden wir unter Arbeitskreise folgenden Hinweis:

Arbeitskreis Mitgliedergewinnung
Bis 2008 unter dem Namen Arbeitskreis Olympia. Dieser Arbeitskreis beschäftigt sich nun mit dem größten Problem des Verbandes, dem Rückgang der Mitgliederzahlen. Im Jahr 2009 soll eine groß angelegte Offensive gestartet werden, sowohl mit Turnieren als auch mit Breitenschachevents.

Das war vor 6 Jahren. Die groß angelegte Offensive ist verpufft. Ein Blick in die Statistik des Landessportbunds macht dies deutlich. Zwischen 2005 und 2009 waren die Mitgliederzahlen mit ca. 6.800 und die Zahl der Schachvereine und Schachsparten mit ca. 220 ziemlich konstant. Seit Beginn der Offensive im Jahr 2009 geht es jedoch kontinuierlich bergab. In der aktuellen Statistik für 2015 wird der Landesverband „Schach“ mit 5.811 Mitgliedern und 183 Vereinen bzw. Sparten aufgeführt. Das ist ein Schwund von rund 20%.

Grundsätzlich muss sich der Schachsport moderner aufstellen; das beginnt in den Vereinen, deren Existenz ich nicht antasten möchte. Aber was folgt über den Köpfen der Schachvereine? Niedersachsen leistet sich den Luxus von 6 Schachbezirken und zahlreichen Unterbezirken, auf die wir allesamt verzichten können. Um all die Vorstandsposten in den Vereinen, Unterbezirken, Bezirken, Fachreferaten und im Landesverband zu besetzen sind nach meiner Hochrechnung über 1.000 Schachfreundinnen und Schachfreunde erforderlich. Das ist ein Wahnsinn! Über 1.000 Menschen beschäftigen sich mit administrativen Aufgaben, damit 5.800 Schachspieler (inklusive Inaktive) ihrem Hobby nachgehen können. Muss das sein?

Siehe auch: Alte Zöpfe https://www.schachfreunde-hannover.de/alte-zoepfe/

Wie machen das die anderen Landesfachverbände in Niedersachsen? Die meisten Fachverbände kommen mit 4 Bezirken aus; auch die, die deutlich mehr Mitglieder haben, z.B. Judo (16.996 Mitglieder), Badminton (23.401 Mitglieder) und sogar der mächtige Leichtathletikverband (63.804 Mitglieder in 823 Vereinen). Einige Fachverbände kommen ganz ohne Bezirke und sonstige Hierarchiestufen aus. Das sollte uns Schachspielern ein Vorbild sein.

Für den Spielbetrieb ist die lokale und regionale Ausrichtung unerlässlich, aber benötigen wir für diesen Zweck einen eigenen Vorstand mit einer eigenen Kasse? Dieses administrative Brimborium mit Sitzungen, Versammlungen, Wahlen und sonstigen Verpflichtungen fördert das Schachspiel nicht. Es ist stattdessen hinderlich. Vom schlechten Gewissen und dem Leid all derer, die sich mangels Erfolg in ihrem Idealismus enttäuscht sehen, will ich gar nicht reden.

Mein Vorschlag für Strukturveränderungen sieht deshalb wie folgt aus:

Zwischen den Schachvereinen und dem Landesverband gibt es keine weitere Hierarchiestufe. Der Landesverband hat einen geschäftsführenden Vorstand ähnlich wie vorhanden. Schachjugend und Schachsenioren behalten ihr Eigenleben. Die Bezirke einschl. aller Unterbezirke werden aufgelöst. Die ehemals 6 Bezirke werden zu 3-4 neuen Bezirken verschmolzen, aber nur insofern, dass sich ein Spielleiter – wie zuvor – um den dortigen Spielbetrieb kümmert. Diese Spielleiter gehören zum Vorstand des NSV.

Das klingt radikal und wird den Widerstand einiger „Fürstentümer“ hervorrufen. Aber es ist meines Erachtens der richtige Weg. Die freiwerdenden Kräfte, die bislang durch unnütze Funktionärstätigkeiten gebunden waren, können sich anschließend mit frischem Elan auf das Wesentliche konzentrieren: auf gute Rahmenbedingungen für den Spielbetrieb. Dabei würde ich gern über die Grenzen Niedersachsens hinausgehen. Warum sollen nicht grenznahe Schachvereine anderer Landesverbände in den unterklassigen Spielbetrieb einbezogen werden? Zum Beispiel ist es von Bückeburg (Nds.) nach Minden (NRW) nur ein Katzensprung. Von der Insellage Bremens ganz zu schweigen.

Dass damit der Mitgliederschwund allein nicht gestoppt wird, ist mir bewusst. Aber wenn wir uns von dem befreien, was mit Schachpartien nichts zu tun hat, schaffen wir die Voraussetzung für eine Trendwende. Darüber hinaus ist ein ganzes Bündel von Maßnahmen erforderlich. Am wichtigsten sind Veränderungen auf der Vereinsebene. In dieser Einschätzung stimme ich mit unserem DSB-Präsidenten Herbert Bastian überein.

Die Ruhe vor der Walze

Goldfische sind aufmerksamer als Menschen des 21. Jahrhunderts. Das brachte eine Studie von Microsoft zutage. Goldfische haben eine Aufmerksamkeitsspanne von 9 Sekunden. Unser reizüberfluteter Nachwuchs braucht bereits nach 8 Sekunden eine Abwechslung. Und wir Schachspieler? Wir sind ständig unter Zeitdruck, selbst dann, wenn wir vermeintlich genug davon haben.

Links: Sommerzeit / Rechts: Winterzeit
Links: Sommerzeit / Rechts: Winterzeit

In der HAZ steht heute ein lesenswerter Artikel von Nina May mit der Überschrift: „Was ist schon Zeit?“ Hintergrund ist die Zeitumstellung, die uns heute Nacht die Stunde zurückgibt, die uns vor einem halben Jahr abhandenkam. Zeit sei vielleicht die rätselhafteste Erfahrung überhaupt, meint Nina May. Dieser Superlativ will etwas heißen angesichts der Rätsel, die uns der DFB derzeit in Märchenform präsentiert. Dass die ZEIT durchaus positiv belegt ist, wird uns Schachspielern bewusst, wenn dort Ilja Schneider und Dennes Abel ihren Gedanken freien Lauf lassen.

Drei Wochen sind eine verdammt lange Zeit. Diese Zeit hat unsere 1. Mannschaft bis zum Eintreffen der selbsternannten Walze (Hamelner SV). Die Zeit sollten wir nutzen, um unsere Aufmerksamkeit zu trainieren. „Innehalten“ ist ein probates Mittel. – Jahr für Jahr verzaubert uns der Oktober aufs Neue, indem er die Natur vergoldet. Wenn sich majestätische Bäume ihr güldenes Kleid anlegen, ist dies ein Schauspiel, das selbst abgeklärte Schachspieler anrührt. Hannovers Georgengarten bietet dafür den idealen Schauplatz. Zwölf Fotos, die ich dort gestern und vor drei Jahren aufgenommen habe, möchte ich euch zeigen. Ein güldener Hund ist auch zu sehen. Wenn es euch gelingt, jedes Foto mindestens 9 Sekunden zu betrachten, könnt ihr es mit Goldfischen aufnehmen.

Zahlenspiele

„Me Ispiken let höm niin Baakaun hat.“ Kennt ihr dieses Sprichwort? Nein!? Dann übersetze ich mal aus dem Sölring ins Deutsche: „Mit Eiszapfen heizt man keinen Backofen.“ „Aber mit Zahlen!“, wissen wir Lower Saxony zu kontern. Als soeben unser Besucherzähler auf 252525 sprang, hatte ich ein Gefühl wie Weihnachten.

Beachrugby unter den Augen der HAZ
Beachrugby unter den Augen der HAZ

Ob es an meinem Ordnungssinn, meinem Frohsinn oder an meinem Unsinn liegt, weiß ich nicht, aber ich mag die Ästhetik von Zahlen. Beispiel: In der Saison 2014/15 belegten die Frauen vom FC St. Pauli in der Rugbybundesliga den 3. Platz mit einem Unterschied von 333 Spielpunkten. Schön, nicht wahr!? Es wird noch schöner: 555:222 Spielpunkte lautet das Endergebnis!! By the way: Tore gibt’s beim Rugby nicht. – Im vergangenen Jahr hatte ich euch von den Damen des Münchener RFC berichtet. Die bekamen in der Bundesliga eine Klatsche nach der anderen, belegten den letzten Platz und sind in dieser Saison trotzdem (noch/wieder) erstklassig. In den ersten beiden Heimspielen gab’s zwei Niederlagen. 0:177 lautet die ernüchternde Bilanz. An mangelndem Kampfeswillen kann es nicht liegen. Vielleicht haben einige Spielerinnen die Regeln nicht verstanden. Angesichts des Sprachenwirrwarrs wäre das kein Wunder. Neben Chinesisch wird sogar Bayrisch gesprochen. Fehlt nur noch Sölring.

Mal sehen, wie lange vorn die Null steht. Ich behalte die Entwicklung im Auge.

Weltklasse sind hingegen die Deutschen Unterwasser-Rugbyspielerinnen. Durch einen Sieg am 2. August 2015 im Finale über Norwegen wurden sie Weltmeisterinnen! Die WM wurde in Kolumbien ausgetragen. Die deutsche Öffentlichkeit bekam nichts davon mit. Wen wundert’s!? Die Weltmeisterschaft wurde unter Wasser ausgetragen.

Die Deutschen Unterwassermänner mussten sich indes mit der Vizeweltmeisterschaft begnügen. Im Halbfinale gegen Kolumbien konnten sie noch einen zweimaligen Rückstand aufholen. Mit den Worten: „Ich mach jetzt ein Spiel, da haut‘s dir die Eier weg“, wird der Kapitän Lukas Tadda zitiert. Die Wortwahl kommt mir bekannt vor. Als ich vor ein paar Jahren im Biergarten des Lindener Turms saß, vernahm ich vom Nachbartisch die Fachsimpelei unter Rugbyspielern. Von legendären Begegnungen mit Gleichgesinnten aus Heidelberg war die Rede. Die Heidelberger wurden liebevoll „Eierpacker“ genannt.

„Alles fit im Schritt!?“, fragen wir besorgten Schachspieler und konzentrieren uns derweil auf unsere Stärken oberhalb der Gürtellinie. Sofern vorhanden, versteht sich.

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Zahlenspiel am Tag der Deutschen Einheit: 25-1+1990 = 2014

Volkswagen. Das Auto. Der Beschiss.

Alles so schön clean hier
Alles so schön clean hier

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Ergänzung am 19. Juni 2019

Frankfurt am Main, 1. Mai 2019

Wohin geht die Reise? Teil 2

Gastbeitrag von Sven Hagemann

Schon länger wird ja jetzt, auf den verschiedensten Organisationsebenen, immer wieder über die doch drastisch sinkenden Mitgliederzahlen und das Aussterben vieler kleinerer Vereine (Thema demographischer Wandel) debattiert. Für mich ist das alles jedoch kein Wunder. Wie in der Politik beherrschen viele Schachfunktionäre auch das Reden leider deutlich besser als das Handeln.

Immer wieder stelle ich mir die Frage mit wem ich in 30 Jahren überhaupt noch Schach spiele(n will). Es gibt Versäumnisse auf den verschiedensten Ebenen. Manche Bezirke/Städte (z.B. wie von Euch selbst demonstriert Hannover, ich meine hier gerade überwiegend die Stadtvereine, somit nicht die zum Teil durchaus aktiven Stadtteile wie Lehrte) bekommen trotz genügend vorhandener Masse an Kindern/Schulen nichts gebacken. Das hat sicher seine verschiedensten Gründe. Wir Schachspieler sollten uns einem im Klaren sein: “Von nichts kommt nichts!”

Leider mangelt es, im Schach logischerweise nicht anders als bei anderen Sportarten, an Leuten die freiwillig ehrenamtlich etwas tun wollen.

Dass das “Schachvolk” an für sich eine sehr eigene, sagen wir spezielle Gruppe von Menschenansammlung ist sollte dabei berücksichtigt werden. Der oft doch sehr familiäre Charakter lässt Platz für die verschiedensten Charaktere. Genau das sollte auch berücksichtigt werden. Doch leider beobachte ich oft das Gegenteil. Anstatt froh zu sein dass jemand überhaupt etwas macht wird lieber öfter diese doch sehr oft als “unzureichend” betrachtete Arbeit belächelt und sehr oft sogar darüber gelästert. So motiviert man natürlich niemandem zum Weitermachen. Wie ich “echten Leben” sind diese Nörgler auch oftmals genau die die selbst eigentlich fast rein gar nichts machen.

Wir müssen das Ehrenamt aufwerten. Wenn mit verdienten, engagierten Leuten, Achtung Vermutung, wie Gerhard z.B. so umgesprungen wird, dass man lieber einen anderen Spieler nominiert der vielleicht gerade mal 50 DWZ-Punkte mehr hat motiviert das diese Leute bestimmt nicht sich weiterhin irgendwie einzubringen. Das Gleiche gilt für Ehrenämtler. Ich weiß auch dass es in vielen Vereinen an “Willigen” fehlt. Vielleicht muss man die Leute zu ihrem Glück “zwingen”?! Im Fußball gibt es für nicht vorhandene Jugendmannschaften teils drastische Strafen…

Wir können natürlich auch gerne so weitermachen. Dann braucht sich aber sicher keiner wundern wenn alles langsam Stück für Stück den Bach runtergeht. Nur ein Zahlenbeispiel: Der AltersDURCHSCHNITT in der Landesliga Süd lag in der letzten Saison bei sage und schreibe bereits 50 (in Worten FÜNFZIG!!!) Jahren.

Angesichts dieser Zahlen sehe ich als Fazit SCHWARZ sollte sich an Struktur(en) und Engagement in den nächsten Jahren nicht deutlich etwas ändern!

Edit: Jeder sollte sich natürlich darüber in Klaren sein, dass es nicht das Ziel sein kann nur Spitzensportler bzw. Spitzenspieler im Jugendbereich auszubilden. Auch die breite Masse kann natürlich sehr nützlich sein (Da wären wir wieder beim Thema Ehrenamt…) …

Wohin geht die Reise?

Morgen beginnen in Berlin die Deutschen Seniorenmannschaftsmeisterschaften. Ich hätte gern mitgespielt und euch wie im vergangenen Jahr in Wort und Bild darüber berichtet, doch bekam jemand anders den Vorzug. Dagegen spricht nichts, wenngleich ich über die Umstände not amused bin. Trotzdem solltet ihr das Turniergeschehen verfolgen:

http://www.dsenmm2015.de/

Unseren beiden Mannschaften aus Niedersachsen wünsche ich viel Erfolg.

Kein Land in Sicht?
Kein Land in Sicht?

Meine Selbstverzwergung, von der ich in meinem letzten Beitrag am 31. Juli gesprochen habe, war allein auf das Schachspielen bezogen, denn meine ursprünglich geplante Saisonvorbereitung mit 2-3 Turnieren wurde über den Haufen geworfen. C’est la vie. Das Leben hat mich gelehrt, als Riesenzwerg an die süßesten Früchte zu kommen. Es muss nicht der Skalp eines Schachspielers sein.

 

Ein Sommerloch macht nachdenklich. Warum hat niemand an den 2. Geburtstag unseres Blogs am 9. August gedacht? Ohne Vorreiter kommt alles zum Stillstand. Den soll es hier nicht geben, auch wenn ich mich mit Schachthemen demnächst rarmache. In meinem letzten Beitrag habe ich euch eine Schachaufgabe gestellt. Aus aktuellem Anlass präsentiere ich euch diesmal ein Rebus:

N..... g.g.. N....
N….. g.g.. N….

Frage: Welche Kampagne einer öffentlich-rechtlichen Anstalt ist gemeint?
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Ergänzung am 27. September 2015

25. September 2015 am Kliff in Wenningstedt
25. September 2015 am Kliff in Wenningstedt

Der Fortschritt ist nicht aufzuhalten. Ein Sackbahnhof muss nicht das Ende der Motorisierung sein. Demnächst könnt ihr mit einem Schrägaufzug bis zum Strandsaum der Nordsee fahren. Wo? Am Kliff in Wenningstedt auf Sylt. Mit den Arbeiten wird in diesen Tagen begonnen. Diese frohe Botschaft habe ich von meiner Dienstreise mitgebracht. „Wohin geht die Reise?“, war meine Frage. An einem schnöden Kliff muss sie jedenfalls nicht enden. Höre ich da etwa Zweifel?

Eine Bereicherung ist die kombinierte Aufzugs- und Treppenanlage allemal, und zwar in dieser Liste: „Bauwerke, die die Welt nicht braucht.“

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Ergänzung am 2. Dezember 2015

28. November 2015 Strandtreppe am Kliff in Wenningstedt

28. November 2015 Strandtreppe am Kliff in Wenningstedt

Sommerloch

Es gab Zeiten, da hat Horst-Peter jeden gefragt: „Wer ist größer? Ein kleiner Riese oder ein großer Zwerg?“ Eine Antwort bekam er nie. – Pluto sei der größte bekannte Zwergplanet, sagen die Wissenschaftler. So wundert es nicht, dass Journalisten von einer „Zwergplaneten-Mission“ sprachen, als die NASA-Sonde „New Horizons“ nach 9 Jahren Flugzeit unserem kleinen Bruder die Aufwartung machte. So sehen also Zwerge aus! Nichtsdestotrotz hat Pluto vier Monde, drei mehr als unsere Erde. Einer davon heißt „Nix“. Nomen est omen. Naja, wenn ich Pluto wäre, würde ich angesichts der Diskriminierung lauthals bellen.

In der SPD bellen einige Genossen über die Selbstverzwergung, die ihre Partei derzeit durchmacht. Die dräuende vierte Amtszeit unserer Kanzlerin lässt das Selbstbewusstsein schrumpfen. „Selbstverzwergung“ ist das Stichwort für meinen heutigen Beitrag. Ich verzwerge mich mal selbst; zumindest für den August 2015. Dieser Beitrag wird mein einziger in diesem Monat bleiben. Damit tut sich das auf, was wir alle zugleich fürchten und lieben: das Sommerloch. Ihr könnt es entweder selbst füllen oder einfach entspannen.

Für diejenigen, die nun hilflos vor dem Sommerloch stehen, habe ich eine hübsche Schachaufgabe aufgespürt. Ich hatte sie bereits in der allerersten Ausgabe unserer allerersten Schachzeitung namens „Schachkurier“ veröffentlicht. Das war Anfang 1970. Es soll Schachfreunde geben, die seitdem noch immer an der Lösung tüfteln. Versucht es bitte ohne fremde Hilfe. Ihr werdet eure Freude haben.

Matt in vier Zügen

Gerald Sladek aus Schachdelikatessen, von Kurt Richter, Berlin 1961
Gerald Sladek aus Schachdelikatessen, von Kurt Richter, Berlin 1961

Lust auf Linden-Süd

Für Kernlindener ist Linden-Süd so etwas wie ein Appendix. Er gehört dazu, aber eigentlich braucht man ihn nicht. Dass dies ein Vorurteil ist, möchte ich euch anhand einiger Fotos zeigen, die ich gestern auf dem „Deisterkiez“ aufgenommen habe. Eine echte Kiezgröße, äh Schachgröße bekam ich auch zu Gesicht und unser Mitglied mit der längsten Vereinszugehörigkeit, die man ihm weiß Gott nicht ansieht.

Deister-01„Wenn schon, denn schon“, sagte Thomas K. und erwartete, dass er in maximaler Größe auf dem Bildschirm erscheint. Womöglich hat er einen Werbevertrag mit einer bulgarischen Brauerei abgeschlossen. Den Deisterkiez gibt es wirklich. Was der Verein so treibt, erfahrt ihr hier: http://www.deisterkiez-ev.de/de/

Das hat sich gestern vorm Deister abgespielt. Hinterm Deister wird heute Nachmittag gefeiert. Unser Gruß geht nach Hameln! Zwischen spanischem Omelett, russischem Salat und Kaisers-Spezial-Knoblauch-Soße werden die Sommermeister und -Meisterinnen ermittelt. Hoffentlich bringen die Hamelner Schachmeisterinnen genügend Regenschirme mit.

Hannovers Spezielles

Hannover gehört zu Linden. Oder umgekehrt. Egal. Gefeiert wird hüben wie drüben. 900 Jahre hier, 486. Schützenfest dort. Früher hätte ich über Schützenfeste die Nase gerümpft. Mittlerweile bin ich altersmilde. Schützen wollen auch ihren Spaß. Den sollen sie haben.

Es gibt drei Gründe, weshalb ich über das weltgrößte* Schützenfest berichte: 1. Ein ehemaliges Mitglied ist auf dem Schützenplatz zum Parteichef gewählt worden. 2. Das Rätsel um die Mengenlehre. 3. Ein Bilderreigen wider das Sommerloch.

*weltgrößte in Bezug auf Schützenfest stimmt, als Volksfest gehört es nicht zu den Top Ten in Deutschland

1. Einen Parteitag auf einem Rummelplatz abzuhalten ist außergewöhnlich. Die hannoversche SPD ist Rummel gewohnt, und so war es folgerichtig, dass sich die Delegierten in einem Festzelt trafen. Dabei wurde ihr Vorsitzender mit 84,3 Prozent im Amt bestätigt. Er heißt Alptekin Kirci. Mitte der achtziger Jahre war er zusammen mit seinem jüngeren Bruder Gültekin Mitglied bei uns Schachfreunden. Er hatte Talent. Im zarten Alter von zwölf Jahren konnte er u.a. ein Jugendturnier in Isernhagen gewinnen.

Schützen-16Seine Beweggründe, mit dem organisierten Schachspielen aufzuhören, kenne ich nicht. Über mangelnde Beschäftigung als Rechtsanwalt und Parteichef wird er sich freilich nicht beklagen. Wir gratulieren zur Wiederwahl! Seit Franz Müntefering vor elf Jahren das Geheimnis lüftete, wissen wir, dass Parteivorsitzender der SPD das schönste Amt neben dem Papst ist.

 

 

2. Aktive Journalisten müssen die Mengenlehre falsch verstanden haben. Anders kann ich mir nicht erklären, dass sie offenbar keinen blassen Schimmer haben, wie groß die Menge von 200.000 Menschen ist. Ich erkläre die Zahl mal so: 200.000 Menschen sind sämtliche Einwohner Hildesheims und Salzgitters zusammen oder rund fünfmal sämtliche Einwohner Lindens jeweils vom Säugling bis zum Greis, vom Kranken bis zum Urlauber oder rund viermal ein ausverkauftes Niedersachsenstadion.

Nun sollen 200.000 Besucher am vergangenen Sonntag an der Strecke in Hannovers Innenstadt gestanden haben, um sich das Spektakel des Schützenausmarsches anzusehen. Das berichten übereinstimmend HAZ und NDR. Warum? Weil es ihnen der Veranstalter in Person von Schützenfest-Geschäftsführer Klaus Timaeus so gesagt hat. Die Strecke war genau 3 km lang. – Wir rechnen: Auf einem Kilometer wären das rund 67.000 Besucher, auf 100 Meter im Schnitt 6.700, auf 10 Meter 670 und auf jedem Meter 67 Besucher!! Ihr könnt euch schon denken: eine Null weg und die Sache stimmt. Wenn jemand 50.000 Besucher geschätzt hätte, hätte ich mich nicht mokiert, aber die aberwitzige Wunschzahl des Veranstalters kritiklos zu verbreiten widerspricht dem Pressekodex: „Ziffer 2 – Zur Veröffentlichung bestimmte Informationen […] sind mit der gebotenen Sorgfalt auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen.“

Trotzdem war die Stimmung gut, wenn auch nicht so ausgelassen wie beim Karneval in Rio. Die Temperaturen waren indes brasilianisch. Vom ersten bis zum letzten Meter habe ich mich davon überzeugt.

3. Auf den Webseiten der HAZ und des NDR gibt es zahlreiche Fotos vom Schützenausmarsch. Für diejenigen, die nicht unter den 20.000 Besuchern waren, habe ich 15 eigene Fotos ausgesucht. Am besten gefällt mir Foto Nr. 08.

Bevor ihr euch meine Bildergalerie anguckt, habe ich noch einen Veranstaltungstipp für heute Abend. Meine Freunde von Marquess geben auf dem Schützenfest im Auftrag von NDR 1 ein Gute-Laune-Konzert. Um 20:45 Uhr geht’s los.

Lindener Spezial

Das 2. Halbjahr ist angebrochen. Ich spreche von Lindens 900. Geburtstag. Da war doch was? Ja, guckt ihr hier: https://www.schachfreunde-hannover.de/900-jahre-linden/

Die Feierlichkeiten sind noch nicht vorbei. Darauf komme ich am Ende meines Beitrags zurück. Lindens Bezirksvertreter Jörg Schimke hatte in seinem Blog zu einer Blog-Parade aufgerufen. „Wie sieht Linden in 900 Jahren aus?“, war seine Aufgabenstellung. Niemand hat sich getraut. Ich auch nicht. Dabei habe ich es versucht. Nachdem ich Albträume bekam, habe ich das Unterfangen aufgegeben.

Mein letzter Albtraum lief etwa so ab: Nach 900 Jahren glaubte sich die Üstra am Ziel. Der letzte Schwarzfahrer war umzingelt. Er war versehentlich mit seinem Ticket in der Cardzone gelandet. In seiner Not flüchtete der Schwarzfahrer auf den Lindener Berg. Auf die Ergreifung des letzten Übeltäters war eine Fangprämie von 1 Mio. Drachmen (neue deutsche Währung) ausgesetzt. Eine Hundestaffel hatte die Fährte aufgenommen. Der Schwarzfahrer kletterte aufs Dach des Wasserbehälters und wollte seine Spuren durch einen Sprung ins Wasser verwischen, als er das Unheil sah: Wasser gab es nicht, stattdessen eine Chlorbrühe, in der lauter Hühnchen schwammen.

Schweißgebadet wachte ich auf. Nein, lieber nicht in die Zukunft schauen. Früher war alles besser. – Wie es der Zufall wollte, fiel mir ein paar Tage später ein 37 Jahre altes Foto in die Hand, und zwar dieses:

1978 im Raschplatz-Pavillon
1978 im Raschplatz-Pavillon

Im Laufe der Zeit hatte ich mir das Foto vielleicht fünfmal angeschaut. Es hat mich jedes Mal aufs Neue fasziniert, und jedes Mal habe ich mich gefragt, was wohl aus dem Mädchen geworden ist. Ich kannte es nicht. Es stand am Ende des Tisches, als ich 1978 eine Simultanveranstaltung im Raschplatz-Pavillon gab. Dieser Blick! „Forever Young!“ Wehmut übermannt mich. – Heute müsste das Mädchen von damals eine Frau von Anfang vierzig sein. Konnte ich das Mädchen fürs Schachspielen begeistern? Wurde aus ihm eine Frau, die selbst Kinder hat? Ist sie Veganerin und hat die EMMA abonniert? Hat sie Philosophie studiert und fährt jetzt Taxi? Fragen über Fragen. Keine kann ich beantworten.

Dann fiel mir auf dem Foto ein Detail auf, das mir vorher entgangen war. Das „Lindener Spezial“ stand auf den Tischen! Es ist 37 Jahre her, und das Lindener Spezial gibt’s noch immer. Wow! Ein Blick auf mein Schachbrett mit dem Limerick und die heile Welt ist gegenwärtig. Zugegeben, heute wird das Kultgetränk von Globalplayern gebraut. Schaum drüber! Wenn man bedenkt, was in den letzten 37 Jahren von der Bildfläche verschwunden ist: Der Opel-Manta, die Deutsche Mark, der Brockhaus und vieles mehr. Was wäre Linden ohne seine unverfälschten Spezialitäten?

Die gilt es weiterhin zu feiern. Und damit ihr wisst, wo und wie und wann, solltet ihr euch diesen Flyer angucken: http://www.900jahrelinden.de/wp-content/uploads/2014/12/Linden-900-Jahre-deutsch-Teil-2-komp..pdf

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Ergänzung am 12. Juli 2015 (siehe Kommentar)

Sylter Hopfen im Mai 2014 auf meinem Balkon
Sylter Hopfen im Mai 2014 auf meinem Balkon

Ein Bier für Gourmets, Genießer und Individualisten!

Also ideal für Schachspieler.

Näheres erfahrt ihr hier:

http://www.westindien.com/produkte/sylter-hopfen/sylter-hopfen/

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Ergänzung am 18. Juli 2015 (siehe Kommentar)

Freizeitheim Linden: Weltkulturerbe 2018
Freizeitheim Linden: Weltkulturerbe 2018
Freizeitheim Linden: Südwest-Ansicht
Freizeitheim Linden: Südwest-Ansicht

Habt ihr schon gehört? Linden soll Weltkulturerbe werden! Im Ernst.

Guckt ihr hier: http://www.linden-entdecken.de/46622/linden-ist-weltkulturerbe/

Der Bezirksrat Linden-Limmer möge beschließen, dass das FZH Linden im Ensemble mit dem Arbeitermilieu in Linden-Limmer 2018 das Prädikat „Weltkulturerbe“ erhalten soll.

Der Bezirksrat hat beschlossen, und jetzt ist Hannovers Stadtverwaltung dran, die erforderlichen Schritte einzuleiten. Resthannover ist bereits neidisch. Das entnehme ich einem Kommentar von Gunnar Menkens in der heutigen Ausgabe der HAZ. Ganz Hannover soll Weltkulturerbe werden, schließlich hätte Hannover ein neues, altes Rathaus mit dem einzigen Schrägaufzug der Welt und das größte Schützenfest der Welt mit den wenigsten Besuchern der Welt.

Das ficht die Lindener nicht an. Und uns Schachspieler schon gar nicht. Schließlich ist das FZH unser Spiellokal. Für den Fall, dass dies 2018 zum Weltkulturerbe erklärt wird, hat unser Vorstand bereits einen Plan in der Schublade: Die beiden letzten aktiven Schachspieler werden ausgestopft und samt Schachbrett den Touristenströmen als besonders sehenswert zur Show gestellt. Über einen geeigneten Raum im Keller wird noch mit der Heimleitung verhandelt.

30. Juni 2019 – Schützenausmarsch mit Lindener Spezial (im Hintergrund die Marktkirche)

200.000 – Wir kennen Dich!

Am 30. November 2014 hat Uwe vergeblich den 100.000sten Besucher unseres Blogs gesucht. Genau sieben Monate später, zur legendären High-Noon-Zeit, hat sich die Besucherzahl bereits verdoppelt. Diesmal habe ich aufgepasst. Der Jubiläumsbesucher war der NSA*. Tusch!! „Ausspähen unter Schachfreunden geht prima!“, hat sich bis nach Bad Bederkesa herumgesprochen. Es geht auch ohne Pro-Spy-Abkommen. Mit dem NSA waren es im Schnitt rund 500 Besucher pro Tag, die wissen wollten, warum die Schachfreunde Hannover anders ticken. Die wollen wir weiterhin auf dem Laufenden halten. Was ihr schon immer über Schach und das Drumherum wissen wolltet, aber zu fragen nie gewagt habt, hier gibt’s die Antworten. Satire inbegriffen.

*NSA = Niedersächsischer Schachamateur (Im Volksmund: sturmfester Edelpatzer)

Mit seinem satirischen Rückblick auf die vergangene Woche bläst HAZ-Redakteur Michael B. Berger ins gleiche Horn: „Vorsicht, Freund hört (guckt) mit!“ Unsere Kanzlerin sei ein „Soufflé im Blazer“, soll der französische Präsident Monsieur Hollande gelästert haben. Mag sein. Aber für den Gatten gibt’s als Hauptspeise einen halben Gummiadler (Wessi-Deutsch):

Am Rande einer Kabinettssitzung im Bundeskanzleramt
Am Rande einer Kabinettssitzung im Bundeskanzleramt

Den Fotowitz habe ich bereits vor zwei Jahren in meinem Radsportforum veröffentlicht. Er hat nichts von seiner Aktualität verloren. Bespitzelung trotz Busserl in Elmau!? Es lebe die Heuchelei, äh Freundschaft! Darauf einen Ouzo. Bevor die Quellen versiegen.

 

Dass unser Jubiläumsbesuch ausgerechnet auf den Asteroiden-Tag fällt, ist womöglich ein Zeichen aus der Tiefe des Raums. Diesen Hinweis verdanken wir unserem Udo Harms in der heutigen Ausgabe der HAZ. Seid gewappnet! Behaltet euren Fahrradhelm auf, wenn ihr mit euren Flip-Flops durch die Fußgängerzone schlendert. Wer weiß, was heute alles vom Himmel fällt!? – Am 30. Juni 1908 mussten in Sibirien 60 Mio. Bäume dran glauben, als ein besonders dicker Brocken unseren Planeten traf. Mit Asteroidchen ist auch nicht zu spaßen. Folglich heißt die Devise: Helm auf, Augen auf und Handy-Kamera nach oben richten! Und natürlich zwischendurch einen Blick in unser Blog werfen. Über Neuigkeiten werden wir euch unverzüglich informieren.

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Ergänzung am 1. Juli 2015 (siehe Kommentar)

Asteroideneinschlag am 30.06.2015
Asteroideneinschlag am 30.06.2015