An dieser Stelle sollte es eigentlich einen Bericht über unseren grandiosen Sieg beim Blitzen am Freitag in Lehrte geben. Es ging um das traditionelle 4-Vereine-Blitzen mit 6er-Mannschaften, das diesmal mit nur 2 Vereinen ausgetragen wurde. Leider halten die Lehrter die Ergebnislisten bislang unter Verschluss. Aber Uwe macht das, was unsere Politiker immer machen, wenn sie machtlos sind: Druck. Und wenn Journalisten darüber schreiben, wird der Druck erhöht und nochmal erhöht bis alles zerplatzt. Habt also bitte Geduld.
In der Zwischenzeit solltet ihr etwas für euer Wohlbefinden tun. Heute Abend spielt die Deutsche Mannschaft bekanntlich gegen Algerien. Die damit verbundene Spannung kann bei jedem braven Deutschen vor und während des Spiels zu einer Gänsehautentzündung führen. Zur Vorbeugung und zur Behandlung habe ich mir eine Schachaufgabe für euch ausgedacht. Die steht unter dem Motto: Viererkette.
Zwei Viererketten stehen sich gegenüber und neutralisieren sich. Die Kapitäne (Könige) müssen es richten. Bevor ihr ernsthaft die Zugfolgen prüft, solltet ihr euch spontan ein Urteil bilden:
Weiß zieht an und ..?
a) Weiß gewinnt
b) Schwarz gewinnt
c) Remis
d) keine Ahnung
Die Lösung hat ihre Tücken. Jedenfalls ist die Aufgabe nicht so leicht, wie sie ausschaut. Damit sie eine heilende Wirkung hat, dürft ihr sie nicht einfach runterschlucken, sondern auf der Zunge zergehen lassen, d.h. Zug für Zug vor eurem geistigen Auge abspielen und dabei mehrmals einen kräftigen Schluck vom Pausentee trinken. Ab 17:00 Uhr ist auch Waldis Weißbier statthaft.
Nach einer Nacht mit lauter Gänsehautentzündungen folgt heute, am 1. Juli 2014, die Auflösung (siehe auch meinen Kommentar).
Antwort c) ist richtig!
1. Kg3 [1.Kf3 geht auch, aber Weiß darf sich keinesfalls dazu verleiten lassen, seine Viererkette über das Feld d5 zu durchdringen. Paradoxerweise muss er den Anlauf über das Feld f5 nehmen, um seinen a-Bauern marschieren zu lassen. 1…Kb3 2.Ke4 Kb4 3.Kd5? (3.Kf5 Kxc5 4.Kf6 Kd5 5.Ke7 Kxe5 6.Kxd7 f5! siehe Hauptvariante) 3…Kxa5 4.Kd6 Kb4 5.Kxd7 Kxc5 6.Ke7 Kd4 7.Kxf7 Kxe5 8.Kg7 Kf5 9.Kxh7 Kxg5-+) 1…Kc3 2.Kf4 Kb4 3.Kf5 Kxc5 4.Kf6 Kd5* Diagramm
5.Ke7! [Linksschwenk, marsch! Wenn Weiß voreilig die Bauern auf dem Königsflügel einsackt, verliert er die Partie: 5.Kxf7? Kxe5 6.Kg7 Kf5 7.Kxh7 Kxg5-+] 5…Kxe5 [5…Kc6? Kxf7+-) 6.Kxd7 Diagramm
6…f5! [Nur so. 6…Kf5? Verliert ein Tempo und damit die Partie.7.Kc7 Kxg5 8.Kxb7 h5 9.a6 h4 10.a7 h3 11.a8D+-] 7.gxf6 Kxf6 8.Kc7 h5 9.Kxb7 h4 10.a6 h3 11.a7 h2 12.a8D h1D+ ½-½
*Es gibt noch eine hübsche Variante, die ich euch nicht vorenthalten will. Wenn Schwarz im 4. Zug Kb5? statt Kd5 spielt, gewinnt Weiß wie folgt:
4…Kb5? 5.Kxf7 Kxa5 6.Ke7 b5 7.Kxd7 b4 8.e6 b3 9.e7 b2 10.e8D b1D 11.Da8+ und Weiß holt sich die schwarze Dame.
In diesem Beitrag geht es nicht um die Weltmeisterschaft der Besserverdienenden (Fußballer), sondern um die der reinen Schachamateure mit Handicap (Gehörlose). Unser 1. Vorsitzender Michael Gründer gehört zum Team, das derzeit in Kroatien die deutschen Farben vertritt.
Es wird mit Vierer-Mannschaften plus Ersatz gespielt. Aus Niedersachsen ist noch Dieter Jentsch (Wolfsburg) dabei. Die ersten Runden liefen super fürs deutsche Quartett. Es gab Siege gegen Kasachstan (3,5:0,5), Ukraine (2,5:1,5) und England (3,5:0,5). Michael wurde bislang einmal gegen England eingesetzt und konnte seine Partie gewinnen. Einen Dämpfer gab’s heute in der Spitzenpaarung gegen Serbien. Der Kampf ging ohne Michael mit 1:3 verloren. Aber noch ist alles drin. Die 5. Runde morgen Vormittag gegen Polen wird die Weichen stellen. Am nächsten Freitag enden die Mannschaftsweltmeisterschaften mit der 9. Runde. Drücken wir Michael die Daumen, dass er mit einem Weltmeistertitel zurückkehrt. Unbestätigten Meldungen zufolge gibt’s dann Freibier für alle Vereinsmitglieder.
Übrigens wird Michael für diese WM von der NP-Sportstiftung mit 450 € unterstützt. Darüber gab’s am letzten Mittwoch einen großen Artikel in der Neuen Presse. Guckt mal in euer Altpapier, ob ihr die NP vom 18. Juni findet (aus rechtlichen Gründen verzichte ich auf eine Veröffentlichung). Autor ist der Redakteur Simon Lange. Zum Artikel gehören zwei Fotos, die Michael beim Gartenschach zeigen. Auf einem Foto ist auch Christiane Jabs zu sehen, wie sie mediengerecht von Michael mattgesetzt wird.
Im Spiel unserer Männer gegen Ghana versuchte Philipp Lahm kurz vor Schluss am gegnerischen Strafraum ein Kabinettstück, das ARD-Reporter Tom Bartels als Übersteiger bezeichnete. Das ist das Stichwort für mein heutiges Problem. Weiß stehen 14 Schachgebote zur Verfügung, aber nur eins führt unmittelbar zum Matt. Welches?
„Fußball ist eine Ballsportart, bei der zwei Mannschaften mit dem Ziel gegeneinander antreten, mehr Tore als der Gegner zu erzielen und so das Spiel zu gewinnen“ (Quelle: Wikipedia). Das klingt einfach, ist es auch. Jeder Vollpfosten kann sofort draufloskicken. Die Sache hat allerdings einen Haken, und der kommt aus England, dem Mutterland des Fußballs. Wenn etwas auf der Welt skurril ist, stammt es zu 90% aus der Heimat von Gary Lineker. 30 Jahre bevor Hannover 96 gegründet wurde, kamen die Engländer auf die Idee, die Abseitsregel einzuführen. Ob es am übermäßigen Genuss süßlichen Bieres lag, wurde nicht überliefert. Böse Zungen behaupten indes, man wollte mit der Regel lediglich Frauen davon abhalten, es den Männern beim Kick and Rush gleichzutun, weil Frauen diese Regel nicht begreifen würden.
In Deutschland ging das bis 1970 gut. Der DFB hatte Frauenfußball schlichtweg verboten mit der Begründung, dass diese Kampfsportart (!) der Natur des Weibes im Wesentlichen fremd sei, und dadurch Körper und Seele des Weibes unweigerlich Schaden erlitten. Das war starker Tobak fürs schwache Geschlecht. In Wirklichkeit ging‘s den senilen Machos aus der Funktionärsriege des Deutschen Fußball-Bunds um die Stammtischhoheit. Streitgespräche über Fußball sind eine Männerdomäne, und so sollte es bleiben. Da Abseits eine temporäre Erscheinung ist, deren Verifizierung ohne technische Hilfsmittel kaum möglich ist, waren die Männer in der Nachbetrachtung von Fußballspielen in ihrem Element und die Frauen außen vor.
Nun soll es in Deutschland bis Ende der neunziger Jahre nur wenige hochintelligente Männer gegeben haben, die die Abseitsregel tatsächlich verstanden haben. Daraus entstand der plausible Lehrsatz: „Abseits ist, wenn der Schiedsrichter pfeift.“ Seitdem die moderne Fernsehtechnik mit zahllosen Kameras, Superzeitlupen und auf die hundertstel Sekunde genauen Standbildern jede Fußballszene zweifelsfrei festhalten kann, wäre den Frauen ein Diskutieren auf Augenhöhe möglich gewesen. Um dies zu verhindern, führte die FIFA im Jahr 2005 das „Passive Abseits“ ein.
Damit wurde den Männern ein Instrument an die Hand gegeben, das kognitiv jede Beweisführung zulässt. Mathematiker haben errechnet, dass die Auslegungen, ob jemand passiv im Abseits steht oder nicht, aufgrund der möglichen Spielsituationen unermesslich sind. Im Zweifel hat der Recht, der am Stammtisch regiert, und das ist keine Frau.
Wir männlichen Schachspieler haben Frauen von jeher nicht ins passive Abseits gestellt. Wir lassen sie mitspielen in der Hoffnung, dass sie uns nicht schlagen. Sollte es dennoch so sein, gilt im Umkehrschluss die Erkenntnis unseres verstorbenen Schachfreunds Werner S.: „Ich habe noch nie gegen einen gesunden Schachspieler gewonnen!“ – Ihr habt es geahnt, meine heutige Assoziation lautet: Passives Abseits. Dafür habe ich ein Kleinod komponiert, das von Männern wie Frauen leicht zu lösen ist. Der schwarze König steht eindeutig im Abseits und ist zur Passivität verurteilt. Angesichts des Materialnachteils hofft das schwarze Lager, sich in ein Patt retten zu können. Durch eine geschickte Zugfolge der weißen Partei wird die Hoffnung jedoch zunichte gemacht.
Am vergangenen Wochenende fand ein weitere Schnellschachturnier in Niedersachsen statt. Die SVG Salzgitter konnte dank eines Sponsors einen großzügigen Preisfonds bereitstellen. Gespielt wurde in der Eingangshalle des örtlichen Krankenhauses. Von den SF Hannover waren Freddy und ich dabei, sowie einige der üblichen Verdächtigen von den anderen Hannoveraner Vereinen. In der Spitze war GM Epishin und „Prinz“ Matthias Blübaum am Start.
Der Start ins Turnier verlief recht unterschiedlich, Freddy remisierte gegen Bangiev während ich gegen einen 1400er verlor. Danach lief es für mich besser, ich konnte 4 Siege in Folge landen, teilweise dank gütiger Mithilfe meiner Gegner. In Runde 6 ging es dann an Tisch 8 mit Schwarz gegen Ilja Schneider. Ich war ganz gut aus der Eröffnung gekommen:
Da mir meine passive Stellung nach 1… Lxd5 2. Txd5 Db6 nicht gefiel, kam ich auf 1… Lg5? um nach 2. De3! etwas auf dem Schlauch zu stehen. Nach 2… Lxd5 (2… Lxf4 3. Sxf4 Ld7 4. Se6 ist auch kein Vergnügen) 3. Lxg5 Da5 4. De5 war die Partie dann schnell vorbei. Vor der letzten Runde hatte ich dann 5 aus 8, Freddy 5,5. Er spielt gegen IM Spiess, ELO 2403 welchen er locker besiegte um am Ende auf Platz 11 landete. Die Abschlusstabelle findet Ihr hier: http://www.schachvereinigung-salzgitter.de/files/sz-schnellturnier-2014-fortschritt.html
Ich spielte in der letzten Runde noch um den Ratingpreis 1900 bis 2099 mit. Gegen unseren Mitfahrer Felix Hampel, DWZ 2167, hatte ich mit Weiß folgende schöne Stellung auf dem Brett:
Ich legte los: 1. Sxb6 (besser erst 1. f3!) 1… Dxb6 2. Sxa5+ Kc7 3. Sc6 Kd7 4. Da8? (wieder 4. f3! +-) 4…Dc7 5. Sb8+ Ke8 6. Sa6 Db6 7. La5?? (7. a4 +/-) 7… Dxa5+ und wenig später hatte ich genug. Damit landete ich nur im oberen Mittelfeld.
Insgesamt war das Turnier sehr gut organisiert, wie bei uns waren alle Bretter mit digitalen Uhren ausgestattet. Lohnt sich auf jeden Fall wieder hinzufahren.
Schachschiedsrichter sind wie Papst = unfehlbar. Fußballschiedsrichter machen indessen häufig Fehler, harmlose oder krasse, gewollt oder ungewollt. Die Fehlerquote in den ersten Spielen der WM ist jedoch bedenklich. So wundert’s nicht, dass es auf den Plätzen zu Ansammlungen erregter Spieler kam, fachsprachlich heißt das Rudelbildung. Rudelbildung ist das Stichwort für meine Assoziation in Sachen Schach.
Stellt euch vor, der Schiedsrichter sei der schwarze König. Um ihn herum haben sich schützend die Linienrichter und Betreuer aufgestellt. Sie stehen einem Rudel von Springern gegenüber, die sich wolfsgleich aufgestellt haben, um den Schiedsrichter zu bewegen, seine unliebsame Entscheidung zurückzunehmen. Sind die 8 Beschützer stärker als die 7 Angreifer? Nein!
Matt in 5 Zügen
Dem schwarzen König (Schiedsrichter) geht’s ans Leder. Vier der sieben Springer werden sich der vermeintlichen Gerechtigkeit willen opfern. Die drei Verbliebenen machen dem König den Garaus (Matt). Das klingt brutal, wissen wir doch, dass es Fußballer meist bei Verbalinjurien belassen. In unteren Klassen kann es schon mal zu Handgreiflichkeiten kommen; unterhalb der 3. Kreisklasse gelten Massenschlägereien nicht selten als konfliktbereinigend.
Versucht bitte, diese Aufgabe ohne Hilfsmittel zu lösen. Damit überbrückt ihr schlaflose Nächte nach langen Fußballabenden. Zu folgendem Warnhinweis bin ich freilich verpflichtet: Längeres Grübeln beim Anblick des Diagramms kann auch ohne Fußballabende zu schlaflosen Nächten führen.
Zurzeit findet in Magdeburg die Deutsche Jugend-Einzelmeisterschaft 2014 statt. Wie jedes Jahr hat das gut eingespielte Team der DSJ ein Mammut-Event auf die Beine gestellt:
448 Jugendliche Teilnehmer
68 (!) Live-Bretter
Umfangreiches Rahmenprogramm mit Turnieren für Begleitpersonen, etc.
Die DSJ führt während des Turniers ein strenges Regiment, um den Wust an Eltern und Betreuern Herr zu werden: 15 min nach Beginn der Runde müssen alle Betreuer/Eltern den Spielsaal verlassen. Dieses Vorgehen hat sich bei den DJEM seit Jahren bewährt.
Die Sofia-Regel verbietet ein Remis vor dem 20. Zug, und in der U18/U18w werden Dopingproben durchgeführt.
Aus Niedersachsen nehmen 40 Jugendliche teil, einige Bekannte sind dabei: Für Simon Tennert (SVG Salzgitter) läuft es in der U18 nicht gut, 2,5 aus 7 und Platz 25 sind enttäuschend. In der U16 spielt Dmitrij Kollars (SK Delmenhorst) vorne mit, 4,5 aus 7. Mit 2259 DWZ startet er von Platz 3 der Setzliste. Nicole Manusina (SK Lehrte) liegt nach 6 Runden im Mittelfeld der U16w. Klare Nummer 1 in der U14w ist Fiona Sieber (ESV RW Göttingen), sie liegt mit 6,5 aus 7 deutlich an der Spitze. In der U12 und U10 spielen Jungen und Mädchen gemeinsam, Lara Schulze (SK Lehrte) hat mit 5 aus 8 gute Chancen Deutsche Meisterin U12w zu werden. In der jüngste Altersklasse liegt Sophia Brunner (Hagener SV) mit 6,5 aus 8 bei den Mädchen vorne.
Es empfiehlt sich auf jeden Fall mal einen Blick auf die informative Homepage zu werfen (http://www.deutsche-schachjugend.de/2014/dem/live/) und ein paar Partien anzuschauen. Es zeigt sich für mich, das die (besseren) Jugendlichen sehr gut vorbereitet an die Bretter gehen.
Freitag, der 13. – ein GRUSELfilm!
Tandem – das Fahrrad?
Mitnichten – gemeint ist eine Schachabart zwei gegen zwei. Beide bilden ein Team, je einer hat Weiß bzw. Schwarz. Schlägt einer seinem Gegner Bauern oder Figur weg, so stellt er sie NICHT neben seinem Brett bis zum Spielende ab. Nein, er reicht sie als „Geschenk“ an seinen Partner, der sie anstelle eines (ziehenden) Zuges einsetzen darf.
DYNAMIK & ACTION sind also angesagt. Eine gewonnene Figur zählt somit doppelt (oder weniger – mein Erfahrungsschatz).
Wir spielen um 19:30 Uhr im FZH Linden. Du brauchst keinen Partner mitzubringen, wohl aber Lust am Spielen.
KOMMET ZUHAUF!
Morgen beginnt die Fußballweltmeisterschaft in Brasilien. Dem Trubel können wir uns nicht entziehen, selbst wenn wir wollten. Jede Muskelverhärtung in den Waden von Jogis Jungs wird zum nationalen Ereignis. Während des medialen Trommelfeuers sollten wir Schachspieler deshalb mangels eigenmotorischer Aktivitäten unser Gehirn auf Trab halten. Das geht am besten mit Assoziationsspielen. Der Fußballjargon hat so viele köstliche Wörter hervorgebracht, da schreit es gerade danach, diese in Schachprobleme bzw. Stellungen bildhaft umzusetzen. Ich mache mal den Anfang. Mein erstes Wort heißt: Billardtor. Daraus habe ich heute Nachmittag folgende Schachaufgabe komponiert:
Matt in 3 Zügen
Die Lösung werdet ihr schnell finden. Habt ihr ähnliche Ideen? Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Wer selbst nicht berechtigt ist, Beiträge in unserem Blog zu schreiben, möge seine Notationen in einem Kommentar veröffentlichen. Ich kann die in Diagramme umwandeln und in diesen Beitrag einfügen.
Hier gibt’s eine kleine Auswahl an fachsprachlichen Wörtern:
Ihr dürft natürlich auch andere wählen; ausgenommen „Rasenschach“. Wer das Wort verwendet, muss 5 Euro ins Phrasenschwein werfen. Ansonsten könnt ihr hier auch einfach nur über Fußball palavern. Schließlich haben wir Stockfische ein Herz für eigenmotorische Balltreter.
HP steht nicht etwa für einen führenden Druckerhersteller, sondern für Heidelberg-Paderborn. Bekanntlich hängt auf unserer Mutter Erde alles irgendwie zusammen. Räumlich, zeitlich und sonst wie. Hätte sich der Homo heidelbergensis einen anderen Wohnort gesucht, hätte es am Neckar im Jahr 1979 kein Jubiläumsschachturnier gegeben, und der SC Paderborn wäre jetzt nicht in die 1. Fußballbundesliga aufgestiegen. Aber der Reihe nach.
Die beginnt mit Rugby. Genauer gesagt mit der Deutschen U 14 Meisterschaft, die am vergangenen Wochenende in Heidelberg ausgetragen wurde. Uwe war dort mit seinem Sohn. Ein vierter Platz sprang dabei heraus. Immerhin vor dem Lokalrivalen Germania List. Alle Achtung! Als mir Uwe davon erzählte, hat es bei mir Klick gemacht. Heidelberg?! Da war doch was!? Ja, vor 35 Jahren wurde der Heidelberger Schachklub 100 Jahre alt. Es gab ein hochdotiertes, internationales Open über 9 Runden mit normaler Bedenkzeit. Ich war dabei. Und beeindruckt. Der Heidelberger SK gehörte damals zu den renommiertesten und stärksten Schachklubs in Deutschland. Alle waren voll des Lobes angesichts dessen traditionsreicher Geschichte: Reinhold Zundel, der Oberbürgermeister, Alfred Kinzel, der Präsident des Deutschen Schachverbands, Alfred Weber, der 1. Vorsitzende des Badischen Schachverbands und Prof. Dr. Till Kirsten, der 1. Vorsitzende des Heidelberger SK. Dieser Till Kirsten hat „ein persönliches Wort“ verfasst. Es hebt sich ab von den zu solchen Anlässen üblichen Floskeln:
Habt ihr auch das Gedicht gelesen? Ihr kennt es bereits. Ich habe in meinem Kommentar vom 30. Mai danach gefragt. Noch immer streiten Experten darüber, ob sich hinter Sigurd Kalbfisch nicht Prof. Till versteckt; und was uns der Künstler mit dem Gedicht sagen will. Deutungen jedweder Art sind auch nach 35 Jahren willkommen.
Für Touristen ist Heidelberg ein Muss. Das liegt vor allem an Deutschlands berühmtester Ruine: dem Heidelberger Schloss. Das Schloss liegt am Nordhang 80 m über der Stadt. Es ist gigantisch. Wer das komplette Panorama genießen möchte, sollte am gegenüber-liegenden Berghang spazieren gehen. Das tat ich auch. Seitdem nennt man die 2 km lange Strecke „Philosophenweg“. – „Was hat das mit Paderborn zu tun?“, werdet ihr fragen. Die Antwort lautet: Mich hatte es damals beruflich nach Paderborn verschlagen. Ich war an der Realisierung der Stadthalle (Paderhalle) beteiligt.
Der Rohbau der Stadthalle ähnelte irgendwie der Schlossruine, nur, dass die Ausmaße der Ruine viel größer sind. Dennoch war mein Bauwerk in Paderborn nicht von Pappe. Rechtwinklige Wände waren eine Seltenheit, gleiche Wandhöhen auch. Im Keller mussten wir eine Quelle einfangen und diese dauerhaft sprudeln lassen.
Ich gehörte damals zum dreiköpfigen Bauleitungsteam. Unser Chef war der Berliner Architekt Prof. Hardt-Waltherr Hämer, Spitzname: Gustav. Vor zwei Jahren ist er im Alter von 90 Jahren verstorben. Für seine Ideale wusste Gustav zu kämpfen. Das hat ihm einen Ehrenplatz in der „Bundeszentrale für politische Bildung“ eingebracht. Wer Interesse hat, möge sich das Interview mit ihm anhören, das er im hohen Alter gegeben hat. Es ist von aktueller Bedeutung. Stichwort: Gentrifizierung. http://www.bpb.de/geschichte/deutsche-geschichte/68er-bewegung/52075/hardt-waltherr-haemer
In meinem langen Berufsleben habe ich an vielen Orten irgendetwas gebaut. Abgesehen von der Schaffensfreude habe ich mich stets gefragt, ob mit dem errichteten Bauwerk ein positiver Einfluss auf die Gesellschaft einhergeht. Im Falle von Paderborn bin ich mir ganz sicher. Der kulturelle Einfluss durch die vielfältigen Veranstaltungen in der Paderhalle hat im Laufe der drei Jahrzehnte dazu geführt, dass die Bürger Paderborns weltoffen geworden sind. Kirchgang hin oder her, wenn der schnöde Mammon schon sein muss, ist er im Profisport gut angelegt. Somit nahm der Aufstieg des SC Paderborn seinen Lauf. Nun gehört er zum Nonplusultra der bundesdeutschen Unterhaltungsbranche: der 1. Fußballbundesliga.
Den Heidelberger SK gibt’s indessen nicht mehr; jedenfalls nicht mehr in der Fassung von 1979. Wenn die 100-Jährigen in die Jahre kommen, wird’s kritisch; siehe HSK und SVgH. Offenbar gab’s eine Fusion mit den Handschuhsheimern, die zumindest sportlich für einen Höhenflug sorgte. In der Saison 2008/09 holte sich die 1. Mannschaft den Sieg in der 2. Bundesliga Süd. Eine Saison später bedeutete der 14. Platz den Abstieg aus der 1. Bundesliga. Danach ging’s bergab in die Niederungen des Badischen Schachverbands. Brauchbare, aktuelle Informationen über den SK 1879 HD-Handschuhsheim (die Domain könnt ihr kaufen) habe ich leider nicht gefunden.
Zurück zum Jubiläums-Open. Wer Turniersieger wurde, weiß ich nicht mehr, aber ich habe eine hübsche Partie gewonnen, die ich euch zeigen möchte. Mein Gegner war Dirk Paulsen (Lasker Steglitz). Er war 20, ich 30 Jahre alt. Dirk war damals einer der aufstrebenden Schachspieler Deutschlands. Anfang der 80er Jahre spielte er für die SG Bochum in der 1. Bundesliga. Mit 23 Punkten aus 30 Partien machte er die beste Ausbeute aller Bundesligaspieler. In der Partie gegen mich war er zu ungestüm. Seinen Angriff am Königsflügel konnte ich im Zentrum kontern. Wer Spaß an komplizierten Stellungen hat, möge sich die nach dem 32. Zug … Dxd4 anschauen, und zwar mit dem Folgezug 33. Sdf3!. Am besten macht ihr das ohne euren Rechner. Einige Varianten zeige ich euch. Am Brett hätte diese auch ein Super-Großmeister nicht alle sehen können. Die komplette Partie findet ihr in meinem Kommentar.
Paulsen, Dirk – Streich, Gerhard [D36]
Schwarz ist am Zug
32… Dxd4 [32…Txe1?? 33.Sf7+ Lxf7 34.Dxg7#] 33.Te4? Danach ist Weiß rettungslos verloren. Stattdessen wäre er mit 33.Sdf3! nicht chancenlos gewesen. Es ergeben sich einige abenteuerliche Varianten: [33.Sdf3!? Dxa4 (33…Df6?! 34.Txe7 Txe7 35.Dh2 Dh6 36.Sh4 Sxg5 37.Sg6+ Kh7 38.Sf8+ Kh8 39.Sg6+=) 34.Te4 (34.Sf7+ Txf7 35.Txe8 Tb7 36.Tb8 Te7 37.b4 Db3 38.Sh4 Sf4 39.Dg3 Dd5+ 40.Tg2 g5 41.fxg6 Sxg2 42.Sxg2 Sf6-+) 34…Db3 (34…Txe4?? 35.Sf7+ Lxf7 36.Dxg7#) 35.Sh4 Sf4 36.Txf4 Ld5 37.Sgf3 Tb7=+] 33…Txe4 34.Sgxe4 Se3 35.Df3 Ld5 36.f6 Sxf6 [36…Txe4! dazu gehört Mut oder einfach nur Rechenkunst. 37.fxg7+ Kg8 38.Sxe4 Lxe4 39.Lb3+ Sd5-+] 37.Tg3 Lxe4 [Noch schneller gewann 37…Txe4!, aber Dirk Paulsen hatte sowieso keinen Bock mehr, weiterzuspielen.] 38.Sxe4 Dxe4 0-1
Über den Verbleib von FM Dirk Paulsen (ELO 2289) habe ich mich auch sachkundig gemacht. In der Berliner Kaffeehausschachszene gehört er nach wie vor zu den Besten. Er hat sogar eine eigene Kolumne: http://www.fvschach.de/dp_kolumne.htm
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Ergänzung am 23.05.2015