Der Pokal hat seine eigenen Gesetze. An diese abgedroschene Fußball-Floskel mussten wir heute zwischendurch mal denken. Aber der Reihe nach:
Mit einer ordentlichen Mannschaft reisten wir am ersten Advent nach Barsinghausen. Peter Anhalt an Brett 1, Achim Cablitz an Brett 2, Torsten Gans an Drei und ich an Vier wollten in die nächste Runde einziehen.
Nach etwas mehr als einer Stunde war die Partie von Achim gegen den frisch gebackenen Vater Björn Hilker beendet. Doch nicht wie üblich mit Remis, sondern Achim hatte seine Dame eingestellt und sofort aufgegeben. Das bedeutete, das die anderen Bretter mehr riskieren mussten. Nach zwei Stunden konnte ich dann den Ausgleich herstellen, mein Gegner kolabierte in leicht schlechterer Stellung und übersah dann noch meine einzügige Mattdrohung. Mit aufkommender Zeitnot blieb Peter gegen Detlev Eike nix anderes übrig als Remis zu machen. So kam es auf Torsten an, der mit einem Mehrbauern ins gleichfarbige Läuferendspiel ging. Doch ein Sieg war keineswegs klar. Zwischendurch war die Partie tot remis, was das Pokalaus bedeutet hätte. Doch nach 101 Zügen und fast 7 Stunden Spielzeit reichte der Gegner dann doch noch die Hand zur Aufgabe rüber. Vielleicht reiche ich später noch ein paar Partiefragmente nach. Schönen Sonntag noch!
Zu den größten Schachtalenten, die Hannover hervorgebracht hat, gehört Jürgen Juhnke. Jürgen ist mein Jahrgang. Am 10. Dezember wird er so alt, wie ich jetzt schon bin. Seine stärkste Phase hatte er in den Jahren 1969 bis 1973. Bei den Jugendweltmeisterschaften 1969 belegte er den 6.-7. Platz. Jugendweltmeister wurde damals Anatoli Karpow, bekannt aus Funk, Fernsehen und einschlägigen Magazinen. Kaum dem Jugendalter entwachsen sorgte Jürgen auch bei den Älteren für Furore. Bei den Niedersachsenmeisterschaften 1973 gewann er den Titel mit 9,5 von 11 möglichen Punkten. Das hochkarätige Feld folgte mit drei Punkten Abstand. In den Jahren danach wurde es in der Schachszene ruhig um ihn. Die Gründe sind mir nicht bekannt. Mittlerweile schlägt sich Jürgen so leidlich in der 1. Mannschaft vom SK Lister Turm. Diese Mannschaft ist bekanntlich unser nächster Gegner. Aus diesem Anlass habe ich eine Partie herausgesucht, die ich 1970 gegen Jürgen Juhnke gespielt habe.
Für diejenigen, die im Jahr 1970 noch nicht auf der Welt waren, seien drei wichtige Ereignisse des Jahres genannt: Jimi Hendrix spielt am 4. September auf Fehmarn und stirbt am 18. September in London an einer Überdosis Schlaftabletten, das Wahlalter wird in der Bundesrepublik auf 18 Jahre herabgesetzt, und in Niedersachsen platzt die GROKO, weil die CDU ein ehemaliges NPD-Mitglied aufgenommen hatte.
Zu dieser Zeit hieß der „Dähne-Pokal“ noch „Silberner Turm“. Die Umbenennung gab es ein Jahr später zu Ehren des verstorbenen Präsidenten (von 1951-1968) des Deutschen Schachbunds: Emil Dähne. Sieger auf Bundesebene 1970/71 wurde Bodo Schmidt; lange Klubkamerad von Helmut Reefschläger bei der SG Porz. Auf Bezirksebene musste ich im Halbfinale gegen Jürgen Juhnke spielen, der sich in Hochform befand. Ich hatte Weiß. Am Ende der sehenswerten Partie konnte ich den Sack leicht zumachen, aber ich zog meinen König zur falschen Seite, wodurch sich Jürgen in eine Zugwiederholung durch Schachgebote retten konnte. In der fälligen zweiten Partie war ich indessen chancenlos und verlor.
Übrigens hat Jürgen eine eigene Webseite. Die ist professionell gemacht, man merkt jedoch, dass sie dringend einer Blutauffrischung bedarf. Dass dies auch im fortgeschrittenen Alter geht, beweist ein ziemlich alter Sack, dessen Name hier nichts zur Sache tut. Guckst du hier: http://www.juergen-juhnke.de/startseite.htm
Streich, Gerhard – Juhnke, Jürgen [E84]
Silberner Turm, 1970
1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.Sc3 Lg7 4.e4 d6 5.f3 Die Grundstellung des Sämisch-Systems. Es gehört zur nachhaltigsten Bekämpfung der Königsindischen Verteidigung. Weiß befestigt seine Position im Zentrum und bereitet 6. Le3 vor. 5…0-0 6.Le3 Sc6 Eine Idee des Argentinischen Großmeisters Panno. Schwarz plant eine Aktion am Damenflügel (a6, Tb8, b5) bevor er e7-e5 zieht. 7.Dd2 Te8 8.g4 Tb8 9.0-0-0 a6 10.Sge2 b5 11.Sg3 e5 12.d5 Sd4! 13.Df2 [13.Lxd4?! exd4 14.Sce2 Lxg4 15.Sxd4 (15.fxg4? Sxg4 16.Sf4 Lh6!) 15…Ld7-/+] 13…b4 14.Sce2 b3 15.a3 Der Damenflügel bleibt geschlossen. Der Bauer b3 kann jedoch leicht zum Sargnagel werden. 15…Sc2 16.Ld2 Sd7 17.h4 Sc5 18.Kb1 Sd3 19.Dh2 c5
20.Sc1 [20.h5 g5!? 21.Sf5 Lxf5 22.gxf5 h6 unklar] 20…Sxc1?! [Schwarz verpasst eine gute, vielleicht sogar die einzige Gelegenheit, mit einem Figurenopfer die Initiative zu ergreifen; z.B.20…Sxb2!? 21.Kxb2 Dd7 22.h5 Da4 23.Lc3 Sxa3 24.hxg6 hxg6 25.Dh7+ Kf8 26.Th2 a5 27.g5 Sc2 28.Sd3 Da3+ 29.Kb1 Da2+ 30.Kc1 unklar] 21.Txc1 Sd4 22.Le2 f5 23.gxf5 gxf5 24.Sh5 f4 25.Sxg7 Kxg7 26.Tcg1+ Kh8 27.Ld1 Ld7 28.h5 Tg8 29.Le1 Der Raum zum Angriff ist begrenzt, aber es geht voran. Infrage kam folgende Variante: [29.Tg6!? La4 (29…hxg6 30.hxg6+ Kg7 31.Dh7+ Kf6 32.Df7+ Kg5 33.Tg1+ Kh6 34.Dh7#) 30.Le1 Dc7 31.Dh4 Tgf8 32.Dg5 hxg6!? 33.hxg6+ Kg8 34.Th7 Tb7 35.Txc7 Txc7+/=] 29…Df6 30.Lh4 Dh6 31.Le7 Txg1 32.Txg1 Tg8 33.Txg8+ Kxg8 34.Dh4 Kf7 35.Ld8 Df8 36.h6 Ke8 37.Dg5 Lh3 38.Lb6? Tempoverlust. Besser war sofort 38. …Lc7. 38…Lf1 39.Lc7 De7 40.Dg8+ Kd7
41.Ld8! Lenkt die Dame vom Bauern h7 ab. Solche Ideen lassen sich nie mehr aus der Erinnerung tilgen. Auch nicht nach 43 Jahren. Gut so, wobei Schwarz auch nach dem schlichten Zug 41.Lb6 auf Verlust steht. 41…Dxd8 42.Dxh7+ Kc8 43.Da7 Dh4 44.h7 Die Umwandlung des Freibauern kann Schwarz nicht verhindern. Er muss sein Heil im Gegenangriff suchen. 44…Ld3+ [44…Le2 45.h8D+ Dxh8 46.Da8+ Kd7 47.Dxh8 Lxd1 Schwarz hätte lediglich zwei Figuren für die Damen. Leicht wäre der Gewinn trotzdem nicht für mich.]
45.Ka1? [In Zeitnot übersehe ich den einfachen Gewinnzug 45.Kc1! Lxc4 46.h8D+ Dxh8 47.Da8+ Kd7 48.Dxh8+- Die Zeitkontrolle gab’s erst im 50. Zug.] 45…Sc2+ 46.Kb1 [46.Lxc2?? De1+ 47.Lb1 Dxb1#] 46…Sb4+ 47.Ka1 [Jetzt scheitert47.Kc1?? Sa2+ 48.Kd2 Df2+ 49.Kxd3 De3#] 47…Sc2+ 1/2
Danke für den Hinweis, Tom, ich übe noch. Uwes Kommentar unter „Adieu November“ hat eine tiefe Bedeutung. Deshalb sehe ich mich veranlasst, auch die große Schachgemeinde am Hörnumer Winterzauberteilhaben zu lassen. Die drei November-Fotos stammten aus Westerland (links) und Wenningstedt (Mitte und rechts). Auf meinen Sylter Baustellen kann ich zwar derzeit keinen Schnee gebrauchen, aber weil morgen der 1. Advent ist, und mir ganz warm ums Herz wird, singen wir gemeinsam mit Dean Martin: „Let it Snow! Let it Snow! Let it Snow!“ Hier gibt’s sechs Mal Winterzauber aus Hörnum:
Der graue Monat geht zu Ende. Ob das gut ist oder nicht, sei dahingestellt, ich möchte das Ereignis aufgreifen, um auszuprobieren, wie schöne Bilderserien funktionieren. Wenn ich die Anleitung unseres Admins richtig befolgt habe, müsst ihr jetzt drei stimmungsvolle Fotos sehen, die ich in den letzten Tagen aufgenommen habe.
Nachdem Tom in seinem Artikel über den neuen Schachweltmeister bereits 10 Jahre in die Vergangenheit gegangen war, gehe ich jetzt noch 10 Jahre weiter zurück.
Also in eine Zeit, als gleich zwei Schachweltmeisterschaften gleichzeitig ausgetragen wurden. Vom 6. September bis zum 1. November 1993 kämpften Karpov und Timman um den FIDE-Titel, während zeitgleich Kasparow und Short um die WM der Konkurrenzorganisation PCA spielten.
Um von diesem Chaos abzulenken, kamen ein paar motivierte Vorstandsmitglieder der Schachfreunde Hannover auf die Idee, mal eine Vereinszeitung aus der Taufe zu heben.
Erstaunlicherweise folgten auf diese erste Ausgabe, noch etwas lieblos SFH-Journal genannt, noch viele weitere Exemplare (in meinem „Archiv“ ist die letzte Ausgabe die Nr. 38 aus dem Juni 2006, wahrscheinlich gabs noch mehr!?).
Vor 10 Jahren spielten Michael Geveke und ich ein Schachturnier im Aosta-Tal in dem schönen Ort St. Vincent. Nicht nur die herrliche Gegend mit den höchsten Bergen Europas und die häufig todesmutig anmutende Fahrweise der Italiener ist uns in Erinnerung geblieben, sondern auch die Spielweise eines kleinen Jungen.
Doch wie die Endtabelle beweist, konnte er damals nicht an uns vorbei ziehen. Man beachte die Plätze 71, 72 und 73.
Doch heute 10 Jahre später hat dieser Junge den Schachthron bestiegen. Aber diese Tabelle kann uns keiner nehmen……
heute wirst du 60 Jahre alt. Etwa die Hälfte deines Lebens gehörst du unserem Schachklub an. Solange kennen wir uns. Oder auch nicht. Wir grüßten uns jedes Mal und lächelten. Mehr war da nicht. Du hast dich nie in den Vordergrund gedrängt. Trotz deines politischen Engagements bist du unserem Verein und deiner Mannschaft stets treu geblieben. Soweit ich es beurteilen kann, ist das Schachspiel nicht dein Lebensinhalt, aber es ist ein wichtiger Bestandteil deiner Freizeit. Was dein Alter angeht, bin ich dir 4,5 Jahre voraus. Daran wird sich nichts ändern. Ich kann dir versichern, dass jedes Jahr, das jetzt folgt, an Bedeutung gewinnt. Spürbar weiser zu werden ist ein beglückendes Gefühl. Möge dir dieses Glück stets hold sein.
Zu Ehren des verstorbenen Robert Neuhoff hat der TuS Wunstorf ein Gedenkturnier (Schnellturnier 15min) ausgerichtet. Anbei die Endtabelle und ein Link zu reichlich Fotos von alten Männern 🙂
In gut einer Woche hat unsere 1. Mannschaft ein Heimspiel gegen Hameln.
Man könnte von einem Kellerduell sprechen, wenn diese Bezeichnung nach zwei Runden
nicht etwas verfrüht wäre; dennoch, Hameln hat beide Kämpfe verloren und ist
damit Letzter. Wir sind nach unserem Remis in Braunschweig Vorletzter. Der
Ausgang dieses Kampfes ist folglich von großer Bedeutung. Verlieren ist für uns
tabu. Um eure Moral zu stärken, habe ich in meinem Archiv gekramt und drei
Siege gegen Spieler der Hamelner Top Ten herausgesucht. Die Partien sind von
unterschiedlicher Dramaturgie und Qualität. Entscheidend ist der Sieg. Der
schönste Moment im Leben eines Schachspielers ist der, wenn der Gegner
einsieht, dass weiterer Widerstand zwecklos ist. Die damit verbundenen
Schlussstellungen können auch nach Jahrzehnten noch Glückshormone ausschütten. Die
Diagramme der Schlussstellungen zeige ich in voller Schönheit. Die drei Partien
könnt ihr in meinem Kommentar nachspielen.
Am 2.Spieltag hatten wir den Tabellenführer aus Gretenberg zu Gast. Der Absteiger aus der Bezirksliga zählt sicherlich zu den spielstärkeren Mannschaften der Liga. Da wir aber in Bestbesetzung antreten konnten, waren wir einmal mehr in der Favoritenrolle.
Das wir dieser Rolle gerecht werden würden zeigte sich schon nach kurzer Spielzeit als Hermann seine erste Saisonpartie (die er gewohnt unorthodox und kompromisslos geführt hatte) gewinnen konnte:
Mit dieser Führung im Rücken beendete Willi seine Partie mit einem Remis. Willis Gegner hatte durch ein ziemlich überraschendes aber durchaus korrektes Opfer auf f7 Feuer ins Spiel gebracht. Die Erwiderungdes Opfers war nicht einfach zu entscheiden, Willi fand aber diegute Abwicklung in eine Stellung mit materiellem Ungleichgewicht (2 Leichtfiguren gegen Turm + 2 Bauern). Die resultierende Stellung war unklar und ließ beiden Seiten Perspektiven, das Remis war also durchaus berechtigt und brachte uns dem Sieg ein kleines Stück näher.
Eine kleine Vorentscheidung gab es dann durch den Sieg von Fredrik. Er konnte aus der Eröffnung heraus etwas Druck am Königsflügel entwickeln. Sein Gegner ließ dann einen Läufereinschlag auf g7 zu (wohl in der Annahme dass ihm dies Gegenspiel einbringen würde) was sich letzten Endes als spielentscheidend herausstellte. Postwendend gab es ein Remis von Olaf an Brett 1 und kurz darauf auch noch von Andre.
Besiegelt wurde der Sieg dann endgültig durch die aus meiner Sicht verfrühte Aufgabe meines Gegners. Mit einem Mehrbauern hatte ich mich gedanklich schon auf ein zähes Endspiel eingestellt, ich vermute in folgender Stellung übersah mein Gegner aber die mögliche Fortsetzung 33. …..Te7
Die Folgen (z.B. 34. Txb7Txe635. Ta7Tae336. Tb8+ Te837. Tbb7 …) bereiten Schwarz zwar wenig Freude, ich denke aber schon dass man sich das noch zeigen lassen sollte. Mir war es recht, der Mannschaftskampf war gewonnen, die Mittagsstunde gerade erst rum, was will man mehr ?
Da der Sieg besiegelt war willigte Ulrich dessen Eröffnungsvorteil sich nach einem Fehler im Mittelspiel verflüchtigt hatte in ein Remis ein. Am Ende wehrte sich Peter noch wacker seiner Haut. Allerdings hatte er (wie ?!) eine Figur weniger und sein Gegner ließ sich auch von der ein oder anderen „Schummelchance“ nicht mehr aus dem Konzept bringen.
Endstand 5:3, in Summe ein verdienter Sieg. Wir scheinen jetzt gut in der Liga unterwegs zu sein.Wenn nichts ungewöhnliches mehr passiert könnte es in diesem Jahr mit einem Aufstieg klappen. Zumindest das Ziel darf glaube ich schon mal formuliert werden 😉