Am 21. März 2023 ist unser langjähriges Mitglied und einer der besten niedersächsischen Schachspieler, FM Michael Geveke, nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von nur 59 Jahren verstorben. In den Jahren 1981 und 1982 wurde er Landesmeister in der A-Jugend, 1982 wurde er Deutscher Einzelmeister der A-Jugend. In der Saison 90/91 und 91/92 spielte er für den Bielefelder SK in der 1. Schachbundesliga.
Michael wurde 1980 Mitglied bei den Schachfreunden, war zwischenzeitlich 2. Vorsitzender und blieb uns bis zum Jahr 2019 treu. Sein letztes Ligaspiel absolvierte er in der Saison 2006/2007. Danach widmete sich Michael seinen anderen Interessen: dem Reisen. Eine Expeditionskreuzfahrt in die Antarktis, Flora und Fauna im Pantanal in Brasilien, Orcas und Eisbären in Alaska und Löwen in Afrika sind hier nur ein Auszug. Er hatte viel Freude daran Tiere in freier Wildbahn zu sehen und zu fotografieren. Seine Leidenschaft im Fußball galt Bayern München, aber auch für Hannover 96 hatte er Sympathien.
Seiner Reiselust fröhnte er auch schon als aktiver Schachspieler. Er nahm mehrfach am Wein-Open im Medoc in Naujac sur Mer teil, in St. Vincent im Aosta-Tal landete er vor einem gewissen Magnus Carlsen.
Während der Zeit bei der Sportförderkompanie der Bundeswehr lernte er den späteren Großmeister Gerald Hertneck kennen. Gerald erinnerte sich wie folgt an Michael:
„Ich war 1984/85 mit Michael Geveke auf der Bundeswehrsportschule in der Schachgruppe. Ich erinnere mich, dass er für die Bundeswehr viel zu lange Haare hatte, und das war natürlich auch Anlass zu einigen Späßchen. Was aber wichtiger ist: er hat damals schon Französisch gespielt, und Michael und unser Trainer Reefschläger waren letztlich die Auslöser dafür, dass ich zum Französisch Spezialisten wurde.“
Michaels Schwarzsieg mit Französisch vom Queenstown Open 2006 gegen Ian Rogers könnt Ihr hier nachspielen. Die Schlußstellung:
Michael wird uns als liebenswürdiger und sympathischer Mensch in Erinnerung bleiben.
Ich möchte mich bei seinen Freunden Tom und Bernd, bei Gerhard und Gerald für die beigesteuerten Gedanken bedanken.
Unser Blog ist ein Beleg dafür, dass es nach dem Tod weitergeht. Nicht auf die Weise, wie uns Religionen glauben lassen wollen, sondern wie wir uns zu Lebzeiten verhalten. Die Schachfreunde Hannover sind tot und haben dennoch eine Stimme. Michael Geveke ist tot und lebt in den Herzen seiner Freunde weiter. Täglich sterben rund 160.000 Menschen auf der Welt. Das kann und darf uns nicht berühren. In dem Moment, wo das eigene Leben mit dem des Verstorbenen verknüpft war, sieht das anders aus.
Michael starb am 21. März. An den beiden Folgetagen war ich in Passau. Nach meiner Ankunft ging ich direkt zum berühmten Dreiflüsseeck. Donau, Inn und Ilz machen von dort aus gemeinsame Sache auf dem langen Weg ins Schwarze Meer. Als ich ankam, setzte sich ein Mann auf den Poller und blickte symbolhaft auf die Kraft der Natur: „Panta Rhei!“ (Alles fließt)
Sehr traurig. Ich erinnere mich gut an Michael aus meiner Zeit in Hannover. Ein feiner Kerl und guter Schachspieler. Er möge in Frieden ruhen.
Ja, er war wirklich ein feiner Kerl. Die Jüngeren unter euch werden Michael vermutlich nicht am Schachbrett gesehen haben. Deshalb zeige ich euch zwei Fotos von ihm, die ich am 1. Mai 2015 machen durfte. Er wartete an einer Haltestelle in der Limmerstraße auf die Stadtbahn. In einer Nebenstraße hat er die meiste Zeit seines Lebens gewohnt. Foto 1 – Foto 2
Mit großer Bestürzung habe ich die Nachricht vom Tode Michael Gevekes aufgenommen. Er war ja fast genau so alt wie ich, daher traf ich ihn seit meiner Jugend oft auf Turnieren, in Mannschaftskämpfen war er häufig der Spitzenspieler des gegnerischen Teams.
Er hatte ein freundliches und angenehmes Wesen und war in der Analyse stets objektiv. In Hameln und Göttingen wird man sein Andenken immer in Ehren halten, Ruhe in Frieden, Michael,
Lothar Karwatt
Das ist eine weitere traurige Nachricht, vom viel zu frühen Ableben Michael Gevekes, eines Schachfreundes meiner Generation und jahrzehntelangen Weggefährten, zu erfahren.
1981 war ich Teilnehmer des Jugendmeisterturniers der LEM in Osnabrück, bei der Michaels Aufstieg begann. Wir staunten über seinen Sieg bei der Deutschen A-Jugend-Meisterschaft 1982 vor den hochgewetteten Mainka-Brüdern, und später bekam ich in etlichen hart umkämpften Turnierpartien seine enorme Spielstärke zu spüren, die ihn in den 80er und 90er Jahren zu einem der stärksten Meisterspieler in Niedersachsen machte.
Irgendwann anfang der 2000er hatte Michael wohl seinen Rückzug vom Turnierschach beschlossen, um sich anderem zu widmen. 2003 konnte ich in der Oberliga nach 60 Zügen harter Verteidigung ein Remis gegen ihn erkämpfen und war sehr berührt, als er am Ende der Analyse sagte: „Schön, daß wir noch einmal gespielt haben.“
In der Analyse war er immer sehr objektiv, fair und realistisch – keinesfalls selbstverständlich für einen Spieler dieser Stärke.
Mach es gut, Michael – wir wollen dich stets in Erinnerung behalten.
Ein Blick zurück zeigt, dass Michael im Jahr 1982 besonders erfolgreich war. Er holte folgende Titel:
• 1x Deutscher Meister
• 2x Niedersachsenmeister
• 1x Bezirksmeister
Deutscher Meister und einmal Niedersachsenmeister wurde Michael in der A-Jugend. Die zweite Niedersachsenmeisterschaft holte er sich mit der 4er Mannschaft im Blitzen (vor dem HSK). Bei den „Erwachsenen“ versteht sich. Dazu gehörten Joachim Cablitz, Peter Panzer und ich. Bezirksmeister wurde Michael ebenfalls bei den „Erwachsenen“ im Oktober 1982 einen Monat nach seinem Sieg bei der Deutschen Jugendmeisterschaft in Dortmund. Am Rande sei erwähnt, dass die Bezirksmeisterschaft 1982 von den Schachfreunden Hannover dominiert wurde. Fünf der ersten sechs Plätze im Meisterturnier gingen an unseren Verein. Lediglich Ulrich Ahlvers (PSC) schob sich als Dritter dazwischen.
Wer wissen möchte, wie Michael Geveke zur damaligen Zeit aussah, guckt Limburger Reminiszenzen.
Heute Nachmittag wurde Michael im Ruheforst Deister beigesetzt. Morgen erfahrt ihr mehr. Ich muss das erstmal sacken lassen.
Nehmt keine Blumen mit, wenn ihr zu einer Waldbestattung geht. Die dürfen dort nicht abgelegt werden. Inken hatte es gut gemeint. Die weißen Tulpen blieben in ihren Händen. Weitere Schachspieler*innen befanden sich nicht unter den rund 40 Trauergästen. Wobei das Wort „Trauer“ eigentlich fehl am Platze ist. Es war Michaels ausdrücklicher Wunsch, dass wir fröhlich seiner gedenken. Dazu gab es die passende Musik: Jazz. Wenn ich mich nicht irre einen Klassiker von Satchmo.
Frank, Michaels Halbbruder, hielt eine ausgezeichnete Rede. Er berichtete aus Michaels Leben, das nicht ohne Hürden war. Michael hat diese klaglos gemeistert. Dabei halfen ihm seine Empathie, seine Zielstrebigkeit und sein Gerechtigkeitssinn. Michael hatte Biologie studiert. Er liebte die Natur und kannte sich darin hervorragend aus. Den Lebensunterhalt kann man damit allerdings nur in Ausnahmefällen bestreiten. Dank einer zusätzlichen Ausbildung wurde Michael Spezialist für Abwassertechnik. Die Stadt Wunstorf wurde sein Arbeitgeber. Dienstreisen mit dem Boot auf die Insel Wilhelmstein im Steinhuder Meer gehörten zu seinen Aufgaben. Die dortige Kläranlage musste er hin und wieder in Augenschein nehmen. Zwei von Michaels ehemaligen Kollegen kamen anschließend zu Wort. Sie waren voll des Lobes über sein Fachwissen, sein Engagement, seine Kollegialität sowie über seine Feier- und Streitlust, die immer zu einem guten Ende führten.
Ich wusste zwar, dass Michael ein Faible für Fernreisen hatte, das Ausmaß war mir jedoch nicht bekannt. Frank berichtete von rund 40 Reisen rund um die Welt in den vergangenen 20 Jahren. Dabei war Michael auf sämtlichen Kontinenten – auch in der Antarktis –, hat alle Ozeane durchgequert, ist auf dem Mississippi und dem Nil geschippert und hat die Berggorillas in Angola besucht. Wow! Das war für ihn allemal besser, als über seine schrumpfende DWZ zu hadern. Über seine Reisen hat Michael Fotobücher gefertigt. Frank zitierte aus einem. Darin befand sich Michaels Leitspruch, der von einem amerikanischen Schriftsteller stammt: „Es kommt nicht darauf an, wie viele Atemzüge wir im Leben machen, sondern wie intensiv diese sind.“
Michael wusste, dass er stirbt. Es ging plötzlich ganz schnell. Sein Bruder möge sich keine Gedanken machen, es sei alles geregelt. Michael hinterlässt keine Kinder. Das macht den Abschied leichter. Natürlich ist es „scheiße“, vor dem Eintritt ins Rentenalter zu sterben, aber Michael hat aus der ihm zur Verfügung stehenden Zeit das Beste gemacht. Andere werden 100 Jahre alt und haben vom wahren Leben nichts mitbekommen.
Michael war nicht religiös. Das tat der Veranstaltung gut. Es fiel kein Wort über Himmel und Hölle. Wer mag schon Beerdigungen? Ich jedenfalls nicht. Diese war anders. Eine Waldbestattung widersetzt sich der Konvention. Zwar gibt es einen zentralen Platz des Gedenkens, aber danach geht es mehrere hundert Meter hinauf in den Wald. Michael ist jetzt dort, wo er am liebsten war: in der Natur.
Lieber Gerhard, vielen Dank für diese Einblicke…
Es gibt Neuigkeiten, die will man gar nicht gefunden haben!
Mit etwas Verspätung mein Beileid an die Angehörigen und natürlich die Schachszene Hannover, die eine sehr freundliche Figur gehen lassen musste.
Wer seine Träume lebt, hat gut gelebt!
Darin – wie in vielem Anderen – war Michael ein Vorbild.
Mit tiefer Anteilnahme lese ich nunmehr von dem vor knapp 2 Monaten sich ereignetem Tod von Michael. Michael war jünger als ich und ist doch bereits gegangen. Ein sehr feiner und klar denkender Mensch fehlt und ist selbstredend viel zu früh gestorben.
Meine Erinnerungen führen mich ins 1978, wo es eine Bar namens ‚Milchbar Aselmann‘ in Wunstorf, auch sein späterer Arbeitgeber, gab. Die sich direkt gegenüber Michael’s Hölty-Gymnasium befand. Es gab dort einen Billiardtisch, eine kleine Halbtreppe hinauf auf eine kleine gemütliche Sitzebene. Und eben viele Milchshakes vom Barbetreiber an seiner Theke.
UND: es gab im Winkel von Billiardtisch, Fenster und eben der Halbtreppe eine Tischgruppe mit 2 Tischen und 4 Stühlen. Und wessen Stammcafe/Bar war das? Dem leider auch bereits verstorbenen Robert Neuhoff seine … Robert initiierte im oben skizzierten Jahr mit dem Aselmann ein kleines Schachturnier im Café dort. Es gab 2 Gruppen mit ca. 10 Spielern. Ich nahm nur zufällig dran teil, weil mein Freund Karl-Heinz Sommerfeld mich mitnahm -, wenn auch ungern. Kurzum: Kalle siegte damals in der B-Gruppe (Anfänger) und ich nur knapp in der A-Gruppe. Es gab Schachbücher als Siegpreis. Interessant sind jedoch die jeweils 2. Plätze: Peter Panzer in A und Michael Geweke in B.
Hier begann die Schachkarriere von Michael als auch von Peter. Beide spielten dann, eher trainierten dann abendelang mit Robert in dieser besagten Milchbar Aselmann.
Unvergessen bleibt mir auch ein Ausflug mit Michael und Willi Kwiotek nach Hiddensee (mit Besuch des Gerhart Hauptmann Hauses) in einem Kleinboot i.R. des großen Schachturnieres 1993 in Binz auf Rügen.
Schon damals wirkte Michael unternehmungsfreudig und der Welt zugewandt. – – –
Er fehlt.
Heute wäre Michael 60 Jahre alt geworden. Unsere gemeinsame Zeit liegt zwar länger zurück, aber die Gedanken daran sind so belebend wie ein frisch gezapftes Bier. „Weißt du noch? Weißt du noch? Als wir…“ (Klaus Hoffmann/Das alte Lied). Ich schnappe mir jetzt ein kühles Dosenbier und trinke auf das endliche Leben!
Ein Jahr danach
Heute vor einem Jahr starb Michael Geveke. Hat er etwas verpasst? Nicht wirklich. Die Welt ist rauer geworden. Dennoch möchte ich nicht mit Michael tauschen. Noch nicht. Das Leben ist schön – so lange uns der Mut nicht verlässt.