Heute vor einem Jahr habe ich es Boris Becker nachgemacht. Plötzlich war ich drin, und es hat gar nicht wehgetan. Admin Tom hatte geschraubt, was das Zeug hielt, und heraus kam ein nagelneues Blog. Anfangs fühlte ich mich ziemlich allein im Blog-Haus, aber nach und nach meldeten sich mehr und mehr Schachfreunde zu Wort. Mittlerweile ist unser Blog ein Erfolgsmodell geworden, das ich allen Schachvereinen und Schachverbänden empfehlen kann, die sich im Neuland des Internets (O-Ton Angela M.) befinden.
In den 365 Tagen sind 123 illustre Beiträge entstanden. Im Schnitt gab’s an jedem 3. Tag einen neuen Beitrag. Darin verpackt sind 310 Fotos, Abbildungen und Diagramme. Die Kommentarfunktion wurde 312 Mal genutzt. Bis Mitte Oktober 2013 hatten wir noch keinen Besucher-Zähler. Da ich neugierig bin, hat ihn Tom auf meinen Wunsch hin installiert. Zu Beginn war der nur 4-stellig. Es zeigte sich, dass wir die 5. Stelle schnell knacken würden. Das war Anfang Februar dieses Jahres der Fall. Seitdem haben wir pro Tag im Mittel 300 Besucher, Monat für Monat sind das derzeit ca. 10.000. Unsere Fan-Gemeinde rekrutiert sich nach meinen Schätzungen aus rund 500 Personen, die regelmäßig einen Blick in unser Blog werfen. Unser Besucherzähler ist IP-gesteuert, somit wird jeder Besuch nur einmal pro Tag gezählt. Manipulationen durch ewiges Anklicken sind ausgeschlossen. – Wenn das so weitergeht, wird Tom spätestens am Nikolaustag die 6. Stelle einrichten müssen.
Besonders erfreulich waren die Wortmeldungen ehemaliger Weggefährten, die hierzulande als „verschollen“ galten: Prof. Dr. Norbert Henze, Dr. Manfred Küver und Dr. Helmut Reefschläger. Die Doktortitel der Drei sind ein Beleg dafür, dass die Beschäftigung mit dem Schachspiel in jungen Jahren einer späteren Karriere als Akademiker nicht hinderlich ist. In unserem Schachverein haben wir so manche Kandidaten aufs wahre Leben nach dem Studium vorbereitet. Da wir gerade bei diesem Thema sind: Was ist eigentlich aus folgenden promovierten, ehemaligen Vereinskameraden geworden? Dr. Wolfgang Filter, Dr. Helmut Köditz, Dr. Birger Ohlrogge, Dr. Hajo Oellrich und Dr. Peter Panzer fallen mir spontan ein. Wenn es mit Hilfe unseres Blogs gelänge, auch von denen Lebenszeichen zu erhalten, wäre das fantastisch. Mir kommen gleich die Tränen, wenn ich an die Zeit denke, als es noch keine Handys gab, und die Mauer noch stand.
Mein ausdrücklicher Dank gilt Jürgen Juhnke. Sein Material war die Grundlage für meinen Beitrag über das „Arbeiterschach“. Auch wenn mich Uwe als „Mr. Blog“ bezeichnet, und ich hier zweifelsohne die meisten Beiträge und Kommentare schreibe, fühle ich mich keinesfalls als Alleinunterhalter. Ich freue mich über jeden Beitrag anderer Vereinskameraden, der zu einer Belebung unseres Blogs beiträgt. Die Kommentarfunktion könnte indessen öfter – auch von Fremden – genutzt werden. Ich weiß, dass die Hemmschwelle hoch ist, aber hier wird niemand diskreditiert. Unter Freunden gehört zwar ein bisschen Lästern dazu, aber auf subtile Weise, versteht sich. Schmähgesänge überlassen wir großspurigen Kickern. Jedenfalls beleben Kommentare in der Regel das Geschäft und machen unser Blog noch interessanter, als es bereits ist. Und wenn jemand der Meinung ist, der Gerhard schreibt hier nur lauter Blödsinn, darf er das kundtun, ohne von mir geteert und gefedert zu werden.
Das SFH-Blog soll vor allem unterhaltsam sein. Wir wollen nicht das kopieren, was es woanders haufenweise gibt, sondern das veröffentlichen, was unsere Schachspielerherzen bewegt. „O grüner Baum des Lebens“, heißt das Motto. Dies und Das, Freud und Leid, Geschichte und Gegenwart, Poesie und Prosa, Jubiläen und Auszeichnungen, Schach vorwärts und rückwärts sowie jede Menge Bilder zu kreativen Beiträgen verarbeitet sollen unsere Freude am Schachspielen mehren und uns zeigen, dass wir über Vereinsgrenzen hinaus eine Familie sind. – Das erste Jahr moderner Kommunikation über das World Wide Web haben wir hinter uns. Damit die nächsten Jahre spannend bleiben, bitte ich um eure rege Beteiligung.
Auf meinem Schachbrett haben die Feierlichkeiten zum 1. Geburtstag unseres Blogs bereits begonnen:
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Uwe ist ein Hellseher. Die Geburtstagstorte gibt es wirklich. Der Herr mit der gelben Krawatte ist inzwischen allerdings ein bisschen gealtert.
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Ergänzung am 5. Mai 2107:
Der gute Chronist hat alle diese Daten stets perfekt zur Hand. Gerd, ich sehe förmlich die Geburtstagstorte vor mir, die Du – Radfahren hin oder her – nicht verschmähen solltest!
Eine stimmungsvolle symmetriegeladene Schachstudie ist Dir nebenbei auch noch gelungen 🙂
Das letzte Stück meiner Geburtstagstorte (Feld e4) habe ich gestern verzehrt. Es war von meinem fünfzigsten übriggeblieben (siehe Ergänzung).
Heute ist Ruhetag in Tromsø. Damit ihr nicht in ein Sommerloch fallt, erzähle ich euch eine Geschichte, die ich gestern erlebt habe. Sie handelt nicht von Schach, sondern von den Prinzipien eines Dienstleistungsunternehmens. – Das Amtsgericht Niebüll hatte mich als Zeuge geladen. Es ging um einen Rechtsstreit zwischen der Käuferin zweier Eigentumswohnungen und einem Malermeister. Darüber werde ich kein Wort verlieren, aber über den Weg dorthin, genauer gesagt, über meine Bahnfahrt von Hannover nach Hamburg.
ICEs fahren bekanntlich im Stundentakt. Der erste fährt morgens um 7:36 Uhr nach Hamburg und dann jeweils eine Stunde später. Dieser Zug kommt aus München oder Nürnberg. Darüber hinaus gibt es dazwischen einen Zug, der aus Frankfurt kommt. Der fährt normalerweise um 8:20 Uhr weiter nach Hamburg. Diesen Zug hatte ich mir ausgesucht. Nun hatte dieser Zug 7 Minuten Verspätung, d.h. er fuhr um 8:27 Uhr los. Um 8:33 Uhr, also 6 Minuten später, wäre planmäßig der nächste ICE eingetroffen, und zwar am selben Bahnsteig mit der gleichen Zielrichtung: Hamburg-Hauptbahnhof und Hamburg-Altona. Diese Details sind wichtig, um das Drama, das jetzt folgte, zu verstehen.
Ich hatte mich im Großraum an einen Fensterplatz gesetzt. Der Zug fuhr los. Eine junge Frau setzte sich wortlos neben mich. Sie war Anfang zwanzig, vermutlich Studentin, hatte aschblondes Haar, war etwa 1,60 m groß und schlank. Plötzlich nestelte sie an ihrem Fahrschein. Den hatte sie sich übers Internet ausgedruckt. Sie hatte den Sparpreis gewählt, der voraussetzt, dass man einen vorher festgelegten Zug nimmt. Nun ging ihr ein Licht auf: sie saß im falschen Zug. Ihr Fahrschein galt für den, der um 8:36 Uhr losfahren sollte. Sie war wenige Minuten vor Abfahrt des ICE auf den Bahnsteig gekommen. Dort stand abfahrbereit einer mit Fahrziel Hamburg, folglich ging sie davon aus, dass dies ihr Zug sei. Woher sollte sie auf Anhieb wissen, dass ein identischer und verspäteter ICE auf den Gleisen stand? Sie fährt nur selten Bahn.
Als die Schaffnerin die Fahrkarten kontrollierte, machte die junge Frau von sich aus auf diese Verwechselung aufmerksam in der Hoffnung, dass damit alles geklärt sei. Es begann eine minutenlange Diskussion. Die Schaffnerin war unnachgiebig. Die junge Frau hätte den falschen Fahrschein und müsste folglich nachzahlen: 29 EURO wären zusätzlich fällig. „29 EURO damit ich 10 Minuten früher in Hamburg bin?“, entgegnete sie entrüstet, „ihr Irrtum sei schließlich auf die Verspätung dieses ICEs zurückzuführen.“ Die Schaffnerin blieb stur. Jetzt kommt’s: Während der Diskussion erkundigte sich die Schaffnerin übers Handy, ob der für 8:36 Uhr geplante ICE pünktlich sei. War er nicht! Der hatte eine so große Verspätung, dass die junge Frau ihren Anschlusszug nach Lübeck nicht rechtzeitig erreicht hätte. „Ich soll also 29 EURO nachzahlen, obwohl der gebuchte ICE meine pünktliche Weiterfahrt nicht ermöglicht hätte?“ Die Schaffnerin blieb hart.
Bislang hatte ich die unsägliche Diskussion schweigend verfolgt. Jetzt platzte mir der Kragen. Ich fauchte die Schaffnerin gut hörbar für alle Mitreisenden an:
„Bestellen Sie bitte Herrn Grube einen Gruß von mir und fragen ihn, ob er in seinem Leben stets alles richtig macht. Und ob es keine Kulanz bei der Bahn gäbe für Irritationen, die die Bahn selbst verursacht. Und ob ich für alle Fehlleistungen der Bahn, die ich im Laufe meiner unzähligen Zugfahrten erlebt habe, auch immer die Hand aufhalten soll?“
Totenstille im Wagen. Die junge Frau zog ihre Geldbörse hervor, holte einen Fünfzig-Euro-Schein raus, drückte den der Schaffnerin in die Hand und sagte: „Hier haben Sie ihr Geld. Ich will nicht mehr diskutieren.“ Ich konnte einen Blick in ihr Portemonnaie werfen. Es war der einzige Geldschein, den sie hatte. Die Schaffnerin zog von dannen. Wohl war ihr sichtlich nicht.
Sofort bedankte sich die junge Frau bei mir. Es war für sie wie eine Erlösung, dass ich ihr beigestanden hatte. „Ich werde mich nicht mehr ärgern“, sagte sie tapfer, „das Geld sei unwiderruflich weg.“ Fortan unterhielten wir uns. Im Hamburger Hauptbahnhof stieg sie aus; ich blieb im Zug bis Altona. Wir wünschten uns beide eine gute Weiterfahrt. Beim Hinausgehen drehte sie sich um, lächelte und winkte. Sie ging zwei Schritte weiter, drehte sich noch einmal um, lächelte und winkte. Dann verloren wir uns aus den Augen.
Und die Moral von der Geschichte: Gegen die deutsche Prinzipienreiterei ist kein Kraut gewachsen. Aber Solidarität mit denjenigen, die sie erwischt, lindert den Schmerz. – Übrigens habe ich mir heute Morgen im Internet die Fahrzeiten der gleichen Züge angeguckt. Der ICE um 8:36 Uhr war mit einer Verspätung von 25 Minuten angekündigt…
Hallo Gerd!
Den Glückwünschen der prominenten Vorredner möchte ich mich (wieder einmal leicht verspätet) auf jeden Fall noch anschließen. Der installierte Zähler mag ein schönes Assistenzsystem sein, doch was wäre unser Blog ohne seinen Gerd-Motor?
Und mit Deiner schönen ICE-Anekdote bereitest Du ganz nebenbei noch einem Bahnkunden-Blog das Feld. Okay, unser Redaktionsnetzwerker Udo würde da wohl eher nicht vorbeischauen, aber tausende BC100-Nutzer und andere Bahnvielfahrer hätten endlich ein Ventil, um ihre gesammelten – um nicht zu sagen: traumatischen – Erlebnisse als „Captive Riders“ oder „Erben Mehdorns“ zu verarbeiten. Schon juckt es mich in den Fingern, über Deine Einschätzung der ICE-Erlebnisse und deren Bewertung gleich an Ort und Stelle zu diskutieren, und… Stop! Hier wenden wir uns aus Prinzip wohl besser wieder den Zügen auf den 64 Feldern zu.
Hallo Olaf!
Aus unserem Schach-Blog soll kein Bahn-Blog werden, der sich mit den Missständen von Mehdorns Erben befasst. Gleichwohl habe ich die ICE-Anekdote erzählt, weil sie exemplarisch für ein unsägliches Verhalten in unserer Gesellschaft ist. Auch wir Schachspieler sind davor nicht gefeit; allen voran Schachfunktionäre. Eine menschliche Entscheidung muss im Einzelfall immer wichtiger sein als eine Vorschrift. Wäre die Schaffnerin in der Rolle der jungen Bahnkundin gewesen, wäre sie nie und nimmer auf die Idee gekommen, freiwillig 29 EURO nachzuzahlen. Wenn ein Mensch so handelt, wie er selbst nicht behandelt werden möchte, ist etwas faul. Im Hinterkopf spielen sich dabei Machtgehabe und Ängste ab. Die Angst, vom eigenen Arbeitgeber (hier: DB) getadelt zu werden, muss den Angestellten (hier: Zugbegleitern) genommen werden. Dafür ist die Führungsriege der Deutschen Bahn verantwortlich.
Übrigens kann ich von Zugbegleitern überwiegend Positives berichten. Die meisten sind freundlich und kulant. Die meisten Probleme der Deutschen Bahn sind auf Fehler des Managements zurückzuführen. Dabei wirken Mehdorns Tiefschläge noch lange nach. Dass der auserkoren wurde, den Bau des Berliner Flughafens zu vollenden, ist an Dämlichkeit nicht zu überbieten.
Wie entwaffnend ehrlich Zugbegleiter sein können, habe ich einmal erlebt, als der ICE mit einer halben Stunde Verspätung vom Bahnhof Altona in Richtung München losfuhr. Statt der sonst üblichen Floskel „wegen Behinderungen im Betriebsablauf“ sagte der Zugchef: „Liebe Fahrgäste, wir bitten die Verspätung zu entschuldigen, aber wir haben bei der Bahn derzeit zu wenig Lokführer.“
Hallo Gerd!
Glückwunsch zum Einjährigen! 🙂
Ich schaue immer gern mal hier vorbei und freue mich über die vielen Beiträge – zum Schachspielen reicht es kaum noch, aber lesen geht noch….
Schöne Grüße
Udo
Hallo Udo!
Auf die Frage, was er gern geworden wäre, antwortete ein 32-Jähriger hannoverscher Lokalredakteur vor 18 Jahren: Schachweltmeister (Sonnenkönig Nr. 17). Mittlerweile schreibt dieser Redakteur nicht mehr über lokale Ereignisse, sondern über Chlorhühnchen und Taliban. Dieser Spagat zwischen Mainstream und eigenem Rückgrat ist eine hohe Kunst. Im SFH-Blog zu schreiben ist dagegen ein Kinderspiel, wären da nicht manchmal die Selbstzweifel. Gute Laune angesichts der Krisen in der Welt?
Übrigens wäre ich auch gern Schachweltmeister geworden. Wer den Spruch auf meiner gelben Krawatte gelesen hat, wird mir beipflichten, dass der Titel allein saftlos wäre, denn: „Der Weg ist das Ziel.“ Das Ziel haben wir längst erreicht, indem wir uns auf den Weg gemacht haben. Eine Rast (Auszeit) zwischendurch tut dem keinen Abbruch. Und wer sinnbildlich die Mauer von Geraardsbergen bezwungen hat, fürchtet weder Gambits noch ELO-Monster.
Unser Blog ist rund um die Uhr offen. „Kiek mol wedder in.“ Über den einen oder anderen Kommentar von dir, lieber Udo, würden wir uns freuen.
Viele Grüße auch an alle anderen professionellen Schreiber und Schreiberinnen
Gerhard
Der, die, das Blog….? 🙂
Hallo Gerhard,
herzlichen Glückwunsch zum Einjährigen! Fast von Beginn an verfolge ich ihn* mit großem Vergnügen. In unserer umfangreichen Familie spielte dieses königliche Spiel immer eine große Rolle, so wie auch bei mir in meiner Kindheit und Jugend – bis, ja bis der Beruf und die eigene Familie mir kaum noch Zeit dazu ließen. Oder anders ausgedrückt, mir fehlten allmählich die Gegner, die mir nach etlichen Partien auch einmal eine Chance ließen. :). Ohne regelmäßiges Training in einem Verein und dem Studium der entsprechenden Fachliteratur bleibt man halt auf der Strecke… Hinzu kam noch, dass eine Partie sehr langwierig sein kann. Als Mutter muss man halt Prioritäten setzen. Eine Skat- oder Doppelkopfrunde kann man da schon eher abbrechen.
Viel Glück und Erfolg weiterhin für diesen großartigen und kurzweiligen Blog
Schachfreundin
* Persönlich gefällt mir „der“ Blog besser als „das“ Blog!
Yeah! Wir bloggen auch für Frauen.
Hallo,
ich kann dem legendären Sonnenkönig-Chefredakteur Olaf nur zustimmen: Ohne einen (besser natürlich mehrere) versierten Schreiber, der sich den Blog zum Anliegen macht, läuft so ein Laden meist nicht lange. Ich jedenfalls bin beeindruckt, wie gut das hier funktioniert. Wobei Tom vermutlich im Hintergrund die Technik in Gang hält, was auch wichtig ist.
Wichtig ist mir, dass du dich verrechnet haben musst, Gerd: Hätte ich vor 18 Jahren als 32-Jähriger meinen (noch nicht ganz erfüllten) Lebenstraum verraten, dann wäre ich heute ja 50 – davon bin ich aber noch ein Stück entfernt.
Und über die Gemeinsamkeiten von Chlorhühnchen und Taliban kann man sicher lange sinnieren, einmal ist es mir aber auch schon gelungen, was Schachiges ins Blatt zu schmuggeln. Wobei man sich fragen kann, ob Schachspieler nicht durchaus seelenverwandt sein könnten mit irgendwas zwischen Chlorhühnchen und Taliban. Das wäre was für Jürgens Kolumne, an die sich außer Olaf vermutlich niemand mehr erinnert.
Ach ja, die Bahn: Ich finde sie klasse – wenn ich 1 x pro Jahr mit ihr fahre, lief bisher immer alles tadellos.
Sorry Udo,
aufgrund eines kapitalen Rechenfehlers habe ich dich zwei Jahre älter gemacht. Wenn du tatsächlich 50 Jahre alt wirst, bist du auch für ein langes Interview fällig (siehe Sonnenkönig Nr. 19). – Chlorhühnchen und Taliban haben durchaus etwas gemeinsam. Beide sind hausgemacht und jagen uns Angst und Schrecken ein. Deine Schmuggelware „Schlammschlacht in der Schachwelt“ haben wir am Montag im politischen Teil der HAZ gelesen. Über den Ausgang der Schlammschlacht müsste jetzt eigentlich die Sportredaktion berichten.
Hallo Gerd,
ja, hat sie auch: Allerdings nur als kleine Notiz. Wenn Kasparow gewonnen hätte, hätten wir mehr gemacht. So führt weiter ein Mann mit außerplanetarischen Erfahrungen die Schachwelt – vielleicht haben die ihm geholfen, immer wieder gewählt zu werden….
Vor 136 Tagen haben wir den 1. Geburtstag unseres Blogs gefeiert. Heute ist meine Prognose eingetreten: Kurz vor dem Nikolaustag haben wir die 100.000-Besucher-Marke geknackt. Darauf können wir stolz sein. Obwohl wir nur eine kleine „Gemeinde“ sind, haben seit dem 09. August 2014 im Schnitt täglich 290 Schachfreunde unser Blog angeklickt. Viele davon werden pro Tag mehrmals geguckt haben, ob es etwas Neues gibt, sodass die Zahl der tatsächlichen Besuche deutlich höher sein wird. Schach in Wort und Bild, von historisch bis aktuell, abseits der normalen Berichterstattung für jedermann zur Schau zu stellen und darüber zu diskutieren, ist uns meines Erachtens gut gelungen. Für mich ist das der Zeitpunkt, an dem ich wie der Typ im TV-Spot von Schöffel sage:
„Macht erstmal ohne mich weiter. Ich bin raus.“
Bis zum Jahresende werde ich weder Beiträge noch Kommentare schreiben. Allen Schachfreundinnen und Schachfreunden wünsche ich besinnliche Feiertage.
Gut 8 Stunden später geriet auf Pro7 Mr. Monk in seinen „100sten Fall“.
http://monkfan.de/show/guide/season7/s07e07
Ich spiele hier auf die kleine Szenerie zum Schluss der Folge an.
Parallelen tun sich auf?
Kannte „Mr. Blog“ Gerd das schon??
…und wo bleibt die charmante Assistentin???
…und so komme ich jetzt beim 102.147ten Besucher eigentlich zu spät mit der Auflösung:
Die Szenerie
Monk löst also seinen 100. Fall und beschließt, dass er bei dieser ästhetischen Zahl einfach aufhören muss. Seiner Assistentin Nathalie gefällt das natürlich nicht. Sie findet einen Ausweg:
In der besagten Folge hat Monk nämlich nicht EINEN Serienmörder hinter Gitter gebracht, sondern ZWEI unabhängige Fälle gelöst. Der Zähler steht damit bei 101 und Monk MUSS weitermachen, was er na klar pronto einsieht. Auf geht es bis zum 200. Fall!!! 😀
Den Link zur Nachricht von Gerd findet Ihr jetzt aber mal selbst…
Habe durch Zufall diesen alten Blog meines alten Schachvereins gefunden. Gebe hiermit gerne ein Lebenszeichen von mir ab. Lebe in Südhessen und bin vom Schach zum Bridge gewechselt. Ausser gelegentlichem Computerschach findet in dieser Hinsicht rein gar nichts mehr statt.
Wünsche euch viel Erfolg mit euren Aktivitäten.
Hallo Birger!
Über deine Lebenszeichen haben wir uns sehr gefreut. Es gibt noch einige Schachfreunde in unserem Verein, die sich gern an dich erinnern.
Du hast von einem Zufall gesprochen. Kann man Zufälle steigern? Ja! Dazu passt mein Beitrag aus dem Jahr 2014. Guckst du hier: http://www.schachfreunde-hannover.de/ich-bin-drin-7/#comments
Prof. Norbert Henze hatte sich zu dem Thema gemeldet. Er ist Stochastiker und einer wie du, der Hannover aus beruflichen Gründen verlassen hat.
Du hast berichtet, dass du zum Bridge gewechselt seiest. Nie zuvor in meinem Leben hatte ich ein Bridge-Turnier gesehen. In Berlin, ein paar Tage nach deinem Hinweis, war es soweit. Welch ein Zufall! Parallel zum Bundesligafinale wurde im Maritim-Hotel die 8. German-Bridge-Team-Trophy veranstaltet. Welch ein Zufall! Es handelte sich um das größte internationale Turnier des DBV. Der Spielsaal war proppenvoll. 4.000 € erhielt das Sieger-Team. Das Startgeld von 300 € war indes nicht von Pappe.
Am 1. Mai steckte ich noch einmal die Nase in den Spielsaal. Ein freundlicher Herr nahm sich sofort meiner an. Es entwickelte sich ein Gespräch, das etwa eine Viertelstunde dauerte. Seitdem weiß ich eine Menge über Bridge: vom Geldverdienen bis zum E-Doping. Der Herr trug ein Namensschild mit der Aufschrift: Kai-Ulrich Benthack, Präsident. Zuhause habe ich mich über ihn informiert. Er kommt aus Hannover! Welch ein Zufall!
Meinen Beitrag habe ich um ein Foto ergänzt (siehe oben). Es handelt sich um einen Blick in den Spielsaal am 29. April. In den Schlussrunden des Turniers änderte sich das Bild ein wenig. Etwa die Hälfte der Teams, die vorn platziert waren, hatte auf ihren Tischen Sichtschutzwände aus Holz stehen, die in der Mitte mit einer Klappe ausgestattet sind. Das sieht putzig aus, aber soll wohl vorm Abgucken schützen.
Hallo,
jetzt hat es nur 7 Jahre gedauert und schon gibt es eine Antwort von mir!
Die von dir erwähnten Sichtschutzwände (auch Screens genannt) werden in den höheren Spielklassen verwendet und sollen den Austausch von unerlaubten Informationen zwischen einem Bridgepaar verhindern.
Man tritt ja beim Bridge immer paarweise an – ein grundlegender Unterschied zum Schach! Dies macht aber den besonderen Reiz aus und bringt die Dimension Kommunikation ins Spiel. Dabei geht es um den Austausch erlaubter Informationen im Rahmen der Reizung und des Abspiels. Dies sind die abgesprochenen Bedeutungen von Geboten bei der Reizung und die sogenannten Markierungen beim Abspiel. So kann z.B. die Zugabe einer niedrigen Karte zu einem Stich eine Aufforderung an Spielpartnerin/Partner darstellen, die betreffende Farbe weiterzuspielen. Unerlaubte Informationen wären aber z.B. Beispiel ein Mienenspiel, dass eine bestimmte Spielweise nahelegt. Dies soll durch Screens verhindert werden. Im normalen Betrieb eines Bridgeclubs werden Screens aber gewöhnlich nicht verwendet.
Ich bin übrigens immer wieder überrascht auf ambitioniertere Bridgespieler zu treffen, die vorher einmal Vereinsschach gespielt haben. In den meisten Fällen wurde das Schachspielen aber aufgegeben – so wie bei mir.
Im Vereinsbridge hat man in vielen Ländern seit der Coronakrise leider sinkende Mitgliederzahlen hinnehmen müssen. Die vielen Möglichkeiten zum Online- oder Computerschach sind dem Besuch von Vereinsabenden der Schachclubs wahrscheinlich auch nicht zuträglich – oder?
Viele Grüße aus Seeheim-Jugenheim
Bridge over stillem Water
Lieber Birger, du hast es getragen sieben Jahr und konntest es tragen nicht mehr (Fontane: Archibald Douglas). Das ehrt dich und beschert uns Einblicke in ein geheimnisvolles Kartenspiel. Vom Kartenspiel zum Wortspiel ist es nur ein Schritt. Der Name „Bridge“ hat nichts mit der „Brücke“ auf Englisch zu tun, gleichwohl erlaube ich mir, den Gedankengang auszureizen. – Als unser Blog 1 Jahr alt wurde, war aus der munteren Quelle bereits ein rauschender Bach geworden, der später zu einem Strom anwuchs. Der mündete in einem Meer der unendlichen Ruhe. Dennoch ist es möglich – wie wir sehen –, einen Stein (Kommentar) hineinzuwerfen, der Wellen schlägt. Nur zu, es ist keine Sünde, den nächsten Stein von der sicheren Brücke zu werfen.