Um 16:30 Uhr war der Sieg perfekt

Die Nachricht über unseren grandiosen Sieg in Wolfsburg hat sich bereits wie ein Lauffeuer verbreitet. Bevor ich darauf zu sprechen komme, möchte ich den Hamelnern zu ihrem 1. Sieg gratulieren und die Salzgitteraner trösten. Nur Gerhard Kaiser bereitet mir Sorgen. In Bergen war er unbesiegbar, in der Landesliga macht er derzeit den Yannick des Vorjahrs.

Aus Krankheitsgründen musste die 1. Mannschaft im letzten Moment umgebaut werden. Dass unser Kapitän nicht zur Verfügung stand, war länger bekannt. Von der Krankheit eines  Wolfsburgers konnten wir indes profitieren. Arthur gewann am 2. Brett kampflos. Das war der Auftakt zu einem ungemein spannenden Mannschaftskampf, der folgendermaßen ablief:

SC Wolfsburg – SF Hannover / Landesliga Süd am 16.11.2014

0-1 Brett 2 Dr. Joachim Schmidt-Brauns -+ Arthur Kölle

Solch einen Punkt nimmt man gern mit, wobei Arthur lieber gespielt hätte. Er fühlte sich stark!

0,5 – 1,5 Brett 5 Gerhard Streich ½ Dieter Jentsch

Dieter Jentsch ist auf der Höhe
Dieter Jentsch ist auf der Höhe

Nach 13 Zügen bot mir Dieter Remis an. Da ich den Eindruck hatte, dass dies eine freundschaftliche Geste nach unseren gemeinsamen Erlebnissen in Bergen sei, nahm ich das Remisangebot an. Glücklich war ich nicht darüber, zumal mir die Stellung gefiel. Die Partie endete dort, wo auch die Eröffnungstheorie zu Ende ist.

 

1,5 – 1,5 Brett 1 Thomas Kaimer 0-1 Dr. Thomas Hänsel

Toms Springeropfer auf f7 war anscheinend zu optimistisch, wobei ich das spontan auch gewagt hätte. Nach einigem Geplänkel und weiteren Figurenopfern konnte Schwarz seinen Materialvorteil ummünzen.

2,5 – 1,5 Brett 7 Olaf Bergmeier 0-1 Wladimir Degen

Nach wissenschaftlicher Auswertung seiner Partie spricht Olaf von Schachblindheit à la Carlsen und Anand. Soll heißen: Olaf konnte gewinnen. Einzelheiten werden nachgereicht.

2,5 – 2,5 Brett 3 Bernd Fritze 1-0 Steffen Urban

Bernd stand meines Erachtens gut, aber sein Damengewinn für einen Turm war wohl eher der Unaufmerksamkeit seines Gegners geschuldet. Der Sieg war wenig später besiegelt.

3,0 – 3,0 Brett 8 Dr. Gerd Rapin ½ Fredrik Polenz

Die Partie hatten wir schon früh auf der Habenseite gebucht. Auf dem Königsflügel gab es eine Bauernstruktur, die sich neutralisierte, auf dem Damenflügel hatte Fredrik das Sagen. Seine Schwerfiguren drückten auf die weißen Bauern, die sein Gegner mühsam verteidigen musste. Fredrik konnte seine Stellung ständig verbessern und einen Bauern gewinnen. Da sich sein Gegner geschickt verteidigte, war der Gewinnweg nicht so einfach. Den fanden wir erst im Nachhinein bei der Analyse. Die Partie endete remis, was einer kleinen Ernüchterung gleichkam.

3,0 – 4,0 Brett 6 Arnold Loewner 0-1 Dr. Martin Ploog

Ein großmeisterlicher Sieg! Im Mittelspiel hatte Martin einen Bauern erobert. Genauer gesagt, war es nur ein halber, weil Doppelbauer. Erst wurden sämtliche Schwerfiguren getauscht, dann sämtliche Leichtfiguren bis auf einen Springer der weißen Partei und einen Läufer der schwarzen Partei. Auf dem Königsflügel standen sich 3 weiße und 4 schwarze Bauern gegenüber, auf dem Damenflügel war das Verhältnis 2:2. Die klassische Frage in Endspielen, ob der Läufer einem Springer überlegen sei, konnte Martin eindrucksvoll beantworten. Sein minimaler Vorteil wuchs von Mal zu Mal, und so mündete die Partie in einem reinen Bauernendspiel, das für Martin leicht gewonnen war. Aber der Weg dorthin war eine eindrucksvolle Demonstration seiner Spielstärke.

Ein Unentschieden im Mannschaftskampf hatten wir jetzt in der Tasche. Aber wir wollten mehr. Die ganze Verantwortung lag nun allein bei Dennie. Und der hatte eine verdammt komplizierte Stellung.

3,5 – 4,5 Brett 4 Marcel Keßler ½ Dennie Ackermann

Das Mittelspiel war ein Spektakel mit Fesselungen und Gegenfesselungen. Beide Könige standen exponiert. Wer auf Gewinn stand, war schwer auszumachen. Mir gefiel Dennies Stellung besser, und ich glaubte als Kiebitz, dass er gewinnen konnte. Als sich der Pulverdampf verzogen hatte, waren Dennie zwei Läufer gegen zwei Türme verblieben. Dennie hatte jedoch zwei Trümpfe in der Hand: Ein Freibauern-Paar im Zentrum und die Fesselung eines Turms. Das war die Ausgangsstellung für weitere 90 Minuten, die mit der quälenden Frage verbunden waren: Kann Dennie eine Niederlage abwenden? Dennie kämpfte bravourös und erreichte am Ende mit einem Läufer und dem b-Bauern gegen einen Turm eine Stellung, die Weiß nicht gewinnen konnte. 16:30 Uhr. Remis! – Ob in dieser Partie alles mit „rechten Dingen“ zuging, darf bezweifelt werden. Ich hoffe, dass wir von Dennie noch eine Auswertung bekommen.

Unser Sieg in Wolfsburg war zwar knapp, aber mit dem Adjektiv „glücklich“ würde ich ihn nicht bezeichnen, dafür haben wir mindestens in zwei Partien (Olaf+Fredrik) etwas liegen lassen. Nach zwei Siegen in der Landesliga sieht die Welt für uns rosiger aus. Gleichwohl liegt alles dicht beieinander. Die Saison 2014/15 verspricht weiterhin viel Spannung.

4 Gedanken zu „Um 16:30 Uhr war der Sieg perfekt“

    1. Soll heißen: Alles war legal und fair, aber mir drängt sich der Verdacht auf, dass wechselseitig ein anderer Partieausgang versäumt wurde.

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