„Mit Träumen beginnt die Realität“, heißt ein lesenswertes Buch von Daniel Goeudevert. Derzeit erleben wir einen nicht für möglich gehaltenen Einschnitt in unser Leben. Weltweit. Der Sport ruht, die Kunst ruht, die Kultur ruht, die Reisefreiheit ruht. Unser Leben wird sich auf unbestimmte Zeit im Energiesparmodus befinden. Einige werden sich davon nicht erholen. Das ist die Realität.
Niemand weiß, wann und wie es weitergeht. Dabei hat unser Alltag natürlich Priorität. Früher oder später können wir uns wieder dem Schachspiel widmen. Dabei werden viele Fragen zu klären sein. Werden die Ligen zu Ende gespielt? Wer steigt auf, wer steigt ab? Wie werden Härten vermieden? Sind Schachprofis inzwischen pleite?
Heute Nacht habe ich geträumt. Was? Das verrate ich euch jetzt:
1. Der DSB-Vorstand tritt komplett zurück
2. Neuer DSB-Präsident wird Uwe Pfenning
3. Michael S. Langer wird Master of the Rest
4. Conrad Schormann wird Presseattaché
5. Die Landesverbände werden abgeschafft und neu sortiert
6. Sämtliche Schachbezirke und Schachkreise werden abgeschafft
7. Schiedsrichter werden nur noch in der 1. Bundesliga eingesetzt (außer Turniere)
8. DWZ werden abgeschafft – es gilt nur noch Elo
9. DSB und DSJ haben sich wieder lieb
10. Schachspielen macht wieder richtig Spaß!
Dann bin ich aufgewacht und musste an Hermann Hesse denken: „Und jedem Anfang steckt ein Zauber inne.“ Okay, die Bedenkenträger werden das Coronavirus überleben. Mit oder ohne Impfstoff. Ja. Das Parkinsonsche Gesetz gehört zur Menschheit wie der Zwang zu Hamsterkäufen.
Mir ist bewusst, dass viele Schachfreunde: „Spinnt der!?“ sagen angesichts meines Traums, Schachbezirke und Unterbezirke abzuschaffen. Da wir jetzt viel Zeit zum Nachdenken haben, möchte ich meine Vision anhand eines Beispiels erläutern:
Eine Person, die in Bad Zwischenahn lebt, hat Lust auf Schach. Sie wendet sich an den SC Schwarzer Springer und wird dort Mitglied. So weit, so gut. Wer in einem zivilisierten Land an Wettkämpfen teilnehmen will, muss irgendwo registriert sein. Das ist unstrittig. Ortsnah ist die richtige Stelle. Dort kennt man sich und kann auf individuelle Bedürfnisse eingehen. Diese Person möchte gepflegt Schachspielen. Nicht mehr und nicht weniger. Auf die 1. Hierarchiestufe (Verein) folgen jedoch vier weitere, die alle mit eigener Kasse, eigenem Vorsitzenden, eigenen Satzungen, eigenen Turnierordnungen usw. ausgestattet sind. Die wichtigsten Posten nenne ich nachfolgend. Dass daran noch ein „Rattenschwanz“ bis zum 2. Kassenprüfer hängt, wissen wir alle.
1. Hierarchiestufe
SC Schwarzer Springer
Vorsitzender, Stellvertretender Vorsitzender, Kassenwart, Turnierleiter
2. Hierarchiestufe
Schachunterbezirk Ammerland – Stadt Oldenburg – Wesermarsch
1. Vorsitzender, 2. Vorsitzender, Kassenwart, Turnierleiter
3. Hierarchiestufe
Schachbezirk Oldenburg-Ostfriesland
1. Vorsitzender, 2. Vorsitzender/Schriftführer, Kassenwart, Turnierleiter/Staffelleiter
4. Hierarchiestufe
Niedersächsischer Schachverband
Präsident, Stellvertretender Präsident, Schatzmeister, Sportdirektor
5. Hierarchiestufe
Deutscher Schachbund
Präsident, Vizepräsident Finanzen, Vizepräsident Verbandsentwicklung, Vizepräsident Sport
Jetzt folgt sozusagen mein „Bierdeckel“ (ihr wisst schon). Das neue Mitglied aus Bad Zwischenahn zahlt seinen Beitrag an den SC Schwarzer Springer. Der SC Schwarzer Springer überweist einen festgelegten Anteil an den Deutschen Schachbund. An zentraler Stelle wird das Geld verwaltet. Jeder, der einen Anspruch hat, wendet sich an den DSB. Unterbezirke und Bezirke gibt es nicht mehr. Geld wird dort nicht mehr benötigt. Geld verwalten oder weiterleiten entfällt. Kommen wir zu den Landesverbänden. Da wir ein föderales Land sind, können wir die vorhandenen Landesgrenzen nicht ignorieren, aber wir können sie zusammenlegen; wie es z.B. einige Rundfunkanstalten machen. Meines Erachtens könnten aus den 16 Bundesländern vier Einheiten werden. Diese vier Einheiten – derzeit sind es siebzehn – sind die 2. Hierarchiestufe. Auf dieser Stufe kümmert man sich um den Spielbetrieb. Selbstredend muss es auf regionaler Ebene noch Spiel- und Staffelleiter geben, die bereits jetzt einen ausgezeichneten Job machen. Aber diese wichtigen Ehrenamtler benötigen keine eigene Verwaltung! Das heißt, der Spielbetrieb könnte im Großen und Ganzen so weiterlaufen wir bisher, aber kostengünstiger und flexibler, mit weniger Reibungsverlusten sowie ohne vergeudete Lebenszeit, die dadurch entsteht, dass ineffiziente Tätigkeiten ausgeübt werden.
Die Gedanken sind (viren)frei
Für Protagonisten wie Conrad Schormann und für die schweigende Mehrheit möchte ich mein Modell der vier Einheiten im Deutschen Schachbund erläutern. Unter dem Dachverband des DSB werden die Landesverbände – ohne Bezirke und Kreise – wie folgt zusammengefasst; wobei flankierende Maßnahmen selbstredend dazugehören. In Klammern befinden sich die Mitgliederzahlen, Stand 2020, jeweils gerundet:
Schachbund Nord (12.650)
Bremen (850), Hamburg (2.450), MVP (1.150), Niedersachsen (5.600), Schleswig-Holstein (2.600)
Schachbund Ost (13.350)
Berlin (2.800), Brandenburg (1.650), Sachsen (3.800), Sachsen-Anhalt (2.900), Thüringen (2.200)
Schachbund West (31.100)
Hessen (7.300), NRW (18.000), Rheinland-Pfalz (4.800), Saarland (1.000)
Schachbund Süd (34.050)
Baden (8.250), Bayern (16.400), Württemberg (9.400)
Jeder der vier Schachverbände hat einen eigenen Vorstand. Die Spielleiter und die Staffelleiter kümmern sich um die Mannschaftskämpfe sowie nach Bedarf um Meisterschaften auf regionaler Ebene. Die bisherigen Grenzen der Bezirke und Kreise kommen auf den Prüfstand und werden ggf. neu gezogen. Dabei ist ein Austausch über die Grenzen der Schachverbände hinaus möglich und sogar gewünscht. Angestrebt werden kurze Wege. Womöglich dürfen auch Schachvereine aus dem grenznahen Ausland einbezogen werden.
Es gibt eine einheitliche Turnierordnung, die derart ausgedünnt wird, dass jeder Spielleiter vor und während einer Saison flexibel auf Teilnehmerzahlen u.dgl. reagieren kann. Es entfallen jegliche Strafzahlungen für freigelassene Bretter bei Mannschaftskämpfen. Eventuelle Sanktionen sind dennoch möglich. Einen Fahrtkostenausgleich gibt es nicht. Jeder Schachverein zahlt für jede gemeldete Mannschaft eine Summe an den DSB: z.B. 100,00 €. Damit kommt ein Betrag zusammen, der schätzungsweise höher ist als eine Viertelmillion Euro. Sonstige Abgaben der Vereine an den DSB sind davon unberührt. Ein Teil dieses Geldes fließt zurück an die Schachverbände und an Schachvereine, die Auslagen für bestimmte Veranstaltungen hatten.
Nach meiner Schätzung entfallen Zweidrittel der Funktionärsposten außerhalb der Hierarchiestufe 1 (Vereine). Dennoch erhöht sich die Effektivität (C. Northcote Parkinson lässt grüßen). Das Kleinklein bei Zahlungen entfällt. Niemand muss 2,50 € überweisen, wenn das 7. Brett freigeblieben ist. Niemand muss 12,50 € als Fahrtkostenausgleich zahlen, weil das Clubheim etwas näher liegt als der Schnitt. Niemand muss an Versammlungen auf Kreis- und Bezirksebenen teilnehmen, die allein administrativen Charakter haben. Niemand muss sich um die Novellierung seiner Ordnungen kümmern, weil diese einerseits zeitlos sind und andererseits zentral verwaltet werden usw.
Wer sich die Größe der derzeitigen Landesverbände anschaut, wird feststellen, dass der Bayerische Schachbund etwa so viele Mitglieder hat wie folgende acht Landesverbände zusammen: Bremen, Hamburg, MVP, Schleswig-Holstein, Berlin, Brandenburg, Thüringen, Saarland. Das heißt, für die Existenz eines Schachverbands ist die Zahl seiner Mitglieder nicht entscheidend. Ein Verband, der mehr Mitglieder betreut, ist eher in der Lage, professionell zu arbeiten.
Diese Gedanken sind zwar virenfrei, ich würde mich jedoch freuen, wenn sich der/die eine oder andere anstecken ließe.
12 von 16 Präsidenten das Amt wegnehmen, 4 zu Super-Präsidenten machen, das kannste knicken meines Erachtens. Die Mehrheit der 12 wird den Prozess so lange blockieren, bis er im Sande verlaufen ist.
Bin kein Protagonist, nur Beobachter.
Wie wärs mit einem Interview zum Thema „Warum wir den DSB umbauen müssen und wie das gehen könnte“?
Das Großartige dieser an sich schwierigen Situation ist, dass sich unser Verstand revitalisiert. Es bildet sich das zurück, was wir in der täglichen Sucht nach Effizienz, nach Steigerung, nach Verdichtung vernachlässigt hatten: die Lust am selber denken. Die Neugier. Den Mut zum Perspektivwechsel.
Diese Worte stammen von Gabor Steingart in seinem heutigen Morning-Briefing. Es ist unglaublich, was derzeit alles möglich ist. Meine Visionen darfst du indes unter das Motto von Rudi Carrell einordnen: „Das wäre ihre Chance gewesen!“ Schachfunktionäre halten bis zum blanken König am Althergebrachten fest. Insofern habe ich Visionen, aber keine Illusionen.
Das Hauptproblem sind nicht die Landespräsidenten. Die könnten weiterhin ihren Status behalten und Eins zu eins in den neuen Vorstand des Schachbunds aufgenommen werden, aus dem heraus ein Präsident gewählt wird. In diesem Vorstand ist jeder Landesverband gleichermaßen stimmberechtigt; und zwar unabhängig davon, ob er 1.000 oder 16.000 Mitglieder vertritt. So ähnlich funktioniert die EU.
Das unüberwindbare Problem sind die Bezirke. Dort gibt es Fürsten, die sich an ihre Fürstentümer (Bezirke) klammern, wie wir das aus der Deutschen Geschichte bis 1871 kennen. Eine Strukturreform wäre nur möglich, wenn die amtierenden Schachfunktionäre den Mut zum Perspektivwechsel hätten. Die kannst du allerdings mit der Lupe suchen.
Wie stellst du dir das Interview vor?
Ein Interview halt. Ich sage was, dann du, dann ich, immer abwechselnd. Ich nehm das auf, bringe es zu Papier, befreie es von Ballast, sortiere das Übriggebliebene im Sinne eines roten Fadens, mache uns beide ein bisschen eloquenter, als wir sind. Dann wirds veröffentlicht und versickert nach und nach ohne Effekt im Internet.
Lieber Conrad,
es ehrt mich, dass du mit mir ein Interview führen möchtest. Deine Webseite gefällt mir, dein Stil gefällt mir, dein Mut gefällt mir, gleichwohl befinden wir uns derzeit in einer nie gekannten Krise. Da haben die Menschen andere Sorgen, als sich Gedanken über die Strukturen im Deutschen Schachbund zu machen. Die Gefahr besteht, als Querulant abgestempelt zu werden, wenn man ein Thema hartnäckig verfolgt. Eine Ausweitung auf deine Perlen wäre womöglich kontraproduktiv. Deshalb bitte ich um dein Verständnis, dass ich für dieses Interview nicht zur Verfügung stehe.
Sollte der erste Punkt meines Traums in Erfüllung gehen, darfst du gern wieder anklopfen. Aber danach sieht es nicht aus. Ullrich Krause hat sich auf der DSB-Webseite gerade selbst gelobt und wörtlich angemerkt: „Es ist natürlich gut und richtig, dass die Mitglieder über grundsätzliche Fragen entscheiden, aber die Tatsache, dass das nur zweimal im Jahr geschehen kann, ist manchmal nicht besonders hilfreich, wenn man Dinge verändern möchte.“ Dieser Präsident ist eine Belastung für die deutsche Schachkultur.
Wir lesen uns
Gerhard
Die Strukturreform nach Corona
Da mich ein Schachfreund gefragt hat, wie ich mir die Strukturreform konkret vorstelle, möchte ich das hiermit in Kurzform tun:
Schachvereine gehören dem Landesportbund innerhalb der politischen Landesgrenzen an. Sie haben jedoch die Möglichkeit, an Wettkämpfen außerhalb dieser Grenzen und auch außerhalb der Grenzen eines Schachbunds teilzunehmen. In Grenznähe könnte z.B. der SV Bückeburg mit der 1. Mannschaft in einer Liga des Schachbunds Nord und mit der 2. Mannschaft in einer Liga des Schachbunds West spielen. Grenzen werden damit durchlässig. Neue Schachfreundschaften tun sich auf.
Im Abstand von vier Jahren wählen die Schachvereine auf Landesebene aus ihren Reihen zwei Vertreter, die dem Vorstand des Schachbunds angehören werden; und zwar einen Präsidenten und einen Spielleiter. Nehmen wir als Beispiel den Schachbund Nord. Der besteht aus folgenden Landesverbänden:
• Bremen
• Hamburg
• Mecklenburg-Vorpommern
• Niedersachsen
• Schleswig-Holstein
Der Vorstand des Schachverbands Nord besteht damit aus 10 Personen: 5 Präsidenten und 5 Spielleiter. Einer der 5 Präsidenten wird als Primus inter Pares zum Sprecher des Vorstands gewählt. Bei Stimmengleichheit zählt dessen Votum. Die Präsidenten und Spielleiter sind Repräsentanten auf Landesebene und zwar sowohl gegenüber den dortigen Schachvereinen als auch gegenüber den dortigen Landessportverbänden. Der Spielleiter ist zugleich der Vizepräsident. Sollte ein Posten vorübergehend vakant werden, hat der Vertreter eines Landesverbands zwei Stimmen.
Dieser 10-köpfige Vorstand bestimmt weitere Posten. Auf Verbandsebene ist dies vor allem ein hauptamtlicher Geschäftsführer, der den ehrenamtlichen Funktionären die Routinearbeit abnimmt. Auf Landesebene werden Staffelleiter benannt. Die Anzahl richtet sich nach Erfordernis. Weitere Posten werden unabhängig von der Landeszugehörigkeit vom Vorstand bestimmt: 1 Referent*in für Finanzen, 1 Referent*in für Frauenschach, 1 Referent*in für Seniorenschach, 1 Referent*in für Leistungsschach, 1 Referent*in für Jugendschach (hängt von der Zukunft der DSJ ab). Sonstige Referenten, z.B. für Inklusion, werden ebenfalls bestimmt und gehören dem erweiterten Vorstand an.
Bei dieser Struktur wird niemand Bezirke und Unterbezirke vermissen. Die Aufgaben werden gebündelt. Die Bürokratie wird entschlackt. Wie gut das funktioniert, hängt von der Chemie zwischen den Personen ab. Aber das ist jetzt auch nicht anders.
Geht doch!
Die Sylter Rundschau erinnert heute an ein Ereignis vor 10 Jahren. Mehrere Ortsvereine der Sylter SPD hatten ihre Fusion beschlossen. Der Vorstandsvorsitzende der SPD begrüßte die Fusion als unabdingbaren Schritt, um die Weichen für die Zukunft zu stellen. Es sei an der Zeit, dass die Menschen auf der Insel gemeinsam agieren.
„Weichen für die Zukunft.“ Bei dieser Redensart wird mir ganz warm ums Herz. Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, als Bahngleise nicht verschweißt, sondern mit Laschen verbunden waren. Da machte es während der Zugfahrt ständig: „Dadamm-dadamm“. Auf diesem Level befinden sich derzeit die Strukturen (Schienen) des DSB.
Wer nun glaubt, die alte Tante SPD sei auf der Höhe der Zeit, wird indes enttäuscht. Als ich gerade auf der Webseite der Sylter SPD folgenden Button anklickte:
Ich will hier rein. Mitglied werden in der SPD.
… bekam ich folgende Antwort:
Fehler 404. Die gesuchte Seite wurde nicht gefunden.
Sievers und die Frau im Zug
Das Coronavirus bringt einiges durcheinander. Auch die Fernsehwelt. Am Montagabend hat das ZDF sein Programm geändert und einen Krimi aus der Serie Nord-Nord-Mord wiederholt, der im Oktober 2018 zum ersten Mal ausgestrahlt wurde. Ich habe mir den Krimi gestern in der Mediathek angeguckt und war erstaunt, dass die Außenaufnahmen überwiegend dort stattgefunden haben, wo auch ich meine Spuren hinterlassen habe. Baulich versteht sich.
Die Story ist weder besonders spannend noch glaubhaft, aber sehenswert ist sie trotzdem, weil sie nett erzählt wird: seichte Unterhaltung mit einigen sachlichen Fehlern. Wenn man Ortskenntnisse hat, werden manche Zusammenhänge unlogisch. So fährt die zwielichtige Sandy Freyer mit ihrem Auto vom Hafen Munkmarsch direkt zu ihrem Haus nach Kampen, wird aber viel weiter nördlich von der Fahrbahn abgedrängt. Es handelt sich um die Nebenstrecke, die zum Lister Ellenbogen führt. Die Fahrbahn ist in einem dermaßen schlechten Zustand, dass die Strecke nur von denen freiwillig befahren wird, die dort etwas zu erledigen haben; z.B. am FKK-Strand.
Dann gibt es noch die etwas gestelzt wirkende Nebenstory, in der sich der Hauptkommissar Carl Sievers (Peter Heinrich Brix) an die Alternativmedizinerin namens Tabea Krawinkel (Victoria Trauttmansdorff) herantastet. Die Szenen sowie die Schlusssequenz wurden in einem Haus (Hörnum, Nielsglaat 1) gedreht, das mittlerweile abgebrochen wurde und derzeit durch ein neues, zeitgemäßes ersetzt wird. – Alles fließt. By the way: Ein Grundstück ist dort nicht unter 2,0 Mio. Euro erhältlich.
Warum erzähle ich das? Weil sich für Strukturreformen im DSB sowieso niemand ernsthaft interessiert, und Ablenkung guttut. Der Film ist in der ZDF-Mediathek noch eine Weile abrufbar.
Offener Brief
Den offenen Brief von Michael S. Langer auf der NSV-Webseite habt ihr vermutlich schon gelesen. Conrad Schormann hat daraus ein Sittengemälde des amtierenden DSB-Präsidiums gemacht. Respekt! Wer sich statt fremdzuschämen ernsthaft Gedanken über die Zukunft des Deutschen Schachbunds macht, darf sich schadlos vom Virus Strukturreformen anstecken lassen.
Geschlossene Gesellschaft
… unser tägliches Präsidiums-Bashing gib uns heute. Auf charmante Art und Weise hat Henning Geibel im Schachticker den Finger in die Wunde gelegt: Öffentlichkeitsarbeit des DSB.
Und täglich grüßt der Ersatzkassenprüfer
Niedersachsens umtriebiger Präsident hat am Wochenende gleich an zwei Bezirksversammlungen teilgenommen. Körperlich anwesend war er am Samstag in Bramsche (Bezirk 6) und am Sonntag online via Zoom (Bezirk 5). Aus Bramsche gibt es noch kein Ergebnis; der Bezirk 5 hat blitzschnell dieses Protokoll veröffentlicht. Was fällt dabei auf? Die vierzehn stimmberechtigten Teilnehmer haben sich quasi gegenseitig wiedergewählt. Auffällig ist dabei, dass die vier Delegierten für den NSV-Kongress allesamt Posten innehaben, die etwas mit Geld zu tun haben: Kassenwart, 1. Kassenprüfer, 2. Kassenprüfer und Ersatzkassenprüfer. Allein schon wegen des Wortes „Ersatzkassenprüfer“ müsste Visionären der Kamm schwellen. Ein paar Satzungsänderungen wurden auch behandelt. Dieser hat leider gefehlt: „Wir schaffen uns ab!“ Begründung: „Alles, was nichts mit dem Spielbetrieb zu tun hat, wird auf den NSV übertragen. Dazu gehört auch die Kasse und deren Prüfung.“
Das kommt mir spanisch vor!
Vor drei Tagen endete die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft 2020 in Karlsruhe. Die meisten Funktionäre sind darob glücklich. Grund zur Freude könnte auch bei mir aufkommen, wäre da nicht die Sinnfrage. In Spanien beginnt heute die nationale Mannschaftsmeisterschaft. Mit dabei sind folgende 10 Schachprofis, die sich bereits gegenübersaßen, als es um die „deutsche Ehre“ ging:
• GROS XAKE TALDEA
GM Bacrot, Etienne (FRA) = Baden-Baden
GM Van Wely, Loek (NED) = Solingen
GM Naiditsch, Arkadij (AZE) = Baden-Baden
• ANDREU PATERNA
GM Mamedyarov, Shakhriyar (AZE) = Viernheim
GM Van Foreest, Jordan (NED) = Solingen
GM Vallejo Pons, Francisco (ESP) = Baden-Baden
• BENIAJÁN – DUOCHESS
GM Anton Guijarro, David (ESP) = Viernheim
• SILLA – BOSCH SERINSYS
GM Korobov, Anton (UKR) = Viernheim
• SOLVAi
GM Huschenbeth, Niclas (GER) = Bayern München
• JAIME CASAS
GM Kryvoruchko, Yuriy (UKR) = Viernheim
Baden-Baden ist dreimal vertreten, Viernheim viermal. Das sind die beiden Mannschaften, die in der letzten Runde den entscheidenden Titelkampf austrugen. Einige Schachprofis, die in Karlsruhe noch Mannschaftskameraden waren, spielen nun gegeneinander. Ich kann ja verstehen, dass Schachprofis auf die Einnahmen angewiesen sind, und ich gönne ihnen das Geld von ganzem Herzen, aber bitte schön: „Was soll das?“ In Deutschland wirst du geteert und gefedert, wenn du zusätzlich in einer anderen Mannschaft oder in einem anderen Bundesland spielst, aber wenn es international um Landesmeisterschaften geht, kannst du tingeln, solange du dafür Kohle kriegst.