Der NDR ist happy. Hannovers Oberbürgermeister auch. Das 4. Klassik Open Air kann am 22. Juli wie gewohnt hinterm Rathaus stattfinden. Das Fassadengerüst wird als Kulisse genutzt. Derzeit wird die Natursteinbekleidung saniert. Das dauert länger als geplant. Es gab Überlegungen, das Gerüst abzubauen und nach der Veranstaltung wieder aufzubauen. Die Kosten wurden auf 500.000 EUR geschätzt. Mal abgesehen von den Kosten hätte ich mich als Gerüstbauer geweigert, diese destruktive Knochenarbeit auszuführen.
Nun gibt es eine Lösung, die „lediglich“ 100.000 EUR kosten soll. Eine aufwändige Lichtinstallation soll das Fassadengerüst aufhübschen. – Ich habe eine bessere Idee: Wir bekleiden das Gerüst mit einem Banner, das für unseren Schachverein im Besonderen und fürs Schachspiel im Allgemeinen wirbt. Während die Bildungsbürger mehr oder weniger gelangweilt im Maschpark campieren und auf Rigolettos Auftritt warten, dürfen sie mit ihrem Nachbarn die eine oder andere Schachpartie spielen. Für diesen Zweck werden an die Besucher Magnetschachspiele kostenlos verteilt. Schätzungsweise 500 Stück fänden reißenden Absatz. Die Gesamtkosten beliefen sich auf ca. 25.000 EUR; also ein Viertel des jetzt vorgesehenen Budgets.
Der Clou: Weniger Kosten, weniger Langeweile, mehr soziale Kontakte. Und jede Menge neue Mitglieder bei den Schachfreunden Hannover.
Rigoletto ist ein Hofnarr. Als solcher habe ich mich betätigt und das Gerüst schon mal mit unserem Werbebanner bekleidet. Ob ich Marlis Fertmann (Fernsehchefin des NDR in Niedersachsen) für meine Idee begeistern kann? „O wie so trügerisch sind Weiberherzen“ (La donna è mobile). Singen kann ich leider nicht.
Frohe Ostern!
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Ergänzung am 15. April 2017 (siehe Kommentar)
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Ergänzung am 16. Juli 2017 (siehe Kommentar)
„Was vorm Bahnhof recht ist, ist hinterm Rathaus billig“, ist eine bekannte Redensart, die in Hannover ihren Ursprung hat. Aktuell geht es um Werbung für eine gute Sache. Wer glaubt, Schachwerbung in diesem Stil sei Science Fiction, hat natürlich recht, gleichwohl sollten wir uns fragen, ob es sich für eine Kulturnation nicht anschickt, Schach und Oper auf Augenhöhe zu präsentieren.
Wenn notdürftig bekleidete, junge Frauen in bester Citylage unsere Sehnsucht nach frischem Meerwasser wecken dürfen, darf Schach im Kontext mit einem Hofnarren nicht tabu sein. – Marketing ist alles. Wie wär’s denn, wenn die beiden Schönheiten bei einer Schachpartie abgelichtet würden? An einem Pool versteht sich. Jede mit einem Negroni (Italienischer Cocktail) ausgestattet, der von einem rassigen Barkeeper serviert wird. Dezent ins Bild gesetzt wird ein Schild mit der Aufschrift: „Lounge der Schachfreunde Hannover“. Wir könnten uns vor neuen Mitgliedern nicht retten; insbesondere vor solchen im Ü60 Alter.
Tuff nicht taff
Heute meldet die HAZ, dass das Fassadengerüst noch bis 2019 stehen bleibt. Der Grund: es liegt am Tuffstein. Der ist poröser als der taffe Sandstein aus dem Deister. Nun bröckelt der Tuff vor allem deshalb, weil es in den Achtzigerjahren Behandlungsfehler gab. Die Oberfläche wurde imprägniert, ohne die Hinterläufigkeit durch Regenwasser ausreichend zu beachten. Nun wird die Oberfläche quasi von hinten gesprengt.
Für uns Schachspieler ist die längere Standzeit womöglich ein gute Nachricht. Da heuer nicht mit einer Realisierung meiner Idee zu rechnen ist, können wir für 2018 einen neuen Anlauf nehmen.
P.S. Wegen der beiden Schönheiten vorm Bahnhof muss übrigens niemand nach Hannover pilgern. In diesem Outfit wäre es hier derzeit nicht auszuhalten. Es ist saukalt. Meine Fotos stammen aus dem Jahr 2013.
Opernliebhaber mögen’s gern plüschig. Mit ein paar Kronleuchtern am Fassadengerüst lässt sich aus der Not eine Tugend machen. Derzeit wird hinterm alten Neuen Rathaus an der Lichtinstallation gewerkelt. Die Farben wechseln kunterbunt wie in einer Disco (siehe oben). Am kommenden Donnerstag findet die Generalprobe zu Rigoletto für das 4. NDR Klassik Open Air statt, das am Samstag, dem 22. Juli, folgt. – Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass ein Werbebanner unseres Schachvereins die bessere Lösung gewesen wäre.
Laut NDR befindet sich Hannover im Rigoletto-Fieber. Fieberwahn nicht ausgeschlossen! Die Schachfreunde Hannover beugen vor. Sozusagen als Ouvertüre holen sie sich nur 1 km Luftlinie entfernt ihre Absolution. Schließlich wollen wir in der neuen Saison kein Waterloo erleben. Die Schachregeln werden immer komplizierter. Mit wie viel Händen darf ich mein Spielgerät bedienen? Muss ich meinen Schiedsrichter fragen, wenn ich aufs Klo gehen will, obwohl ich nicht am Zug bin? Darf ich ungefragt aufs Klo gehen, wenn sich der Schiedsrichter dort selbst befindet? Fragen über Fragen. Eine andere Frage wurde gerade gelöst: Ein Staubsaugerbeutel vom Mond kostet 1,8 Mio. Dollar. Dafür wurde kollektiv an der Größe von Harnstoffbehältern in Dieselfahrzeugen gespart. Im Lister Bad sorgen Ratten für Ärger, während in List auf Sylt der Hafengeburtstag gefeiert wird. Apropos Meer. Imre Grimm, der Spaßmacher der HAZ, macht sich heute Gedanken über das Urlaubsziel Berge. Wir lernen: Je höher der Berg, desto flacher der Mann. Für Hannover gilt heute „Rigoletto statt Gruppetto“, und für Paris gilt morgen „Finisher on the Champs-Élysées“. – Wo ist mein Fieberthermometer?
Quinctilius, Bajazzo und Cavalleria rusticana
Für die Gefrusteten in Rhauderfehn (keine Bühne für Otto) haben wir Hannoveraner heute Abend eine Alternative zu bieten (siehe oben). Das Beste am Norden sind unsere Friesennerze. Das Fassadengerüst steht noch immer. Allerdings ist es um zwei Oktaven nach außen versetzt worden. Apropos Gerüst: neben dem alten Neuen Rathaus befindet sich das marode Gebäude der Bauverwaltung. Das ist seit über 5 Jahren eingerüstet. Ohne Bauarbeiten versteht sich. Anfang 2015 gab es darüber eine hitzige Diskussion in meiner Tageszeitung. Marc Hansmann (OB-Kandidat der SPD) hatte vernünftigerweise einen Neubau vorgeschlagen. Entrüstung bei der Opposition! Die Folge: das Gerüst steht und steht und steht und kostet und kostet und kostet.
P.S. Quinctilius ist keine Oper, sondern das Tief am Himmel als Kontrast zum italienischen Lotterleben.