Die ewige Liste

Es ist eine Ewigkeit her, dass unsere ewige Liste veröffentlicht wurde. Es war eine der letzten Amtshandlungen unseres damaligen Präsidenten Heinz-Jürgen Gieseke im Jahr 1980. Seitdem ist viel Wasser die Ihme hinuntergeflossen. – Heute sei der Sonntag für die Ewigkeit, lehrt uns HAZ-Redakteur Simon Benne in der Lüttjen Lage. Das war für mich der Anstoß, in die Katakomben meines Schacharchivs zu steigen, um die ewige Liste so gut es geht zu vervollständigen. Das kam dabei heraus:

Think Yellow! (Originalfarbe von 1980)

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1980  Gerhard Streich                                            1980   Horst-Peter Anhalt
1981   Horst-Peter Anhalt
1982   Harald Behrens
1986   Harald Behrens                                            1986   Michael Geveke
1987   Horst-Peter Anhalt
1988   Arthur Kölle                                                 1988   Gerhard Streich
1989   Horst-Peter Anhalt
1995   Daniel Butscher                                           1995   Olaf Bergmeier
1996   Olaf Bergmeier                                            1996   Olaf Bergmeier
1997   Olaf Bergmeier                                            1997   Olaf Bergmeier
1998   Günter Garthof                                           1998   Olaf Bergmeier
1999   Günter Garthof                                           1999   Torsten Knippert
2000   Marcus Delacor                                          2000   Olaf Bergmeier
2001   Andreas Berndt                                           2001   Olaf Bergmeier

Die ewige Liste endet mit unserer Fusion im Jahr 2001. Zwischen den Jahren 1981 und 1995 gibt es Lücken. Die sind einerseits meiner unvollständigen Dokumente und andererseits diverser Turbulenzen geschuldet. Soll heißen: Die eine oder andere Meisterschaft fiel aus. Lücken tun weh. Das ist wie beim Zahnarzt. Deshalb würde ich mich freuen, wenn wir einige davon füllen könnten. Wer kann dazu beitragen?

Blitzschale-006bJede Dekade hatte ihre eigenen Gesetze. Als Heinz Johann, der Friseur, der meinen Vater beim Haareschneiden überredete, mich in den Schachverein zu locken, zum ersten Mal Blitzmeister wurde, war nicht nur das Blitzschach Neuland. Das Leben nahm lawinenartig seinen Lauf. Vieles wurde darunter begraben. Vieles wurde an die Oberfläche gezerrt. Das war gut so. Was wäre ein Leben ohne spannende Erlebnisse?

Jede Vereinsmeisterschaft war so ein Erlebnis. Von 1966 bis 1981 habe ich alle mitgemacht. Meinen ersten Vereinstitel konnte ich 1969 im Blitzschach erringen, als ich unseren „Oberzocker“ Wolfgang Rosin ablöste. Aus dieser Zeit stammt der Ehrenteller, der 1972 in meinen Besitz überging. Wer genau hinschaut, wird die eingravierten Namen von Wolfgang und mir entdecken. Ansonsten war Peter Brunotte damals eine Bank. Anfang der Siebzigerjahre kam Horst-Peter vom SV Linden zu uns herüber. Fürderhin holte er sich mehrere Meisterschaften, musste allerdings bis 1980 auf seinen ersten Blitztitel warten. Für mich war 1988 endgültig Schluss mit Vereinsmeisterschaften. Meine Zäsur begann im Jahr 1979: Ehe, Familie, Beruf und eine neue Sportkarriere als Radrennfahrer hatten Vorrang.

Gegen Ende des Jahrtausends kam die große Zeit von Olaf Bergmeier. Er spielte nicht nur bärenstark, sondern war auch regelmäßig dabei. Das zahlte sich vor allem bei den Blitzmeisterschaften aus, die in den Neunzigerjahren nicht mehr gesondert ausgetragen wurden. Es zählte die Jahreswertung der Monatsblitzturniere. Ich war nur noch sporadisch dabei (siehe: Ausgezockt?). Das langte nicht mehr zu einer Blitzmeisterschaft.

Die stärkste Vereinsmeisterschaft aller Zeiten war wohl die, die wir 1980/81 ausgetragen haben. Es siegte Horst-Peter Anhalt souverän mit 8 Punkten aus 10 Partien, vor Peter Panzer (dem späteren IM und Landesmeister 1986) mit 6,5 Punkten, Manfred Küver (dem späteren CEO) mit 6,5 Punkten, Achim Cablitz (dem Deutschen Hochschulmeister 1982) mit 6,0 Punkten, Harald Behrens (dem Karpow-Bezwinger sowie Landesmeister 1980 und 1988) mit 5,5 Punkten, Klaus Franke (dem Dauerbrenner) mit 5,0 Punkten, Gerhard Streich (dem Dauerpatzer) mit 4,5 Punkten, Andreas Wetjen (der Oldenburger Leihgabe) mit 4,0 Punkten, Jürgen Siegmann (dem späteren Finanzamtsleiter) mit 3,5 Punkten, Michael Geveke (dem Deutschen Jugendmeister 1982) mit 3,5 Punkten und Karl-Heinz Klemens (dem Meister der Herzen) mit 2,0 Punkten.

Der Preisfond betrug 700,00 DM. Das war viel Geld für damalige Verhältnisse. Nach jeder Runde gab es ein Bulletin mit allen Partien und allerlei Wissenswertem. Ob sich so etwas wiederholen lässt? Ja und Nein. Die Zeiten haben sich geändert. Nach unserer Fusion mit der Schachvereinigung war zehn Jahre später Schluss mit Vereinsmeisterschaften.

Die ewige Liste ist eine Meistergalerie der jüngeren Hälfte unseres Vereins, die aus den Schachfreunden Badenstedt hervorging. Zur älteren Hälfte, die der Schachvereinigung entsprang und über eine ruhmreiche Vergangenheit verfügt, kann ich leider keine Angaben machen. Ich würde mich freuen, wenn jemand zur Vervollkommnung beitragen könnte. Es ist ja nur für die Ewigkeit gedacht.

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Erneuerung am 23. August 2020 (siehe Kommentar)

Karl-Heinz Tscheppe 1-0 Gerhard Streich anno 1978

Kokosnuss 5 : 3 Walze

Angesichts der Ereignisse in Paris fällt es mir schwer, einen fröhlichen Bericht über unseren 5:3 Sieg gegen den Hamelner SV in der Landesliga Süd zu verfassen. Das kleine Wortspiel in der Überschrift sei mir erlaubt. Insider wissen, was damit gemeint ist. Im Anschluss zeige ich euch jeweils einen Schnappschuss der Kontrahenten am Brett mit einem Diagramm der Schlussstellung. Ausgenommen ist die Endstellung am 1. Brett. Ob Wilfried Bode und Andreas Liebau noch lange gekämpft haben, weiß ich nicht. Es war die letzte Partie, als es bereits 4,5:2,5 für uns stand. Bis auf die Damen und je eine Leichtfigur war das Brett noch voll belegt, allerdings derart verschachtelt, dass echte Fortschritte auf beiden Seiten nicht zu sehen waren.

Die 6 Remispartien waren unspektakulär. Keiner der 12 Schachfreunde hatte einen nennenswerten Vorteil. Anders sah es an den Brettern zwei und sieben aus. Unserem Dennie bekommt die Höhenluft an den ersten Brettern ausgezeichnet. Diesmal überspielte er seinen Gegner mit einer bemerkenswerten Leichtigkeit. Allerdings half Kai Renner durch ungenaue Eröffnungszüge ordentlich mit. Bereits nach 8 Zügen hatte er seine Stellung verhunzt.

Martin Ploog erreichte mit Schwarz nicht nur mühelos Ausgleich, sondern setzte seinen Gegner im Mittelspiel mehr und mehr unter Druck, sodass der Gewinn im Doppelturmendspiel nur eine Sache der Technik war. Und die beherrscht Martin perfekt.

Die entscheidenden Phasen unserer beiden Gewinnpartien werde ich euch in einem Kommentar zu einem späteren Zeitpunkt nachreichen.

Brett 1 Wilfried Bode 1/2 - 1/2 Andreas Liebau
Brett 1 Wilfried Bode 1/2 – 1/2 Andreas Liebau
Remis nach 71... Th8xLh5
Remis nach 71… Th8xLh5

Remis oder was? Die Maschinen wollen diese Partie für Weiß gewinnen. Was sagt der gesunde Menschenverstand dazu? (siehe auch meinen Kommentar)

Brett 2 Dennie Ackermann 1:0 Kai Renner
Brett 2 Dennie Ackermann 1:0 Kai Renner
1:0 nach 33. Tc6-c7
1:0 nach 33. Tc6-c7
Brett 3 Adrian David 1/2 - 1/2 Thomas Kaimer
Brett 3 Adrian David 1/2 – 1/2 Thomas Kaimer
Remis nach 23... Dc7-d7
Remis nach 23… Dc7-d7
Brett 4 Heinz-Dieter Meyer 1/2 - 1/2 Lutz van Son
Brett 4 Heinz-Dieter Meyer 1/2 – 1/2 Lutz van Son
Remis nach 14... Tad8
Remis nach 14… Tad8
Brett 5 Dennis Schmidt 1/2 - 1/2 Uwe Gabriel
Brett 5 Dennis Schmidt 1/2 – 1/2 Uwe Gabriel
Remis nach 22... a7-a6
Remis nach 22… a7-a6
Brett 6 Bernd Fritze 1/2 - 1/2 Yannick Koch
Brett 6 Bernd Fritze 1/2 – 1/2 Yannick Koch
Remis nach 20. Sd2-e4
Remis nach 20. Sd2-e4
Brett 7 Igor Belov 0 - 1 Dr. Martin Ploog
Brett 7 Igor Belov 0 – 1 Dr. Martin Ploog
0-1 nach 62... Kc3-d4
0-1 nach 62… Kc3-d4
Brett 8 Arthur Kölle 1/2 - 1/2 Felix-Hagen Jacobi
Brett 8 Arthur Kölle 1/2 – 1/2 Felix-Hagen Jacobi
Remis nach 40. Lc4-e2
Remis nach 40. Lc4-e2

Ausgezockt?

Selbstironie war einmal die Stärke der Schachfreunde Hannover. Als Kostprobe dient eine Geschichte aus dem Sonnenkönig, Ausgabe Nr. 17, anno 1998:

Zocker-01-98
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Hans, der Nervenarzt, lebt nicht mehr. Lange Haare sind rar geworden. Geflickte Jeans auch. Die Blöd-Zeitung ist indes noch immer blöd. Und was ist aus unseren Blitzturnieren geworden? Wehmut kommt auf. Nicht, dass ich die guten alten Zeiten beschwören möchte, aber ein Blick zurück dient nicht nur der Erheiterung. „Geht doch!“, war der Tenor dieser Geschichte. Dabei konnten wir uns nicht beklagen. Unsere Monats-blitzturniere waren meist gut besucht. Weniger als 10 Teilnehmer gab es selten. Obgleich wir verglichen mit der heutigen Ära nur der halbe Verein waren. Die Fusion mit der Schachvereinigung hatte noch nicht stattgefunden. Nach unserer Vereinigung mit der Vereinigung mussten meist Vorrunden mit A-, B- und C-Finals ausgetragen werden, weil die Teilnehmerzahl so hoch war (siehe Januar 2001). – Im Anschluss möchte ich euch aus der Zeit von 1995 bis 2001 einige Ergebnisse von Vereins-Blitzturnieren zeigen, an denen ich teilgenommen habe. Dabei geht es nicht um meine Person, sondern um die vielen anderen, die heute aus unterschiedlichen Gründen fernbleiben.

Die Moral dieses Rückblicks könnt ihr euch denken. Schaut auf meine Überschrift! Wir waren mal der „Zockerverein“ schlechthin in Niedersachsen. Im positiven Sinne, versteht sich. Mag sein, dass wir hierzulande sogar diejenigen waren, die Monatsblitzturniere erfunden haben; jedenfalls haben wir sie gefördert, spätestens als wir in den Achtzigerjahren dem HSK den Rang abgelaufen und viermal die niedersächsische Blitzmannschaftsmeisterschaft gewonnen hatten. Und nun? Sieben Teilnehmer beim Monatsblitzen im September, zwölf im Oktober und sechs im November 2015. Das ist frustrierend. Zocker wo seid ihr?

Es gibt sie noch. Nicht nur die unentwegten, die regelmäßig den kleinen Haufen angehören. Nein, diejenigen, die sich abgewandt haben und diejenigen, die das „Zocken“ lernen wollen, müssen motiviert werden. Nicht mit Schuldgefühlen, sondern mit neuen Ideen. Oder mit alten: „Solche Turniere sollte es wirklich öfter geben“, hieß es vor siebzehn Jahren. Der Anlass muss kein Geburtstag sein…

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Ergänzung am Freitag, dem 13. November 2015

Wer hat’s erfunden? Ich spreche nicht von einem Schweizer Kräuterbonbon, sondern von Monatsblitzturnieren. Als Beleg mag dieser Artikel aus dem Jahr 1978 dienen. Er stammt aus der SFH-Zentrale:

SFH-Jahreswertung-78Graphologen unter euch werden sofort die handschriftliche Überschrift im Fokus haben. Richtig, die kann nur von einem umtriebigen Schachfunktionär und Ehrenmitglied des DSB stammen. Gestern wurde er wieder ein Jahr älter. Herzlichen Glückwunsch! Guckt ihr hier: https://www.schachfreunde-hannover.de/nochn-70-geburtstag/

Die Attraktion zahlte sich aus: Im Verein sowie auf Bezirks- und Landesebene. Fast noch wertvoller: Wir hatten den großen HSK gestürzt. 1978 wurden wir durch das Triple belohnt:

SFH-Blitzmeister-78HAZ 78

Damals berichtete die HAZ regelmäßig über lokale Ereignisse im Schach. Unser Blitzerfolg wurde wie folgt gewürdigt:

 

 

 

 

 

Auch das gehört zur Geschichtsbewältigung: Ein paar Jahre später wechselte Heinz-Jürgen zu dem Verein, dessen Macht wir übernommen hatten. So etwas nennt man wohl eine Laune des Schicksals.

Ist das Schach – oder kann das weg?

Mit Strukturveränderungen soll dem Mitgliederschwund im Niedersächsischen Schachverband begegnet werden. Arbeitsgruppen unter Leitung des NSV-Präsidenten Michael S. Langer sollen dem schleichenden Siechtum entgegenwirken. Die Schachbezirke sollen dabei eingebunden werden. Was ist davon zu halten?

Auf der NSV-Webseite finden wir unter Arbeitskreise folgenden Hinweis:

Arbeitskreis Mitgliedergewinnung
Bis 2008 unter dem Namen Arbeitskreis Olympia. Dieser Arbeitskreis beschäftigt sich nun mit dem größten Problem des Verbandes, dem Rückgang der Mitgliederzahlen. Im Jahr 2009 soll eine groß angelegte Offensive gestartet werden, sowohl mit Turnieren als auch mit Breitenschachevents.

Das war vor 6 Jahren. Die groß angelegte Offensive ist verpufft. Ein Blick in die Statistik des Landessportbunds macht dies deutlich. Zwischen 2005 und 2009 waren die Mitgliederzahlen mit ca. 6.800 und die Zahl der Schachvereine und Schachsparten mit ca. 220 ziemlich konstant. Seit Beginn der Offensive im Jahr 2009 geht es jedoch kontinuierlich bergab. In der aktuellen Statistik für 2015 wird der Landesverband „Schach“ mit 5.811 Mitgliedern und 183 Vereinen bzw. Sparten aufgeführt. Das ist ein Schwund von rund 20%.

Grundsätzlich muss sich der Schachsport moderner aufstellen; das beginnt in den Vereinen, deren Existenz ich nicht antasten möchte. Aber was folgt über den Köpfen der Schachvereine? Niedersachsen leistet sich den Luxus von 6 Schachbezirken und zahlreichen Unterbezirken, auf die wir allesamt verzichten können. Um all die Vorstandsposten in den Vereinen, Unterbezirken, Bezirken, Fachreferaten und im Landesverband zu besetzen sind nach meiner Hochrechnung über 1.000 Schachfreundinnen und Schachfreunde erforderlich. Das ist ein Wahnsinn! Über 1.000 Menschen beschäftigen sich mit administrativen Aufgaben, damit 5.800 Schachspieler (inklusive Inaktive) ihrem Hobby nachgehen können. Muss das sein?

Siehe auch: Alte Zöpfe https://www.schachfreunde-hannover.de/alte-zoepfe/

Wie machen das die anderen Landesfachverbände in Niedersachsen? Die meisten Fachverbände kommen mit 4 Bezirken aus; auch die, die deutlich mehr Mitglieder haben, z.B. Judo (16.996 Mitglieder), Badminton (23.401 Mitglieder) und sogar der mächtige Leichtathletikverband (63.804 Mitglieder in 823 Vereinen). Einige Fachverbände kommen ganz ohne Bezirke und sonstige Hierarchiestufen aus. Das sollte uns Schachspielern ein Vorbild sein.

Für den Spielbetrieb ist die lokale und regionale Ausrichtung unerlässlich, aber benötigen wir für diesen Zweck einen eigenen Vorstand mit einer eigenen Kasse? Dieses administrative Brimborium mit Sitzungen, Versammlungen, Wahlen und sonstigen Verpflichtungen fördert das Schachspiel nicht. Es ist stattdessen hinderlich. Vom schlechten Gewissen und dem Leid all derer, die sich mangels Erfolg in ihrem Idealismus enttäuscht sehen, will ich gar nicht reden.

Mein Vorschlag für Strukturveränderungen sieht deshalb wie folgt aus:

Zwischen den Schachvereinen und dem Landesverband gibt es keine weitere Hierarchiestufe. Der Landesverband hat einen geschäftsführenden Vorstand ähnlich wie vorhanden. Schachjugend und Schachsenioren behalten ihr Eigenleben. Die Bezirke einschl. aller Unterbezirke werden aufgelöst. Die ehemals 6 Bezirke werden zu 3-4 neuen Bezirken verschmolzen, aber nur insofern, dass sich ein Spielleiter – wie zuvor – um den dortigen Spielbetrieb kümmert. Diese Spielleiter gehören zum Vorstand des NSV.

Das klingt radikal und wird den Widerstand einiger „Fürstentümer“ hervorrufen. Aber es ist meines Erachtens der richtige Weg. Die freiwerdenden Kräfte, die bislang durch unnütze Funktionärstätigkeiten gebunden waren, können sich anschließend mit frischem Elan auf das Wesentliche konzentrieren: auf gute Rahmenbedingungen für den Spielbetrieb. Dabei würde ich gern über die Grenzen Niedersachsens hinausgehen. Warum sollen nicht grenznahe Schachvereine anderer Landesverbände in den unterklassigen Spielbetrieb einbezogen werden? Zum Beispiel ist es von Bückeburg (Nds.) nach Minden (NRW) nur ein Katzensprung. Von der Insellage Bremens ganz zu schweigen.

Dass damit der Mitgliederschwund allein nicht gestoppt wird, ist mir bewusst. Aber wenn wir uns von dem befreien, was mit Schachpartien nichts zu tun hat, schaffen wir die Voraussetzung für eine Trendwende. Darüber hinaus ist ein ganzes Bündel von Maßnahmen erforderlich. Am wichtigsten sind Veränderungen auf der Vereinsebene. In dieser Einschätzung stimme ich mit unserem DSB-Präsidenten Herbert Bastian überein.

Die Ruhe vor der Walze

Goldfische sind aufmerksamer als Menschen des 21. Jahrhunderts. Das brachte eine Studie von Microsoft zutage. Goldfische haben eine Aufmerksamkeitsspanne von 9 Sekunden. Unser reizüberfluteter Nachwuchs braucht bereits nach 8 Sekunden eine Abwechslung. Und wir Schachspieler? Wir sind ständig unter Zeitdruck, selbst dann, wenn wir vermeintlich genug davon haben.

Links: Sommerzeit / Rechts: Winterzeit
Links: Sommerzeit / Rechts: Winterzeit

In der HAZ steht heute ein lesenswerter Artikel von Nina May mit der Überschrift: „Was ist schon Zeit?“ Hintergrund ist die Zeitumstellung, die uns heute Nacht die Stunde zurückgibt, die uns vor einem halben Jahr abhandenkam. Zeit sei vielleicht die rätselhafteste Erfahrung überhaupt, meint Nina May. Dieser Superlativ will etwas heißen angesichts der Rätsel, die uns der DFB derzeit in Märchenform präsentiert. Dass die ZEIT durchaus positiv belegt ist, wird uns Schachspielern bewusst, wenn dort Ilja Schneider und Dennes Abel ihren Gedanken freien Lauf lassen.

Drei Wochen sind eine verdammt lange Zeit. Diese Zeit hat unsere 1. Mannschaft bis zum Eintreffen der selbsternannten Walze (Hamelner SV). Die Zeit sollten wir nutzen, um unsere Aufmerksamkeit zu trainieren. „Innehalten“ ist ein probates Mittel. – Jahr für Jahr verzaubert uns der Oktober aufs Neue, indem er die Natur vergoldet. Wenn sich majestätische Bäume ihr güldenes Kleid anlegen, ist dies ein Schauspiel, das selbst abgeklärte Schachspieler anrührt. Hannovers Georgengarten bietet dafür den idealen Schauplatz. Zwölf Fotos, die ich dort gestern und vor drei Jahren aufgenommen habe, möchte ich euch zeigen. Ein güldener Hund ist auch zu sehen. Wenn es euch gelingt, jedes Foto mindestens 9 Sekunden zu betrachten, könnt ihr es mit Goldfischen aufnehmen.

Zahlenspiele

„Me Ispiken let höm niin Baakaun hat.“ Kennt ihr dieses Sprichwort? Nein!? Dann übersetze ich mal aus dem Sölring ins Deutsche: „Mit Eiszapfen heizt man keinen Backofen.“ „Aber mit Zahlen!“, wissen wir Lower Saxony zu kontern. Als soeben unser Besucherzähler auf 252525 sprang, hatte ich ein Gefühl wie Weihnachten.

Beachrugby unter den Augen der HAZ
Beachrugby unter den Augen der HAZ

Ob es an meinem Ordnungssinn, meinem Frohsinn oder an meinem Unsinn liegt, weiß ich nicht, aber ich mag die Ästhetik von Zahlen. Beispiel: In der Saison 2014/15 belegten die Frauen vom FC St. Pauli in der Rugbybundesliga den 3. Platz mit einem Unterschied von 333 Spielpunkten. Schön, nicht wahr!? Es wird noch schöner: 555:222 Spielpunkte lautet das Endergebnis!! By the way: Tore gibt’s beim Rugby nicht. – Im vergangenen Jahr hatte ich euch von den Damen des Münchener RFC berichtet. Die bekamen in der Bundesliga eine Klatsche nach der anderen, belegten den letzten Platz und sind in dieser Saison trotzdem (noch/wieder) erstklassig. In den ersten beiden Heimspielen gab’s zwei Niederlagen. 0:177 lautet die ernüchternde Bilanz. An mangelndem Kampfeswillen kann es nicht liegen. Vielleicht haben einige Spielerinnen die Regeln nicht verstanden. Angesichts des Sprachenwirrwarrs wäre das kein Wunder. Neben Chinesisch wird sogar Bayrisch gesprochen. Fehlt nur noch Sölring.

Mal sehen, wie lange vorn die Null steht. Ich behalte die Entwicklung im Auge.

Weltklasse sind hingegen die Deutschen Unterwasser-Rugbyspielerinnen. Durch einen Sieg am 2. August 2015 im Finale über Norwegen wurden sie Weltmeisterinnen! Die WM wurde in Kolumbien ausgetragen. Die deutsche Öffentlichkeit bekam nichts davon mit. Wen wundert’s!? Die Weltmeisterschaft wurde unter Wasser ausgetragen.

Die Deutschen Unterwassermänner mussten sich indes mit der Vizeweltmeisterschaft begnügen. Im Halbfinale gegen Kolumbien konnten sie noch einen zweimaligen Rückstand aufholen. Mit den Worten: „Ich mach jetzt ein Spiel, da haut‘s dir die Eier weg“, wird der Kapitän Lukas Tadda zitiert. Die Wortwahl kommt mir bekannt vor. Als ich vor ein paar Jahren im Biergarten des Lindener Turms saß, vernahm ich vom Nachbartisch die Fachsimpelei unter Rugbyspielern. Von legendären Begegnungen mit Gleichgesinnten aus Heidelberg war die Rede. Die Heidelberger wurden liebevoll „Eierpacker“ genannt.

„Alles fit im Schritt!?“, fragen wir besorgten Schachspieler und konzentrieren uns derweil auf unsere Stärken oberhalb der Gürtellinie. Sofern vorhanden, versteht sich.

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Zahlenspiel am Tag der Deutschen Einheit: 25-1+1990 = 2014

Volkswagen. Das Auto. Der Beschiss.

Alles so schön clean hier
Alles so schön clean hier

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Ergänzung am 19. Juni 2019

Frankfurt am Main, 1. Mai 2019

Wohin geht die Reise? Teil 2

Gastbeitrag von Sven Hagemann

Schon länger wird ja jetzt, auf den verschiedensten Organisationsebenen, immer wieder über die doch drastisch sinkenden Mitgliederzahlen und das Aussterben vieler kleinerer Vereine (Thema demographischer Wandel) debattiert. Für mich ist das alles jedoch kein Wunder. Wie in der Politik beherrschen viele Schachfunktionäre auch das Reden leider deutlich besser als das Handeln.

Immer wieder stelle ich mir die Frage mit wem ich in 30 Jahren überhaupt noch Schach spiele(n will). Es gibt Versäumnisse auf den verschiedensten Ebenen. Manche Bezirke/Städte (z.B. wie von Euch selbst demonstriert Hannover, ich meine hier gerade überwiegend die Stadtvereine, somit nicht die zum Teil durchaus aktiven Stadtteile wie Lehrte) bekommen trotz genügend vorhandener Masse an Kindern/Schulen nichts gebacken. Das hat sicher seine verschiedensten Gründe. Wir Schachspieler sollten uns einem im Klaren sein: “Von nichts kommt nichts!”

Leider mangelt es, im Schach logischerweise nicht anders als bei anderen Sportarten, an Leuten die freiwillig ehrenamtlich etwas tun wollen.

Dass das “Schachvolk” an für sich eine sehr eigene, sagen wir spezielle Gruppe von Menschenansammlung ist sollte dabei berücksichtigt werden. Der oft doch sehr familiäre Charakter lässt Platz für die verschiedensten Charaktere. Genau das sollte auch berücksichtigt werden. Doch leider beobachte ich oft das Gegenteil. Anstatt froh zu sein dass jemand überhaupt etwas macht wird lieber öfter diese doch sehr oft als “unzureichend” betrachtete Arbeit belächelt und sehr oft sogar darüber gelästert. So motiviert man natürlich niemandem zum Weitermachen. Wie ich “echten Leben” sind diese Nörgler auch oftmals genau die die selbst eigentlich fast rein gar nichts machen.

Wir müssen das Ehrenamt aufwerten. Wenn mit verdienten, engagierten Leuten, Achtung Vermutung, wie Gerhard z.B. so umgesprungen wird, dass man lieber einen anderen Spieler nominiert der vielleicht gerade mal 50 DWZ-Punkte mehr hat motiviert das diese Leute bestimmt nicht sich weiterhin irgendwie einzubringen. Das Gleiche gilt für Ehrenämtler. Ich weiß auch dass es in vielen Vereinen an “Willigen” fehlt. Vielleicht muss man die Leute zu ihrem Glück “zwingen”?! Im Fußball gibt es für nicht vorhandene Jugendmannschaften teils drastische Strafen…

Wir können natürlich auch gerne so weitermachen. Dann braucht sich aber sicher keiner wundern wenn alles langsam Stück für Stück den Bach runtergeht. Nur ein Zahlenbeispiel: Der AltersDURCHSCHNITT in der Landesliga Süd lag in der letzten Saison bei sage und schreibe bereits 50 (in Worten FÜNFZIG!!!) Jahren.

Angesichts dieser Zahlen sehe ich als Fazit SCHWARZ sollte sich an Struktur(en) und Engagement in den nächsten Jahren nicht deutlich etwas ändern!

Edit: Jeder sollte sich natürlich darüber in Klaren sein, dass es nicht das Ziel sein kann nur Spitzensportler bzw. Spitzenspieler im Jugendbereich auszubilden. Auch die breite Masse kann natürlich sehr nützlich sein (Da wären wir wieder beim Thema Ehrenamt…) …

Wohin geht die Reise?

Morgen beginnen in Berlin die Deutschen Seniorenmannschaftsmeisterschaften. Ich hätte gern mitgespielt und euch wie im vergangenen Jahr in Wort und Bild darüber berichtet, doch bekam jemand anders den Vorzug. Dagegen spricht nichts, wenngleich ich über die Umstände not amused bin. Trotzdem solltet ihr das Turniergeschehen verfolgen:

http://www.dsenmm2015.de/

Unseren beiden Mannschaften aus Niedersachsen wünsche ich viel Erfolg.

Kein Land in Sicht?
Kein Land in Sicht?

Meine Selbstverzwergung, von der ich in meinem letzten Beitrag am 31. Juli gesprochen habe, war allein auf das Schachspielen bezogen, denn meine ursprünglich geplante Saisonvorbereitung mit 2-3 Turnieren wurde über den Haufen geworfen. C’est la vie. Das Leben hat mich gelehrt, als Riesenzwerg an die süßesten Früchte zu kommen. Es muss nicht der Skalp eines Schachspielers sein.

 

Ein Sommerloch macht nachdenklich. Warum hat niemand an den 2. Geburtstag unseres Blogs am 9. August gedacht? Ohne Vorreiter kommt alles zum Stillstand. Den soll es hier nicht geben, auch wenn ich mich mit Schachthemen demnächst rarmache. In meinem letzten Beitrag habe ich euch eine Schachaufgabe gestellt. Aus aktuellem Anlass präsentiere ich euch diesmal ein Rebus:

N..... g.g.. N....
N….. g.g.. N….

Frage: Welche Kampagne einer öffentlich-rechtlichen Anstalt ist gemeint?
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Ergänzung am 27. September 2015

25. September 2015 am Kliff in Wenningstedt
25. September 2015 am Kliff in Wenningstedt

Der Fortschritt ist nicht aufzuhalten. Ein Sackbahnhof muss nicht das Ende der Motorisierung sein. Demnächst könnt ihr mit einem Schrägaufzug bis zum Strandsaum der Nordsee fahren. Wo? Am Kliff in Wenningstedt auf Sylt. Mit den Arbeiten wird in diesen Tagen begonnen. Diese frohe Botschaft habe ich von meiner Dienstreise mitgebracht. „Wohin geht die Reise?“, war meine Frage. An einem schnöden Kliff muss sie jedenfalls nicht enden. Höre ich da etwa Zweifel?

Eine Bereicherung ist die kombinierte Aufzugs- und Treppenanlage allemal, und zwar in dieser Liste: „Bauwerke, die die Welt nicht braucht.“

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Ergänzung am 2. Dezember 2015

28. November 2015 Strandtreppe am Kliff in Wenningstedt

28. November 2015 Strandtreppe am Kliff in Wenningstedt

Kickoff in die neue Saison – Monatsblitz, Vorschau Oberliga NW und Landesliga Süd

Am Freitag, nachdem die Sommerferien in Niedersachsen zu Ende gegangen sind, geht es wieder los mit dem ersten Monatsblitz für die Saison 2015/16. Ein idealer Zeitpunkt um die im Sommer gelernten Varianten auszuprobieren!

Am 20.09. startet dann der Ligaspielbetrieb in allen Ligen mit der ersten Runde. In der Oberliga Nord West sind mit Hannover 96 und dem HSK Lister Turm zwei Mannschaften aus Hannover dabei. Schaut man sich den ELO-Schnitt der ersten 12 Bretter an, so ergibt sich folgendes Bild:

 

Ø Top 12
HSK Lister Turm 2247
Delmenhorster SK 2216
SK Union Oldenburg 2215
Hannover 96 2203
SV Nordhorn Blanke 2199
Bremer SG 2183
SV Hellern 2173
SC Tempo Göttingen 2162
SC Wolfsburg 2089
Stader SV 2057

Eine Prognose gebe ich mal nicht ab, da ich selbst als Schiedsrichter in der Liga aktiv bin.

Unsere erste Mannschaft startet fast unverändert in die kommende Saison der Landesliga Süd. Die Zahlen ergeben hier folgendes Bild:

Ø Top 8 Ø Top 12
Hameln 2114 2081
Berenbostel 2099 2025
SF Hannover 2099 2082
Wolfenbüttel 2061 2008
SK Lehrte 2039 2024
BS Gliesmarode 2035 2016
Hildesheim 2019 1991
SVG Salzgitter 1996 1935
Hannover 96 II 1957 1949
KS Braunschweig 1946 1901

Hier wage ich mal eine Prognose: Hameln, Wolfenbüttel und wir (Schachfreunde) spielen ganz oben mit, mit Außenseiterchancen für Hildesheim und Berenbostel. Es kommt drauf an, wer seine Leute am besten ans Brett bringt. Für KS Braunschweig und H96 II wird es schwer…

Für alle Zocker unter den Schachspielern gibt’s zur neuen Saison auch ein Tippspiel zur Landesliga! Unter  http://www.kicktipp.de/nsv-schach/ einfach anmelden und mittippen. Kurze Regeleinführung: Getippt werden Gewinnpartien, eine Plausibilitätsprüfung gibt es nicht, also aufpassen. Zu gewinnen gibt es außer Ruhm und Ehre auch nichts, da die meisten Tipper ja selber mitspielen. Bitte weitersagen! Ich würde mich freuen wenn viele Schachfreunde mitspielen.

 

Sommerloch

Es gab Zeiten, da hat Horst-Peter jeden gefragt: „Wer ist größer? Ein kleiner Riese oder ein großer Zwerg?“ Eine Antwort bekam er nie. – Pluto sei der größte bekannte Zwergplanet, sagen die Wissenschaftler. So wundert es nicht, dass Journalisten von einer „Zwergplaneten-Mission“ sprachen, als die NASA-Sonde „New Horizons“ nach 9 Jahren Flugzeit unserem kleinen Bruder die Aufwartung machte. So sehen also Zwerge aus! Nichtsdestotrotz hat Pluto vier Monde, drei mehr als unsere Erde. Einer davon heißt „Nix“. Nomen est omen. Naja, wenn ich Pluto wäre, würde ich angesichts der Diskriminierung lauthals bellen.

In der SPD bellen einige Genossen über die Selbstverzwergung, die ihre Partei derzeit durchmacht. Die dräuende vierte Amtszeit unserer Kanzlerin lässt das Selbstbewusstsein schrumpfen. „Selbstverzwergung“ ist das Stichwort für meinen heutigen Beitrag. Ich verzwerge mich mal selbst; zumindest für den August 2015. Dieser Beitrag wird mein einziger in diesem Monat bleiben. Damit tut sich das auf, was wir alle zugleich fürchten und lieben: das Sommerloch. Ihr könnt es entweder selbst füllen oder einfach entspannen.

Für diejenigen, die nun hilflos vor dem Sommerloch stehen, habe ich eine hübsche Schachaufgabe aufgespürt. Ich hatte sie bereits in der allerersten Ausgabe unserer allerersten Schachzeitung namens „Schachkurier“ veröffentlicht. Das war Anfang 1970. Es soll Schachfreunde geben, die seitdem noch immer an der Lösung tüfteln. Versucht es bitte ohne fremde Hilfe. Ihr werdet eure Freude haben.

Matt in vier Zügen

Gerald Sladek aus Schachdelikatessen, von Kurt Richter, Berlin 1961
Gerald Sladek aus Schachdelikatessen, von Kurt Richter, Berlin 1961