Peter Brunotte wird 70

Ihr seid nicht irrtümlich im Hamelner Blog gelandet. Peter Brunotte ist ein Eigengewächs unseres Schachvereins. In den Sechzigerjahren, als wir noch Schachfreunde Badenstedt hießen, wuchs Peter zu einer Lichtgestalt heran, die sowohl unseren Verein als auch mich wesentlich geprägt hat. Heute wird Peter 70 Jahre alt. Deshalb ist es mein herzliches Anliegen, ihm hiermit zum Geburtstag zu gratulieren. 

Seit über vierzig Jahren bin ich Peter Brunotte nicht mehr begegnet. Das lag wohl vor allem daran, dass er sich für einige Jahrzehnte vom Schachspiel zurückgezogen hatte. Als Senior ist er inzwischen wieder aktiv. Insofern schließt sich der Kreis – auch in Bezug auf meine eigene Vita. Ich weiß noch, als er 1970 aus beruflichen Gründen in eine Gegend zog, wo sich Hase und Igel gute Nacht sagen, ein Fertighaus auf sein Grundstück pflanzte, und wenn es nicht umgekippt ist, noch heute darin lebt.
Pokal

In den Jahren 1962, 1963, 1964, 1968 und 1969 wurde Peter Brunotte insgesamt 5x Vereinsmeister. Ich hatte die Ehre, ihn mit einem Hattrick in den Jahren 1970-1972 abzulösen. Darum steht der Pokal für immer in meiner Vitrine. Darüber hinaus wurde Peter in den Jahren 1960, 1962 und 1963 dreimal Vereinsblitzmeister. Übrigens wurde der Pokal von Walter Frees gestiftet. Walter war ein Unikum. Am 28. August wäre er 100 Jahre alt geworden.

 

 

 

Aber auch auf Landesebene war Peter in jungen Jahren eine Größe. Das belegen die beiden Dokumente aus der damaligen Zeit:
Brunotte 1Brunotte 2

 

 

 

 

 

 

 

Meine Geburtstagsgrüße möchte ich mit einer Partie abschließen, mit der Peter 1969 zuletzt Vereinsmeister wurde. Es handelt sich um seinen Original-Kommentar aus unserem Vereinsrundschreiben, das damals „Schachkurier“ hieß:

Bauer, Achim – Brunotte, Peter [B07]
Vereinsmeisterschaft Schachfreunde Badenstedt, 1969
[Original-Kommentar: Peter Brunotte]

1.e4 d6 Idee dieser Eröffnung: Schwarz wartet ab, wie sich Weiß aufbaut und sucht dann Angriffspunkte. Achim Bauer spielt „immer“ 2.f4 (außer auf 1… e5). 2.f4 g6 3.Sf3 Lg7 4.Lc4 Sf6 5.d3 Sc6 6.a3 0-0 7.c3 Üblich ist ein weißer Aufbau mit e4, d4, f4, Sc3, Lc2 oder Ld3. Was Weiß hier spielt, ist sicher nicht gut: zunächst aggressiv f4 und Lc4 und dann unscheinbare Bauernzüge. Schwarz kann schon jetzt die Initiative ergreifen. 7…d5! 8.e5? Erforderlich war 8.exd5. 8…dxc4 9.exf6 Lxf6 10.d4! Nach 10.dxc4 Dxd1 11.Kxd1 Sa5 nebst Le6 verliert Weiß den Bauern c4. 10.d4 ist besser, weil der Mehrbauer von Schwarz noch nicht viel wert ist und Weiß ein starkes Zentrum hat. Aber der Bauer c4 beherrscht 2 Punkte im feindlichen Lager und das kann Schwarz ausnutzen. Weiß ist in der Eröffnung leichtsinnig gewesen und theoretisch vielleicht schon verloren. 10…Sa5 11.0-0 Sb3 12.Ta2 Auf diesem beschaulichen Platz bleibt der Turm bis zum 26. Zug. Schwarz gönnt ihm die Ruhe von Herzen.

Stellung nach 12.Ta1-a2
Stellung nach 12.Ta1-a2

12…c5 Das weiße Zentrum muss angegriffen werden. 13.dxc5 Dc7? Hier dachte Schwarz 40 Minuten lang nach und verzichtete dann auf Dxd1, weil man nicht tauschen soll, wenn man besser steht. Aber hier wäre der Damentausch besser gewesen, weil Weiß ohne Dame keine Chancen auf Königsangriff hätte und sich auf die Verteidigung beschränken müsste. 14.Le3 Td8 15.De2 Sxc5 16.Sbd2 16.Dxc4? Le6 und Weiß verliert die Qualität. 16…b5 17.Sd4 a6 Die 1. Phase um die Verwertung des schwarzen Vorteils ist abgeschlossen. Schwarz hat einen „gesunden“ Mehrbauern; Weiß hat seine Entwicklung vollendet, einen starken Springer auf d4 und versucht jetzt einen Königsangriff. Der Schlüsselzug, der von Weiß durchgesetzt werden muss, ist f5. 18.Df3 Weiß opfert ein Tempo, weil er die Felder h3 und h4 für den Angriff braucht. Ta1 war besser, weil der schwarze Läufer sowieso nach b7 muss. 18…Lb7 19.Dg4 Lxd4 Nach Ta1-e1 hat Weiß gefährlichen Angriff. Schwarz entschließt sich deshalb zum Abtausch, muss jetzt aber aufpassen, dass nicht ein Endspiel entsteht, in dem der Mehrbauer nichts mehr wert ist. 20.cxd4 Nach 20.Lxd4 Se6 21.Le3 dringt Schwarz mit Td3 in die weiße Stellung ein; aber cxd4 schafft eine Schwäche auf d4. 20…f5 Notwendig, um f5 von Weiß zu verhindern. 21.Dh4 Se6 22.Sf3 22.d5 nebst Ta1-e1 war eine andere beachtliche Möglichkeit, den Angriff fortzuführen. 22…Lxf3 Der Springer darf nicht nach e5 oder g5. Wenn Weiß Gelegenheit hätte, die schwachen schwarzen Felder auszunutzen, wären 19…Lxd4 und 20…f5 Fehler gewesen. 23.Txf3 Sxd4 24.Th3 h5 25.Dg5 Kf7 Ein kritischer Punkt. Reicht das Turmopfer 26.Txh5 zum Remis?

Stellung nach 25... Kg8-f7
Stellung nach 25… Kg8-f7

26.Ta1 Der Herr bequemt sich zu spät zum Kampfplatz. Jetzt kann Schwarz die Stellung festigen und die nächstbeste Gelegenheit zum Übergang ins Endspiel suchen. [26.Txh5 gxh5 27.Dxh5+ Ke6 28.Dg6+ Kd5 29.Lxd4 Kxd4? (29…Dxf4 Daher muss sich Schwarz statt Kxd4 mit der Qualität begnügen und steht dann trotz der gefährdeten Königsstellung auf Gewinn.) 30.Ta1 und Schwarz verliert 30…Kc5 31.b4+! Trotzdem hätte Schwarz das Turmopfer versuchen sollen, denn Schwarz war in Zeitnot und hätte vielleicht nicht die stärksten Züge gefunden.] 26…Se6 27.Dg3 Td3 28.Df3 Tad8 29.Te1 Sd4 30.Df2 Dd6 31.Lxd4? Beschleunigt das Ende erheblich. Weiß musste den Übergang ins Endspiel so lange wie möglich verhindern, denn mit 2 Bauern weniger hat er im Endspiel keine Chance. 31…Dxd4 32.Dxd4 T8xd4 33.The3 Txe3 34.Txe3 Txf4 Bauer Nr. 3 fällt. 35.Te5 Td4 36.Tc5 Td1+ 37.Kf2 Td2+ 38.Kf3 Txb2 Bauer Nr. 4 fällt. 39.Tc6 Tb3+ 0-1

7 Gedanken zu „Peter Brunotte wird 70“

  1. Hallo Gerd,
    erst heute habe ich deinen Geburtstagsglückwunsch entdeckt. Ich habe mich sehr darüber gefreut und bedanke mich herzlich. Ich bin noch nicht umgekippt und lebe weiterhin in meinem Fertighaus. Das verdanke ich meiner Frau, der es gelungen ist, meine Leidenschaft für das Schachspiel und die wilden Zeiten beim SF Badenstedt in geordnete Bahnen zu lenken , damit ich mich so nebenbei auch mal um Familie und Beruf kümmere. Zum SF Badenstedt gehört für mich auch mein Freund Wolfgang Rosin, der leider schon verstorben ist und zu dem ich den Kontakt verloren habe, nachdem ich mich entschlossen hatte, die Prioritäten in meinem Leben zu ändern und auf die Zockernächte nach den Vereinsabenden zu verzichten. Einen herzlichen Gruß auch von meiner Frau Iris , die als Akela Wölflinge (dabei auch der kleine Gerd) betreut hat und ebenfalls gerne an diese Zeit zurückdenkt.
    Herzliche Grüße an alle, die mich noch kennen
    Peter

    1. Ja Peter. Erst deine Frau, dann du. Was wäre aus mir geworden, wenn ich euch in jungen Jahren nicht begegnet wäre? In Ehrerbietung eurer Verdienste werde ich künftig alle 5 Jahre an dieser Stelle eine Laudatio abhalten.

      1. 5 Jahre sind vergangen. Wie versprochen gratuliere ich Dir hiermit zu Deinem 75. Geburtstag. Möge Dir – wie mir – weiterhin ein geiles Leben vergönnt sein.

    1. Danke Dennis. Da es mir nicht möglich ist, in eurem Blog einen Kommentar abzugeben, mache ich das an dieser Stelle:

      Das Juwel namens Peter Brunotte verbindet uns. Damit das so bleibt, sollten wir uns gegenseitig aufmuntern. Ausgenommen ist der 18. Januar 2015. Dann kennen wir kein Pardon!

  2. 70 + 10 = 80 Jahre!

    Im Blog der Schachfreunde Hannover geht (fast) nichts verloren. Am Montag wurde Peter Brunotte 80 Jahre alt. Herzlichen Glückwunsch nachträglich!

    Peter ist für mich das Synonym für die gute alte Schachzeit. Cheating war zu Zeiten der Schachfreunde Badenstedt ein unbekanntes Fremdwort, Deutsche Wertungs- bzw. Ingo-Zahlen spielten keine Rolle, und es war Ehrensache, an Vereinsmeisterschaften teilzunehmen. 1962, 1963, 1964, 1968 und 1969 wurde Peter Vereinsmeister, bevor es ihn in die Provinz (sorry: nach Hameln) zog. Das war vor rund 60 Jahren! Und er spielt noch immer auf hohem Niveau.

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