Zuversicht 2.0

Wer hätte das gedacht? An Silvester 2019 war Zuversicht für das kommende Jahrzehnt in aller Munde. Auch in meinem. Und nun das. Das Coronavirus hat der Menschheit einen Strich durch die Rechnung gemacht und für gigantische Rettungspakete gesorgt: 2 Billionen Dollar in den USA, 750 Milliarden Euro in Deutschland, 4,4 Milliarden Euro in Niedersachsen, 10 Millionen Euro in Hannover. Die schwarze Null ist implodiert. Plötzlich geht alles; inkl. Verbote. – Zuversicht ist jetzt wichtiger denn je. Und deshalb möchte mit diesem Update 2.0 keine großen Worte machen, sondern auf das verweisen, was für uns alle am wichtigsten ist:

Himmelfahrt 2020 – Kölner Domturm mit Hängegerüst
Weltseifenblasentag am 5. Oktober 2020 – Archivbild: Seifenblasen am Kölner Dom

Ist die Bundesliga am Ende?

Die Titelstory ist 39 Jahre alt. Sie bezog sich auf die Fußballbundesliga.

Heute müssen wir die Frage noch einmal stellen. Aber im Plural: Sind die Bundesligen am Ende? Auch die Schachbundesliga? Wer weiß!? Zuversicht sieht anders aus. Der Pleitegeier kreist und nimmt keine Rücksicht auf Profisportler und Boutique-Besitzerinnen. Er wird sich so viele krallen wie nie zuvor. Ausgenommen sind Klopapierfabrikanten. Wir befinden uns am Anfang einer verrückten Zeit und müssen uns davor hüten, selbst verrückt zu werden.

Vor wenigen Wochen haben sich Regierungspolitiker noch verächtlich über Oppositionsparteien geäußert. Sie seien Verbotsparteien. Nun sprechen dieselben Politiker drastische Verbote aus, weil sie den Ernst der Lage erkannt haben. Damit soll die kurzfristige Gefahr gebannt werden. Die mittel- und langfristigen Gefahren der Menschheit sind weitaus schlimmer. Hoffentlich findet im Anschluss an die Corona-Krise ein Umdenken statt.

Dass nicht alles so bleibt, wie es einmal war, zeigt ein Vergleich der STERN-Ausgaben. Die Siebziger- und Achtzigerjahre waren die fetten Jahre. Der STERN Nr. 16 vom 9. April 1981 hatte Übergewicht: 700 g. Die Fettpolster sind mangels Werbeanzeigen verschwunden. Die heutigen Ausgaben bringen es auf knapp 200 g. Die Auflage ist von 1,5 Mio. auf ein Drittel geschrumpft.

Der Vergleich der Werbung macht den Existenzkampf auf dem Zeitschriftenmarkt deutlich. In der Ausgabe von 1981 gab es 22 Doppelseiten mit Werbung und 83 ganzseitige Anzeigen; d.h. 127 der 322 Seiten waren der Werbung vorbehalten. Heute umfasst die gesamte Ausgabe lediglich 122 Seiten in kleinerem Format, von denen nur wenige durch Werbeanzeigen fremdfinanziert sind.

Ich trinke Jägermeister, weil ich ein Lachverständiger bin

Die Werbesprüche aus Wolfenbüttel hatten Kultcharakter. Heute weiß jeder engagierte Schachfreund, dass Wolfenbüttel die Heimat von Deutschlands Schachverständigen Nr. 1 ist. Dank seiner Tatkraft müssen wir uns die Schachszene nicht schöntrinken.

Schön ist das Stichwort. Den STERN aus dem Jahr 1981 habe ich nur aufgehoben, weil sich darin eine wunderschöne Schachpartie befindet, die ich gegen Norbert Henze anlässlich des Hannover-Cups für Vereinsmannschaften gespielt hatte. Nach der Partie verschwand Norbert aus Hannover. Heute unterrichtet er als Prof. Dr. der Mathematik (Stochastik) in Karlsruhe. Ob es Meister Zufall oder Meister Google war, weiß ich nicht, aber ich war hocherfreut, dass er sich 33 Jahre später in unserem Blog gemeldet hat. Die Älteren unter euch werden sich erinnern. Guckt ihr: Ich bin drin (7).

Rosenmontagsumzug 2020 in Mainz

No Sports – Chance auf einen Neuanfang im DSB

„Mit Träumen beginnt die Realität“, heißt ein lesenswertes Buch von Daniel Goeudevert. Derzeit erleben wir einen nicht für möglich gehaltenen Einschnitt in unser Leben. Weltweit. Der Sport ruht, die Kunst ruht, die Kultur ruht, die Reisefreiheit ruht. Unser Leben wird sich auf unbestimmte Zeit im Energiesparmodus befinden. Einige werden sich davon nicht erholen. Das ist die Realität.

Symbolbild: Leere Sportstätte

Niemand weiß, wann und wie es weitergeht. Dabei hat unser Alltag natürlich Priorität. Früher oder später können wir uns wieder dem Schachspiel widmen. Dabei werden viele Fragen zu klären sein. Werden die Ligen zu Ende gespielt? Wer steigt auf, wer steigt ab? Wie werden Härten vermieden? Sind Schachprofis inzwischen pleite?

Heute Nacht habe ich geträumt. Was? Das verrate ich euch jetzt:

1. Der DSB-Vorstand tritt komplett zurück
2. Neuer DSB-Präsident wird Uwe Pfenning
3. Michael S. Langer wird Master of the Rest
4. Conrad Schormann wird Presseattaché
5. Die Landesverbände werden abgeschafft und neu sortiert
6. Sämtliche Schachbezirke und Schachkreise werden abgeschafft
7. Schiedsrichter werden nur noch in der 1. Bundesliga eingesetzt (außer Turniere)
8. DWZ werden abgeschafft – es gilt nur noch Elo
9. DSB und DSJ haben sich wieder lieb
10. Schachspielen macht wieder richtig Spaß!

Dann bin ich aufgewacht und musste an Hermann Hesse denken: „Und jedem Anfang steckt ein Zauber inne.“ Okay, die Bedenkenträger werden das Coronavirus überleben. Mit oder ohne Impfstoff. Ja. Das Parkinsonsche Gesetz gehört zur Menschheit wie der Zwang zu Hamsterkäufen.

100 Jahre SV Hameln

Der SV Hameln feiert heuer sein 100-jähriges Bestehen. Wie sah die Welt vor 50 Jahren aus? Um das zu ergründen, bin ich in die Katakomben meines Archivs gestiegen. – Im 1. Quartal 1970 gab es eine Neuerung bei den Schachfreunden Badenstedt. Der SCHACHKURIER erschien zum ersten Mal und wurde für zwei Jahrzehnte zur Pflichtlektüre der Vereinsmitglieder. Später wurde der Schachkurier durch den SONNENKÖNIG abgelöst. Heinz-Jürgen Gieseke war damals der 1. Vorsitzende und ich der Spielleiter.

In dieser Erstausgabe war der Mannschaftskampf gegen den SV Hameln das herausragende Thema. Es war die letzte Runde in der Saison 69/70. Landesmeisterklasse nannte sich die höchste Liga Niedersachsens. Der Sieger durfte an den Aufstiegsspielen zur Oberliga Nord teilnehmen. Wir wollten den 3. Platz belegen. Dafür durften wir gegen die Hamelner nicht verlieren. Das gelang uns nach spannendem Spielverlauf. In gedruckter Form las sich das so:

SF Badenstedt 4 : 4 SV Hameln

Brett 1 Brunotte (schwarz) 1 : 0 Röver
Ein souveräner Sieg unseres alten und neuen Vereinsmeisters. Schon nach den ersten Zügen brachte er seinen Gegner in positionelle Schwierigkeiten; gewann einen Bauern und später die Partie.

Brett 2 Braatz (weiß) 0,5 : 0,5 Pape
Dieter Braatz kam nicht wie gewohnt zu seinem gefürchteten Angriff. Schließlich gab es für beide in einer verbauten Stellung kein Durchkommen.

Brett 3 Streich (schwarz) 1 : 0 Schuchard
Die Partie bewies einmal mehr, daß man als Weißer mit der Abtauschvariante (Französisch) keine Lorbeeren ernten kann. Schwarz konnte rasch ausgleichen und im Springerendspiel gewinnen.

Brett 4 Bauer (weiß) 1 : 0 Schulz
Noch nie war sein Sieg so wertvoll wie heute (siehe Spielbericht).

Brett 5 Marciniak (schwarz) 0 : 1 Scherneck
K. Marciniak stand von Beginn an in der Defensive und musste nach einem fehlgeschlagenen Gegenangriff die Waffen strecken.

Brett 6 Heß (weiß) 0,5 : 0,5 Wehking
Dieter Heß verlor durch eine Fehlkombination eine Figur. Er setzte dann geschickt alles auf eine Karte, gewann einen Offizier zurück nebst zwei Bauern, die ihm eigentlich den Sieg hätten bringen müssen.

Brett 7 Herzog (schwarz) 0 : 1 Dr. Wlodasch
G. Herzog vergaloppierte sich in der Eröffnung, was dem Doktor die Initiative und seiner Mannschaft später einen wertvollen Punkt brachte.

Brett 8 Gieseke (weiß) 0 : 1 Möllenhoff
J. Gieseke wollte die für ihn zweifellos besser stehende Partie mit Gewalt zum Sieg führen, was aber zu seinem und unserem Erschrecken ins Gegenteil umschlug.

Am Ende der Saison 69/70 gab es folgende Reihenfolge in der Landesmeisterklasse:

1. SVg Hannover 13:3 (42,5), 2. HSK II 13:3 (42,0), 3. SF Badenstedt 10:6 (31,0), 4. Post Hannover 9:7 (31,5), 5. SV Hameln 7:9 (32,5), 6. Braunschweiger SC 7:9 (31,0), 7. SV Uelzen 6:10 (28,5), 8. SV Hildesheim 4:12 (23,0), 9. SK Goslar 3:13 (26,5)

Auf Seiten der Hamelner war Kurt Pape der 1. Vorsitzende und rund 33 Jahre alt. Dass er nun im Alter von 83 Jahren gestorben ist, gehört zu den traurigen Nachrichten dieser Tage. Ich habe ihn in angenehmer Erinnerung. Wenn ich mich recht entsinne, haben wir zwei Turnierpartien gegeneinander gespielt. Wie freundschaftlich es damals zwischen dem SV Hameln und den SF Badenstedt zuging, belegen die folgenden Schriftstücke, die Kurt Pape an unseren 1. Vorsitzenden, Heinz-Jürgen Gieseke, gerichtet hatte:

Das Programm zur Hundertjahrfeier des SV Hameln kann sich sehen lassen. In einer Zeit, in der viele Schachvereine schwächeln oder von der Bildfläche verschwunden sind, demonstriert der SV Hameln unbändigen Lebenswillen. Das verdient meine Hochachtung!

Was die Hamelner zu ihrem Jubiläum vor 50 Jahren alles auf die Beine gestellt haben, weiß ich nicht, aber zumindest ist ein Jugendblitzturnier überliefert, zu dem der Jugendwart Dittmar Wöltge eingeladen hatte:

Zensur auf ChessBase?

Mir ist aufgefallen, dass die Kommentare zu älteren Artikeln auf ChessBase gelöscht worden sind. Die Zäsur fand offenbar am 18.01.2020 statt. Zum Artikel: „Tata Steel Chess: Dubovs Mattüberfall“ gab es einen Kommentar. Der ist nun weg. Die 5 Kommentare zum Artikel „Tata Steel Chess: Firouzja führt nach Sieg gegen Xiong“, der einen Tag später veröffentlicht wurde, sind wie alle nachfolgenden lesbar. Alle Kommentare aus der Zeit vor dem 19.01.2020 sind offenbar auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Dabei konnte man diese jahrelang im Internet aufrufen, z.B. auch die Kritik vom Ex-DSB-Präsidenten Herbert Bastian am neuen DSB-Präsidenten Ullrich Krause. Zum Bericht vom Bundeskongress 2017 in Listrow gab es 16 Kommentare. Wer jetzt diesen Artikel aufruft, findet den Hinweis: 0 Kommentare. Herbert Bastian hatte in einem seiner Kommentare seinem Nachfolger Ideenlosigkeit, Bösartigkeit und Heuchelei vorgeworfen.

Auch in der Folgezeit gab es viele Kommentare, die für das amtierende DSB-Präsidium nicht schmeichelhaft waren. Die sind nun alle spurlos verschwunden. Warum? Der Macher von ChessBase, André Schulz, ist Ende letzten Jahres zum DSB-Beauftragten für Schachgeschichte und Kultur ernannt worden. Gibt es einen Zusammenhang? – Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Das Doppelmatt

Doppelbauer, Doppelkopf, Doppelkinn, Doppelkorn, Doppelagent, Doppelmoral sind Begriffe, die wir kennen. Aber was – bitte schön – ist ein Doppelmatt? Google antwortete mir mit einer Gegenfrage: „Meintest du Doppelbett?“ Nein, meinte ich nicht. Wer es mit Doppelschach versucht, kommt der Sache näher. Dazu gibt uns die SG Schöningen Anschauungsunterricht. Das Doppelschach sei eine spezielle Form des Abzugsschachs, bei dem die wegziehende Figur ebenfalls Schach gibt. Ein Doppelschach könne nur durch einen Königszug abgewehrt werden. Meistens geht es dem König im Anschluss an den Kragen. Solche Motive kommen in der Praxis hin und wieder vor.

Äußerst selten dürfte der Fall sein, den ich 1996 beim Schlosspark-Open in Wiesbaden erlebt habe. Der bestand darin, dass mein Doppelschach zugleich ein Doppelmatt war, weil der König nicht mehr wegziehen konnte. Und noch seltener, wenn nicht einmalig, dürfte der Umstand sein, dass beide schachbietenden Figuren geschlagen werden konnten, wäre da nicht die Schachregel, die besagt, dass jede Partei im Wechsel nur einen Zug ausführen darf.

Weil es so selten und so wunderschön ist, möchte ich euch dieses Doppelmatt anhand zweier Diagramme zeigen. Mein Gegner hätte das Matt sowieso nicht abwenden können, aber mit seinem Zug 27… Da5-c3 griff er zum letzten Strohhalm.

Streich, Gerhard – Biegler, Markus
Wiesbaden, Schlosspark-Open 1996

Meine Antwort kam postwendend: 28. Sxf7#

Fällt euch etwas auf? Laut Notation hat der Springer mattgesetzt. Gebührt der Dame auf h3 nicht die gleiche Ehre? Das Leben ist ungerecht.

Matt? Yes! Bei Gosch in Wenningstedt/Sylt

Zuversicht für die 2020er Jahre

Was unsere Kanzlerin kann, kann ich auch: Zuversicht ausdrücken. Wobei ich es nicht bei Lippenbekenntnissen belasse. Ich fordere das Glück heraus; z.B. heute Morgen auf dem Lindener Markt. Bei meiner freundlichen Wurstfachverkäuferin habe ich 10,10 € bezahlt. „Welch ein Zufall!“, dachte ich, „das ist genau die Hälfte von 2020.“ Mein zweiter Einkauf führte mich zu Henri 2. Eine Baguettestange und zwei Krapfen kosteten? 5,05 €!! Auf den Cent genau die Hälfte der Hälfte. Tusch! Die freundliche Bäckereifachverkäuferin gab mir daraufhin den Bon, wozu sie erst im neuen Jahr verpflichtet gewesen wäre. Die Bon-Pflicht ist so dämlich wie die Spielervereinbarung unter Schachspielern.

Die Jugend ist unsere Hoffnung. Sie hat erkannt, dass sich Mauern in den Köpfen der Alten befinden. Damit können wir die Herausforderungen unserer Zeit nicht meistern. Die Jugendlichen werden aktiv. Die Einen gehen auf die Straße, die Anderen gründen einen selbstständigen Verband. Unbesetzte Bretter hinter dicken Mauern dürfen nicht die Zukunft sein. Malte & Greta an die Macht!

Kennt ihr Schaumschweig? Ja, ihr habt richtig gelesen. Das kommt davon, wenn man Schaumburg mit Braunschweig vereinigt. So geschehen bei den Rugby-Damen in der Deutschen 7er-Liga Nord-West. Nicht auszudenken, wenn sich die Schachfreunde Hannover tatsächlich mit dem SK Ricklingen vereinigen. Wenn es nicht dazu kommt, spendiere ich eine Kiste Schaumwein. Heute Abend teste ich die erste Flasche…

Ich wünsche euch ein zuversichtliches neues Jahr!

8. Januar 2020 – Neujahrsempfang im Rathaus Hannover mit OB Belit Onay
Das grüne Hannover
29. Januar 2010 – Schneemann vor dem Weinhaus Schachner in Westerland/Sylt
30. Januar 2010 – Die Nordsee bei List auf Sylt
18. Februar 2010 – Bewehrung einer Kellersohle bei Schnee auf Sylt
Kleiner Gruß aus Nischni Nowgorod im Hamburger Hafen
24. Februar 2020 – Rosenmontag in Mainz
Bucht bei Cap Formentor (Mallorca) im März 2009

A happy dead fish

Am kommenden Wochenende finden die letzten Mannschaftskämpfe in diesem Jahr statt. Daran sind viele tausend Schachspielerinnen und Schachspieler beteiligt. Das Ergebnis steht bereits heute fest: Zwei Drittel von denen werden bis Weihnachten frustriert sein. Ein Drittel, weil es verloren hat, ein Drittel, weil es nicht gewonnen hat. Warum tun wir uns das an?

Das ist eine philosophische Frage, auf die ich gekommen bin, weil ich mir seit langer Zeit wieder meinen Beitrag Infinitum Mobile angesehen habe. 4 Jahre ist das her. Wie viele SPD-Vorsitzende gibt es seitdem? Unbegrenzte Bewegung macht nicht vor dem zweitschönsten Amt der Welt halt. – Mein philosophischer Ausflug war ein Flop. Als Küchenphilosoph schrecke ich indes vor keinem heiklen Thema zurück:

Was du schon immer über deine Sportart wissen wolltest, aber bis heute nicht zu fragen wagtest.

Die Antwort finden wir ausgerechnet bei Michael Holm: Dänen lügen nicht. Dänen sind ehrlich. Wenn sie ein Eiland behalten wollen, sagen sie das ohne Umschweife. So konnte sie die große und unübertroffene Weisheit eines Geldonkels nicht bewegen, Grönland zu verkaufen. Dabei hätten sie davon ihren 70 km langen Wildschweinzaun an der Grenze zu Deutschland bezahlen können. Diese Einstellung imponiert mir. Ein Däne, mit dem niemand gerechnet hatte, wurde auf diese Weise Straßenrad-Weltmeister 2019: Mads Petersen. Kult-Status erwarb sich indes Cecilie Uttrup Ludwig. Die junge Dänin wurde nach der Flandern-Rundfahrt 2019 interviewt. Falls ihr das Interview noch nicht kennt, müsst ihr euch das unbedingt anhören.

Stellt euch vor, ihr werdet nach einer Schachpartie interviewt. Wenn ihr euch anschließend wie „a happy dead fish“ fühlt, ist Schach für euch die richtige Sportart. Wenn nicht, solltet ihr euch anderweitig umschauen.

Düsseldorf – Reservierte Stellplätze für DSAM-Teilnehmer und –Besucher
1. Juli 2017 – Königsallee in Düsseldorf – Start der Tour de France

Spielervereinbarung

Robert Hübner ist ein Genie. Da die Schachwelt überwiegend aus Banausen besteht, wird sie nicht verstehen, was er mit seinem Offenen Brief bezweckt, der gestern im Schachticker veröffentlicht wurde. Ich bin kein Genie, unwesentlich jünger als Robert Hübner und zähle mich zu den Menschen, die sich ihr Feingefühl bewahrt haben. Insofern verstehe ich sein Anliegen voll und ganz. Die Spielervereinbarung für die 2. Bundesliga ist ein typisch deutsches Instrument der vermeintlichen Rechtssicherheit oder um es mit Wladimir Kaminer auszudrücken: Woanders werden an der Gardinenstange und am Waschbecken ein paar Schrauben gespart, in Deutschland wird jede Schraube ordentlich festgezogen. Sollte jemals ein Meteorit auf die Erde knallen, bliebe nur in Deutschland alles wie es ist. Weil festgeschraubt.

Die Diskussion um die Spielervereinbarung sei ein alter Hut, könnte man meinen, da sie bereits im April/Mai 2015 eingeführt wurde. Damals mit der Folge, dass sich der Godesberger SK aus der 2. Bundesliga West zurückzog und die Liga in der Saison 2015/16 nur mit 9 Mannschaften gespielt wurde. In dieser Saison ist Robert Hübner am 1. Brett des SC Siegburg in der 2. BL West gemeldet. In den drei bisherigen Runden ist er nicht angetreten. Vermutlich aus dem Grund, dass er sich weigert, die Spielervereinbarung zu unterschreiben.

Hübners Offener Brief enthält einen bemerkenswerten Satz:

Längst ist in unserer Gesellschaft die Einsicht abhanden gekommen, daß ein sinnvolles Miteinander nur auf der Basis gegenseitigen Vertrauens möglich ist.

Wie wahr! Diese Entwicklung zeigt sich nicht nur in dieser völlig überzogenen Spielervereinbarung, sondern in vielen Bereichen unserer Gesellschaft. Die Auseinandersetzungen an der Führungsspitze des DSB sind ein Beleg dafür. Ich kann mich jedenfalls an Zeiten erinnern, als das Königliche Spiel im Vordergrund stand und nicht die Förderung des Misstrauens. – Die Jüngeren werden vermutlich mit den Achseln zucken, weil sie alles unterschreiben, was dem Eigennutz dient. Die hehren Werte verschwinden in den Hintergrund. Einen Hoffnungsschimmer habe ich dennoch: Die Solidarität der Deutschen Schachjugend mit ihrem geschassten Geschäftsführer. Möge die Jugend für eine ungezwungene Zukunft eintreten. Die Alten sind für einen Sinneswandel zu alt.

Die Zerstörung des DSB

Droht der Deutsche Schachbund zu zerbrechen? Der seit 1990 amtierende Geschäftsführer der Deutschen Schachjugend Jörg Schulz wurde vom DSB-Geschäftsführer Marcus Fenner mit sofortiger Wirkung freigestellt. Die Gründe sind unbekannt. Die Empörung ist groß. Der Vorsitzende der Deutschen Schachjugend Malte Ibs solidarisiert sich mit dem geschassten Geschäftsführer. Hier ein Auszug aus seiner E-Mail, die im Schachticker veröffentlicht ist:

Wir, der Vorstand der Deutschen Schachjugend, solidarisieren uns mit Jörg Schulz. Wir kämpfen um die ordnungsgemäße Weiterbeschäftigung unseres verdienten DSJ Geschäftsführers. Wir bitten euch hierfür um eure Unterstützung. Wir sind als Deutsche Schachjugend nicht bereit, den Versuch der Kündigung hinzunehmen. Wir sehen dies nicht nur als einen Angriff auf den Menschen Jörg Schulz, dem man damit versucht, seine finanzielle Existenz zu entziehen, sondern auch als einen Angriff auf die Deutsche Schachjugend, ihre Eigenständigkeit und ihre kommenden Aufgaben und Projekte. Die Vorstandsarbeit der Deutschen Schachjugend wird mit diesem Eingriff stark beschädigt und in Fällen zerstört.

Auf die weitere Entwicklung dürfen wir gespannt sein.