Kein Heimvorteil

Man soll ja schlechte Nachrichten immer mit etwas positivem beginnen: Wir hatten mit unserer Oberliga-Mannschaft im Kargah sehr gute Bedingungen. Absolute Ruhe, Platz und Verpflegung, was will man mehr. Und auch unser Neuzugang Malte war dabei, an dieser Stelle noch einmal: Herzlich Willkommen!

Dementsprechend motiviert gingen wir zur Sache, Ziel war sicherlich den Auftakt vom vergangenen Jahr zu wiederholen und einen Punkt in Linden zu behalten. Bernd und Tom gingen forsch zur Sache, Dennie stand sicher, in den anderen Schwarzpartien standen wir passiv. Bei Martin und mir war alles noch recht ausgeglichen.

Doch mit zunehmenden Spielverlauf wurde das Bild immer dunkler: Bernd’s Angriff wurde abgeblockt und durch ein Versehen stand er schnell auf Verlust. Auch Thomas stand ziemlich hoffnungslos hinten drin. In dieser Phase konnte dann Wilfried gegen Dennie remis machen, die Stellung war auch völlig ausgeglichen.

Tom hatte einen Springer ins Geschäft gesteckt und heftigen Angriff generiert, Martin kassierte einen falschen Bauern ein, seine Dame wurde überlastet und ein Springer ging verloren. Mein Gegner wich einer Zugwiederholung aus, sah allerdings den Schlüsselzug nicht, und so konnte ich das Heft in die Hand nehmen. Nach zwei weiteren Ungenauigkeiten konnte ich in ein gewonnenes Endspiel abwickeln. Bernd und Thomas hatten dann genug gesehen, somit der Zwischenstand:

0,5 – 2,5

Etwas Hoffnung keimte auf, als Andreas in gegnerischer Zeitnot noch gewinnen konnte:

Ich fuhr mein Endspiel nach Hause, und Martin rettete sich ins Dauerschach.

3,0 – 3,0

Doch die letzten beiden Partien boten wenig Hoffnung, Malte kämpfte mit zwei Bauern weniger ebenso ums Dauerschach wie Tom, er mit einem Springer weniger. Am Ende setzte sich das Mehrmaterial dann durch. Glückwunsch nach Hameln zu einer überzeugenden Mannschaftsleistung.

3,0 – 5,0

Die weiteren Partien findet ihr sicherlich bald auf der Oberligaseite des Schachbunds.

20 Gedanken zu „Kein Heimvorteil“

  1. Igor macht die Elisabeth

    Da nun die Partien veröffentlicht wurden, konnte ich mir diese in Ruhe angucken. Der Sieg der Hamelner ist verdient. Daran gibt es keinen Zweifel. Begünstigt wurde dieser durch eine allzu forsche Herangehensweise unserer Weiß-Spieler. Die Ausnahme bildete Jörg. Er spielte solide und ließ ohne Not eine Stellungswiederholung zu, die sein Gegner verschmähte. – Als ich nach meiner Mittagspause zurückkehrte, stand Jörg indes klar auf Gewinn. Im 35. Zug hatte sich Igor Belov mit f7-f5? in eine unhaltbare Position gebracht. Dass er die Partie bis zum 49. Zug weiterspielte, ist verständlich. Danach ergab sich folgende Stellung (Weiß am Zug):

    Weiß: Kg1, Tc7, Le3, f2, g3, h3
    Schwarz: Kg8, Tb2, e4, e5, g6, h7

    Was dann geschah, habe ich in der Oberliga noch nie erlebt. Igor spielte mit Inbrunst bis zum 73. Zug weiter, obwohl er nicht den Hauch einer Chance hatte, es sei denn, Jörg wäre bewusstlos vom Stuhl gekippt. Der Fall erinnert mich an das Verhalten von Elisabeth Paehtz am Tag der Deutschen Einheit in Batumi, wobei es offenbar unterschiedliche Beweggründe gab. Diese möchte ich nicht kommentieren, aber Igors Mannschaftskameraden den Tipp geben, darüber in aller Freundschaft mit ihm zu sprechen. Solange jemand im Trüben fischen kann – und sei es aus Gründen der Zeitnot – ist ein Weiterspielen in Verluststellung nachvollziehbar. Fälle dieser Art sind ab einer gewissen Spielstärke (DWZ >800) jedoch ein Affront.

    1. Aus gegebenem Anlass möchte ich darauf hinweisen, dass der vorhergehende Kommentar in keiner Weise die Meinung aller Spieler der SF Hannover widerspiegelt.
      Ich bedanke mich hiermit bei den Hamelner Schachfreunden für die nette Atmosphäre vor, während und nach dem Mannschaftskampf. Gleichzeitig möchte ich mich entschuldigen, dass die Spiele mit wirklich unterirdisch schlechtem Spielmaterial stattfanden und meine Partieanlage sich diesem Niveau anpasste. Sollte es in der nächsten Saison ein Wiedersehen geben, hoffe ich beides verbessern zu können.
      Thomas Edel
      Mannschaftsführer SF Hannover 1

    2. Ist ja ein spannendes Thema wann und was man in einem Mannschaftskampf aufgeben sollte…
      Wenn ich so an meine Partie gegen Bernd Fritze bzw.an Kaimer-Renner denke… auch da könnte es unterschiedliche Meinungen zum optimalen Aufgabezeitpunkt geben.
      Ich jedenfalls hab es bei meiner Partie nicht als Unsportlichkeit gesehen.

      1. Es freut mich, dass ein Hamelner das Thema für spannend hält. Deshalb habe ich überhaupt darüber geschrieben. Dass unser Mannschaftsführer dazu eine andere Meinung hat, respektiere ich, denn Thomas ist ein ausgesprochen höflicher Mensch. Ich halte mich selbst auch für höflich, muss aber nebenbei die Welt retten. – Igors Verhalten habe ich nicht als Unsportlichkeit empfunden, sondern als wunderlich. Er hat in völlig aussichtsloser Lage minutenlang an Zügen überlegt, wo es nichts zu überlegen gab. Die Gründe kenne ich nicht. Ich würde auch nicht unterstellen, dass er Jörg damit beleidigen wollte. Vermutlich macht er das eher unbedacht. Wenn es so ist, dann ist so, aber es gibt keinen Grund, nicht darüber zu sprechen. Dafür gibt es unser Blog.

        Nicht immer trifft man den richtigen Zeitpunkt einer Aufgabe. Vor allem bei Mannschaftskämpfen gibt es manchmal gewisse Abhängigkeiten zu anderen Partien. Nichtsdestotrotz sollte jeder Schachspieler, wenn die Zeitnot vorbei und die Stellung hoffnungslos ist, ein fairer Verlierer sein und seinem Gegner zur Aufgabe die Hand reichen.

  2. Rein schachlich betrachtet sind durch die Abwesenheit weiterer Bauern am Damenflügel ja sogar Remisszenarien denkbar, wenn Weiß sich technisch dumm anstellt. Auf unserem Stümperniveau kommt das immer mal wieder vor. Meine 10 Jahre Oberligaerfahrung sagen mir, dass hier auch typischerweise bis zur letzten Patrone gespielt wird. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Jörg das Igor übel genommen hat.

    Was mich daher viel mehr stört ist dieser auf einem entrückten Moralverständnis basierende, charakterliche Tadel in Richtung Belov. Der Vergleich zu Pähtz hinkt doch an allen Ecken und Enden. Igor ist ein sympathischer, zuvorkommender, immer höflicher und leidenschaftlich kämpfender Spieler (und damit hat er mit einer gewissen Großmeisterin nur den letzten Charakterzug gemein), der sich hier nun wirklich keinen Vorwurf machen muss.

    In einem _Mannschaftskampf_ ist für mich ist das Weiterspielen in technisch verlorenen Stellungen kein Affront, sondern fast schon Selbstverständlichkeit. Als Mannschaftsführer würde ich viel eher ein ernstes Wort mit Menschen reden, die mit Weiß in einer +1 stellung gegen einen gleichstarken Gegner plötzlich Remis machen (siehe etwa Streich – Kiesel). Beim Thema Mannschaftsdienlichkeit kann der ein oder andere da durchaus was von Igor lernen.

    1. Schön, dass du dich mal wieder meldest, Torben. Dass Igor ein netter Kerl ist, will ich gar nicht in Abrede stellen. Dennoch ist unser Blog eigens entstanden, um kontrovers auf das Schachleben zu reflektieren. – Du musst dir mal Igors Züge bis zu seiner Aufgabe angucken. Krass gesagt heißt das, womöglich ist mein Gegner zu blöd, den Gewinnweg zu finden. Wenn du einem dreijährigen Kind ein Bild mit einer Kuh zeigst und es fragst, ob das eine Kuh oder eine Katze sei, wird es dir vermutlich freudig antworten, dass das eine Kuh sei. Wenn du die gleiche Frage einem Dreißigjährigen stellst, wird dir dieser vermutlich den Mittelfinger zeigen. Unser Verhalten hängt also von unserem Erfahrungsschatz ab, und der ist in der Oberliga halt größer als unter blutigen Anfängern.

      Warum ich Harald Kiesels Remisangebot angenommen habe, habe ich in meinem Beitrag erklärt. Dass ich auch anders kann, zeigt meine 375 Minuten lange Partie ein Jahr zuvor gegen Laatzen. Im richtigen Kontext betrachtet, erklärt sich vieles.

  3. Warum es ausgerechnet in Deutschlands progressivstem Schachblog Tabuthemen geben soll, kann ich nicht nachvollziehen. Die wenigsten Schachpartien enden mit einem Matt. Warum? Weil wir vorher aufgeben. Die Frage des Zeitpunkts richtet sich nach der Spielstärke und den Charaktereigenschaften der Kontrahenten. Es soll Spieler geben, die ihre Gegner regelmäßig beschimpfen, wenn sie verlieren. Ich will keine Namen nennen.

    Was hätten Torben und Thomas gesagt, wenn Igor die Partie auf die gleiche Weise gegen Magnus Carlsen weitergespielt hätte? „Niemals aufgeben! Igor“, oder „Lass es, Igor, das ist peinlich!“ oder „Wir halten die Schnauze, darüber spricht man nicht!“

    So bitter es ist, eine Niederlage einzugestehen, gehört der Umgang damit für uns Schachspieler zum Alltag. Der richtige Zeitpunkt hat etwas mit der Wertschätzung des Gegners zu tun. Indem ich meine Niederlage eingestehe, zolle ich meinem Gegner Respekt. Im Umkehrschluss heißt das: „Ich traue dir nicht zu, dass du den babyleichten Gewinnweg findest.“ Deshalb habe ich dieses Verhalten als „Affront“ bezeichnet.

    In Datenarchiven finden sich ähnliche Fälle, bei denen Igor viel zu spät aufgegeben hat. Offenbar hat er ein Problem damit. Möglicherweise ist ihm das gar nicht bewusst. Umso wichtiger ist es, dass ihn echte Schachfreunde zur Seite nehmen und sagen: „Höma Igor, wenn du auf Verlust stehst, solltest du rechtzeitig aufgeben. Damit tust du uns und dir selbst einen Gefallen.“ Diesen Tipp habe ich gegeben. Wer solche Ratschläge tabuisiert, fördert nicht die Kameradschaft.

    Torbens Anmerkung, in der Oberliga werde „typischerweise bis zur letzten Patrone gekämpft“ trifft zumindest für die 1. Runde der Saison 2018/19 nicht zu. Ich habe mir alle Partien angesehen. Zwischen Gennadij Fish (SV Werder Bremen II) und Daniel Margraf (SK Delmenhorst) gab es eine ähnliche Ausgangslage wie zwischen Jörg und Igor:

    Weiß: Kh2, Tb2, Le7, b5, d4, f5, g2, h2
    Schwarz: Kg8, Td8, Lc4, d5, f6, g7, h5
    Schwarz am Zug gab auf! Igor hätte an dieser Stelle noch 30 Züge weitergespielt.

    Es liegt mir fern, auf Igor herumzuhacken. Offenbar ist er ein liebenswerter Mensch. Gleichwohl muss sich jeder im öffentlichen Leben Kritik gefallen lassen. Nur wenn man darüber spricht, lassen sich eventuelle Macken beheben.

    Übrigens müsst ihr euch unbedingt die Partie zwischen Sven Joachim (SV Werder Bremen II) und Florian Mossakowski (SK Delmenhorst) angucken. Sven entkorkte eine Kombi und zog 33. Txg7+! Schwarz gab auf. Man muss zweimal hingucken, um zu verstehen, warum Schwarz nicht weiterspielte. Auch diese Partie hätte noch viele Züge andauern können.

  4. Nur um das noch einmal klar auszudrücken, dann werde ich mich hier zurückziehen:
    Es geht mir in keiner Weise darum, eine Diskussion zu dem Thema „Soll man jetzt aufgeben oder nicht?“ zu unterdrücken. Das kannst Du von mir aus diskutieren so viel Du willst (solltest Du jemanden dazu finden).

    Mir geht es ausschließlich darum, dass hier Spieler mit Klarnamen an den Pranger gestellt werden. Bei Frau Pähtz fand ich das schon nicht gut. Da könnte man allerdings noch sagen, dass sie eine Person von öffentlichem Interesse darstellt und das aushalten muss (was sie wohl auch wird).
    Bei dem netten Schachfreund aus Hameln ist aus meiner Sicht eindeutig eine Grenze überschritten. Wenn Du mit seinem Verhalten am Brett nicht einverstanden bist, dann kannst Du ihm das unter vier Augen mitteilen. Aber doch nicht in einem öffentlichen Blog der unter dem Namen Schachfreunde Hannover läuft.
    Just my 2 cents.

    1. Du musst dich hier nicht zurückziehen, nur weil wir unterschiedlicher Meinung sind. Blogs leben von unterschiedlichen Meinungen. Die subjektive Sichtweise auf einen Mannschaftskampf gehört dazu. Ich habe die Partie zwischen Jörg und Igor etwa eine Stunde lang als Zuschauer verfolgt und mich ständig gefragt, warum Igor nicht aufgibt. Soll ich das verschweigen? Ohne Namen zu nennen, geht das nicht. Ich sehe darin nichts Ehrenrühriges. Als Sportler stehen wir im Fokus. Wenn ein Fußballspieler im gegnerischen Strafraum eine Schwalbe macht, wird dieser beim Namen genannt, ohne Gewissensbisse zu haben. Wenn Uli Hoeneß sagt, Bernat hätte einen Scheißdreck gespielt, nehmen wir das als Selbstverständlichkeit zur Kenntnis. Wenn sich Schachspieler bei Ausübung ihrer Sportart ungewöhnlich verhalten, ist das tabu. Wir Schachspieler sollten uns nicht sensibler machen als wir ohnehin sind. Ohne Aussprache gibt es keine Verbesserungen.

  5. Um das Thema abzuschließen möchte ich mich hier dazu äußern: Ich fand nicht beleidigendes oder böswilliges am Weiterspielen. Wir haben nach der Partie auch noch angenehm zusammen analysiert und ich kann nichts Negatives über meinen Gegenüber sagen.
    Als Schiedsrichter und Zuschauer erlebe ich es relativ häufig, auch auf hohem Niveau, das bis zum bitteren Ende weiter gespielt wird. Daran kann ich nichts finden, nur wenn ich als Schiedsrichter Feierabend haben will. 😉

  6. Hallo zusammen,

    so richtig prickend fand ich einige Kommentare von Gerhard nicht.
    Doch hier zieht auch meine persönliche Hauptdirektive: „Meinungen sind wie Nasen, jeder Mensch hat seine eigene.“
    Und das ist auch gut so. Dennoch gebe ich zu bedenken, dass ich in der FIDE-Regel keinen Passus gefunden habe, wann ein Schachspieler aufzugeben hat bzw. ob und wann es eine Unsportlichkeit ist, wenn man weiterspielt.

    Ich kann aber Gerhard beruhigen, ich bzw. einige Schachfreunde unseres Vereins haben mit Igor früher schon über dieses Thema gesprochen.

    1. Hallo Lutz,
      wenn ihr früher mit Igor über das Thema gesprochen habt, wirst du verstehen, dass meine Kritik nicht aus der Luft gegriffen war. Mit meinem Kommentar wollte ich Igor keinesfalls diskreditieren. Ich fand‘s bloß krass, dass er so lange ohne jegliche Chancen weitergespielt hat. Und wenn es nicht kürzlich die Geschichte mit Elisabeth Pähtz in Batumi gegeben hätte, hätte ich das Thema nicht aufgegriffen. Mit meiner Überschrift „Igor macht die Elisabeth“ wollte ich einen satirischen Bogen spannen. Der ist anscheinend missglückt. Elisabeths Verhalten wurde von GM Klaus Bischoff auf dessen charmante Weise missbilligt. Womit sich zeigt, dass ich nicht der einzige Schachspieler bin, der sich Gedanken um die Etikette in unserer Sportart macht.

      Einerseits freut es mich, dass mein Kommentar eine Diskussion ausgelöst hat, andererseits bin ich ernüchtert, weil solche Diskussionen für einige Schachfreunde offenbar anrüchig sind. Ich habe nichts dagegen, wenn jemand eine andere Meinung vertritt. Wenn jedoch bestimmte Themen von einer Seite a priori tabuisiert werden, ist eine konstruktive Streitkultur nicht möglich.

    1. „Nicht in Ordnung finden“ ist ein Anspruch, den ich mir nicht anmaße. In einem Kommentar zuvor habe ich von Erfahrungsschatz gesprochen. Wenn dieser vorhanden ist – deshalb stelle ich an Anfänger andere Ansprüche –, ist jeder für sein Verhalten selbst verantwortlich. Dass unter Schachspielern die unterschiedlichsten Charaktere vertreten sind, z.B. solche, die nicht verlieren können, ist kein Geheimnis. Igor gehört bestimmt nicht dazu. Wenn ich Igor näher kennen würde, hätte ich ihn zu einer passenden Gelegenheit darauf angesprochen. Aber nicht nach dem Mannschaftskampf. Dafür bedarf es des richtigen Moments. – Es geht mir überhaupt nicht um Ordnung, denn ich bin ein Gegner von Menschen, die Law & Order preisen. Es geht mir um selbstverständliche Gepflogenheiten; dazu gehört unter Schachspielern, dass sie sich zum richtigen Zeitpunkt ehrenhaft geschlagen geben, ohne dazu ermahnt oder gezwungen zu werden.

      Nun habe ich wirklich eine Menge erlebt in meiner Praxis. Aber ich kann mich nicht an einzigen Fall erinnern, dass ein starker Spieler wie Igor eine hoffnungslose Partie so lange weitergespielt hat. Das war genauso hoffnungslos wie der Versuch, Zahnpasta zurück in die Tube zu drücken. Deshalb habe ich mich gefragt, was Igor dazu bewegt hat. Keinesfalls war es ein beabsichtigter Affront, wie es bei anderen Schachspielern der Fall sein mag. Aber was es war, würde mich tatsächlich interessieren. Zur Ordnung rufen ist nicht mein Ansinnen.

  7. Neue Sportrevolution! Es gibt massive Regeländerungen.

    In der Formel 1 wird ab kommender Saison jedes Auto aus den Rennen genommen, das überholt wurde. Diese Wagen haben ja keine Chance mehr das Rennen zu gewinnen.

    Beim Berlin Marathon werden nach 20KM die Läufer disqualifiziert, die 10 Minuten oder mehr Rückstand zur Spitze haben.

    Und in der Fussball – Bundesliga werden am nächster Saison alle Spiele ab der 60 Spielminuten abgepfiffen, wenn eine Mannschaft mit 2 oder mehr Toren zurückliegt.

    In der Schachbundesliga überprüft der Schiedrichter jede Partie. Sowie der Schachrechner einen Vorteil von mindestes 5 Bauerneinheiten anzeigt, wird die Partie sofort als gewonnen gewertet.

    😉

    1. Deine Beispiele zeigen, dass verordnete Ordnungen nichts taugen, wenn sie wider die Vernunft sind. Weniger Ordnungen und mehr Eigenverantwortung sorgen für ein Klima der gegenseitigen Achtung, in dem auch Außenseiter ihren Platz haben.

  8. Gerhard macht den Tobias

    Ist euch etwas aufgefallen? Jörgs Beitrag über den Mannschaftskampf in der Oberliga gegen den Hamelner SV blieb tagelang unkommentiert, bis ich gewagt habe, eine Beobachtung zu thematisieren. Die war nicht nur der Auslöser für 18 Kommentare, sondern für mehrere Eskalationsstufen. Schachspieler sind auch nur Menschen, und so wundert es nicht, dass sich die Dramaturgie von sonstigen Online-Diskussionen kaum unterscheidet.

    Der Kabarettist Tobias Mann hat sich am 12. September zu den Eskalations-Stufen von Online-Diskussionen in den Mitternachtsspitzen (WDR) ausgelassen. Sein Auftritt dauerte 6:23 Minuten. Den müsst ihr euch unbedingt angucken, um zu verstehen, wie ich mich fühle.

    Seit Jahren schreibe ich mir hier einen Wolf gegen Strukturen und Turnierordnungen des Deutschen Schachbunds, die veraltet sind und dringend entschlackt werden müssten, und nun ereilt mich die Empfehlung, möglichst überall die Daumenschrauben anzuziehen. Witzig gemeint, aber das Gegenteil dessen, wofür ich stehe.

    Deshalb mache ich hier mal den Tobias und sage euch:

    Meinetwegen können in der Formel 1 Rasenmäher zugelassen werden, sich Marathonläufer im Entengang fortbewegen, Fußballer mit elf Bällen gleichzeitig spielen und Schachspieler bis zum Matt unentwegt weitergrübeln, aber ich lasse es mir nicht nehmen, mir darüber meine eigene Meinung zu bilden.

    1. Rekordverdächtig

      Vielleicht können wir uns darauf einigen, dass die Erfolgsaussichten des späteren Verlierers so verlockend waren wie die auf einen Lotto-Sechser. Nicht aufgegeben haben übrigens auf den Tag genau vor 16 Jahren die Fußballer vom SOE Antananarivo (Madagaskar). Sie verloren mit 0:149. Aus Protest gegen eine Schiedsrichterentscheidung schossen sie 149 Eigentore. Das Resultat gilt als höchste Fußballniederlage aller Zeiten.

      Einen speziellen Rekord habe ich auf der Webseite von Caissa Wolfenbüttel entdeckt. Wortungetüme sind für Schachveranstaltungen nicht ungewöhnlich. Wenn man diese ohne Bindestrich schreibt, kann so etwas dabei herauskommen:

      Bezirksseniorenschnellschachmannschaftsmeisterschaft

      Das sind schlappe 52 Buchstaben. Der Duden kennt lediglich 33 Buchstaben als Höchstzahl für Wörter ohne Bindestrich; z.B. Arbeiterunfallversicherungsgesetz.

      Und da wäre noch Jan Fedder. Der saß gestern auf dem Roten Sofa (NDR). Während der Sendung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk sagte er elfmal „Scheiße“.

      Was lehrt uns das? Immer locker durch die Hose atmen! Ob mit oder ohne Schachbrett.

  9. Bestes Anschauungsmaterial, warum man verlorene Partien weiterspielen sollte, liefert meine Partie… Ich habe hier den richtigen Moment für das Aufgeben verpasst.
    Und schmerzhaft ist das Spielen mit Minusfigur allemal, daher genießt derjenige meinen Respekt, der sich das antut und bis zum bitteren Ende kämpft. Für den Gegner gehört das dann halt dazu.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

* Die Checkbox gemäß Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) ist ein Pflichtfeld.

*

Ich stimme zu.