Uwe Gabriel und das halbe Jahrhundert

Uwe im Einsatz
Uwe im Einsatz

Mannschaftsführer und Spielleiter in einem Schachverein. Nervenaufreibender geht’s kaum. Uwe Gabriel hat diese Jobs seit einer Ewigkeit bravourös gemeistert und sich dabei stets seine Begeisterung fürs Schachspielen bewahrt. Ohne seinen Einsatz wären unser Verein und die Schachszene in Hannover um vieles ärmer.

Deshalb habe ich die große Freude, Dir lieber Uwe, heute zu Deinem 50. Geburtstag zu gratulieren. Herzlichen Glückwunsch!

Lehrte stoppt unseren Höhenflug

Selbst ein kampfloser Punktgewinn konnte uns heute in der Landesliga Süd nicht zum erhofften Pflichtsieg gegen den SK Lehrte verhelfen. Heinz-Dieters Gegnerin (2. Brett) war bei der Anreise offenbar auf der Strecke geblieben. Es sollte unser einziger Sieg bleiben. Wenig später einigten sich Andreas Liebau und Heinrich Bedürftig am 1. Brett in ausgeglichener Stellung auf ein Remis. Leider hatten Uwe, Arthur und Martin einen rabenschwarzen Tag erwischt. Irgendwann standen sie pleite. Da half auch deren Kampfgeist nicht weiter. Etwas besser sah es an den Brettern 5 bis 7 für uns aus, aber mehr als eine jeweilige Punkteteilung kam für Bernd, Dennie und mich nicht heraus. Endstand: 5:3 für Lehrte.

Glückwunsch an den SK Lehrte. Der Sieg war verdient. Mit dem Abstieg haben die Lehrter nichts mehr zu tun. Unsere Aufstiegsambitionen sind hingegen gewaltig geschrumpft. In der letzten Runde bedarf es der Schützenhilfe vom SV Laatzen. Die Laatzener haben den Spitzenreiter SC Wolfsburg zu Gast. Mit dem Wort „abstiegsbedroht“ halte ich mich zurück, weil ich nicht weiß, ob zwei oder drei Mannschaften absteigen. Die Reihenfolge der letzten drei Vereine: SV Berenbostel, SV Laatzen und HSK Lister Turm 2 kann sich zwar noch ändern, aber auf den viertletzten Platz können sie nicht mehr gelangen.

Eine Chance auf den Aufstieg haben plötzlich die totgesagten Hamelner. Falls Wolfsburg verliert und wir nicht gegen Caissa Wolfenbüttel gewinnen, können sie durch einen Sieg gegen die Braunschweiger auf den 1. Platz springen. Für jede Menge Spannung ist am letzten Spieltag somit gesorgt.

Schach im Jahr des Schafes

Auf einen Australier kommen 5,5 Schafe. Das ist hinter Neuseeland (10,5 Schafe) der 2. Platz in der Welt. Wir Deutsche teilen uns den Erdboden indes mit einem dreißigstel Schaf (103. Platz weltweit). Was wir daraus lernen, weiß ich nicht, aber irgendwie muss ich den Bogen zu Arthur Kölle finden. Arthur ist bekanntlich der erste Australier, der in der 1. Bundesliga Schach gespielt hat. Damals ging er fremd (HSK), ansonsten gehört Arthur seit den achtziger Jahren zu unserem Stammpersonal. Ob Landesliga oder Oberliga, auf Arthur ist stets Verlass. – Dass Schach Sport ist, leugnen nur die Ignoranten. Wie wichtig körperliches Training fürs Schachspielen ist, weiß natürlich auch Arthur zu schätzen. Und so dreht er des Öfteren im Dauerlauf seine Runden, um sich fit zu halten. So auch heute Vormittag.

Wer heute nicht draußen war, hat etwas verpasst. Der Tag war wie gemalt für einen Frühlingsanfang. Überall war Lebensfreude zu spüren. Vor den Eisdielen bildeten sich lange Schlangen. Der Biergarten auf dem Lindener Berg war rappelvoll. So kann das Jahr des Schafes weitergehen…

8. März 2015, 10:45 Uhr am Nordufer des Maschsees: Arthur Kölle gönnt sich eine Pause
8. März 2015, 10:45 Uhr am Nordufer des Maschsees: Arthur Kölle gönnt sich eine Pause

Aus aktuellem Anlass (Weltfrauentag) habe ich meinen Beitrag um ein Foto ergänzt.

Besser gleichfarbige Schafe als ungleichförmige Läufer

Trau, blau, wem!
Trau, blau, wem!

Vor wenigen Tagen wurde das Jahr des Schafes eingeläutet. Abermillionen Chinesen können sich nicht irren. „Welche Auswirkungen hat das Schaf auf uns Schachspieler?“, fragte ich mich. Da lag es nahe, mir selbst ein Bild bei den Schafen zu machen. Gesagt, getan. Meine Erkenntnis ist verblüffend. Bislang glaubte ich, dass nur Kamele Schachspielen, nein, nun hat die Sucht auch die Schafe gepackt. Die erste Lektion haben sie bereits verinnerlicht: Schach ist Sport. Den Fotobeweis will ich euch nicht vorenthalten. Im Schafsgalopp waren sie auf dem Weg ins nächste Spiellokal:

Gesellschaftsspiel für Schnelldenker: Schach, Schaf, Flott
Gesellschaftsspiel für Schnelldenker: Schach, Schaf, Flott

Wider den schachlichen Ernst

Die Narretei befindet sich im Hintergrund: der entblößte Plenarsaal
Die Narretei befindet sich im Hintergrund: der entblößte Plenarsaal

„Wie soll ich denn mit Ihnen Schachspielen, wenn Sie mir dauernd die Figuren wegnehmen?“ Tätä, tätä, tätä! Das ist der harmloseste Schachwitz, den ich auftreiben konnte. Political correctness dominiert derzeit unseren Alltag. Die Braunschweiger mussten es gestern ausbaden. Was haben Karnevalisten und Schachfunktionäre gemeinsam? Die Antwort müsst ihr euch selber geben. Als Hilfestellung bekommt ihr diesen Link auf den „Heißen Stuhl“ von anno dazumal: https://www.youtube.com/watch?v=tDgEOglDH-c

So ähnlich soll es am Freitag, dem 13. Februar, auf der außerordentlichen Versammlung des Schachbezirks 3 zugegangen sein. Tätä, tätä, tätä! „Wolle mer se rauslasse?“ „Nein!“ Tätä, tätä, tätä! „Gens una sumus!“ Tätä, tätä, tätä!

Schachspieler und Frohsinn, passt das zusammen? Antwort von Radio Eriwan: „Im Prinzip ja, aber nur wenn der Keller geheizt ist!“ Tätä, tätä, tätä! Hannovers Jecken durften am Samstag durch die Innenstadt ziehen. Ich war als Zaungast dabei. „Gibt es Schachspieler unter den Narren oder Narren unter den Schachspielern?“, war die Frage, die mich umtrieb. Ich habe weder echte Schachspieler noch echte Narren gesehen. Dafür eine Narretei der besonderen Art. Ich habe euch kürzlich von einem Interview berichtet, das ich dem lokalen Fernsehsender h1 gegeben hatte. Es ging um den Niedersächsischen Plenarsaal, dessen Trümmer die Gemüter erhitzen. Das, was ich in diesem Interview prophezeit habe, haben nun auch die Dienstbeflissenen erkannt. Der weitere Bauverlauf verspricht jede Menge Heiterkeit. Tätä, tätä, tätä!

Käpt’ns Winner

Ein Sieg der eigenen Mannschaft ist schöner als jede Kreuzfahrt der Welt. Wenn dann noch der Kapitän mit einem ganzen Punkt dazu beiträgt, ist die Glückseligkeit perfekt. Uwe gegen Udo lautete das Duell am 4. Brett gegen die SVG Salzgitter am Sonntag in der Landesliga Süd. Richtig spannend wurde die Partie nach dem 27. Zug von Schwarz. Die zweite Hälfte der Partie wollen wir euch nicht vorenthalten. Die Ausgangs- und Endstellung seht ihr hier als Diagramme. Die Kommentare und Analysen im Anschluss stammen vom Kapitän himself.

Uwe Gabriel-Udo Lau / Stellung nach 27...Sc4-d2
Uwe Gabriel-Udo Lau / Stellung nach 27…Sc4-d2
Stellung nach 58.Sh5-f6 Schwarz gab auf
Stellung nach 58.Sh5-f6 Schwarz gab auf

Der Rückwärtstag

Schnee von gestern: 25.12.2010
Schnee von gestern: 25.12.2010

31. Januar 2015. Ein Zwölftel des neuen Jahres ist herum. Grund genug, heute den internationalen Rückwärtstag zu feiern. Wie weit können wir überhaupt zurückblicken, ohne den Überblick zu verlieren? Erinnert sich jemand an die Schlagzeile aus dem Handelsblatt vom 22.12.2014: „Ronaldo und das seltsame Ding in der Hose.“ Lang, lang ist’s her. Der Januar ist überbordet mit schlechten Nachrichten. Zum Glück neigt unser Gehirn dazu, die positiven Meldungen in den Vordergrund zu stellen. „Bayern München kann noch verlieren“, ist so eine. „Frau Holle hat das Kissenausschütteln nicht verlernt“, ist eine andere. Kann sich jemand an einen noblen Herrn mit dem Kürzel KT erinnern? Der hat nach eigenen Angaben ein „gut bestelltes Haus“ hinterlassen, was unsere UvL nicht daran hindert, ein Attraktivitätssteigerungsgesetz auf den Weg zu bringen. Wow! Von Ursula lernen, heißt siegen lernen. Davon können wir Schachspieler nur träumen.

Kein Traum ist das zarte Weiß, in das sich gerade unser 900 Jahre altes Linden hüllt. „Wie heißt der größte Berg Lindens?“, ist ein uralter Witz, über den heute nur Ü60-Jährige lachen können. Die Antwort lautet: „der Ahrberg“. Aus Ahrberg ist Gramann geworden, aber den Lindener Berg gibt es wie eh und je. Und weil der so hoch ist, liegt dort besonders viel Schnee. Der Biergarten Lindener Turm ist gerüstet. Tische und Bänke müssen allerdings noch geräumt werden. Vielleicht sollten wir dort morgen unseren Mannschaftskampf gegen Salzgitter austragen. Eine Zitterpartie bekommt dadurch eine ganz neue Bedeutung! Anschließend gibt’s Griechischen Wein. Bei Zimmertemperatur, versteht sich.

Neujahrsansprache

Liebe Schachfreundinnen, liebe Schachfreunde,

hinterm Schreibtisch eines hannoverschen Unternehmers und zweimaligen Deutschen Rallye-Meisters, der bis zu seiner Pleite 14 Jahre lang das Vergnügen hatte, mein Chef zu sein, hängt ein Bild mit dem Schriftzug: „Jedes Leben ist auch ein verpfuschtes Leben.“ Was uns der Künstler namens Werner Büttner damit sagen will, kann ich nur vermuten. Ich finde den Satz großartig. Im ersten Moment klingt er furchtbar pessimistisch, wenn man ihn jedoch frei ins Englische übersetzt, spendet er Trost: „Nobody is perfect.“ Womit wir bei uns Schachspielern sind. Wir Schachspieler sind alles andere als perfekt. Wir sind eigenbrötlerisch und sensibel. Unsere Seelen sind übersät mit unzähligen Narben. Jede Verlustpartie schlägt eine neue Wunde. Manche vernarben nie.

Diese Metapher ist nichts gegen die, die ich vor Weihnachten in einer norddeutschen Tageszeitung las: Die heftigen Regenfälle in Schleswig-Holstein seien ein „Fußabdruck des Klimawandels“. Wow! Dann ist der „Arschtritt des Klimawandels“ der Untergang Sylts. Bevor es soweit ist, wird die heilige Gabriele (St. Pauli) an meiner ehemaligen Wirkungsstätte zur neuen Bürgermeisterin gewählt. Ihre erste Amtshandlung: Echte Sylter dürfen ihr Autokennzeichen mit SYL statt NF beschriften lassen. Es lebe der kleine Unterschied!

Horst-Peter anno 1984
Horst-Peter anno 1984

Mit dem heutigen Tag endet die Mitgliedschaft eines Schachfreunds, der 45 Jahre lang zu den herausragenden Persönlichkeiten unseres Vereins gehörte. Horst-Peter hat die Konsequenzen gezogen aus Vorfällen, die ohne Empathie als erledigt erklärt wurden. Dass ausgerechnet ein Reglementierungsunfug, den wir in den Achtzigerjahren abschaffen wollten, der Auslöser war, nennt man wohl Ironie des Schicksals. Die gemeinsamen Lehrjahre mit Horst-Peter haben mir viel gebracht. Seine Wissbegierde und sein gediegener Humor waren ansteckend. Möge es einen gemeinsamen Weg in der Zukunft geben. Wir sind ja noch so jung. „Spirituelles Alzheimer“ findet woanders statt.

Obwohl er unfehlbar ist, hat Papst Franziskus wenig Beifall von seinen Kardinälen bekommen, als er ihnen zu Weihnachten die Meinung geigte. Abgesehen von Untugenden jeder Art litten sie unter einer „mentalen Erstarrung“. Deshalb wolle er „verkrustete Strukturen“ seiner Kirche aufbrechen. Ich prophezeie euch, dieser Papst wird eher die Menschheit davon überzeugen, dass es keinen Gott gibt, als dass verkrustete Strukturen in Schachvereinen aufgebrochen werden. Sie gehen lieber mangels Masse unter, aber nicht bevor der Schriftführer das Protokoll darüber verfasst hat.

Zu einer Neujahrsansprache gehört der Ausblick auf kommende Ereignisse. Zwei Ergebnisse kann ich euch vorab nennen. Hamelner und Salzgitteraner müssen jetzt ganz tapfer sein, denn nach dem Gesetz der Serie werden wir in der Landesliga am 18. Januar mit 4,5:3,5 beim Hamelner SV und am 1. Februar mit dem gleichen Ergebnis gegen die SVG Salzgitter gewinnen. Ätsch! – Im vergangenen Jahr gab es eine Fülle runder Geburtstage und Jubiläen. Dies Jahr gibt’s davon wenig; Höhepunkt ist der Geburtstag einer Führungsperson, die so alt wird wie Hape Kerkeling vor wenigen Wochen.

Der Vorteil meiner Neujahrsansprache ist, dass man sie nicht mit der des Vorjahrs verwechseln kann, wie es Helmut Kohl 1987 widerfahren ist. Plattitüden sind nicht mein Ding. Eine Rückschau auf das vergangene Jahr spare ich mir. In eigener Sache gab es allerdings eine Zäsur. Die Freiheit, die ich mit dem Eintritt in die Rente gewonnen habe, lässt mir einen großen Spielraum. Inwieweit das Schachspielen dabei eine Rolle spielt, wird sich zeigen. Persönliche Erfolge sind zwar wichtig, aber noch wichtiger ist die Frage, ob ich mich in der Familie, die wir Schachspieler sein wollen, wohl fühle. „Gens una sumus“ ist leichter gesagt als gelebt.

Noch Fragen, Miss Sophie? Okay. Ihr wartet auf das verblüffende Ende meiner letzten Partie gegen Berenbostel. Das will ich euch nicht länger vorenthalten. Bis zum 21. Zug hatte mein Gegner tadellos gespielt. Dann griff er ohne Not zu einem inkorrekten Figurenopfer, das mir einen Mehrklotz (O-Ton Uns Uwe) bescherte. Meine vollzählige Kavallerie (O-Ton Problem-Peer) beziehungsweise meine schnaubenden Rösser (O-Ton Helmut Pfleger) konnten anschließend den gegnerischen König ohne viel Federlesens in die Zange nehmen.

Radecke, Peter (SV Berenbostel) – Streich, Gerhard (SFH)

Landesliga Süd, 07.12.2014

Stellung nach 30.Sc3-d5?
Stellung nach 30.Sc3-d5?

Der letzte Zug von Weiß 30.Sc3-d5? kommt einem Hilfsmatt gleich. Aber auch nach anderen Zügen ist Weiß verloren. 30… Sd4 31.Txa5 Sxf3+ 32.Kf1 32.Kh1 Txh2++ 32… Sxe4 Gegen Tf2++ gibt es keine Parade. 33.Ta7+ Das sprichwörtliche Racheschach 33… Kh6 0-1

 

 

 

 

Ich wünsche euch und euren Familien für 2015 Gesundheit, Kraft, Zufriedenheit und Caissas Segen.

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Skoda CITIGO als Hauptgewinn
Skoda CITIGO als Hauptgewinn

Das Jahr 2015 beginnt mit einigen Paukenschlägen. Über zwei berichte ich in meinem neuesten Kommentar.

Frau und Schach

Plötzlich ist sie in aller Munde: die Frau. Viele Schachspieler kannten sie bislang nur vom Hörensagen. Und manche Wirtschaftsbosse auch. Zum Beispiel der Aufsichtsrat vom FC Bayern München. Dort gibt es 9 Männer und 0 Frauen. Nicht auszudenken, wenn dort demnächst 3 Frauen säßen. Das Abstiegsgespenst würde sich die Hände reiben. Aber solange die Bayern nicht in die DAX-Liga aufsteigen, wird es nicht dazu kommen.

Die von der Bundesregierung geplante Frauenquote ist wie eine vermeintliche Drohung im Schachspiel. Eigentlich nur ein Bluff, aber die Machos bekommen das große Zittern. Diese Sorgen möchten wir Schachspieler haben. Wir schätzen die Frauen und freuen uns über jede, die am Schachbrett sitzt, solange sie nicht gegen uns gewinnt. – Nun macht Frau derzeit nicht nur im Bundestag von sich reden, sondern auch in unserer Männerdomäne. Das erste Deutsche Masterturnier für Frauen, das gerade in Dresden beendet wurde, war ein Medienhit. Oder ein Hitchen? Laut Renate Künast soll es sich bei der Frauenquote auch nur um ein Quötchen handeln. „Haste malne Frau?“, könnte zum geflügelten Wort werden. Dass das Schielen auf die Quote zu falschen Schlüssen führen kann, zeigt der Bericht über das DSAM-Turnier, das vorige Woche in Magdeburg ausgetragen wurde.

„Mit 9 Prozent teilnehmenden Damen lag das Turnier deutlich über dem (dünnen) Frauen-Anteil des DSB, aber auf diesem Weg muss noch weit gegangen werden, bis das Ziel erreicht sein wird – wenn auch die ersten Schritte getan sind!„, sagte die Turnierdirektorin Ingrid Schulz in einem Interview mit Ralf Mulde (DSB-Seite vom 23.11.2014). Als ich den Artikel las, habe ich mich nicht nur über die Überschrift (knorriges Kampfschach) amüsiert, sondern vor allem über den „dünnen Frauen-Anteil“. Für „Anteil dünner Frauen“ hätte es einen Satz heiße Ohren gegeben. Wer kaudert*, muss sich auf eine Watschen gefasst machen.

*Verbschöpfung zu Ehren von Volker, dem Frauenversteher. Meine kreative Antwort auf das bislang unbekannte Verb „direktorieren“ im zitierten Artikel. 

Dann habe ich mir die Zahlen genauer angesehen. Sie sollten ja deutlich über dem Frauenanteil im DSB liegen. Nach letzten mir bekannten Zählungen gibt es im DSB 83.985 männliche Mitglieder inklusive Kinder und Jugendliche sowie 6.691 weibliche Mitglieder. Das ist ein Frauenanteil von 7,4 %. Trennt man jedoch die Kinder und Jugendlichen von den Erwachsenen ergibt sich ein anderes Bild: von 21.366 Kindern und Jugendlichen sind 3.471 weiblich. Das ist ein Anteil von 16,3 % und damit ein dickes Pfund, mit dem sich wuchern lässt. Bei den volljährigen Frauen beträgt der Anteil so gesehen nur 5,1 %. Das ist wirklich dünn. – In Magdeburg waren insgesamt 331 Schachspielerinnen und Schachspieler am Start. Davon waren 30 Frauen bzw. weibliche Kinder und Jugendliche. Wenn man bedenkt, dass von denen über die Hälfte in der niedrigsten Ratinggruppe F gespielt hat, kann man davon ausgehen, dass die meisten noch Kinder oder Jugendliche sind. Somit relativiert sich der Anteil weiblicher Teilnehmer. Unter den volljährigen Frauen war er allenfalls so hoch wie der Bundesdurchschnitt. Mit dieser Klarstellung will ich nicht die Euphorie dämpfen, gleichwohl müssen die nächsten Schritte folgen. Dazu eignen sich die Analysen zweier Kenner.

Ilja & Ilja haben sich mit den Vorurteilen beschäftigt, die so zahlreich sein sollen wie die Machos an deutschen Stammtischen. In seiner Funktion als ZEIT-Blogger hat Ilja Schneider im Mai dieses Jahres zwei Beiträge geschrieben, die hohe Wellen schlugen:

Schachspieler sind gut, Spielerinnen sind schön / 38 Kommentare

http://blog.zeit.de/schach/maedchenschach-benachteiligung/

Männer haben mehr Sitzfleisch / 108 Kommentare

http://blog.zeit.de/schach/elisabeth-paehtz-interview-geschlechterunterschiede-schach/

Lesenswert ist auch das, was der andere Ilja mit ähnlicher Herkunft, nämlich der Großmeister Zaragatski (SF Katernberg), zuvor auf Chess24 geschrieben hatte:

Männer, Frauen und Spielstärke im Schach – Die ganze Wahrheit

https://chess24.com/de/lesen/news/maenner-frauen-und-spielstaerke-im-schach-die-ganze-wahrheit-1

Ilja Zaragatski hat übrigens bei der Live-Übertragung vom WM-Match Carlsen-Anand auf ZEIT-Online eine sehr gute Figur gemacht.

Dass sich nicht nur Schachspieler über die mangelnde Frauen-Integration Gedanken machen, zeigt ein Querverweis auf den Radsport. Unter Radsportlern ist der Frauenanteil zwar größer als unter Schachspielern, in meinem Verein liegt er jedoch bei Nullkommanull. Das veranlasste mich im November 2011 zu folgendem Aufruf in unserem Forum:

„Unser Vorstand hat die Absicht, eine Prämienwerbung auszuloben. Jedem, dem es gelingt, ein weibliches Wesen an unseren Verein zu binden, erhält als Prämie einen Fahrradschlauch, Marke „Schwalbe unplattbar“. Für drei Frauen gibt’s fünf Schläuche und für 10 Frauen ein Schlauchboot.“

Mein Beitrag hat zwar Heiterkeit ausgelöst, unserer Frauenquote hat’s jedoch nicht genützt. Sie liegt noch immer bei Nullkommanull. Es ist also ein steiniger Weg, Frauen für unsere Sportarten zu gewinnen. Es mag sein, dass es bundesweit einen positiven Trend gibt. Aber vielerorts ist der Alltag in Schachvereinen derart altbacken, dass junge Frauen gleich an der Eingangstür abgeschreckt werden. Weg mit den alten Zöpfen! Das Lächeln einer Frau ist euch gewiss.

In Memoriam Robert und Hans

Morgen findet in Wunstorf das 2. Robert-Neuhoff-Gedenkturnier statt. Über das 1. Gedenkturnier hat Tom vor einem Jahr berichtet; guckt ihr hier:

https://www.schachfreunde-hannover.de/schachfreunde-unterwegs/

Dass Robert ein außergewöhnlich liebenswerter Mensch war, hat u.a. Thomas Edel in seinem Kommentar bestätigt. Als Schachspieler war Robert meines Wissens in drei Vereinen aktiv: in Wunstorf, in Anderten und bei uns. Seltsamerweise habe ich im Internet kein einziges Foto von Robert gefunden. Das soll sich hiermit ändern. In meinem Archiv befindet sich nämlich ein Foto von der BEM 1981, als ich im „Meisterturnier“ gegen Robert spielte. Die Farben habe ich nicht verfremdet, die waren von vornherein so.

BEM 1981 im Freizeitheim Vahrenwald
BEM 1981 im Freizeitheim Vahrenwald

Im Anschluss werde ich näher auf die Bezirkseinzelmeisterschaft eingehen, doch zunächst möchte ich einige der Personen beschreiben, die ihr auf dem Foto seht. Mir gegenüber sitzt Robert Neuhoff in seiner typischen Haltung mit einer glimmenden Zigarette im Mund, die gerade blauen Dunst erzeugt. Hinten sitzt Siegfried Gelzenleichter (Nienburg) ebenfalls mit einer Zigarette zwischen den Fingern. Das zeigt, dass früher doch nicht alles besser war. Das könnte man auch von meiner Frisur behaupten. Immerhin wurde sie später von Gesine Schwan perfektioniert.

Ganz links seht ihr Lothar Kutsche (PSC). Er wurde etwas überraschend Bezirksmeister mit 8,0 Punkten aus 11 Partien vor Horst-Peter (7,5 Punkte) und Wilfried Gläser (7,5 Punkte). Robert belegte mit 5,0 Punkten den 10. Platz; ich wurde Fünfter (7,0 Punkte). Wie meine Partie gegen Robert endete, habe ich vergessen, aber Robert konnte als einziger gegen mich gewinnen, als ich 1977 Bezirksmeister wurde.

Hinter mir kiebitzt Dr. med. Hans Wiehler, Facharzt für Neurologie und Psychiatrie sowie viele Jahre 1. Vorsitzender und Ehrenvorsitzender unseres Vereins. Hans starb am 30.05.2011 im Alter von 89 Jahren (*4. September  1921). Hans war ein einzigartiger Mensch. Seine Spielstärke war mit „lausig“ noch nett umschrieben, was seinem Enthusiasmus fürs Schachspielen keinen Abbruch tat. Ich kenne keinen anderen Menschen, der emotional so sehr mitgeht, wie es Hans tat, wenn Spieler unseres Vereins am Brett saßen. In meinen Akten befinden sich viele Briefe, Postkarten und Bonmots, die Hans im Laufe der Zeit an mich und andere Schachfreunde gerichtet hatte. Damals habe ich manchmal darüber gelächelt, heute weiß ich ihren Wert zu schätzen. Gäbe es nicht Menschen, die Vereinskameraden bereits zu Lebzeiten achten und würdigen, wäre das schnelle Vergessen nach dem Tod die logische Folge. Doch fürs Vergessen sucht man nicht die Geborgenheit eines Vereins. – Dass die Wunstorfer mit dem Gedenkturnier die Erinnerung an Robert wachhalten, ist ein gutes Zeichen.

Die Bezirksmeisterschaft 1981 passt gut zu meinem Beitrag über „Die Schachregion – Das unbekannte Wesen“. Sechs Jahre vor Torbens Geburt (Bezirksmeister 2014) sah die Bezirkswelt noch anders aus. Es gab ein Meisterturnier, ein Vormeisterturnier und ein Seniorenturnier mit je 16 Spielern sowie 4 Hauptturniere mit insgesamt 38 Spielern; macht summa summarum 86 erwachsene Schachspieler. In den drei Ratinggruppen der BEM 2014 waren insgesamt 52 Schachspieler am Start; also weniger als Zweidrittel bezogen auf 1981. Solche Zahlenspiele hinken natürlich, was nicht heißt, dass sie nicht einer Analyse wert sind. Jedenfalls gab es damals keine Regionseinzelmeisterschaft, die das Interesse an der Bezirksmeisterschaft verwässert hätte.

Die Bezirksmeisterschaft 1981 endete übrigens auf den Tag genau vor 33 Jahren, am 22.11.1981. Hier sind die Teilnehmerlisten anno 1981. Einige „Überlebende“ sind noch heute aktiv.

Wolfsburg: Partienachlese (2)

Dass es in Dennies Partie nicht mit „rechten Dingen“ zuging, habe ich bereits verkündet. Ich musste sämtliche Fragezeichen meines Rechners zusammenkratzen, weil sie alle für seine Partie benötigt werden. Die Fragezeichen stammen von Dennie selbst. Hier und da ließen sich weitere hinzufügen. Das heißt aber nicht, dass Dennie und sein Gegner nur gepatzt hätten, nein, sie haben eine hochinteressante Partie gespielt. Arthur bezeichnet sie als eine der aufregendsten, die er je gesehen hat. Ich habe die Freude, sie euch zu zeigen. Die Analysen hat Dennie beigesteuert. Die Kommentare sind von mir. Den Vorhang zur großen Show öffne ich nach dem 18. Zug von Schwarz Kg8-h8; siehe 1. Diagramm.

Kessler, Marcel SC Wolfsburg – Ackermann, Dennie SF Hannover

Landesliga Süd, 3. Runde am 16.11.2014

Kessler-Ackermann 01Im Zentrum ballen sich die Kräfte. Eine Explosion liegt in der Luft. 19.Lxe4 fxe4 20.Sg5 De7 21.h3 Tg8 22.g4 Le8 23.Kf2? Der König wird übermütig. Es ist der erste Fehler von vielen.
Kessler-Ackermann 0223…Sd7 Verschießt den ersten Elfmeter. [23…Sh5! 24.Kg1 (24.gxh5 Tf6-+) 24…Tf6 25.Tf2 h6-+] 24.c5?! Lc7-+ Mein Rechner gibt Schwarz an dieser Stelle 2 Pluspunkte. 25.Ke3 Tf6 26.Tf2 h6 27.Sxd7 Lxd7 28.Sxe4 In schlechter Stellung macht Weiß das einzig Richtige: er sucht nach Verwicklungen. 28…dxe4 29.d5 cxd5 30.g5 Jetzt brennt die Luft!
Kessler-Ackermann 0330…e5 Der 2. Elfmeter wird verschossen.

Analysediagramm
Analysediagramm

[30…hxg5! 31.fxg5 d4+ 32.Lxd4 e5 33.gxf6 exd4+ 34.Ke2 d3+-+]

 

 

 

 

31.gxf6 Dxf6 [31…d4+ 32.Ke2 Df7-+] 32.fxe5 Dg5+ 33.Tf4 Lxe5 34.Df2 Lc6?? Verschießt den 3. Elfmeter. Mit diesem passiven Zug wird die Stellung neutralisiert.

Analysediagramm
Analysediagramm

[34…Dg3+ 35.Dxg3 Txg3+ 36.Kf2 Lxb2 37.Tc2 Txh3 38.Tf8+ Kg7 39.Td8 Le6-+]

 

 

 

 

35.Ld4? Weiß patzt postwendend. [35.Td1 d4+ 36.Lxd4 Lxd4+ 37.Txd4 Dxc5=] 35…Dg3+?? Jetzt kippt die Partie erstmals in Richtung Wolfsburg.

Kessler-Ackermann 04

Analysediagramm
Analysediagramm

[35…Lxd4+ 36.Kxd4 Dg7+ 37.Ke3 d4+ 38.Ke2 Lb5+ 39.Kd1 e3 40.De1 Dg2-+]

 

 

 

 

36.Dxg3 Txg3+ 37.Kf2 Lxd4+ [37…Tf3+ 38.Txf3 Lxd4+ 39.Te3 Kg7 40.a4 Kf6 41.Ke2 Lxe3 42.Kxe3 Ke5 43.Td1=] 38.Kxg3 Le5 39.Kg4 [39.Tcf1! Kg7 40.Kg2 Lxf4 41.Txf4 Kg6 42.Kf2 d4 43.h4 mit leichtem Vorteil für Weiß] 39…Ld7+ 40.Tf5 Kg7? [40…d4 41.b4 d3 42.Td1 Ld4 43.Kf4 Lxf5 44.Kxf5 e3-+]

Kessler-Ackermann 0541.h4 e3?? Und jetzt noch ein Eigentor. [41…d4! 42.c6 bxc6 43.Tc5 Lc7 44.Tc4 Lb6-+] 42.b4 d4 43.Te1? [43.Tg1!] 43…h5+ 44.Kg5 Lxf5?

Analysediagramm
Analysediagramm

[44…Lg3 45.Te2 Lxh4+-+]

 

 

 

 

45.Kxf5 Lg3 46.Te2 Lxh4 47.Ke4 Lf6 48.b5 Kf7 49.a4 [49.Tc2 Ke7 50.Kd3 h4 51.c6 bxc6 52.Txc6 h3 53.Tc5 Ke6 54.Th5 Ld8 55.Txh3 Lb6 56.Th5 hält geringe Gewinnchancen aufrecht.] 49…Ke6 50.b6? [50.Tc2 Kd7 51.Kd3 h4 52.Tg2 Le5 53.Tg5 Lf6 54.Tg6 Le7 55.Tg7 und Weiß kann weiter kneten.] 50…axb6 51.cxb6 Kd6? [51…h4 52.a5 Le5 53.a6 bxa6 54.b7 h3 55.Tb2 Lb8 56.Kxd4 Kd7 57.Kxe3 h2 58.Tb1=] 52.Tc2 e2 Jetzt kann Weiß wieder auf den vollen Punkt hoffen.

Kessler-Ackermann 0753.Txe2 Kc6 54.Tg2 [54.Kd3! Lh4 55.Th2 Ld8 56.a5 h4 57.Kc4 Le7 58.Tb2 Ld6 59.Tb3 Le5 60.Tf3 Ld6 61.Tf6+-] 54…Ld8 55.Tg6+ Kc5 56.a5?

Kessler-Ackermann 08Damit gibt Weiß den Sieg endgültig aus der Hand.

Analysediagramm
Analysediagramm

[56.Kd3 Lxb6 57.Tg5+ Kc6 58.Txh5 La7 59.Kc4 Kd6 60.Kb5 Kc7 61.Th7+ Kc8 Laut Engine soll die Stellung für Weiß gewonnen sein, aber eindeutig ist der Fall nicht. ]

 

 

 

56…Kb5 57.Tg8 Lf6 58.Tf8 [58.Ta8 Le7 59.Kxd4 h4 60.a6 Kxb6 61.a7 Lb4 62.Kc4 La5 63.Th8 Kxa7 64.Txh4=] 58…Le7 59.Tf5+ Ka6 60.Kxd4 Lb4 61.Tf6 h4 62.Kc4 Lxa5 63.Kc5 h3 64.Th6 ½-½

Schlussstellung: Remis
Schlussstellung: Remis