Droht der Deutsche Schachbund zu zerbrechen? Der seit 1990 amtierende Geschäftsführer der Deutschen Schachjugend Jörg Schulz wurde vom DSB-Geschäftsführer Marcus Fenner mit sofortiger Wirkung freigestellt. Die Gründe sind unbekannt. Die Empörung ist groß. Der Vorsitzende der Deutschen Schachjugend Malte Ibs solidarisiert sich mit dem geschassten Geschäftsführer. Hier ein Auszug aus seiner E-Mail, die im Schachticker veröffentlicht ist:
Wir, der Vorstand der Deutschen Schachjugend, solidarisieren uns mit Jörg Schulz. Wir kämpfen um die ordnungsgemäße Weiterbeschäftigung unseres verdienten DSJ Geschäftsführers. Wir bitten euch hierfür um eure Unterstützung. Wir sind als Deutsche Schachjugend nicht bereit, den Versuch der Kündigung hinzunehmen. Wir sehen dies nicht nur als einen Angriff auf den Menschen Jörg Schulz, dem man damit versucht, seine finanzielle Existenz zu entziehen, sondern auch als einen Angriff auf die Deutsche Schachjugend, ihre Eigenständigkeit und ihre kommenden Aufgaben und Projekte. Die Vorstandsarbeit der Deutschen Schachjugend wird mit diesem Eingriff stark beschädigt und in Fällen zerstört.
Auf die weitere Entwicklung dürfen wir gespannt sein.
Sogar der Landesverband, in dem der DSB-Präsident seine Heimat hat, ist konsterniert:
Sehr geehrter Herr Krause,
mit größtem Bedauern und absoluten Unverständnis haben wir von Ihrer Entscheidung erfahren den Geschäftsführer der Deutschen Schachjugend, Jörg Schulz, mit sofortiger Wirkung freizustellen und entlassen zu wollen. […] Für uns zerstört dieses Vorgehen das Vertrauen in Sie als Präsident des Deutschen Schachbundes. Weiterhin sind Sie derzeit im Schachverband Schleswig-Holstein als stellvertretender Vorsitzender gewählt. Wir fordern vom Schachverband Schleswig-Holstein die Solidarisierung mit Jörg Schulz. Sollte dies nicht geschehen, sehen wir eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Schachverband Schleswig-Holstein als nicht mehr gewährleistet an.
der gesamte Vorstand der Schachjugend Schleswig-Holstein
i.A. Fabian Winker
1. Vorsitzender
Den vollen Wortlaut des Protests findet ihr auf der Webseite des Schachverbands Schleswig-Holstein.
Hallo Gerhard,
als aus Niedersachsen stammendes Vorstandsmitglied der deutschen Schachjugend (Schulschachreferent der DSJ) bin ich immernoch vor allem über das hinterlistige und zwischenmenschlich falsche Spiel des DSB-Präsidiums erschüttert.
Laut dem DSB-Präsidenten Ullrich Krause soll die Entscheidung schon länger fest gestanden haben (ohne jedoch genauere aktuelle Gründe nennen zu können), trotzdem hat der DSB Jörg letztes Wochenende noch zusammen mit mir und der deutschen Schulschachstiftung (deren 1. Vorsitzender in dem Falle bizarrerweise niemand anderes als Boris Bruhn, derzeitiger DSB-Vize, ist) mit mal wieder (zumindest aus meiner Sicht) völlig überwältigendem Erfolg durchführen lassen um ihn zwei Tage später von langer Hand geplant für uns völlig überraschend für den Rest der Woche freizustellen.
Und das Ganze natürlich ohne uns bzw. zumindest unseren Vorsitzenden Malte Ibs vorher über die Planungen mit einzubeziehen.
Sieht so ein vertrauensvoller Umgang miteinander aus ?
Des Weiteren hat man Jörg, der immer pflichtbewusst war/ist, am Dienstag die Weiterarbeit in der Geschäftsstelle untersagt und ihn aufgefordert die Räumlichkeiten sofort zu verlassen, was eventuell zur Folge hat, dass uns, der DSJ, Fördermittel für das Rest-Jahr 2019 und Folgejahr 2020 in Höhe von ca. 200.000 Euro entgehen, die damit eine Durchführung vieler geplanter Veranstaltungen des geplanten 50-jährigem Jubiläumsjahres schier mehr als unsicher machen.
Ich bin immernoch sprachlos dass der DSB aus seinen zumindest aus menschlicher Sicht Fehler im Umgang mit der Causa Jordan rein gar nichts draus gelernt hat.
Ich für meinen Teil schließe je nachdem wie die ganze Sache weitergeht einen Rücktritt von meinem Amt jedoch nicht aus.
Herzliche Grüße,
Sven
Noch ein paar Ergänzungen:
Die Veranstaltung letztes Wochenende die Jörg, die Schulschachstiftung und ich mithilfe der Ausrichterin vor Ort, Frau Ulrike stark, durchführten war der deutsche Schulschachkongress.
Die Fördermittel würden verfallen weil für die Beantragung dieser die Frist 15.11. gilt und wir diese Frist damit nicht einhalten könnten.
Es gibt mittlerweile übrigens auch ein Statement des gesamten DSJ-Vorstandes auf der Startseite unserer DSJ-Homepage.
Vielleicht magst Du den Link ja einfach deinem Beitrag hinzufügen.
Klimbim
Hier ist der Link, Sven, wobei sich der Inhalt weitgehend mit dem deckt, was Malte Ibs zuvor veröffentlicht hat.
Unter der Führung von Ullrich Krause ist das DSB-Präsidium so chaotisch wie die Klimbim-Familie. Nur nicht so lustig. Im Forum von Schachfeld hat jemand einen treffenden Kommentar geschrieben:
[…] Von der Seite betrachtet scheint die wirtschaftlichste Lösung in dieser Situation zu sein, den gesamten Vorstand einschließlich des Geschäftsführers Fenner abzulösen, sich bei Jörg Schulz und der DSJ zu entschuldigen, Schwamm drüber zu murmeln und mit neuem, verantwortungsvoll handelndem, Personal weiter zu machen. […]
Danke Gerhard, dem ist nichts hinzuzufügen.
Aus sicherlich verständlichen Gründen möchte ich mich hiermit bis zur endgültigen Klärung auch von weiteren Kommentaren/Diskussionen zurückziehen.
Ich bin immernoch sprachlos ..
Wer sich ein Bild von den beiden Kontrahenten machen möchte, möge sich auf YouTube ein Interview ansehen, das Jörg Schulz und Rafael Müdder mit Dr. Marcus Fenner geführt haben, als dieser sein Amt als Geschäftsführer gerade übernommen hatte. Das Interview stammt vom 25.05.2018, läuft auf ChessyTV und dauert 37:50 Minuten. Die ersten beiden Minuten tut sich nichts bis auf die Hintergrundmusik. Das Interview ist ziemlich zäh und bis auf die Schilderung der amerikanischen Verhältnisse nicht besonders erhellend. Oder eben doch!? Mich wundert, dass das Interview erst 229 Mal angeklickt wurde, davon zweimal von mir. Das erste Mal vor einem halben Jahr. Anscheinend interessieren sich Kinder und Jugendliche nicht für ChessyTV, obwohl deren Zahl bei 27.000 liegt.
Conrad Schormann sortiert den Sachverhalt hier:
https://perlenvombodensee.de/2019/11/14/der-fall-schulz/
Maulkorb für die Schachjugend?
Es fällt auf, dass die Webseite der Deutschen Schachjugend nicht erreichbar ist. Das Gleiche gilt für die Schachjugend von Württemberg, die ebenfalls ein Protestschreiben gegen die Entlassung von Jörg Schulz veröffentlicht hat.
Die Schachjugend von Schleswig-Holstein ist auch nicht mehr erreichbar!
Offensichtlich haben die Verfasser der Solidaritätsbekundungen erkannt, dass sie sich mit ihrem Eintreten für den Verbleib des DSJ-Geschäftsführers völlig verrannt und blamiert haben.
Verrannt hat sich Ullrich Krause. Er hat den DSB in eine Sackgasse manövriert. Ob er da wieder rauskommt, werden wir morgen erfahren. Geduld!
Ich will den Streit hier nicht relativieren, aber die Seiten sind nun (wieder) online, laden allerdings teilweise langsam. Da würde ich technische Probleme wetten. Ich glaube kaum, dass der DSB einfach irgendwelche Websites vom Netz nehmen kann und darf.
Conrad Schormann hat auf Facebook dazu Folgendes geschrieben:
Heute Nacht war plötzlich die Website der Schachjugend offline. Ein gefundenes Fressen für die Gerüchteküche. Lieblingsgerücht dieser Seite: Ein mit dem Schachbund verbundener Schachcomputerhersteller habe gezielt den DSJ-Server attackiert, um sich beim DSB lieb Kind zu machen. Anderes Gerücht: Die Schachjugend habe selbst den Stecker gezogen, um nun einfach mal Ruhe zu haben. Nächstes Gerücht, das offensichtliche: Der DSB habe der DSJ den Stecker gezogen. In der Zwischenzeit hat die DSJ mitgeteilt, dass es sich um einen technischen Defekt gehandelt hat. Die Seite ist wieder online.
Dass ausgerechnet der Server der Jugend und nur der Jugend (!) zu einer Zeit ausfällt, wenn diese gegen den DSB rebelliert, ist unwahrscheinlich. Wahrscheinlicher ist, dass jemand daran geschraubt hat und später zurückgepfiffen wurde. Der Server des DSB steht in Ismaning (Bayern), der Server der Schachjugend Schleswig-Holsteins in Frankfurt am Main. Beide sollen zeitgleich ausgefallen sein!? Der Server der Niedersächsischen Schachjugend befindet sich auch in Ismaning. Der war nicht out of order!
Die Sache hat sich erledigt. Die Texte sind wieder in Gänze abrufbar. Gleichwohl bleibt ein fader Nachgeschmack, der zum desaströsen Auftritt des DSB-Präsidiums passt.
Gerhard, sorry, aber das ist eine absolut unhaltbare Verschwörungstheorie (wie alle Verschwörungstheorien – das ist ja ihr Markenzeichen). Derzeit ist die Seite schachbund.de offline. Haben jetzt die Hacker zurückgeschlagen? Woher weißt du überhaupt, wo welcher Server steht und wie das technisch zusammenhängt? Für mich sind viele verschiedene Gründe denkbar, warum das so passiert, und keiner davon hat damit zu tun, dass „jemand daran geschraubt hat“.
Mein Kommentar hat nichts mit Verschwörungstheorien zu tun. Fakt ist, dass mehrere Jugendseiten mit kritischen Inhalten auf verschiedenen Servern über viele Stunden offline waren. Dafür muss es einen Grund gegeben haben. Darüber nachzudenken macht dich nicht zum Verschwörungstheoretiker. Conrad Schormann hat drei Varianten bzw. Gerüchte genannt. Das von ihm als „offensichtlichste“ genannte Gerücht, habe ich als „wahrscheinlicher“ bezeichnet. Ich habe weder behauptet, es sei „höchstwahrscheinlich“ noch „tatsächlich“ die Ursache gewesen. Derzeit brennt im DSB die Luft. Vielleicht sind wir bald schlauer. – Wer wissen will, wo die Server stehen, muss eine entsprechende Seite im Internet aufrufen.
Schön, dass du dich mit Serverarchitektur und Steckern und all diesen Dingen so prima auskennst. Da brauchen wir restlichen Dummies nur noch eins und eins zusammenzählen, einmal umrühren, und schon wissen wir Bescheid.
Vor wenigen Minuten wurde eine gemeinsame Erklärung des DSB und der DSJ zur Eigenständigkeit der Schachjugend veröffentlicht. Die Umwandlung soll im Mai 2020 erfolgen. Was davon zu halten ist, vermag ich nicht zu beurteilen. – Kein Wort zum Fall des geschassten Geschäftsführers.
Dazu findest Du etwas auf der Seite der Schachjugend…..
Viele Grüße!
Michael
Danke für den Hinweis. Offenbar hat die Schachjugend gesiegt. Zumindest vorübergehend.
Nun hat sich auch Ullrich Krause geäußert. Aus der fristlosen Kündigung wurde eine fristgerechte Kündigung zum 30. Juni 2020. Ob sich Jörg Schulz darauf einlässt und der DSB damit durchkommt, wird sich zeigen, denn anscheinend gab es keine gerichtsverwertbaren Verfehlungen. Ullrich Krause spricht von einer vollständigen Zerrüttung des Vertrauensverhältnisses. Seine Vorgänger sahen das in 30 Jahren anders. Insofern sollte Ullrich Krause so selbstkritisch sein und sich fragen, ob er nicht selbst der Auslöser der Zerrüttung ist.
Eine fristlose Kündigung hat es nie gegeben. Für eine fristgerechte Kündigung bedarf es keiner gerichtsverwertbaren Verfehlungen. Einen Sieg der Schachjugend vermag ich daraus nicht zu ersehen. Wenn Ullrich Krause das Vertrauensverhältnis jetzt als vollständig zerrüttet betrachtet, kommt es nicht darauf an, wie das in den dreißig Jahren vorher gewesen sein mag. Schwerwiegende Differenzen hat es allemal auch schon früher gegeben, wie aus einem Interview aus dem Jahr 2011 mit dem damaligen Präsidenten Herbert Bastian erhellt: „Wir wissen alle, dass es in der Vergangenheit Spannungen zwischen der DSJ bzw. Jörg Schulz und DSB-Funktionären gab. Unser ausgeschiedener Präsident hat schon auf dem Kongress in Bonn gesagt, dass er die Stirn nicht in Falten legt, wenn er den Namen Jörg Schulz hört, und so sehe ich es auch. An dieser Front muss endlich Ruhe einkehren…“
Dass Jörg Schulz mit nahezu jedem seiner Wegbegleiter einmal Zoff hatte, ist mittlerweile eine Binsenweisheit. Das ändert nichts an der Tatsache, dass er – wie es Walter Rädler formuliert hat – in drei Jahrzehnten sehr gute Arbeit geleistet hat. Wer es ernst nimmt mit dem Wahlspruch der FIDE – Gens una sumus – verhält sich als DSB-Präsident wie ein gutmütiger Familienvater und nicht wie ein kaltherziger Patriarch.
Die Frage ist ja, kann die Öffentlichkeit mit diesem Ergebnis leben. Mindestens halb Schach-Deutschland hat sich über das Gebaren des DSB-Vorstandes empört, die DSJ wurde mit Anteilnahme , inklusive einer Online-Petition, überschüttet und heraus kommt eine einvernehmliche Erklärung.
Das kann doch in Zeiten von Impeachment, Fake-News, Klimakatastrophe etc. nicht die Lösung sein. Das ist ja GroKo-mäßig. Die Leute wollen Blut sehen.
Spannend wird in der Tat, wie das neue Konstrukt am Ende aussehen soll. Wer wird Mitglied im neuen eigenständigen Verein der Schachjugend? Wo kommen die Beiträge her?
Man könnte jetzt sagen, dass sich da viele schlaue Leute Gedanken machen werden, dann kommt schon was Sinnvolles und Verbindendes dabei raus. Aber irgendwie habe ich daran meine Zweifel.
Vielleicht liegt die Zukunft des Schachs ja doch wieder in der Kneipe (so wie früher im Kaffeehaus). Jürgen hat ja am letzten Donnerstag die (kurze) Tradition des Debakel-Schachs wieder aufleben lassen. Das war launig und ist definitiv auch ohne DSB durchführbar.
Wo ist Weiner?
„Das DSB-Präsidium hat sich deshalb aus der durch die E-Mail des DSJ-Vorstandes vom 12.11.2019 initiierten Diskussion auf diversen Internetforen vollständig herausgehalten und wird dies auch weiterhin tun“, heißt es in der Erklärung von Ullrich Krause vom 18.11.2019. Diese Aussage galt offenbar nicht für Ossi Weiner. Er gehört(e) dem Wirtschaftsdienst an. Ossi Weiner hat gestern im Schachticker mehrere Kommentare und im Blog von Schachfeld einen Kommentar abgegeben. Sein Kommentar im Schachfeld ist inzwischen gelöscht, der Folgekommentar von PerryOde um 16:51 nicht:
Woher kommt denn jetzt der Wasserträger vom Präsi her , einfach herrlich
Unter den Adressen auf der DSB-Webseite sucht man den Namen von Ossi Weiner neuerdings vergeblich. Der Wirtschaftsdienst des DSB wird ohne eine Bezugsperson genannt. Wo Behle geblieben ist, wissen wir inzwischen, aber wo bitteschön ist Weiner?
Der Betreffende ist kürzlich 66 Jahre alt geworden. Möglicherweise ist er ganz unspektakulär in den Ruhestand gegangen.
Das wird’s sein. Heute Nacht ist ihm aufgefallen, dass er für den Job eigentlich zu alt ist. Nichtsdestotrotz hat er bis zur letzten Minute aufopferungsvoll für den Deutschen Schachbund gearbeitet. Seine letzten Kommentare hatten jedoch eine kurze Halbwertszeit. Er ließ sie kurzerhand löschen, mittlerweile laut Franz Jittenmeier auf eigenen Wunsch auch im Schachticker. Sein Foto auf der Adressenseite des DSB war damit ebenfalls obsolet. Auf den Nachruf bin ich gespannt.
Der DSB schweigt. Wer eine Übersicht der früheren Mitarbeiter aufrufen möchte, wird enttäuscht: „Zugriff verweigert“, lautet die Antwort. Die Kommentare, die Ossi Weiner zuletzt geschrieben hat, waren unter der Gürtellinie. Womöglich haben diese das Fass zum Überlaufen gebracht. Erstaunlich ist, dass ein Umstand in der Diskussion bislang keine Rolle gespielt hat: Jörg Schulz ist nebenbei 1. Vorsitzender der Schachfreunde Berlin. 2. Vorsitzender ist GM Rainer Polzin. Er ist Fachanwalt für Arbeitsrecht.
Jetzt ist es amtlich: Der DSB-Wirtschaftsdienst wird zum 1. Januar 2020 aufgelöst und Ossi Weiner wird früher freigestellt als Jörg Schulz; nämlich rückwirkend zum 16.11.2019.
Starker Tobak!
Guckt ihr offenen Brief von Walter Rädler im Schachticker.
Gelöscht und neu reingestellt. Jetzt unter diesem Link. Fragt sich, wie lange der offene Brief noch öffentlich sichtbar ist.
Ja, aber weil der Beitrag tatsächlich vorübergehend gelöscht war, funzt der alte Link nicht mehr. In diesem Zusammenhang möchte ich an einen Disput erinnern, den der DSB-Präsident Ullrich Krause mit dem Betreiber des Schachtickers, Franz Jittenmeier, im vergangenen Jahr hatte. Dabei ging es um einen humorvoll verfassten Artikel über die Untätigkeit des Referenten für Öffentlichkeitsarbeit, Thomas Cieslik.
Ullrich Krause rechtfertigte sich mit diesen Worten:
Ich habe deshalb gegen meine eigene oben ausgeführte Regel verstoßen, weil ich mich als Präsident des Deutschen Schachbundes in der Verantwortung sehe, mich schützend nicht nur vor die Angestellten, sondern auch vor die Ehrenamtler des DSB zu stellen.
… und kündigte Franz Jittenmeier die Freundschaft. Dass Ullrich Krause dabei zweierlei Maß anwendet, hat der Fall Jörg Schulz gezeigt.
und wieder weg. Täglich grüßt das Murmeltier 😉
Über Peinlichkeiten, Schandtaten und Professorentitel
Wenn ich richtig mitgezählt habe, war der offene Brief viermal online und viermal offline. Die Gründe kann man sich denken. Franz Jittenmeier gehört nicht zu denjenigen, die sich schnell einschüchtern lassen. Ob es vom ehemaligen DSB-Vizepräsidenten Walter Rädler klug war, diesen Brief zu schreiben, will ich nicht beurteilen. Offensichtlich fühlte er sich dazu genötigt, weil der amtierende DSB-Präsident Ullrich Krause das Problem aussitzen und jetzt womöglich totschweigen will. Zur Person Dr. Marcus Fenner will ich mich nicht äußern. Richtige Freunde hat er sich in seiner Amtszeit anscheinend nicht gemacht. Elisabeth Pähtz und ihr Bruder Thomas Pähtz sind wohl die Ausnahmen. Reflexartig hat Elisabeth einen Kommentar im Schachticker geschrieben und Walter Rädlers Bericht als peinlich bezeichnet. Das kann man so sehen, aber ich halte es auch für peinlich, dass Elisabeth gar nicht auf den Inhalt eingeht, sondern „verdammt ehrlich“ schreibt, „ich persönlich hätte Jörg Schulz alleine für all die Schandtaten an die Jugend schon vor Jahrzehnten gefeuert!“
Der Stachel – um nicht Hass zu sagen – sitzt in der Familie Pähtz offenbar tief. Davon zeugt der Kommentar ihres Bruders am 14. November 2019 im Schachticker. Thomas war einer der Wenigen, die den Rauswurf von Jörg Schulz verteidigt haben. Als 9- und 10-Jähriger fühlte er sich von Jörg ausgebootet, weil er nicht an den entsprechenden Weltmeisterschaften teilnehmen durfte, obwohl er dafür qualifiziert gewesen sei. Dazu schreibt er:
Die Entscheidungen Jörg Schultz bezüglich der EM und WM-Vergabe zu meinen Ungunsten lassen sich allesamt auf sein Verhältnis zu meinem Vater zurückführen. Es ist kein Geheimnis, dass die beiden sich nicht mochten (und das ist höflich formuliert). Alleine schon diese Tatsache (das war relativ weit bekannt) hätte zu seiner Entlassung vor 20 Jahren führen müssen.
Ich habe keine Ahnung, was damals vorgefallen ist, aber wenn ich heute lese, welche Ansprüche ein 9-Jähriger und dessen Vater hatte, kann ich mir vorstellen, dass sich Jörg Schulz bei dessen Nichtnominierung etwas gedacht hat. Muss man solche Geschichten 20 Jahre später in die Öffentlichkeit zerren? Und dann macht er noch folgende Angaben zu seiner Person: „Ich bin Thomas Pähtz, Bruder von Elisabeth Pähtz, und arbeite momentan als Professor für Theoretische Geophysik an der Zhejiang Universität in China.“ Die Homepage der Universität nennt ihn einen „Associate Editor of Journal“. Professoren sind andere.
Eine ganze andere Sichtweise hat Michael Juhnke. Michael war DSJ-Vorsitzender als die „Schandtaten“ passierten. Er hat sich an gleicher Stelle wie folgt geäußert:
Ich kenne Jörg Schulz nun seit über 40 Jahren und arbeite selbst seit 45 Jahren ehrenamtlich fürs Jugendschach, unter anderem auch von 1998 bis 2003 als DSJ Vorsitzender. In all den Jahren hat sich Jörg unermüdlich für das Jugendschach engagiert und sehr viele Mitstreiter für die Fortentwicklung diese Bereiches gefunden. […]
Ursachenforschung
Thomas Pähtz sen. gilt als ehrgeiziger Vater und ehrgeiziger Trainer. Dass das vor 20 Jahren nicht bei allen gut ankam, belegen die Worte von Hartmut Metz in einem Artikel, der in der WELT veröffentlicht wurde. „Er (Thomas Pähtz) züchte lebensuntüchtige Klötzchenschieber, gifteten Neider, nachdem seine Schützlinge Ferenc Langheinrich, Thomas Hänsel, Sohn Thomas Pähtz junior und die Tochter deutsche Meistertitel abräumten.“ Dem widersprach Thomas Pähtz vehement. Gleichwohl waren seine Methoden nicht unumstritten. Inwieweit dies die Entscheidung von Jörg Schulz beeinflusst hat, kann ich nicht beurteilen.
Über seinen Sohn, der ebenfalls Thomas heißt, sagte Thomas Pähtz sen. in einem Interview, das er 2008 anlässlich der Schacholympiade in Dresden gab:
„Was sagt der Vater Pähtz, was der Trainer Pähtz dazu?“ „Mein Junge war so ähnlich. Hat mit 13 das Training eingestellt, weil er als dt. Jugendmeister nicht zu den internationalen Turnieren reisen durfte. Das war ein Knacks in seiner Motivation. Ich habe ihm danach freie Hand gelassen, und er hat sich für den Beruf entschieden.“
Die Antwort bezog sich auf das selbstbewusste Auftreten eines Dreikäsehochs (6 Jahre alt), der in diesem Alter bereits seine eigenen Ziele hatte. – Ehrgeiz ist gut, übertriebener Ehrgeiz bewirkt oft das Gegenteil. Warum der Vater seinem Sohn den gleichen Vornamen gegeben hat, hat vielleicht etwas damit zu tun. Offensichtlich leidet der Sohn unter dem Anhängsel „junior“, was ich nachvollziehen kann. In seinem Kommentar im Schachticker schreibt der Sohn, dass er zur Unterscheidung bitte nicht mit Pähtz junior, sondern mit seinem Doktortitel angesprochen werden möchte. Das riecht nach Standesdünkel. Dass er unisono mit seiner Schwester in Bezug auf Jörg Schulz derart nachtragend ist, lässt sich wohl auf die Prägung im Kindesalter zurückführen.
Ich habe wohl doch nicht geträumt. Guckt ihr beim Presseattaché.
Wie genau ist die Kompetenzverteilung zwischen Präsi und Master?
Die Landesverbände musst du gar nicht abschaffen. Aber sie vom DSB lösen, die Länder sollen ihr eigenes Ding machen. Die Spieler docken dann direkt am DSB an. Oder die Vereine, das ginge auch, norwegisches Modell.
Der Präsi sorgt für mehr Menschlichkeit, und der Master beseitigt das Desaster. Zur Neuorganisation melde ich mich gesondert.
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Herzlichen Dank. Wie heißt der Absender? Antwort: Backmischung für Torten