Was ihr schon immer über Ricklingen wissen wolltet, aber bisher nicht zu fragen wagtet, hat nun ein Ende. Das Stadtteilzentrum Ricklingen hat gemeinsam mit dem Historischen Museum ein Projekt verwirklicht, das die persönlichen Sichtweisen einiger Stadtteilbewohner in Form von Zeichnungen und Fotos widerspiegelt. Morgen findet die Ausstellungseröffnung um 17:00 Uhr neben dem Stadtteilzentrum statt. Wer will, kann sich die Einladung auf Hannover.de anschauen und natürlich vor Ort dabei sein.
Da ich eine persönliche Einladung erhalten habe, werde ich an der Eröffnung teilnehmen. Einige von euch wissen, dass ich beim Projekt „Was ist Linden?“ mitgemacht hatte. Im vergangenen Jahr wurden die Arbeiten im „Von-Alten-Garten“ ausgestellt. Mein Thema waren meine regelmäßigen Besuche bei einem Kartoffelhändler auf dem Lindener Markt. Dazu gab es Fotos und eine Geschichte. Wenn ich das richtig sehe, wird diesmal auf Worte verzichtet.
Ein Blog lebt von Worten. Gleichwohl verzichte ich vorerst darauf, meinen Blick auf Ricklingen und – womöglich – dessen Schachklub in selbige zu fassen. „Erblicken Sie Ricklingen in einer großen Open-Air-Ausstellung mit ganz neuen Augen!“, lautet der Aufruf der Veranstalter. Da will ich nicht vorgreifen. Für alle, die nicht wissen, dass die Sonne im Winter in den Ricklinger Kiesteichen versinkt, habe ich indes dieses Foto herausgesucht. – Im Sommer geht die Sonne aus gutem Grund am Ende der Limmerstraße unter.
Die Eröffnungsfeier war gelungen. Bis Ende September könnt ihr euch die Exponate entlang des Freizeitheims angucken. Ich sehe Ricklingen tatsächlich mit ganz neuen Augen, nachdem ich das Kleingedruckte gelesen habe. Der 9. Stadtbezirk Hannover besteht halt nicht nur aus Ricklingen und Oberricklingen, sondern auch aus den Stadtteilen Wettbergen, Mühlenberg und Bornum. Ob die Bewohner der letztgenannten Stadtteile wie weiland Kennedy mit Stolz sagen: „Ich bin ein Ricklinger!“, wage ich zu bezweifeln. Identität hat etwas mit Tradition zu tun. Die Ricklinger Schützengesellschaft kann z.B. auf 170 Jahre Vereinsgeschichte zurückblicken. Gestern war sie selbstredend beim Schützenausmarsch in Hannovers City dabei.
Der Schachklub Ricklingen existiert seit 1946. Wenn ich richtig gerechnet habe, sind das 77 Jahre. Wie sieht die Zukunft aus? Die Frage hatte man sich bereits bei der 1. Ausgabe der Schachlupe im Jahr 1982 gestellt (siehe Archiv). Die Jahreshauptversammlung musste wegen Übermüdung geschlossen werden. Ergebnis: Mit uns geht’s voran, bloß wohin?
Dass der Weg der Schachfreunde Mühlenberg beendet ist, ist wahrscheinlich, denn deren DWZ-Liste wurde gelöscht. Mit dem Schicksal sind sie nicht allein.
Am Rande der Eröffnungsfeier traf ich Jan Pubantz. Wir sprachen eine Weile miteinander. Jan hatte zuvor die Jugend des SK Ricklingen trainiert. Nach eigenem Bekunden ist Jan mittlerweile 18 Jahre alt und damit kein Jugendlicher mehr. Er freut sich darauf, mit dem HSK in der nächsten Saison in der Schachbundesliga zu spielen. Als Jan sechs Jahre jünger war, spielte er in der Verbandsliga Süd gegen die 2. Mannschaft der ruhmreichen Schachfreunde Hannover. Sein Gegner war Ulrich Wolf. Über den Wettkampf hatte ich am 23. März 2017 unter dem Titel Stippvisite bei der Zweiten berichtet. Auf dem 5. von 6 Fotos seht ihr den Wettkampf zwischen Ulrich und Jan. Jan war damals noch ein Dreikäsehoch. Dieses Wort verwende ich absichtlich, weil es 2007 zum drittschönsten bedrohten Wort der Deutschen Sprache gewählt wurde. Rhabarbermarmelade gehört übrigens auch zu den bedrohten Wörtern. Zu Recht, denn schon als Kind mochte ich keinen Rhabarber. – Mittlerweile ist Jan mindestens ein Zehnkäsehoch mit dem Traum, einmal Schachgroßmeister zu werden. Das Ziel möge er sich bewahren. Ich wünsche ihm dabei viel Erfolg. Ob seine Wurzeln dann mit Wettbergen, Ricklingen oder Hannover angegeben werden, spielt keine Rolle.
Apropos Wurzeln. Heute Morgen habe ich mir die Exponate noch einmal in aller Ruhe angesehen. Werden diese dem Anspruch gerecht, Hannovers 9. Stadtbezirk auf den Nenner „mein Ricklingen“ zu bringen? Als Bornumer würde ich mich schwertun. Politische und emotionale Grenzen sind zwei Paar Schuhe. Nichtsdestotrotz gefällt mir die Idee. Die Teilnehmer*innen waren kreativ. Interessant wäre der Widerhall aus der Bevölkerung bzw. von denen, die als Ricklinger kategorisiert werden. Parallel zu dieser Aktion gab es eine nicht repräsentative Umfrage unter den Ricklinger*innen, ob sie sich in ihrem Stadtbezirk wohlfühlen. Wenn ich die Zahl richtig im Kopf habe, würden 30 % am liebsten wegziehen. Auch das ist Ricklingen.
Frage 1: Vielleicht weil sie froh sind, überhaupt eine Bleibe gefunden zu haben (z.B. in Mühlenberg) und sich teure Mieten nicht leisten können.
Frage 2: Vielleicht eine Idylle wie im Edelhof.
Die HAZ hat heute eine interessante Statistik veröffentlicht. Dabei geht es um die jeweilige Anzahl von Autos in den Stadtteilen Hannovers. Für den 9. Stadtbezirk habe ich die Zahlen zusammengestellt. Die beziehen sich auf den Autoanteil je 1.000 Einwohner. Die Zahlen in Klammern sind anteilig SUV oder Geländewagen.
1. Bornum 521 (50)
2. Wettbergen 462 (77)
3. Oberricklingen 375 (47)
4. Ricklingen 302 (35)
5. Mühlenberg 270 (37)
Das ist Ricklingen einmal anders betrachtet. Die Zahlen überraschen nicht, wenn man die Stadtteile näher kennt. Was machen Menschen mit ihren Kraftwagen, wenn sie nicht damit fahren? Sie stellen die Dinger an den Straßenrand oder in eine spießige Garage. Ansehnlicher werden unsere Städte so oder so nicht, wie dieses Beispiel aus Ricklingen zeigt. Ödnis auf 700 m² für 22 PKW.
Fangfrage!
Gestern war ich in Demmin (Meck Pomm). Dort habe ich zufällig eine Garagenanlage entdeckt. Die verkörpert den morbiden Charme des Sozialismus. Welche Anlage gefällt euch besser? Die aus der Ära West (Beispiel Ricklingen) oder die aus der Ära Ost (Beispiel Demmin)?
Schachspieler geben ungern etwas von sich preis. Deshalb habe ich keine Antwort auf meine Fangfrage erwartet. Zeitgemäß wäre diese gewesen: „Isch habe gar kein Auto!“ (Werbespot vor 30 Jahren).
In diesem Blog seid ihr immer up to date. In Sachen „Was ist Ricklingen?“ hat jetzt auch die HAZ nachgezogen. Im heutigen Stadt-Anzeiger West gibt es einen gelungenen Artikel über das Kunstprojekt.
Ich habe nur Erfahrung mit Sixtus. Damit habe ich mir früher vor Radrennen die Beine eingerieben. Der Geruch war unwiderstehlich. Bei Siegerehrungen lagen mir die Frauen stets zu Füßen. Nichtsdestotrotz habe ich Erich Sixt angerufen. Der hat mir folgenden Werbespruch empfohlen:
Auf dicke Hose machen, aber kein Geld für eine vernünftige Garage!
Apropos Autos. Die HAZ berichtet aktuell über Hannovers lauteste Straßen unter dem Titel „Wenn Lärm krank macht“. Besonders laut: Die Friedrich-Ebert-Straße in Ricklingen. Dort werden nachts mehr als 65 Dezibel erreicht. Warum erzähle ich das? Weil Horst-Peter dort in den Siebzigerjahren gewohnt hat. In seiner Wohnung haben wir uns manches Blitzduell geliefert. Was mich betrifft, sind die Spätfolgen unverkennbar; z.B. in Form dieses Kommentars. „Quod erat demonstrandum“, würde der Neufundländer sagen.
Ich bin euch noch eine Erklärung schuldig. Warum steht in meinem Kommentar Neufundländer statt Lateiner? Ein möglicher Grund: Bernhardiner können nicht sprechen! Über sprechende Hunde hatte ich kürzlich eine Korrespondenz mit dem HAZ-Redakteur Simon Benne. Er hatte in der Lüttjen Lage die skurrile Geschichte erzählt, dass es laut Gottfried Wilhelm Leibniz in Zeitz einen sprechenden Hund gegeben haben soll. Zufällig war ich wenige Tage später in Zeitz. Das liegt im südlichen Zipfel von Sachsen-Anhalt. Dort habe ich tatsächlich einen sprechenden Hund angetroffen. Es handelte sich um einen Weimeraner. Wortwörtlich führten wir folgendes Gespräch:
Ich: „Magst du Hundekuchen?“
Hund: „Alles geben die Götter, die unendlichen, Ihren Lieblingen ganz.“
Ich: „Wow! Goethe!“
Hund: „Fack ju!“
Ich: „Kennst du auch Leibniz?“
Hund: „Kekse! Kekse!“
Simon Benne antwortete mir schlagfertig: „Hunde, wollt ihr ewig reden!“
Ein anderer Grund: Es gibt 500.000 Neufundländer, die auf einer Insel leben, die so groß ist wie Ungarn und Thüringen zusammen. Über die spricht normalerweise kein Mensch. Dagegen wollte ich ein Zeichen setzen.
Der wahre Grund: Gerhard blödelt gern. Womöglich handelt es sich um Spätfolgen meines wiederholten Aufenthalts in der Friedrich-Ebert-Straße. Wenn man auf kongeniale Kolleginnen trifft, kann das einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Ich hatte euch erzählt, dass mir meine Kolleginnen und Kollegen zum Renteneintritt ein liebevoll gestaltetes Buch geschenkt haben. Darin sind 30 Statements über mich von Wegbegleitern meiner letzten 10 Berufsjahre enthalten. Den Neufundländer hat Claudia in ihrem Langzeitgedächtnis gespeichert.
99,9 Prozent
Wenn von 99,9 % die Rede ist, wissen wir, dass die Zahl zu 99,9 % nicht ernst gemeint ist, sondern eine hohe Wahrscheinlichkeit ausdrücken soll. Ausnahme: das Liga-Orakel. Zu 99,9 % wird der SK Ricklingen aus der Oberliga Nord-West absteigen, orakelt das Orakel. Die Zahl gilt bis Sonntagnachmittag, wenn das Match gegen den SV Hellern beendet sein wird. 0,1 % Nichtabstieg ist mindestens so viel wert, wie der sprichwörtliche Strohhalm, an den man sich klammern kann. Auf den können die beiden ersten Mannschaften des HSK Lister Turm nicht mehr hoffen. Zu 100 % ist deren Abstieg wahrscheinlich. Das hängt auch mit der Neuordnung der 2. Bundesliga zusammen. Selbst wenn die zweite Mannschaft den Klassenerhalt sportlich schafft – was nicht ausgeschlossen ist –, wird sie in der kommenden Saison eine Klasse tiefer spielen müssen. Es sei denn, die 1. Mannschaft hält sich in der Bundesliga. Das Orakel sagt: Nein.
Stochastik für Fortgeschrittene
Guckst du Prof. Norbert Henze (ehemals SV Linden) vor 10 Jahren. – Mit Mathematik allein lässt sich die Wahrscheinlichkeit nicht berechnen. Beim derzeitigen Tabellenstand des Hamburger SK ist zu beachten, dass der Bundesliga-Dino bereits gegen die Vereine gespielt hat, die auf den ersten 6 Plätzen liegen. Darüber hinaus ist es den Hamburgern gelungen, dem Seriensieger OSG Baden-Baden ein Remis abzuknöpfen. Sonntagabend kann die Tabellenwelt und damit die Abstiegswahrscheinlichkeit anders aussehen, wenn die Mannschaftskämpfe des Hamburger SK gegen Dresden (heute) und HSK Lister Turm (morgen) beendet sind.
Maximal beschissen
Mal ganz deutlich nach eigenen Worten und auf T-Online verbreitet ist das die sportliche Bilanz eines Ricklingers. Es geht nicht – was naheliegend wäre – um die 1. Mannschaft des SK Ricklingen, sondern um einen Kicker, dessen Jahresgehalt rund 6 Mio. Euro beträgt. Für diesen Hungerlohn kann er sich maximal eine an die Wand geklebte Banane leisten. Kein Wunder, dass er sich beschissen fühlt. Wer? Niclas Füllkrug. Eigentlich ist er ein netter Kerl. Lindener würden ihn als Butjer bezeichnen. Das Problem? London ist nicht Ricklingen. Und Geld allein macht nicht glücklich. Wenn das keine zentrale Weihnachtsbotschaft ist!?